Viveka Chudamani – Vers 355

Deutsche Übersetzung:

355. Das Höchste Selbst ist eigenschaftslos und nicht-dual. „Ich“, „Du“, „Es“ – diese Konzepte entstehen aus der Unvollkommenheit des Verstandes (buddhi dosha). Wenn die wahre Natur Brahmans in Samadhi erkannt wird, lösen sich all diese Konzepte auf.

Sanskrit Text:

tvam-aham-idam itīyaṃ kalpanā buddhi-doṣāt
prabhavati paramātmany advaye nirviśeṣe |
pravilasati samādhāv asya sarvo vikalpo
vilayanam upagacched vastu-tattvāvadhṛtyā || 355 ||

त्वमहमिदमितीयं कल्पना बुद्धिदोषा-
त्प्रभवति परमात्मन्यद्वये निर्विशेषे |
प्रविलसति समाधावस्य सर्वो विकल्पो
विलयनमुपगच्छेद्वस्तुतत्त्वावधृत्या || ३५५ ||

tvam-aham-idam itiyam kalpana buddhi-doshat
prabhavati paramatmany advaye nirvisheshe |
pravilasati samadhav asya sarvo vikalpo
vilayanam upagachchhed vastu-tattvavadhritya || 355 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • tvam-aham-idam : du (Tvam), ich (Aham) und es (Idam)
  • iti : derartigen („so“, Iti)
  • iyam : diese (Iyam)
  • kalpanā : Vorstellung(en, Kalpana)
  • buddhi-doṣāt : durch die Mängel (Dosha) des Intellekts (Buddhi)
  • prabhavati : entstehen („entsteht“, pra + bhū)
  • paramātmani : (wenn) das höchste Selbst (Paramatman)
  • advaye : nicht-duale (Advaya)
  • nirviśeṣe : absolute („ununterschiedene“, Nirvishesha)
  • pravilasati : erscheint (pra + vi + las)
  • samādhau : in der meditativen Versenkung (Samadhi)
  • asya : für den (Praktizierenden, Idam)
  • sarvaḥ : jegliche (Sarva)
  • vikalpaḥ : Vorstellung (Vikalpa)
  • vilayanam : zur Auflösung (Vilayana)
  • upagacchet : kommt (upa + gam)
  • vastu-tattvāvadhṛtyā : durch die Erkenntnis (Avadhriti) der Wirklichkeit (Tattva) des Gegenstandes (der Betrachtung, Vastu)     || 355 ||

Kommentar

Passiert es dir manchmal, dass du dich von deinen Mitmenschen unverstanden fühlst? Dass du denkst du würdest nicht ausreichend beachtet werden? Menschen verstehen dich nicht? Bist du vielleicht einsam oder allein? Was kannst du tun?
Was würde Shankara sagen: Vers 355 Viveka Chudamani
Das Höchste Selbst ist eigenschaftslos und nicht-dual. „Ich“, „Du“, „Es“ – diese Konzepte entstehen aus der Unvollkommenheit des Verstandes (buddhi dosha). Wenn die wahre Natur Brahmans in Samadhi erkannt wird, lösen sich all diese Konzepte auf.
Die Vorstellung des Unverstandenseins ist unsinnig. Es spielt keine Rolle, ob andere dich verstehen oder nicht. Es gibt keinen Unterschied zwischen dir und anderen. Es gibt kein Ich, kein Du, kein Es, es gibt nur Brahman. Anstatt also, dass du dich krampfhaft darum bemühst, dass andere dich verstehen und richtig behandeln, fühle stattdessen von deinem Herzen aus die Herzen der anderen. Du musst nicht von den anderen verstanden werden. Du kannst die Einheit mit den anderen spüren. Wenn du die Einheit mit den anderen spürst, hast du kein Bedürfnis mehr verstanden zu werden. Warum wollen Menschen so sehr von anderen verstanden werden? Sei doch mal ehrlich: Wie sehr verstehst du deine Mitmenschen? Die Vorstellung, auf einer relativen Ebene verstanden zu werden und andere zu verstehen, ist letztlich illusorisch. Aber in der Tiefe deines Wesens bist du eins mit allen. Anstatt also krampfhaft zu versuchen von anderen verstanden zu werden, von anderen respektiert zu werden und anstatt krampfhaft zu versuchen, andere zu verstehen, erkenne stattdessen tat tvam asi, du bist ich. Ich bin in dir und du bist in mir auf der Tiefe des Wesens. Wenn du in der Tiefe des Wesens dich eins mit anderen fühlst, hat das höchstwahrscheinlich auch eine Auswirkung auf die Psyche. Höchstwahrscheinlich führt das auch dazu, dass du den anderen auf einer relativen Ebene besser verstehst. Und umgekehrt führt das dazu, dass andere dich besser verstehen, höchstwahrscheinlich, aber es muss nicht sein. Es kann sein, aber die Herzensverbindung zu spüren, reine Liebe zu spüren, ohne etwas zu erwarten, das ist das, was deiner Sehnsucht entsprechen kann. Alles andere ist relativ und nicht wirklich zufriedenstellend.

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