Viveka Chudamani – Vers 309

Deutsche Übersetzung:

309. Auch wenn man das Ego mit den Wurzeln herausgerissen hat, kann es in dem Moment wieder entstehen, wenn der Geist es ihm erlaubt. Dann entsteht durch die Hunderten von Ablenkungen Unheil, wie eine Wolke, die in der Regenzeit vom Wind getrieben wird.

Sanskrit Text:

sa-mūla-kṛtto’pi mahān ahaṃ punar
vyullekhitaḥ syād yadi cetasā kṣaṇam |
saṃjīvya vikṣepa-śataṃ karoti
nabhasvatā prāvṛṣi vārido yathā || 309 ||

समूलकृत्तो ऽपि महानहं पुन-
र्व्युल्लेखितः स्याद्यदि चेतसा क्षणम् |
संजीव्य विक्षेपशतं करोति
नभस्वता प्रावृषि वारिदो यथा || ३०९ ||

sa-mula-kritto’pi mahan aham punar
vyullekhitah syad yadi chetasa kshanam |
sanjivya vikshepa-shatam karoti
nabhasvata pravrishi varido yatha || 309 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • sa-mūla-kṛttaḥ : vollständig („samt der Wurzel“, Samula) vernichtet („abgeschnitten“, Kritta)
  • api : obwohl (Api)
  • mahān : das mächtige (Mahat)
  • aham : Ego (Aham)
  • punaḥ : wieder (Punar)
  • vyullekhitaḥ : (es) erweckt („aufgestachelt“, Vyullekhita)
  • syāt : wird („sei“, as)
  • yadi : wenn (Yadi)
  • cetasā : vom Geist, Denken (Chetas)
  • kṣaṇam : für einen Augenblick (Kshana)
  • saṃjīvya : nachdem es wieder lebendig geworden ist (sam + jīv)
  • vikṣepa-śatam : Hunderte (Shata) von Ablenkungen (Vikshepa)
  • karoti : bewirkt („macht“, kṛ)
  • nabhasvatā : (herangetrieben) vom Wind (Nabhasvat)
  • prāvṛṣi : in der Regenzeit (Pravrish)
  • vāridaḥ : eine Wolke (Varida)
  • yathā : wie (Yatha)     || 309 ||

Kommentar

Sei dir bewusst, dass es nicht in Ordnung ist, sich zu identifizieren, und das Komische ist, dass du dich mit allem identifizieren kannst. Angenommen du hattest einen Beruf. Du bist stolz auf den Beruf. Du wurdest aus dem Beruf katapultiert. Vielleicht gibt es den Beruf nicht mehr. Ich kenne einige Menschen, die sind Setzer gewesen. Sie haben noch mit beweglichen Lettern gearbeitet und irgendwann gab es den Beruf nicht mehr. Es gab Menschen, die bestimmte Industriearbeiten gemacht haben. Irgendwann gab es die nicht mehr.
Irgendwann lernt man die Identifikation zu überwinden. Und dann identifiziert man sich mit etwas Neuem. Der Geist klebt an etwas. Du kannst dich damit identifizieren, dass du ein guter Yogalehrer bist. Ich bin eine gute Yogalehrerin. Ich bin ein guter Aspirant, eine gute Aspirantin. Du kannst damit identifizieren zu sagen, dass du ein schlechter Aspirant bist, nichts taugst. Du identifizierst dich immer wieder. Daher ist es immer wieder wichtig zu schauen, wo deine Identifikationen sind. Und es ist einfach, das herauszufinden. Identifikationen sind da, wo Bindungen sind. Da, wo Ängste sind, wo du Ärger spürst, wo du frustriert bist, wo du kränkbar bist. Die einfachste Möglichkeit herauszufinden, woran du als nächstes arbeiten musst, ist zu schauen, wo du kränkbar bist. Überwinde die Kränkbarkeit, d.h. überwinde das Ego. Wo ärgerst du dich insbesondere, was dich betrifft?
Es gibt auch etwas wie gerechten Zorn, der hat seinen Platz. Es gibt auch instinktive Angst, deren Aufgabe es ist, deinen Körper zu bewahren. Das ist alles in Ordnung. Aber wo sind überproportionale Ängste und Sorgen? Wo ist ein großer Frust? Wo ist das Gefühl der Niederlage. Überall dort ist Identifikation. Überwinde diese Identifikation.

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