Viveka Chudamani – Vers 29

Deutsche Übersetzung:

29. Nur wenn die Verhaftungslosigkeit (vairagya) und der Wunsch nach Befreiung (mumukshutva) stark sind, können sich die 6 Tugenden entfalten und Früchte tragen.

Sanskrit Text:

vairāgyaṃ ca mumukṣutvaṃ tīvraṃ yasya tu vidyate |
tasminn evārthavantaḥ syuḥ phalavantaḥ śamādayaḥ || 29 ||

वैराग्यं च मुमुक्षुत्वं तीव्रं यस्य तु विद्यते |
तस्मिन्नेवार्थवन्तः स्युः फलवन्तः शमादयः || २९ ||

vairagyam cha mumukshutvam tivram yasya tu vidyate |
tasminn evarthavantah syuh phalavantah shamadayah || 29 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • vairāgyam : Gleichgültigkeit („Leidenschaftslosigkeit“, Vairagya)
  • ca : und (Cha)
  • mumukṣutvam : das Trachten nach Erlösung (Mumukshutva)
  • tīvram : intensiv, stark (Tivra)
  • yasya : wessen (Yad)
  • tu : aber, jedoch (Tu)
  • vidyate : ist („gefunden wird“, vid)
  • tasmin : bei demjenigen (Tad)
  • eva : nur (Eva)
  • arthavantaḥ : zweckdienlich, zielführend (Arthavant)
  • syuḥ : können sein (as)
  • phalavantaḥ : erfolgreich („Früchte tragend“, Phalavant)
  • śamādayaḥ : Gemütsruhe (Shama) usw. (Adi)     || 29 ||

Kommentar

Nur wenn Verhaftungslosigkeit, „Vairagya“, und die Sehnsucht nach Befreiung „mumukśhutva“ stark sind, können sich auch die sechs Tugenden, „Samādiśhaṭkam“, entfalten und Früchte bringen.

Im ersten Teil des Viveka Chudamani spricht Shankaracharya über die Eigenschaften eines Schülers, welche als Voraussetzungen für erfolgreiche Fortschritte auf dem Weg des Jnana Yoga zu betrachten sind, und die Zeichen für spirituellen Fortschritt.

Ein Zeichen für spirituellen Fortschritt ist das persönliche Wachstum in den vier Eigenschaften „Viveka“, Unterscheidungskraft, „Vairagya“, inneren Wunschlosigkeit, „Samādiśhaṭka“, die sechs edlen Tugenden der Gelassenheit, und „mumukśhutva“, die Sehnsucht nach Befreiung.

Wie hängen diese vier Eigenschaften zusammen?
„Mumukśhutva“ entwickelt sich, wenn du „Samādiśhaṭka“ und „Vairagya“ entwickelst und die Gnade des Gurus erfährst. Die sechs edlen Tugenden werden letztlich nur dann ihre Früchte tragen und entfalten können, wenn sie mit Vairagya und Mumukśhutva verbunden sind.

Die sechs Tugenden sind „Sama“, die Ruhe des Geistes, „Damah“, die Sinnesbeherrschung, „Uparati“, die Meiden des Unguten und Zurückziehen des Geistes von den Sinnen, „Titiksha“, das Aushalten von Leiden und ungünstigen Umständen, „Shraddha“, tiefes Vertrauen, und „Samadhana“, meditative Versenkung.

Shankaracharya betrachtet von diesen sechs Tugenden insbesonders „Sama“. „Samadhi“ heißt übersetzt „Gemütsruhe und die anderen“. „Adi“ bedeutet „und so weiter“, „sama“ ist „Gemütsruhe“.
Die Gelassenheit und Gemütsruhe kann ihre Früchte nur tragen, wenn sie mit „Vairaga“ und „Mumukśhutva“.
Statt einer echten Gemütsruhe, gibt es auch die Gleichgültigkeit im Sinne von „Wurschtigkeit“, bei der alles egal ist. Das meint Shankara natürlich nicht. Krishna sagt in der Bhagavad Gita: „Yoga heißt nicht, ohne Feuer zu sein.“ Sondern im Gegenteil – Wir haben inneres Feuer, um Gutes zu bewirken, das Rechte zu tun und letztendlich das inneres Feuer der Sehnsucht nach Befreiung, Mumukśhutva.

Gleichzeitig ist „Vairagya“ ein inneres losgelöst sein von allem Äußeren.
„Sama“ ist nicht eine Ruhe des Geistes, die kommt, weil wir nicht genügend engagiert sind oder weil wir irgendwo kapitulieren haben. „Sama“ ist keine Resignation. Sondern „Sama“ kommt aus einer Erkenntnis der Defekte eines äußeren gelebten Lebens, „Vairagya“, und aus der tiefen Sehnsucht nach Befreiung, „Mumukśhutva“.

„Sama“ kommt, wenn wir uns einerseits auf das Höchste ausrichten und vom innerlichen Standpunkt der höchsten Wirklichkeit bewusst machen, was als Richtiges zu tun ist, und indem wir uns andererseits von Begrenzten lösen. Du erreichst demnach Ruhe des Geistes, indem du dich sehnst nach der höchsten Befreiung und dich löst vom Begrenzten.

Übe das Loslösen vom Beschränkten und das Ausrichten auf das Ewige am heutigen oder am morgigen Tag.

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