Viveka Chudamani – Vers 182

Deutsche Übersetzung:

182. Wer seinen einzigen Gedanken auf die Befreiung richtet und das Verlangen nach Sinnesfreuden auslöscht, wer auf die Früchte aller seinen Taten verzichtet, wer an die Höchste Wahrheit glaubt (shraddha), mit Hingabe der Lehre zuhört (shravana), nachdenkt und meditiert, der befreit sich von der rastlosen Natur des Geistes.

Sanskrit Text:

mokṣaika-saktyā viṣayeṣu rāgaṃ
nirmūlya saṃnyasya ca sarva-karma |
sac-chraddhayā yaḥ śravaṇādi-niṣṭho
rajaḥ-svabhāvaṃ sa dhunoti buddheḥ || 182 ||

मोक्षैकसक्त्या विषयेषु रागं
निर्मूल्य संन्यस्य च सर्वकर्म |
सच्छ्रद्धया यः श्रवणादिनिष्ठो
रजःस्वभावं स धुनोति बुद्धेः || १८२ ||

moksaika-saktya vishayeshu ragam
nirmulya sannyasya cha sarva-karma |
sach-chhraddhaya yah shravanadi-nishtho
rajah-svabhavam sa dhunoti buddheh || 182 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • mokṣaika-saktyā : durch alleiniges (Eka) Ausrichten („Anhängen“, Sakti) auf die Befreiung (Moksha)
  • viṣayeṣu : nach den Sinnesobjekten (Vishaya)
  • rāgam : das Verlangen (Raga)
  • nirmūlya : ausgerottet hat („ausgerottet habend“, Nirmulay)
  • saṃnyasya : aufgegeben hat („aufgegeben habend“, sam + ni + as)
  • ca : und (Cha)
  • sarva-karma : alle (Sarva) Handlungen (Karman)
  • sac-chraddhayā : durch Vertrauen (Shraddha) auf das Wahre (Sat)
  • yaḥ : wer (Yad)
  • śravaṇādi-niṣṭhaḥ : an das Hören (der Lehre, Shravana) usw. (Adi) hingegeben ist (Nishtha)
  • rajaḥ-svabhāvam : das Wesen (Svabhava) der Leidenschaft (Rajas)
  • saḥ : der (Tad)
  • dhunoti : schüttelt ab (dhu)
  • buddheḥ : des Geistes, Intellekts (Buddhi)     || 182 ||

Kommentar

Wie kommen wir also zur Befreiung? Shankara fasst hier jetzt den ganzen spirituellen Weg zusammen, die ganze spirituelle Lebenseinstellung.

Er sagt zunächst moksaika-saktya – das alleinige Ausrichten von Sakti – von allen Anhängen, auf die Befreiung – Moksha. Das ist vor allem ein innerer Entschluss. Falls du ihn noch nicht getroffen hast, fasse diesen inneren Entschluss jetzt und sage: Ich möchte die Befreiung erreichen. Oder auch: Bitte, lieber Gott hilf mir, die Befreiung zu erlangen. Mein Ziel ist die Erleuchtung, das Aufwachen, das Erwachen, die Gottverwirklichung, die Selbstverwirklichung. Das gilt es sich klar zu sagen. Besonders Klarheit ist hier wichtig.

Und wann immer du vor einer wichtigen Entscheidung stehst frage dich: Welche der Optionen hilft mir dabei, zur Befreiung zu kommen? Diese Klarheit muss da sein. Egal ob es dann darum geht, einen bestimmten Beruf zu ergreifen, eine Wohnung zu beziehen, ein Haus zu kaufen, ein Yoga-Center aufzumachen oder wo du den Urlaub verbringst, ob du Kinder willst oder ob du deine Kinder frühzeitig ermutigst, das Haus zu verlassen oder was auch immer.

Die Grundsehnsucht sollte da sein, also das moksaika-saktya, das Ausrichten (Sakti) auf moksha, eka – allein. Und dann nirmulya – ausrotten, nämlich raga – das Verlangen nach visayesu – nach Sinnesobjekten. Das gilt es dir immer wieder bewusst zu machen. Sinnesobjekte machen dich nicht glücklich. Egal was dein Geist behauptet.

Und dann saṃnyasya – aufgegeben habend, und zwar sarva-karma, das heißt alle Handlungen, oder Früchte der Handlungen. Du möchtest gern gutes Karma haben und beschwerst dich über schlechtes Karma: „Warum geschieht mir das?“ Gib das auf. Akzeptiere was kommt ohne Wünschen und ohne Ablehnen. Sei dir bewusst, dass geschieht, was geschieht und es wird dir irgendwie helfen auf deinem Weg zur Befreiung.

Das nächste ist das sac-chraddhayā, durch ShraddhaVertrauen, auf sat – das höchste wahre Selbst. Hab Vertrauen, es gibt das höchste Selbst. Mache es dir bewusst und vertraue darauf, die großen Meister haben es gesagt. Die großen Meister lebten aus dieser Bewusstheit heraus, und du kannst es auch.

Zwischenzusammenfassung:

  • alleiniges Ausrichten auf moksha (Befreiung)
  • keine Sinnesobjekte wollen
  • gegenüber Karma gleichmütig sein, also nicht zu sehr freuen wenn Dinge gut gehen und nicht zu sehr ärgern wenn Dinge schief gehen usw., akzeptieren was kommt, nicht getrieben sein durch Wünsche
  • Vertrauen, dass es das höchste Selbst gibt

Und dann kommt śravaṇādi-niṣṭhaḥ – hingegeben sein an das Hören der Lehre. Wenn du jetzt also Shravana übst, das Hören der Lehre, mit nishtha – mit Hingabe, dann denke darüber nach raja-svabhavam, über das Wesen der Leidenschaft. Und dann dhunoti – schüttle das ab, mit dem Geist – buddheh und mit Intellekt. Also mit anderen Worten, schüttle alle Leidenschaften ab. Mit einem klaren Geist, mit einem klaren Intellekt.

Und nun noch einmal die Zusammenfassung dieser Grundsätze:

  • Zuerst ausrichten auf die Befreiung. Wenn du es noch nicht gemacht hast nimm dir jetzt vor: Mein Leben sei ausgerichtet auf die Erleuchtung.
  • Als zweites mache dir bewusst: Ich will nicht nach Sinnesobjekten streben.
  • Als drittes nimm dir vor: Ich will die Wechselfälle des Lebens annehmen wie sie kommen.
  • Als viertes: Ich werde mich mit den Lehren beschäftigen, ich werde nachdenken über die höchsten Fragen und ich werde meine spirituellen Praktiken regelmäßig ausführen.

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