Viveka Chudamani – Vers 359

Deutsche Übersetzung:

359. Wer sich mit unentwegter Hingabe dem Wahren Sein (sat) hingibt, verwirklicht das wahre Sein – genauso, wie eine Schabe, die unentwegt an eine Wespe denkt, selbst die Gestalt der Wespe annimmt.

Sanskrit Text:

sati sakto naro yāti sad-bhāvaṃ hy eka-niṣṭhayā |
kīṭako bhramaraṃ dhyāyan bhramaratvāya kalpate || 359 ||

सति सक्तो नरो याति सद्भावं ह्येकनिष्ठया |
कीटको भ्रमरं ध्यायन्भ्रमरत्वाय कल्पते || ३५९ ||

sati sakto naro yati sad-bhavam hy eka-nishthaya |
kitako bhramaram dhyayan bhramaratvaya kalpate || 359 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • sati : der Wahrheit, dem Wirklichen („Seienden“, Sat)
  • saktaḥ : der hingegeben ist (Sakta)
  • naraḥ : ein Mensch (Nara)
  • yāti : gelangt ()
  • sad-bhāvam : zur Wahrheit (Sadbhava)
  • hi : gewiss (Hi)
  • eka-niṣṭhayā : durch (sein) ausschließliches (Eka) Hingegebensein (Nishtha)
  • kīṭakaḥ : eine Schabe (Kitaka)
  • bhramaram : (die über) eine Schlupfwespe (Bhramara)
  • dhyāyan : meditiert („meditierend“, dhyai)
  • bhramaratvāya : (ihr eigenes) Schlupfwespe-Sein (Bhramara-tva)
  • kalpate : bewirkt (kḷp)*     || 359 ||

Kommentar

Zunächst einmal ist das Beispiel biologisch nicht korrekt. Es gibt die Vorstellung, dass eine Wespe eine Schabe sticht. Die Schabe hat einen großen Schmerz und deshalb denkt sie die ganze Zeit an die Wespe und dann wird die Schabe zur Wespe. Das stimmt zwar nicht, aber trotzdem stimmt der Rest. Wenn du dich mit unentwegter Hingabe dem Sein hingibst, dann verwirklichst du das wahre Sein. Und so ist es wichtig, dass du mit unentwegter Hingabe dich dem wahren Sein hingibst. Du könntest ja sagen, dass du das unsterbliche Selbst bist und es jetzt schon bist. Warum sollte ich das also tun? Es ist tatsächlich richtig. Du musst nichts tun. Du bist das unsterbliche Selbst. Du musst dir das unsterbliche Selbst nicht verdienen. Du bist es jetzt in diesem Moment. Trotzdem wenn du glücklich sein willst, dann gilt es das höchste Selbst zu verwirklichen. Und um das höchste Selbst zu verwirklichen, musst du dein Leben dem höchsten Selbst widmen. Richte alles auf die Verwirklichung des höchsten Selbst aus. Sei dir bewusst, dass nur durch die Verwirklichung des höchsten Selbst du dauerhaft glücklich sein wirst. Alles andere ist relativ.
Du magst auf einer relativen Ebene Verantwortung haben. Es gibt auf der relativen Ebene Karma, Lernlektionen. Es gibt auf der relativen Ebene Dharma, Aufgaben. Du hast Anliegen, andere haben Anliegen und es gilt sich darum zu bemühen, das Richtige zu tun. Aber so wie Jesus gesagt hat: „Strebe zuerst nach dem Königreich Gottes, dann wird dir alles andere von selbst zufallen.“ So ähnlich: Strebe hauptsächlich nach Gott. Mache es nicht so, dass du sagst, zuerst kümmere ich mich um meine Kinder, dann um meinen Partner, dann um meine Eltern, dann um meinen Beruf und zum Schluss, wenn ich dann noch Zeit habe, dann kümmere ich mich um meine Spiritualität. Ich muss mich auch noch um meine Gesundheit kümmern, um meine Enkelkinder kümmern usw. Wenn du all das machst, dann hast du eine Ansammlung von Nullen. Denn all das ist vom Langfristigen her wenig wert. Swami Vishnu hat mal gesagt, dass eine beliebige Anzahl von Nullen nichts wert ist, aber wenn du eine Eins davor setzt, dann wird jede Null auch etwas wert.
In diesem Sinne mache die Gottverwirklichung zu deinem wichtigsten Ziel und ordne alles andere dem unter. Dann hat alles andere auch seinen Sinn. Leben in der Partnerschaft kann dir helfen, an dir selbst zu arbeiten, weniger egoistisch zu sein. Durch die Projektionen lernst du einiges über dich. Sich um ein werdendes Wesen, um ein Kind zu kümmern, kann dir helfen zu wachsen. Dich um deine Eltern zu kümmern, kann dir auch helfen. Aber alles sollte Teil des spirituellen Weges sein. Mache nicht zwei oder drei verschiedene Anliegen, so wie Jesus gesagt hat, dass du nicht zwei Herren dienen kannst, Gott oder dem Mammon. So wie es auch im Alten Testament in der Thora heißt: „Ich bin der Herr, dein Gott. Du solltest keine anderen Götter neben mir haben.“ Ich meine nicht, dass damit gemeint ist, dass du kein Krishna oder Shiva verehren sollst, denn es gibt nur einen Gott, aber du solltest keine anderen Götter neben mir haben. Also vergöttere nicht dein Kind, vergöttere nicht deinen Partner. Du kannst in allem Gott sehen, aber nicht einen anderen Gott. Einpünktige Konzentration auf die Wahrheit und alles andere, was du tust, ordne diesem unter und sieh es als Instrument, als Möglichkeit, spirituell zu wachsen.

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