Viveka Chudamani – Vers 392

Deutsche Übersetzung:

392. Das gesamte Universum, das wir durch Sprache und Geist kennen, ist nichts als Brahman. Es gibt nichts außer Brahman für einen, der jenseits der Grenzen von Prakriti steht. Kann der Krug, Becher, Topf, etc. jemals etwas anderes sein als der Ton, aus dem sie gemacht wurden? Berauscht vom Trank der Illusion (Maya) spricht der Getäuschte von „du“ und „ich“.

Sanskrit Text:

sad evedaṃ sarvaṃ jagad avagataṃ vāṅ-manasayoḥ
sato’nyan nāsty eva prakṛti-para-sīmni sthitavataḥ |
pṛthak kiṃ mṛtsnāyāḥ kalaśa-ghaṭa-kumbhādy avagataṃ
vadaty eṣa bhrāntas tvam aham iti māyā-madirayā || 392 ||

सदेवेदं सर्वं जगदवगतं वाङ्मनसयोः
सतो ऽन्यन्नास्त्येव प्रकृतिपरसीम्नि स्थितवतः |
पृथक्किं मृत्स्नायाः कलशघटकुम्भाद्यवगतं
वदत्येष भ्रान्तस्त्वमहमिति मायामदिरया || ३९२ ||

sad evedam sarvam jagad avagatam van-manasayoh
sato’nyan nasty eva prakriti-para-simni sthitavatah |
prithak kim mritsnayah kalasha-ghata-kumbhady avagatam
vadaty esha bhrantas tvam aham iti maya-madiraya || 392 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • sat : das Absolute („Seiende“, Sat)
  • eva : nur (Eva)
  • idam : (ist) dies (Idam)
  • sarvam : alles (Sarva)
  • jagat : (was als) die Welt (Jagat)
  • avagatam : wahrgenommen wird (Avagata)
  • vāṅ-manasayoḥ : mit Sprache (Vach) und Geist („Denken“, Manasa)
  • sataḥ : als das Absolute („Seiende“, Sat)
  • anyat : (etwas) anderes (Anyad)
  • na : nicht (Na)
  • asti : existiert (Asti)
  • eva : gewiss (Eva)
  • prakṛti-para-sīmni : jenseits (Para) der Grenze (Siman) der Natur (Prakriti)
  • sthitavataḥ : für einen, der steht (sthā)
  • pṛthak : getrennt (Prithak)
  • kim : etwa (Kim)
  • mṛtsnāyāḥ : vom Ton (Mritsna)
  • kalaśa-ghaṭa-kumbhādi : ein Kelch (Kalasha), ein Topf (Ghata), ein Krug (Kumbha) usw. (Adi)
  • avagatam : werden wahrgenommen (Avagata)
  • vadati : sagt (vad)
  • eṣaḥ : der (Etad)
  • bhrāntaḥ : Verwirrte (Bhranta)
  • tvam : du (Tvam)
  • aham : (und) ich (Aham)
  • iti : so (Iti)
  • māyā-madirayā : durch den Wein („Rauschtrank“, Madira) der Illusion (Maya)     || 392 ||

Kommentar

Dies ist eine Analogie von Form und Substanz. Nehmen wir zum Beispiel Ton. Aus Ton kannst vieles machen, wie z.B. einen kleinen Topf oder einen großen Topf. Nehmen wir einmal an, du hast einen großen Haufen von Ton. Diesen Ton formst du. Du machst erst einen kleinen Krug, dann einen großen Krug, einen Teller, eine Murti, eine Götterfigur. Nachher hast du alles geformt und lässt es in der Sonne trocknen. Du hast dann einen kleinen Krug, einen großen Krug, einen Teller, eine Murti, eine Götterfigur usw. Sie erscheinen alle als unterschiedlich. Aber woraus bestehen sie? Aus Ton.
Angenommen jetzt es würde regnen und dann werden all diese Tonsachen, die nur in der Sonne getrocknet sind, wieder zerfallen. Dann gibt es wieder einen Klumpen Ton. Sie kommen aus Ton, sie sind Ton und sie werden wieder zu Ton.
In diesem Sinne sind sie alle der gleiche Klumpen Ton.

So ähnlich auch gibt es nur das eine unendliche Brahman. Dieses Brahman nimmt so viele Formen an. Man könnte es sogar physikalisch sehen. Im ganzen Universum gibt es Protonen, Neutronen, Elektronen. Im gesamten Universum gibt es einfach nur Energieschwingungen. Diese ganzen Protonen, Neutronen, Elektronen, die alle miteinander verbunden sind, die alle miteinander verschränkt sind, die alle miteinander eins sind, bilden einen großen Teppich von Energie. Dieser erzeugt diese mannigfaltige Welt. Shankara sagt letztlich, dass Brahman diese mannigfaltige Welt erzeugt. Es gibt nur ein Brahman, der sich durch so viele manifestiert.
Man könnte auf einer relativen Ebene sagen, dass es so viele Körper gibt, der eine ist Mann, der andere ist Frau, der eine ist reich, der andere ist dumm. Wieder ein anderer ist intelligent, der nächste ist dumm. Einer ist künstlerisch begabt, ein anderer ist handwerklich begabt. Einer ist exakt, einer ist kreativ. Aber alles ist eine Manifestation des gleichen Brahmans. So ähnlich wie ein Tonhaufen sich manifestiert als kleiner Topf, als großer Topf, als Figur, als Teller und vieles andere. Brahman ist hinter allem. Das ist Brahman – tat tvam asi, das bist du.

Mache dir das heute bewusst! Lebe in diesem Bewusstsein! Sei dir bewusst, dass hinter allem Bewusstsein ist. Allen, denen du begegnest sind Manifestationen des gleichen Brahman. So wie Jesus gesagt hat: „Du bist in mir. Ich bin in dir.“ Oder wie es auch heißt: „Das Königreich Gottes ist mitten unter Euch.“ Königreich Gottes – Brahman ist überall.

Mache dir das bewusst und lebe aus diesem Geist heraus!

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