Deutsche Übersetzung:
56. Nicht durch Yoga, nicht durch Sankhya, nicht durch Rituale, nicht durch Gelehrtheit wird man erlöst/ befreit, sondern nur durch das Erkenntnis der Einheit von brahman und atman.
Sanskrit Text:
na yogena na sāṅkhyena karmaṇā no na vidyayā |
brahmātmaikatva-bodhena mokṣaḥ sidhyati nānyathā || 56 ||
न योगेन न सांख्येन कर्मणा नो न विद्यया |
ब्रह्मात्मैकत्वबोधेन मोक्षः सिध्यति नान्यथा || ५६ ||
na yogena na sankhyena karmana no na vidyaya |
brahmatmaikatva-bodhena mokshah sidhyati nanyatha || 56 ||
Wort-für-Wort-Übersetzung:
- na : nicht (Na)
- yogena : durch Yoga
- na : nicht
- sāṅkhyena : durch (die Philosophie des) Sankhya
- karmaṇā : durch Opferrituale („Handlung“, Karman)
- no : auch nicht (No)
- na : nicht
- vidyayā : durch Wissenschaft (Vidya)
- brahmātmaikatva-bodhena : durch die Erkenntnis (Bodha) der Einheit (Ekatva) des Selbst (Atman) und des Absoluten (Brahman)
- mokṣaḥ : Befreiung, Erlösung (Moksha)
- sidhyati : gelingt (sidh)
- na : nicht
- anyathā : auf andere Weise (Anyatha) || 56 ||
Kommentar
Das ist eine großartige Aussage. Es ist wichtig, das zu verstehen.
Nicht die Praktiken selbst führen dich zur Befreiung. Erwarte nicht, dass du nur durch ausreichende Yoga-Praxis und Meditation Samadhi und Erleuchtung erlangst. Es wichtig die Praktiken zu üben, aber die Erkenntnis des Selbst ist das, was notwendig ist.
Die Praxis des Yoga und von Meditation reinigt dich und führt dich zu einem sattvigen Gemütszustand. Frage zudem mit Intensität. „Wer bin ich?“. Erkenne dein Selbst, sei frei. Dies gilt für den Jnana Yogaweg.
Im Bhakti Yogaweg wird ebenfalls die Gottverwirklichung nicht allein durch Rituale, Mantras und so weiter erreicht. Diese helfen, Hingabe in dir zu erzeugen. Aber nur die intensive Gottesliebe, Bhakti, führt dich dazu, Gott zu erfahren.
Im Raja Yogaweg reicht es ebenfalls nicht aus, nur zu meditieren und Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana zu praktizieren. Die mechanische Ausführung von Praktiken reicht nicht aus. Es sind eine innere Intensität und Intention notwendig und wichtig.
Die Viveka Chudamani behandelt den Jnana Yogaweg. Wenn du also meditierst, dann meditiere auch über die Frage: „Wer bin ich?“. Wenn du Yoga Übungen machst, halte in der Asana einen Moment inne und versuche in die vedantische Analyse zu gehen.
Lerne nicht nur Schriften – sowie die Viveka Chudamani -, Sanskritausdrücke, Konzepte und Philosophien, sondern dies zum Anlass zu fragen: „Wer bin ich?“.
Strebe mit Intensität danach. Verschiedene Professoren, Indologen, Philosophieprofessoren haben die Upanishaden, die Werke von Shankara gelesen und kennen die ganze Philosophie. Aber sind sie deshalb erlöst, befreit? – Nein.
Wenn du nur versuchst das Ganze mit intellektueller Neugier zu verstehen, um vielleicht zu zeigen, dass Du mehr als andere weißt, führt das zu keinem spirituellen Fortschritt. Nimm das Studium der Schriften als zum Anlass, um wirklich zu fragen: “Wer bin ich?“.
Nimm deine Praxis in Form von Ritualen – zum Beispiel Puja – als Möglichkeit, dich zu reinigen, dein Herz zu öffnen, dich mit einer höheren Wirklichkeit zu verbinden. Wenn du durch Rituale wie Puja, Homa oder Arati dein Herz öffnest und Mantras singst, fällt es dir leichter, dich von emotionalen Verhaftungen zu lösen und mit Viveka leichter zum Höchsten gehen.
Gute Werke tun, ist ebenfalls gut. Öffne dein Herz, gehe weg vom Ego. Tue gute Werke und helfe, diene anderen. Diene auch dem Werk des Meisters. Dies alles öffnet dich, aber es wird dich allein nicht zur Befreiung führen.
Wenn du dienst, dann spüre, dass du dem Selbst im anderen dienst. Wenn du einem Werk des Meisters dienst, dann öffne dich für die Weisheit des Meisters. Wenn du Gutes für die Erde tust, dann öffne dein Herz und spüre, dass dein Selbst das Gleiche Selbst ist wie das Selbst hinter der Erde. So erreichst du die Gottverwirklichung.
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Ein Gedanke zu „Viveka Chudamani – Vers 56“