Viveka Chudamani – Vers 156

Deutsche Übersetzung:

156. Der Körper hat Hände, Füße usw. Er kann nicht atman, die Seele sein, da die Seele auch ohne Glieder lebt und Ihre Allmacht dadurch nicht beeinträchtigt wird. Der Körper ist der Gelenkte und nicht der Lenker (niyamaka).

Sanskrit Text:

pāṇi-pādādimān deho nātmā vyaṅge’pi jīvanāt |
tat-tac-chakter anāśāc ca na niyamyo niyāmakaḥ || 156 ||

पाणिपादादिमान्देहो नात्मा व्यङ्गे ऽपि जीवनात् |
तत्तच्छक्तेरनाशाच्च न नियम्यो नियामकः || १५६ ||

pani-padadiman deho natma vyange’pi jivanat |
tat-tach-chhakter anashach cha na niyamyo niyamakah || 156 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • pāṇi-pādādimān : der Hände (Pani), Füße (Pada) usw. (Adi) hat
  • dehaḥ : der Körper (Deha)
  • na : (ist) nicht (Na)
  • ātmā : das Selbst (Atman)
  • vyaṅge : wenn er entstellt ist („ohne Glieder“, Vyanga)
  • api : auch, sogar (Api)
  • jīvanāt : aufgrund des Weiterlebens („Lebens“, Jivana)
  • tat-tac-chakteḥ : der jeweiligen (TadTad) Körperfunktionen („Vermögen“, Shakti)
  • anāśāt : aufgrund des Nichtverschwindens (Anasha)
  • ca : und (Cha)
  • na : nicht
  • niyamyaḥ : (ist) der zu Lenkende (Niyama)
  • niyāmakaḥ : der Lenkende (Niyamaka)  || 156 ||

Kommentar

Also „deha“ – der Körper hat „pani“ – Hände und „pada“ – Füße und adi und noch anderes. Also Hände, Füße, also besteht aus Teilen. Und der Körper wird beeinträchtigt wenn man ein Teil des Körpers wegnimmt. Wenn also ein Unfall geschieht und du einen Arm verlierst oder ein Bein verlierst, ist der Körper nicht mehr der Gleiche. Aber das Selbst ist immer der bzw. die Gleiche! Und selbst wenn du deinen Körper fast nicht mehr bewegen kannst, querschnittgelähmt bist. Das Selbst ist weiter das Gleiche. Atma – das Selbst bleibt immer das Gleiche, „vyaṅge“ – auch wenn der Körper ohne Glieder ist. Das Selbst ist ohne Glieder. Und zwar ist der Atman „jīvanāt“ – er lebt weiter und zwar auch, wenn der Körper entstellt ist. Und selbst wenn bestimmte Körperfunktionen nicht mehr da sind, auf Grund des Verschwindens, dann ist Atman immer noch da. In diesem Sinne. Dein Selbst bleibt gleich! Du kannst mal darüber nachdenken. Selbst wenn dir ein Arm mal eingeschlafen ist, was dir vielleicht mal passiert ist im Schlafen, wenn du aufwachst. Oder ein Bein eingeschlafen ist, z.B. in der Meditation. Du selbst bist der Gleiche. Wenn du Körperbewusstsein verlierst in der Meditation, du selbst bist der Gleiche. Wenn du in der Tiefenentspannung Körperbewusstsein verlierst und über dem Körper schwebst. Du selbst bist der Gleiche. Du brauchst nicht den Körper und du brauchst auch keine Angst zu haben vor chronischen Erkrankungen. Der Körper mag Erkrankungen haben, Du hast sie nicht! Und hab auch kein schlechtes Gewissen, wenn der Körper krank wird. Es gibt ja heutzutage die Vorstellung, man hat etwas falsch gemacht, wenn man krank ist. Und irgendwas muss man richtig machen. Manche Menschen denken, sie haben ihre Spiritualität nicht richtig gelebt, wenn sie erkrankt sind. Ich würde sagen: Das ist Unsinn!

Es ist nicht Zeichen einer gut gelebten Spiritualität, dass dein Körper gut funktioniert. Dein Körper geht durch Veränderungen. Ja, du kannst einiges beitragen für die Gesundheit deines Körpers. Aber der Körper hat Gesundheit, der Körper hat Krankheit, du bist das Unsterbliche Selbst! Vielleicht kommt manchmal eine Krankheit nur deshalb, damit du aufhörst dich mit dem Körper zu identifizieren. Und manchmal kommt eine Krankheit, um dir zu zeigen, wie sehr du dich trotzdem noch identifizierst. Ich habe es schon so oft erlebt: Spirituelle Aspiranten, ernsthaft. Tief verankert im Jnana Yoga. Sie haben schon oft genug meditiert über „ Sat-chit-Ananda-svarupoham“. Sie haben schon oft gelernt: „Tat Twam Asi“ – Das Bist du, „Aham Brahmasmi“- Ich bin Brahman, „Ayam atma Brahman“- Dieses Selbst ist Brahman. Sie haben auch gesungen: „Ich bin nicht dieser Körper, dieser Körper gehört mir nicht, ich bin nicht diese Gedanken, diese Gedanken gehören mir nicht. Sat-Chit-Ananda Sat-Chit-Ananda, SeinWissen und Glückseligkeit!“ Und dann kommt eine Krankheit, ein Unfall, vielleicht auch eine schwere Krankheit. Und dann denken die Menschen sofort, sie haben alles falsch gemacht. Das ist unsinnig. Spirituell richtig zu machen, bedeutet nicht, dass du frei bist von Prüfungen. Sie kommen sowieso, ob du spirituell praktizierst oder nicht. Es mag ja sogar sein, dass Yogaübungen dir helfen etwas länger zu leben, etwas länger gesund zu sein. Ja und ich kenne jede Menge Menschen, die chronisch krank waren und die Krankheit durch Yogaübungen überwunden haben. Das ist auch so. Aber das hat jetzt nichts mit spiritueller Entwicklung zu tun. Wie gesund oder krank dein Körper ist , besagt gar nichts darüber, ob du den Spirituellen Weg gut gehst. Es gab sogar im christlichen Mittelalter eine Phase, wo es darum ging den Körper irgendwo zu quälen. Und es galt als gut, wenn der Körper krank ist. Das ist ein Zeichen. So kann man den Körper überwinden.
Der Heilige Franz von Assisi ist glaub ich nur Anfang 40 geworden. Teresa von Lysö ist in ihren Zwanzigern gestorben. Shankara ist nur 32 Jahre alt geworden. Jesus ist mit knapp 30 Jahren ans Kreuz genagelt worden. Ja es gab die, die älter geworden sind. Buddha ist in der Tradition über 80 Jahren geworden. Swami Sivananda ist Ende 70 geworden. Swami Nityananda und Swami Chidananda sind Mitte –Ende 90 geworden. Es gibt auch die alten Meister. Aber ist ein Swami Chidananda so viel besser als ein Shankaracharya? Nein! War eine Anandamayi Ma soviel besser als ein Ramakrishna oder Vivekananda, die relativ jung gestorben sind. Oder zumindest ist Vivekananda früh gestorben, ich glaube in seinen 40-er Jahren. Nein! Es hat nichts mit Spiritualität zu tun, ob der Körper gesund ist oder krank. Körper hat sein Karma und hat sein Dharma. Du aber bist das Unsterbliche Selbst! Das nächste Mal, wenn du krank bist, beobachte den Körper wie du ein Auto betrachten würdest, dass gerade nicht so gut ist. Wenn dein Auto quietschende Bremsen hat oder wenn irgendwo der Vordersitz vor und zurückzuschieben ist oder wenn irgendwas anderes ist. Das bist Du nicht! Wenn nötig, gib dein Auto in die Werkstatt und lass es reparieren. Wenn nötig, gib den Körper zum Arzt und nimm ein Medikament oder behandle das Auto pfleglicher und behandle den Körper pfleglicher. Aber selbst wenn du den Körper eine Zeit lang nicht pfleglich behandelt hast, ist auch nicht so tragisch.

Krishna sagt: Du nimmst Körper an und du legst Körper ab. So wie du alte Kleider abträgst und neue Kleider aufträgst, so trägst du neue Körper auf und alte verlässt du wieder. Nicht so tragisch! Eine Manifestation von Vedanta ist „samatvam“ – Gelassenheit und diese Gelassenheit kommt durch Nicht-Identifikation. Und gerade in Zeiten der Prüfung erkennst du, wie viel spürst du tatsächlich „Aham Brahmasmi“. Wenn Partnerschaftsprobleme da sind, wenn Probleme bei der Arbeit sind, wenn Krankheiten kommen. Da bewährt sich Vedanta.

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