Viveka Chudamani – Vers 336

Deutsche Übersetzung:

336. Wenn die Außenwelt ausgeschlossen wird, wird der Geist ruhig und in der Stille des Geistes enthüllt sich die Schau des Höchsten Selbst (paramatma darshana). Wenn das Höchste Selbst vollkommen verwirklicht wird, reißt die Kette der Wiedergeburten ab. Daher ist der Ausschluss der Außenwelt der erste Schritt auf dem Weg zur Befreiung.

Sanskrit Text:

bāhye niruddhe manasaḥ prasannatā
manaḥ-prasāde paramātma-darśanam |
tasmin su-dṛṣṭe bhava-bandha-nāśo
bahir-nirodhaḥ padavī vimukteḥ || 336 ||

बाह्ये निरुद्धे मनसः प्रसन्नता
मनःप्रसादे परमात्मदर्शनम् |
तस्मिन्सुदृष्टे भवबन्धनाशो
बहिर्निरोधः पदवी विमुक्तेः || ३३६ ||

bahye niruddhe manasah prasannata
manah-prasade paramatma-darshanam |
tasmin su-drishte bhava-bandha-nasho
bahir-nirodhah padavi vimukteh || 336 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • bāhye : (wenn) das Äußere (Bahya)
  • niruddhe : ausgeschlossen („eingeschlossen“, Niruddha) ist
  • manasaḥ : des Geistes (Manas)
  • prasannatā : (entsteht) Klarheit, Ruhe (Prasannata)
  • manaḥ-prasāde : bei Klarheit (Prasada) des Geistes (Manas)
  • paramātma-darśanam : (entsteht) die Schau (Darshana) des höchsten Selbst (Paramatman)
  • tasmin : (wenn) dieses (Tad)
  • su-dṛṣṭe : vollkommen (Su) geschaut wird („wurde“, Drishta)
  • bhava-bandha-nāśaḥ : (erfolgt) die Auflösung („Zerstörung“, Nasha) der Bindung (Bandha) in der (materiellen) Existenz (Bhava)
  • bahir-nirodhaḥ : das Ausschließen („Einschließen“, Nirodha) des Äußeren (Bahis)
  • padavī : Pfad (Padavi)
  • vimukteḥ : zur Befreiung, Erlösung (Vimukti)     || 336 ||

Kommentar

Natürlich magst du jetzt sagen, dass Shankara das so sagen mag und für Menschen, die im Ashram leben, mag das so sein, oder du sagst, dass du jetzt Verpflichtungen hast und du nicht einfach in den Himalaya gehen und auch nicht zu Yoga Vidya Bad Meinberg gehen kannst. Das mag ja stimmen. Aber du hast Zeiten, in denen es möglich ist, und da sei ganz besonders engagiert, dich nicht mit der Außenwelt abzugeben. Du kannst dir zum Beispiel sagen, dass du eine Stunde am Tag den spirituellen Praktiken widmest. In der Zeit wende ich mich vollständig von der Außenwelt ab. Ich werde nicht zwischendurch Facebook anschauen. Ich werde nicht zwischendurch darüber nachdenken, wie die Nachbarn sind. Ich werde nicht an meine Arbeit denken. Mache den festen Entschluss vor deinem Sadhana: Eine Stunde Sadhana – ausrichten des Geistes auf Gott, auf Brahman, auf Atman. Vielleicht sende ich noch Gedanken des Wohlwollens. Aber nichts anderes. Und dann sei achtsam.
Nimm dir vielleicht auch mal einen halben Tag, an dem du sagst: Geist ganz auf Brahman ausgerichtet. Nicht mit anderen Dingen beschäftigen. Ich nehme mir auch vor, mich nicht zu ärgern.
Wenn dann dein Teenie nebenan eine Musik hat, die dich stört, lass dich nicht stören. Setze vielleicht einen Kopfhörer auf oder nimm Ohropax. Wenn irgendwoher ein Geruch kommt oder auf der Straße zu viele laute Autos sind, dann lass dich davon nicht abbringen. Letztlich ist es eine Schwäche des Geistes, dass du dich von solchen Sachen abhalten lässt. Mache das nicht.
Oder angenommen du gehst in den Ashram, dann nimm dir vor, dass du in der Zeit, in der du im Ashram bist, deinen Geist ganz auf Gott ausrichten willst. Lasse den weltlichen Geist vorneweg. Wenn du an der Rezeption beim Ankommen etwas warten musst, dann warte halt. Setze dich vielleicht hin, wiederhole dein Mantra, denke an Brahman, verbinde dich mit allen Anwesenden. Du kannst auch „Om Namah Shivaya“ sagen und allen alles Gute wünschen. Ärgere dich nicht. Wenn die Yogastunde, in die du gehen willst, zu voll ist, dann gehe in eine andere. Das ist auch nicht weiter tragisch. Wenn irgendwo ein Schild nicht richtig ist und du eine falsche Information hast, lächele darüber. Bringe nicht den Anspruchsgeist, den weltlichen Geist auch in den Ashram hinein, wo du versuchst die beste Yogastunde zu machen, das beste Seminar und das beste Essen, das beste Zimmer und die beste Decke usw. Vielleicht braucht dein Körper eine Bequemlichkeit gerade wenn du ein gewisses Alter hast, dann gib dem Körper, was er braucht. Aber denke nicht zu sehr darüber nach, was ich noch bräuchte. Pass auf, dass dein Geist nicht wieder ein Spiel spielt. Vielleicht bist du in einem Mehrbettzimmer und regst dich über die auf, die so achtlos sind und noch nach 22.00 Uhr sprechen oder noch schlimmer nach 22.45 Uhr sprechen. Sag vielleicht etwas dazu und vielleicht halten sich die anderen daran, vielleicht auch nicht. Es ist nicht so tragisch. Löse deinen Geist vom Weltlichen und bringe ihn ganz zu Gott. Nimm dir immer wieder Phasen, in denen du sagst: „Hier löse ich meinen Geist vom Äußeren. Ich bringe meinen Geist ganz zu Brahman.“ Sei es indem du Brahman in dir erfährst, indem du dein Bewusstsein ausdehnst. Sei es mit Mantra mit Lichtgedanken, durch bewusstes wortloses Wahrnehmen. Es gibt so viele Techniken, die du vermutlich alle kennst. Wenn du jetzt schon bis zum Vers 336 gekommen bist, dann bist du sicher ein tiefer spiritueller Aspirant. Und selbst wenn du durch Zufall hier hereingehört hast und es das erste Mal ist und du immer noch nicht weggeklickt hast, dann bist du vermutlich auch ein tiefer spiritueller Aspirant. Und dann kennst du schon einiges. Setze es um. Nutze es. Sei dir bewusst, dass es wichtig ist, zumindest eine Zeit lang den Geist mit Brahman zu füllen und nicht den Spielen des Geistes zu folgen:
Tat tvam asi – das bist du. Sat-Chid-Ananda Swarupoham – meine wahre Natur ist Sein, Wissen, Glückseligkeit, Atha – Jetzt.

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