Viveka Chudamani – Vers 109

Deutsche Übersetzung:

109. Von Maya kann man weder sagen, dass sie existiert/es sie gibt (sat), noch dass sie nicht existiert/es sie nicht gibt (asat) , noch dass beide Definitionen zugleich stimmen. Sie ist weder vielheitlich (bhinna) noch einheitlich (abhinna), noch beides zugleich. Sie besteht weder aus Teilen (sanga) noch ist sie ein ungeteiltes Ganzes (ananga), noch beides zugleich. Sie ist höchst wunderbar (mahadbhuta). Ihr Wesen ist unbeschreibbar (anirvacaniya-rupa).

Sanskrit Text:

san nāpy asan nāpy ubhayātmikā no
bhinnāpy abhinnāpy ubhayātmikā no |
sāṅgāpy anaṅgā hy ubhayātmikā no
mahādbhutānirvacanīya-rūpā || 109 ||

सन्नाप्यसन्नाप्युभयात्मिका नो
भिन्नाप्यभिन्नाप्युभयात्मिका नो |
साङ्गाप्यनङ्गा ह्य् उभयात्मिका नो
महाद्-भुतानिर्वचनीयरूपा || १०९ ||

san napy asan napy ubhayatmika no
bhinnapy abhinnapy ubhayatmika no |
sangapy ananga hy ubhayatmika no
mahadbhutanirvachaniya-rupa || 109 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • sat : etwas Existierendes („Seiendes“, Sat)
  • na : nicht (Na)
  • api : auch (Api)
  • asat : etwas nicht Existierendes („nicht Seiendes“, Asat)
  • na : nicht
  • api : auch
  • ubhayātmikā : (sie ist) sowohl das eine als auch das andere („von beiderlei Wesen“, Ubhayatmaka)
  • no : nicht (No)
  • bhinnā : verschieden (Bhinna)
  • api : auch
  • abhinnā : identisch (Abhinna)
  • api : auch
  • ubhayātmikā : (sie ist) sowohl das eine als auch das andere
  • no : nicht
  • sāṅgā : mit Teilen versehen („mit Gliedern“, Sanga)
  • api : auch
  • anaṅgā : ohne Teile („Glieder“, Ananga)
  • hi : gewiss (Hi)
  • ubhayātmikā : (sie ist) sowohl das eine als auch das andere
  • no : nicht
  • mahādbhutā : (die Maya ist) höchst wunderbar (Mahadbhuta)
  • anirvacanīya-rūpā : (ihr) Wesen („Form“, Rupa) ist unbeschreiblich (Anirvachaniya)     || 109 ||

Kommentar

Von Maya kann man weder sagen, dass sie existiert noch, das sie nicht existiert, noch dass beide Definitionen zugleich stimmen. Sie ist weder vielheitlich noch einheitlich noch beides zugleich. Sie besteht weder aus Teilen noch ist sie ein ungeteiltes Ganzes noch beides zugleich. Sie ist höchst wunderbar. Ihr Wesen ist unbeschreibbar. Was ist Maya, durch die wir das Universum sehen? Warum erfahren wir das Universum? Obgleich kein Universum existiert. Er sagt aber, sie existiert, aber sie existiert auch nicht. Zum einen nehmen wir die Welt wahr.

Angenommen dir tritt jemand auf den Fuß, das tut weh. Angenommen du hast einen Unfall, das tut weh. Selbst wenn du sagst: Das ist alles nur eine Einbildung. Trotzdem gibt es irgendwo diese Einbildung. Du kannst also weder sagen die Welt existiert nicht so wie du sie wahrnimmst. Noch kannst du sagen, dass sie nicht existiert, denn es gibt eine Erfahrung. Du kannst aber auch nicht sagen, dass die Welt existiert, als auch nicht. Sie existiert weder noch existiert sie nicht. Man kann auch nicht sagen, dass sie vielheitlich oder einheitlich ist. Du kannst nicht sagen, dass sie einheitlich ist, denn du siehst dort lauter Dualität. Du kannst aber auch nicht sagen, dass sie vielheitlich ist, denn alles ist die Manifestation des einen Wesens. Du kannst aber auch nicht sagen, sie ist sowohl vielheitlich als auch einheitlich. Man kann auch nicht sagen, dass sie aus Teilen besteht. Denn alles ist mit allem verbunden. Trotzdem kannst du nicht sagen, dass sie einheitlich ist, denn du nimmst unterschiedliches wahr. Letztlich ist die Maya wunderbar in ihrem Wesen nicht begreifbar. Sie ist unbeschreibbar. So rät uns Krishna in der Bhagavad Gita, Brahman als das wunderbare wahrzunehmen. Gott als das wunderbare wahrzunehmen. Durch staunen kannst du letztlich die Kraft des Göttlichen erfahren. Reflektiere etwas über das Wesen der Maya. Sei dir bewusst, so wie du das Universum wahrnimmst, ist es nicht. Es ist Maya, eine Täuschung. Mehrfache Täuschung. Das du überhaupt eine Welt in Zeit und Raum wahrnimmst ist eine Täuschung ersten Grades. Wie du das Universum wahr nimmst mit deinen Sinnen, also das du Farben, Formen wahrnimmst, dass du etwas hörst, riechst, schmeckst, fühlst und darauf aufbauen und dir Vorstellungen machst. Das ist eine Maya zweiten Grades. Dann gibt es eine Maya dritten Grades, wo du selbst einfach was darauf projizierst, Einbildung, falsche Interpretation. Diese Maya ist höchst wunderbar. Wenn du das mal erkennst, dass das alles Maya ist, dann kannst du mit größerer Gelassenheit dich mit anderen verbinden. Wenn du erst mal weißt, dass so, wie du die Welt wahr nimmst, sie nicht ist, dann sei neugierig wie andere die Welt wahrnehmen. Erkenne, ihr habt alle Recht und alle Unrecht zugleich. Großartig ist die Maya. Wunderbar.

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