Viveka Chudamani – Vers 60

Deutsche Übersetzung:

60. Die Schriften, die wie ein dichter Dschungel aus Worten sind, verwirren nur den Geist. Daher muss die Wirklichkeit des Selbst mit Hilfe eines Lehrers erfahren werden, der selbst die höchste Wirklichkeit erkannt hat.

Sanskrit Text:

śabda-jālaṃ mahāraṇyaṃ citta-bhramaṇa-kāraṇam |
ataḥ prayatnāj jñātavyaṃ tattva-jñāt tattvam ātmanaḥ || 60 ||

शब्दजालं महारण्यं चित्तभ्रमणकारणम् |
अतः प्रयत्नाज्ज्ञातव्यं तत्त्वज्ञात्तत्त्वमात्मनः || ६० ||

shabda-jalam maharanyam chitta-bhramana-karanam |
atah prayatnaj jnatavyam tattva-jnat tattvam atmanah || 60 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • śabda-jālam : das Labyrinth („Netz“, Jala) der Schriften („Worte“, Shabda)
  • mahāraṇyam : (ist wie) ein großer Dschungel („Wald“, Maharanya)
  • citta-bhramaṇa-kāraṇam : (und) die Ursache (Karana) für das Umherirren (Bhramana) des Denkens („Geistes“, Chitta)
  • ataḥ : daher, deshalb (Yatas)
  • prayatnāt : nach Kräften („mit Bemühung“, Prayatna)
  • jñātavyam : muss erfahren werden (Jnatavya)
  • tattva-jñāt : von einem, der die (höchste) Wirklichkeit erkannt hat (Tattvajna)
  • tattvam : die Wirklichkeit („das Sosein“, Tattva)
  • ātmanaḥ : des Selbst (Atman)     || 60 ||

Kommentar

Die Schriften sind wie „śabdajālaṁ“ – wie ein Labyrinth von Worten. „Sabda“ heißt übersetzt Worte und steht auch für die Schriften. Die Schriften sind „Jala“ – wie ein Netz, ein Labyrinth. Und sie sind „mahāraṇyaṁ“ – sie sind wie ein großer Dschungel, wie ein Wald, in dem man sich verirren kann.

In früheren Zeiten gab es keine Navigationssysteme und auch keine Karten oder Wegweiser im Wald. Du konntest dich im Dschungel verirren. Somit sind auch die Schriften nicht unbedingt alleine das, was dich zur Befreiung bringt. Sie können im Gegenteil „cittabhramaṇakāraṇam“ sein – sie können eine Ursache sein, für das Umherirren des Denkens. Wenn du nur Schriften liest, ohne dabei ein tieferer Weisheit zu erfahren, nutzt das auch nichts. Du musst dich selbst bemühen.
Aber alleinige Bemühungen reichen auch nicht aus. Du brauchst die Hilfe eines Meisters.
„ataḥ prayatnāj“ – nach Kräften mit Bemühung, „jñātavyaṁ“ – musst du erfahren. Du musst dich um höchste Erkenntnis bemühen.
Und wie? „Jñātavyaṁ“ – von einem, der die höchste Wahrheit erkannt. „Tattva“ – die höchste Wahrheit, „jna“ – erfahren. Und er hat „Tattva“ – Die Wirklichkeit, „ātmanaḥ“ – des Selbst, erfahren.

Wenn du die großen Schriften studierst, ist es gut von einem großen Meister zu lernen. Wir haben die Viveka Chudamani von Shankaracharya. Du kannst die Werke von Swami Sivananda studieren. Du kannst natürlich meinen Kommentar zu Hilfe nehmen. Ich bin zwar kein Gott Verwirklichter, Erleuchteter, aber ich praktiziere schon seit einigen Jahren und hatte den großen Vorteil von einem Gottverwirklichten Meister zu lernen. Die Upanishaden alleine zu lernen ist schwierig, aber du kannst zum Beispiel Kommentare von Shankaracharya, von Swami Sivananda oder von ihren Schülern zu Hilfe nehmen. Auch die Bhagavad-Gita ist gut, alleine zu studieren. Aber nehme auch hier die Kommentare von Swami Sivananda und von anderen. Somit verstehst du etwas mehr. Und wenn du jemand hast, der dich persönlich unterweist, ist das umso besser.

Es ist zwar gut, dass du die Viveka Chudamani mit Vorträgen oder den Transkriptionen dieser Vorträge oder mit Video, Audio studierst. Noch besser ist es, du nimmst ein Seminar dazu. In manchen der Yoga Vidya Stadtzentren gibt es auch Jnana-Yoga, Vedantakurse mehrwöchige Kurse. Das ist besonders gut. Oder mache ein Wochenende, noch besser eine Woche oder ein 9-teiliges Weiterbildungsseminar über eines der Werke von Shankaracharya oder über die Upanishaden oder die Bhagavad Gita
Und in einer Ashram-Umgebung kannst du besonders tief gehen. Dort wird der Wald der Schriften klar und du hast die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Dadurch, dass du ein paar Tage von deiner normalen Umgebung weg bist, fällt es dir leichter, in die Tiefe des Vedanta hinein zu gehen. Daher studiere Viveka Chudamani, studiere die Schriften, aber nutze auch die Gelegenheit, Seminare dazu zu besuchen, in Vorträge zu gehen, in denen die Schriften dargelegt werden.

Studiere, lerne mit der Sehnsucht, Gottverwirklichung, Erleuchtung, wahre Selbsterkenntnis zu erlangen.

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