Viveka Chudamani – Vers 142

Deutsche Übersetzung:

142. So wie die Wolken, die durch die Einwirkung der Sonnenstrahlen entstehen und – wenn sie die Sonne verdecken –  sichtbar werden, genauso zeigt sich das aus dem Selbst entstandene Ego und wenn es sich entfaltet, verhüllt die wahre Natur des Selbst.

Sanskrit Text:

bhānu-prabhā-sañjanitābhra-paṅktiḥ
bhānuṃ tirodhāya vijṛmbhate yathā |
ātmoditāhaṅ-kṛtir ātma-tattvaṃ
tathā tirodhāya vijṛmbhate svayam || 142 ||

भानुप्रभासञ्जनिताभ्रपङ्क्तिः
भानुं तिरोधाय विजृम्भते यथा |
आत्मोदिताहंकृतिरात्मतत्त्वं
तथा तिरोधाय विजृम्भते स्वयम् || १४२ ||

bhanu-prabha-sanjanitabhra-panktih
bhanum tirodhaya vijrimbhate yatha |
atmoditahan-kritir atma-tattvam
tatha tirodhaya vijrimbhate svayam || 142 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • bhānu-prabhā-sañjanitābhra-paṅktiḥ : eine Gruppe (Pankti) von Wolken (Abhra), die durch den Sonnenschein (BhanuPrabha) hervorgebracht wurden (Sanjanita)
  • bhānum : die Sonne (Bhanu)
  • tirodhāya : verhüllend (verhüllt habend, Tiras + dhā)
  • vijṛmbhate : erscheint, sich ausbreitet (vi + jṛmbh)
  • yathā : so wie (Yatha)
  • ātmoditāhaṅ-kṛtiḥ : das aus dem  Selbst (Atman) entstandene (Udita) Ichbewusstsein (Ahankriti)
  • ātma-tattvam : die wahre Natur (das „So-Sein“, Tattva) des Selbst (Atman)
  • tathā : genau so (Tatha )
  • tirodhāya : verhüllend (verhüllt habend)
  • vijṛmbhate : erscheint, breitet sich aus
  • svayam : (wie) von selbst (Svayam)     || 142 ||

Kommentar

Das ist ein wunderschönes Beispiel von Shankara: Wolken und Sonne. Wenn die Sonne hinter den Wolken nicht sichtbar ist, heißt das, sie ist verschwunden? Nein. Die Sonne ist immer da. Die Wolken haben sich nur davor geschoben. Genauso ist es mit dir: Du bist das unsterbliche Selbst und du bist es immer. Du bist immer sat chit anandaSein Wissen Glückseligkeit. Was auch immer geschieht, du kannst gar nichts anderes sein. Und das ist wichtig zu erkennen und aus diesem Bewusstsein heraus auch zu wirken. Du bist das unsterbliche Selbst, ewig, unendlich. Mache dir das wirklich bewusst. Handle daraus. Das Ego ist wie die Wolken, mit seinen Identifikationen, mit seinem mögen und nichtmögen, mit seinen Wünschen. Sei dir bewusst: Du bist nicht das Ego. Wenn das Ego sichtbar ist, sind da Wolken. Und das ist nicht nur bei dir so. Wenn du andere Menschen anschaust sei dir bewusst: Vielleicht siehst du die Wolken vor der Sonne. Vielleicht siehst du die Eingebildetheit, die Identifikation. Vielleicht siehst du körperliche Probleme. Vielleicht siehst du Ärger, Eifersucht, Gier, Neid, Enthusiasmus, Begeisterung, Mut und so weiter. Das sind alles nur die Wolken, mal schönere, mal weniger schönere. Aber hinter allem ist immer die Sonne, das unsterbliche Selbst.

Mach dir das zur Aufgabe. Wenn du heute oder morgen raus gehst, wenn du Menschen siehst, mach dir bewusst: Was du zunächst siehst sind die Wolken. In jedem ist das unsterbliche Selbst die Sonne, die dahinter liegt. Nimm durch deine innere Sonne, deiner Liebe, deiner Freude, dass was du wirklich im Inneren bist, Kontakt auf mit der Sonne des anderen. Und dann sind vielleicht auch die Wolken des anderen ganz schön. Aber sie gehen vorbei, sie sind nicht das Entscheidende. So kannst du auch die Wolken des anderen wertschätzen, aber sei dir bewusst: Was ihn wirklich ausmacht ist das unsterbliche Selbst, der Atman, die wahre Natur.

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