Viveka Chudamani – Vers 126

Deutsche Übersetzung:

126. Dasjenige, das alles weiß, was im Wach-, Traum- und Tiefschlafzustand geschieht, das die An- und Abwesenheit des Verstands und seiner Funktionen kennt, ist die Essenz hinter dem Ich/ Ego. Das ist DAS.

Sanskrit Text:

yo vijānāti sakalaṃ jāgrat-svapna-suṣuptiṣu |
buddhi-tad-vṛtti-sad-bhāvam abhāvam aham ity ayam || 126 ||

यो विजानाति सकलं जाग्रत्स्वप्नसुषुप्तिषु |
बुद्धितद्-वृत्तिसद्भावमभावमहमित्ययम् || १२६ ||

yo vijanati sakalam jagrat-svapna-sushuptishu |
buddhi-tad-vritti-sad-bhavam abhavam aham ity ayam || 126 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • yaḥ : der („welcher“, Yad)
  • vijānāti : wahrnimmt („erkennt“, vi + jñā)
  • sakalam : alles (Sakala)
  • jāgrat-svapna-suṣuptiṣu : im Wachzustand (Jagrat), Traum (Svapna) und Tiefschlaf (Sushupti)
  • buddhi-tad-vṛtti-sad-bhāvam : die Anwesenheit (Sadbhava) des Verstands (Buddhi) und seiner (Tad) Funktionen (Vritti)
  • abhāvam : (und deren) Abwesenheit (Abhava)
  • aham : Ich (Aham)
  • iti : als („so“, Iti)
  • ayam : (ist) dieser (Zeuge, das Selbst, Ayam)     || 126 |

Kommentar

Das ist eins der wunderschönen Verse vom Viveka Chudamani. Wenn du es hörst, es tief auf dich wirken kann. Dasjenige, das selbst alles sieht, aber nicht gesehen werden kann, das was buddhi wahrnimmt aber von ihr nicht wahrgenommen werden kann, das ist das Selbst. Die höchste Wirklichkeit. Das Absolute. Von dem das Universum durchdrungen wird, was aber selbst nicht durchdrungen werden kann. Das leuchtende, dessen Wesen leicht ist und vom Universum wiedergespiegelt wird. Das ist das. Durch dessen physische Gegenwart die Sinne, das Denken und die Intuition wie Werkzeuge durchführen. Durch es, dessen Wesen das ewige Bewusstsein ist. Werden alle Dinge vom Ich-Gefühl bist zum grobstofflichen Körper, die Sinnesobjekte und Sinnesreize wie ein Gegenstand klar wahrgenommen. Das ist das innerste Selbst, anta atman, das höchste Wesen, der ursprüngliche Geist. Der immerwährende ungeteilte Freude genießt. Das ewige, unveränderliche, reine Bewusstsein. In diesem Körper, in der Reinheit, in der im Menschen innewohnende Göttlichkeit, in der Tiefe der Erkenntnis, in dem Raum des unmanifesten, leuchtet das strahlende Licht. Wie die Sonne hoch am Himmel. Mit seinem Glanz und erhellt die ganze Welt.
Der Erkenner, Beobachter, der sich stehts ändernde Gedanken und Gefühle, Ego, Vorgänge und Abläufe im Körper, Sinne und Lebenskräfte, handelt nicht und ändert sich in keiner Weise auch wenn er deren Gestalt er annimmt wie Feuer im glühenden Eisen. Dieser Ewige wird nicht geboren, er stirbt nicht, er wird weder größer noch kleiner, er verändert sich nicht. Er ist ewig, auch wenn sich der Körper auflöst, löst er sich nicht auf. Genauso wenig wie sich der Raum auflöst, wenn der Krug zerbricht. Paramatman, das höchste Selbst unterscheidet sich von der prakriti, der Urnatur und ihren Veränderungen. Sein Wesen ist reines Bewusstsein. Es, das Absolute dieses Selbst durchdringt die physische und die feinstoffliche Welt. Zeigt sich als die der Vorstellung des Ich unterliegende Wesen im Wachzustand, Traumzustand und Tiefschlaf als der Zeuge von buddhi, Verstand. Mit der Reinheit des Geistes und Klugheit, Klarheit des Denkens verwirkliche ohne Umschweife dein Selbst, als das wahre Selbst, was du wirklich bist. Überquere den uferlosen Ozean von Samsara mit seinen Wellen von Geburt und Tod. Sei vollkommen verankert im Wesen des absoluten in deinem tiefgegründeten Wesen.
Was ist das Selbst? Darum geht es in diesem Vers. Es ist derjenige der wahrnimmt, sakalaṁ, alles. Das Selbst nimmt alles wahr, ohne etwas zu tun. Was nimmt das Selbst wahr? Jāgratsvapnasuśhupti, alles im Wachzustand, im Traum und im Tiefschlaf. Buddhi, der Verstand, sadbhāva, die Anwesenheit, tadvritti, seine Funktionen. Das Selbst nimmt erst mal alles wahr, in drei Bewusstseinszuständen. Das Selbst nimmt auch alles wahr, was in der buddhi, im Verstand abläuft. Er nimmt sowohl den Verstand wahr, auch die Nicht-Anwesenheit des Verstandes. Verstand ist mal da, erzeut vrittis, Gedanken, und ist auch abhāva, nicht da. Ayam, dies ist der Zeuge, ity, so auch das Ich, aham. Ich bin der Körper, sagst du. Aber du weißt, ich bin nicht der Körper. Du bist derjenige, der es beobachtet, wie du dich mit dem Körper identifizierst. Du kannst bewusst überlegen. Das kannst du bewusst im Alltag üben. Sei dir bewusst, da sind Gedanken. Sei dir bewusst, ich bin der Beobachter. Sei dir bewusst, da sind Emotionen. Ich bin der Beobachter. Sei dir bewusst, ich habe mich gerade identifiziert. Ich sage das ist mein dies und jenes. Erkenne, dass du dich damit identifizierst und löse dich davon. Sei dir bewusst, ich bin der Zeuge von allem.

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