Viveka Chudamani – Vers 565

Deutsche Übersetzung:

565. Wie tiefe Finsternis sich im Licht der Sonne auflöst, so löst sich alles Wahrnehmbare, das gesamte objektive Universum, vollkommen im Brahman, in der absoluten Wirklichkeit auf.

Sanskrit Text:

vilakṣaṇaṃ yathā dhvāntaṃ līyate bhānu-tejasi |
tathaiva sakalaṃ dṛśyaṃ brahmaṇi pravilīyate || 565 ||

विलक्षणं यथा ध्वान्तं लीयते भानुतेजसि |
तथैव सकलं दृश्यं ब्रह्मणि प्रविलीयते || ५६५ ||

vilakshanam yatha dhvantam liyate bhanu-tejasi |
tathaiva sakalam drishyam brahmani praviliyate || 565 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • vilakṣaṇam : die (vom Licht) verschieden ist (Vilakshana)
  • yathā : so wie (Yatha)
  • dhvāntam : die Finsternis (Dhvanta)
  • līyate : verschwindet ()
  • bhānu-tejasi : im Licht (Tejas) der Sonne (Bhanu)
  • tathā : genauso (Tatha)
  • eva : ganz (Eva)
  • sakalam : die gesamte (Sakala)
  • dṛśyam :  erfahrbare („sichtbare“, Drishya) Welt
  • brahmaṇi : im Absoluten (Brahman)
  • pravilīyate : löst sich auf (pra + vi + )     || 565 ||

Kommentar

Wohin geht die Finsternis der Nacht, wenn die Sonne kommt? Sie löst sich einfach auf. Angenommen die Sonne kommt, überlegst du dann, wo die Finsternis hin ist? Wo du sie suchen sollst? Wohin sich die Finsternis zurückgezogen hat?
Die Finsternis ist verschwunden. In dem Moment, in dem Brahman verschwunden ist, in dem du die Gottverwirklichung erreicht hast, sind alle anderen Verhaftungen und Sorgen verschwunden. Du brauchst nur nach dem höchsten Selbst zu streben. Alles andere arrangiert sich. Du musst nicht probieren, die Finsternis zu vertreiben. Warte bis die Finsternis aufgeht. Oder entzünde in einem Raum eine Kerze und der Raum wird hell. Du musst nicht gegen die Dunkelheit kämpfen, lass das Licht sich entzünden. So ähnlich auch ist es zwar hilfreich, mit dem Körper, der Psyche und dem Prana zu arbeiten, und einige Verse zuvor hat Shankara ja auch gesagt, dass es gut ist, alles sattvig zu machen.
So ähnlich auch wenn du in einem dunklen Raum eine Kerze anzünden willst, dann musst du dir ein Feuerzeug suchen, eine windstille Stelle schaffen, eine Kerze suchen und kannst so das Licht entzünden. Mache das, was notwendig ist, um das Licht zu entzünden, dann verschwindet die Finsternis.

In diesem Sinne musst du dich nicht um alles in der Welt kümmern. Du erledigst deine Aufgaben im Rahmen dieses kosmischen Traums. Du wirst dir deiner Verantwortung bewusst, aber du musst dich um nichts sorgen. Tue das, was nötig ist, damit du das Licht entzünden kannst. Mit dem Licht der Erkenntnis und dem Licht von Samadhi, der Erleuchtung verschwindet alles Leid, alle Dunkelheit, alle Begrenzung, alle Unwissenheit. Nichts musst du anschließend bedauern. Es geht nur darum, alles zu tun, damit du die Erleuchtung erlangen kannst. Alles andere wird sich dann von selbst arrangieren. Wenn das Licht entzündet ist, verschwindet die Dunkelheit.

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