Viveka Chudamani – Vers 25

Deutsche Übersetzung:

25. Das wodurch jemand die genaue/exakte Bedeutung/Wichtigkeit der Schriften (shastra) versteht genauso wie den bedeutungsvollen Worten/Ratschlägen des Lehrers folgt (guruvakya), wird von den Weisen shraddha genannt. Nur dadurch manifestiert sich die Realität/Wirklichkeit klar.

Sanskrit Text:

śāstrasya guru-vākyasya satya-buddhy-avadhāraṇam |
sā śraddhā kathitā sadbhir yayā vastūpalabhyate || 25 ||

शास्त्रस्य गुरुवाक्यस्य सत्यबुद्ध्यवधारणम् |
सा श्रद्धा कथिता सद्भिर्यया वस्तूपलभ्यते || २५ ||

shastrasya guru-vakyasya satya-buddhy-avadharanam |
sa shraddha kathita sadbhir yaya vastupalabhyate || 25 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • śāstrasya : der Schriften, Lehrtexte (Shastra)
  • guru-vākyasya : (und) der Worte (Vakya) der Lehrer (Guru)
  • satya-buddhy-avadhāraṇam : das Verinnerlichen („Feststellen, Bejahen“, Avadharana) des richtigen (Satya) Verständnisses (Buddhi)
  • sā : das (Tad)
  • śraddhā : Vertrauen (Shraddha)
  • kathitā : wird genannt („gesagt“, Kathita)
  • sadbhiḥ : von den Weisen („Guten“, Sat)
  • yayā : durch welches (Yad)
  • vastu : die Wirklichkeit (Vastu)
  • upalabhyate : erkannt wird („erlangt wird“, upa + labh)     || 25 ||

Kommentar

Shraddha ist einer der sechs Eigenschaften des Schülers, von denen Shankaracharya sagt, dass man sie entwickeln, kultivieren sollte. Er nennt sie „Samādiśhaṭkam“, die Sechsfachheit der Gemütsruhe, welche sich aufteilt in „Sama“, die Ruhe des Geistes, „Damah“, die Selbstbeherrschung, „Uparati“, die Meidung und das Sichloslösen, „Titiksha“, die Fähigkeit, etwas aushalten zu können oder der Gleichmut inmitten von widrigen Umständen ohne Angst und Gedanken an Rache usw., „Shraddha“, das Vertrauen oder der Glaube, und „Samadhana“, die Gelassenheit, Ruhe des Geistes.

Im 25. Vers der Viveka Chudamani betrachten wir „Shraddha“, Vertrauen. Im Bhakti Yoga wird Shraddha manchmal auch als Glaube bezeichnet. Aber im Yoga gibt es keinen blinden Glauben, d. h. man glaubt nicht blind etwas. Sondern im Vedanta geht es auch um Einsicht, „Viveka“. Dabei gilt es die Dinge genau zu prüfen, zu überlegen und anschließend braucht es ein gewisses Vertrauen.

Wenn du einen Meister genau geprüft hast und feststellst, dass er hat ein ethisches Verhalten hat, den Schriften folgt, aus dem Wissen des Absoluten spricht und das ist, was er sagt, und in Übereinstimmung mit anderen Lehrern lehrt, dann folge ihm oder ihr und habe ein gewisses Vertrauen in ihn oder sie.

Selbstverständlich haben die Schriften Teile, die zeitlich bedingt sind. Wenn du zum Beispiel die Bibel, den Koran, die Mahabharata oder Bhagavad Gita liest, wirst du erkennen, dass manche Inhalte bzw. Erzählungen zeitlich bedingt sind. Manche sind allerdings ewige Weisheiten.

Gehe von „Shraddha“, von dem tiefen Vertrauen, aus, dass die Essenz dieser Schriften letztlich nur von Gott oder von großen Meistern bzw. Meisterinnen offenbart wurden, die Zugang zur unendlichen Wirklichkeit hatten.
Gehe es mit Vertrauen an. Wenn du die Viveka Chudamani studierst, gehe mit einem gewissen Vertrauen heran, denn sie wurden vom selbstverwirklichten Meister Shankaracharya geschrieben. Die Tradition sagt, dass du über das Studium von Viveka Chudamani die Gottverwirklichung erlangen kannst.

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2 Gedanken zu „Viveka Chudamani – Vers 25“

  1. Das Vertrauen in und die Liebe zu meinem Lehrer (den ich zuvor lange geprüft habe) ist mit das schönste, was ich je erfahren habe. Es ist völlig ungetrübt von all den üblichen zwischenmenschlichen Verletzungen und trägt mich durch so manche Durststrecke auf diesem schwierigen Weg. Meinem Lehrer bin ich ewig dankbar, dass er mich als seinen Schüler angenommen hat und mich auf diesem Weg leitet und nie loslässt, selbst dann, wenn ich glaube völlig verlassen zu sein.
    Nie habe ich in irgendjemanden so unerschütterliches Vertrauen gehabt und nie gab es einen Menschen, der sich so würdig erwiesen hätte, dass ich vor ihm all meinen Schutz niederlegen würde. Nur einer, der ohnehin durch alle Schutzmauern hindurch sieht und das niemals gegen mich verwendet, hat dieses Vertrauen erlangt. So steht der Schüler zu seinem wahren Lehrer. Es ist die größte Gnade, die mir je zuteil geworden ist, diesen Lehrer gefunden zu haben.

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