Viveka Chudamani – Vers 74

Deutsche Übersetzung:

74. Nachdem sich diese feinstofflichen Elemente mit je einem Teil jedes anderen Elementes verbunden haben, werden sie grobstofflich und sind die Grundlage/Essenz (matra) des grobstofflichen Körpers. Ihre feinstofflichen Teile bilden die fünf Sinnesorgane, wie Töne, Gegenstände der Berührung, Formen, Farben, Geschmäcker und Gerüche, wodurch das Individuum /individuelle Ego Erfahrungen machen kann.

Sanskrit Text:

parasparāṃśair militāni bhūtvā
sthūlāni ca sthūla-śarīra-hetavaḥ |
mātrās tadīyā viṣayā bhavanti
śabdādayaḥ pañca sukhāya bhoktuḥ || 74 ||

परस्परांशैर्मिलितानि भूत्वा
स्थूलानि च स्थूलशरीरहेतवः |
मात्रास्तदीया विषया भवन्ति
शब्दादयः पञ्च सुखाय भोक्तुः || ७४ ||

parasparamshair militani bhutva
sthulani cha sthula-sharira-hetavah |
matras tadiya vishaya bhavanti
shabdadayah pancha sukhaya bhoktuh || 74 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • parasparāṃśaiḥ : mit Teilen (Amsha) von einander (Paraspara)
  • militāni : verbunden (Milita)
  • bhūtvā : geworden („geworden seiend“, bhū)
  • sthūlāni : grobstofflich (Sthula)
  • ca : und (Cha)
  • sthūla-śarīra-hetavaḥ : die Ursachen (Hetu) für den grobstofflichen (Sthula) Körper (Sharira)
  • mātrāḥ : feinstofflichen Anteile („Mengen“, Matra, gemeint sind die fünf Tanmatras)
  • tadīyāḥ : ihre („deren“, Tadiya)
  • viṣayāḥ : die Sinnesobjekte (Vishaya)
  • bhavanti : bilden („werden“, bhū)
  • śabdādayaḥ : Klang (Shabda) usw. (Adi)
  • pañca : fünf (Pancha)
  • sukhāya : für die Erfahrung („zum Vergnügen“, Sukha)
  • bhoktuḥ : des Erfahrenden („Genießers“, Bhoktri)      || 74 ||

Kommentar

Lösen von der Identifikation durch Klassifizieren
Eine Möglichkeit sich zu lösen von der Identifikation ist das Klassifizieren.
Shankaracharya war vorher der Ayurveda-Klassifikation gefolgt. Er hat dort gesagt, der Körper besteht aus den 7 Dhatus. Dann folgte er der Klassifikation aus dem Sankhya, was letztlich auch alles in die 5 Elemente einteilt. Und so gibt es Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther. Das sind subtile Elemente.
Und dann wird gesagt, der Körper besteht aus den grobstofflichen Elementen.

Wie entstehen die grobstofflichen Elemente?
Die grobstofflichen Elemente entstehen, indem jedes Element sich verbindet mit allen anderen Elementen. Zum Beispiel 50 % Erde verbinden sich mit jeweils 12,5% Feuer, Wasser, Luft und Äther. Das Ganze ist dann die grobstoffliche Erde.
Diese physische Welt, die man als fest bezeichnet, enthält also auch etwas wässriges, etwas gasförmiges, etwas feuriges und auch Raum bzw. elektromagnetisches Spektrum. Alles enthält alles in sich.
So kann man also sagen das Flüssige im physischen Körper besteht zu 50 % aus Wasser und jeweils 12,5% aus Erde, Feuer, Luft und Äther usw.
Das muss an dieser Stelle aber nicht weiter vertieft werden, da es nicht darauf ankommt, ob man dieser älteren Feinstoffphysiologie oder Körperanatomie oder Physik folgt. (Sonst) Es ist einfach eine Klassifikation.
Es ist eben etwas anders wenn du sagst „oh mein Bein ist gebrochen“ oder wenn du sagst „das Erdelement in den Beinen hat Schaden genommen, es muss repariert werden“. Es ist ein Unterschied ob du sagst „ich verdurste“, oder ob du sagst „es fehlt Flüssigkeit in diesem Körper“.
Und so ähnlich kannst du natürlich auch mit Ayurveda-Physiologie arbeiten und Anatomie, mit traditioneller chinesischer Medizin, Anatomie, Physiologie, mit der modernen westlichen Anatomie, Physiologie – Hauptsache du beobachtest den Körper, teilst ihn ein und identifizierst dich nicht damit.

5 Sinnesorgane – 5 Elemente
Es wird auch gesagt, die 5 Sinnesorgane stehen in Verbindung mit den 5 Elementen.
Du hast hier z.B. Gerüche und Geruch hat etwas mit dem Erdelement zu tun. Dann hast du Geschmack, das etwas mit dem Wasserelement zu tun hat. Die Farben haben etwas zu tun mit dem Feuerelement. Dann hast du die Formen, die etwas mit dem Luftelement zu tun haben und Berührung etwas mit dem Ätherelement. Dies wäre eine Möglichkeit es einzuteilen.

Der Körper – Manifestation der Elemente
Aber es spielt nicht die große Rolle, ob du es so oder anders einteilst. Letztlich reicht es aus, dass du erkennst, der Körper ist einfach nur eine Manifestation der Elemente. In der westlichen Anatomie/Physiologie würden wir sagen, der Körper besteht aus Eiweißen, Kohlehydraten, Fetten und Spurenelementen usw. Oder du könntest sagen der Körper besteht eigentlich im Wesentlichen aus Sauerstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff, Stickstoff (das macht die Zellen im Wesentlichen aus), dann gibt es noch Calcium, da sind die Knochen und die Finger und die Zähne und die Haare, da ist ein großer Teil Calcium dabei. Und dann gibt es noch alle möglichen Spurenelemente.
Jemand hat mal gesagt man könne den gesamten Körper für ein paar Euro kaufen. Natürlich ist jedes Organ Millionen wert, aber wenn man es nur auf die Elemente herunterbrechen würde, ist da nicht viel drin. Der Körper besteht also nur aus ein paar Elementen, egal ob du sie als Erde – Feuer – Wasser – Luft – Äther ansiehst, oder Sauerstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff, Stickstoff, Calcium und andere Minerale und Spurenelemente.

Ausblick
Bis zum nächsten Mal spüre den Körper bewusst, sei dir bewusst der Körper ist etwas Großartiges. Aber er besteht aus Elementen. Du bist nicht der Körper. Er ist dein Instrument und dein Fahrzeug. Gehe achtsam damit um, halte ihn gesund. Aber wenn es ihm mal nicht so gut geht – nicht so tragisch – du bist nicht der Körper, du bist reines Bewusstsein.

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