Viveka Chudamani – Vers 581

Deutsche Übersetzung:

581. Diese Botschaft von Shankaracharya ist für diejenigen, die in diesem Daseinswandel durch die brennenden Schmerzen, von den sengenden Sonnenstrahlen der dreifältigen Leiden (adhyatmika, adhidaivika und adhibhautika) gequält werden, und jene, die in Täuschung durch die Wüste auf der Suche nach Wasser umherirren. Diese herrliche/ glorreiche Botschaft verkündet, dass die glückbringende nicht-duale Wirklichkeit, der Ozean von Nektar, die zur Befreiung führt, zu erreichen ist.

Sanskrit Text:

saṃsārādhvani tāpa-bhānu-kiraṇa-prodbhūta-dāha-vyathā-
khinnānāṃ jala-kāṅkṣayā maru-bhuvi bhrāntyā paribhrāmyatām |
atyāsanna-sudhāmbudhiṃ sukha-karaṃ brahmādvayaṃ darśayanty
eṣā śaṅkara-bhāratī vijayate nirvāṇa-saṃdāyinī || 581 ||

संसाराध्वनि तापभानुकिरणप्रोद्-भूतदाहव्यथा-
खिन्नानां जलकाङ्क्षया मरुभुवि भ्रान्त्या परिभ्राम्यताम् |
अत्यासन्नसुधाम्बुधिं सुखकरं ब्रह्माद्वयं दर्शय-
न्त्येषा शङ्करभारती विजयते निर्वाणसंदायिनी || ५८१ ||

samsaradhvani tapa-bhanu-kirana-prodbhuta-daha-vyatha-
khinnanam jalakankshaya maru-bhuvi bhrantya paribhramyatam |
atyasanna-sudhambudhim sukha-karam brahmadvayam darshayanty
esha shankara-bharati vijayate nirvana-sandayini || 581 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • saṃsārādhvani : auf dem Pfad (Adhvan) des Daseinswandels (Samsara)
  • tāpa-bhānu-kiraṇa-prodbhūta-dāha-vyathā- khinnānām : denjenigen, die von den Schmerzen (Vyatha) des Brennens (Daha) gequält (Khinna) werden, das von den Strahlen (Kirana) der Sonne (Bhanu) des (dreifachen) Leidens (Tapa) herrührt („entstanden ist“, Prodbhuta)
  • jala-kāṅkṣayā : mit dem Verlangen (Kanksha) nach Wasser (Jala)
  • maru-bhuvi : in der Wüste (Marubhu)
  • bhrāntyā : durch einen Irrtum, eine Täuschung (Bhranti)
  • paribhrāmyatām : den Umherirrenden (pari + bhram)
  • atyāsanna-sudhāmbudhim : den überaus nahen (Atyasanna) Nektar-Ozean (SudhaAmbudhi)
  • sukha-karam : der Wonne bringt (Sukhakara)
  • brahma : Absolute (Brahma)
  • advayam : das non-duale (Advaya)
  • darśayantī : indem sie offenbart, zeigt („zeigend“, dṛś)
  • eṣā : diese (Etad)
  • śaṅkara-bhāratī : Botschaft („Rede“, Bharati) Shankaras
  • vijayate : ist siegreich („siegt“, vi + ji)
  • nirvāṇa-saṃdāyinī : die Erlösung („Verlöschen“, Nirvana) verleiht („verleihend“, Sandayin)     || 581 ||

Kommentar

Samsaradhvani (auf dem Pfad) Avadhan des Daseinswandels (Samsara) gequält (khinna) von den Leiden (Tapa) bhānu-kiraṇa-prodbhūta (des dreifachen Leidens), bhanu (dreifach) Leiden (Tapa). Welches dreifache Leiden ist damit gemeint?
Das körperliche Leiden, geistiges und spirituelles Leiden.

Körperliche Leiden:
Der Körper erzeugt Krankheiten, Schmerzen, Leiden und stirbt irgendwann. Wenn du das weißt, dann suchst du nach Höherem.

Geistig-emotionale Leiden:
Ärger, Angst, Depression, Gier und Verluste, Enttäuschungen usw.

Spirituelle Leiden:
Unzufriedenheit mit der relativen Welt.

Das sind die Leiden, die in dieser Welt sind. Du magst in dieser Wüste des Daseinswandels, wo Irrtum und Täuschung ist, wo du umherirrst mit einem Verlangen nach Nektar und Wasser und hier gibt es Sudha–Ambudhi (Nektar-Ozean), der sukha-kara ist (der Wonne bringt) advayam : das non-duale, Brahman (das Absolute). Dieser wird offenbar und dafür ist śaṅkara-bhāratī (die Botschaft von Shankara). Sie hilft dir zum Sieg und führt schließlich zum Nirvana Sandavi, d.h. sie verleiht Nirwana, das Verlöschen aller beschränkten Dinge. Du bist das unsterbliche Selbst, der Atman. Sat-Chid-Ananda-Swarupoham, meine wahre Natur ist Sein-Wissen-Glückseligkeit.

Denke daran! Lebe es im Alltag! Praktiziere es!
Selbsterkenntnis ist das einzige, was dich dauerhaft zufriedenstellt. Gottverwirklichung, Selbstverwirklichung, Atmanjnana, Selbsterkenntnis, Brahman, Jnana, Gotteserfahrung, Aparoksha Anubhuti, direkte Wahrnehmung des Göttlichen und des Ewigen danach strebst du. Nichts anderes wird dich dauerhaft glücklich machen.

Wenn du bis jetzt nicht die Verwirklichung erreicht hast, strebe weiter. Wenn das jetzt der erste Vers ist, den du liest, weil es der zuletzt veröffentlichte Vers ist, dann gehe jetzt auf den ersten Vers.

Mein Tipp wäre:
Jeden Tag einen Vers vom Viveka Chudamani zu studieren. Sei es als Audio-Podcast, sei es als Videovortrag oder auf unserem Schriften-Blog schriften.yoga-vidya.de, dass du dir täglich einen Viveka Chudamani Vers anschaust, liest, studierst, darüber meditierst und im Alltag umsetzt. In 1 ½ Jahren kannst du dich der Wirklichkeit so weit nähern, dass du sie verstanden hast.

Die Viveka Chudamani Vorträge haben etwas Transformierendes. Es sind nicht einfach nur intellektuelle Vorträge. Jeden Tag einen Vortrag. In 1 ½ Jahren bist du in Vedanta verankert. Ob du Nirwana erreicht hast, kann ich dir nicht garantieren. Aber du wirst in der Wahrheit verankert sein. Brahman ist für dich Wirklichkeit geworden. Die relative Welt spielt nicht mehr die große Rolle. Du wirst mehr Gleichmut haben, mehr Freude, mehr uneigennützige Nächstenliebe und dich mehr mit allen verbunden fühlen.

Noch ein paar Tipps:
Wenn du noch keine Yogalehrer Ausbildung bei Yoga Vidya gemacht hast, dann mache sie. Shankara sagt ja auch immer wieder, es gilt mit geeigneten Mitteln deinen Geist zur Ruhe zu führen und zu reinigen. Asana, Pranayama, Japa, Mantra-Rezitation, all das ist hilfreich, dass der Geist gereinigt ist. Mit gereinigtem Geist verstehst du Vedanta besser.

In einer spirituellen Atmosphäre eines Ashrams fällt es auch leichter, nach dem Höchsten zu streben. Wir haben in den Yoga Vidya Ashrams immer wieder auch Vedanta Seminare und spirituelle Retreats.
Mein Tipp wäre:
Mache jedes Jahr ein oder zwei dieser Retreats oder ein Vedanta Seminar. Nimm dir vor, in der Zeit dich wirklich vollständig auf diese Lehren einzulassen. Nimm dir vor, in der Zeit weniger zu überlegen, ob du das bekommst, was du willst, ob das Zimmer schön ist, ob die Kleidung warm ist oder nicht. Richte deine ganze Aufmerksamkeit auf die Sehnsucht nach der Wahrheit. Suche das Ewige und Unendliche.

Wenn du kannst, lebe dauerhaft in einem Ashram. Werde Sevaka, Gemeinschaftsmitglied, im Ashram, wo dann das ganze Leben auf Gottverwirklichung hin ausgerichtet ist. Ansonsten wenn du Prarabdha Karma hast, Familie hast oder Verantwortung trägst oder noch andere Wünsche, die du meinst nur in anderen Umständen erfüllen zu können, dann lebe aus dem Geist von Vedanta im Alltag. Shankara sagt ja auch, dass Zeit, Ort und Umstände zweitrangig sind. Die Sehnsucht nach Befreiung, die regelmäßige Meditation und die beständige Viveka sind das, was am Wichtigsten ist.
So wünsche ich dir, dass du den Weg des Vedanta systematisch gehst und, dass du tat tvam asi erfährst, das Unendliche, das Ewige – das bist du.
Spüre: Aham brahma asmi – ich bin dieses Brahman. Was ist dieses Brahman? Prajnanam Brahman – Bewusstsein ist Brahman. Ayam Atma Brahman, mein wahres Selbst ist Brahman.

Sat-Chid-Ananda-Swarupoham – meine wahre Natur ist Sein-Wissen-Glückseligkeit. Erfahre diese Glückseligkeit in dir selbst. Erfahre sie überall, indem du dein Bewusstsein ausdehnst. Erfahre sie durch Herzensverbindung mit anderen. Sieh diese Welt wie einen Traum an oder wie eine künstliche Wirklichkeit.
Erfahre die Lektionen. Erfülle deine Missionen, aber lasse los. Aber was auch immer geschieht, wisse Sat-Chid-Ananda-Swarupoham, meine wahre Natur ist Sein-Wissen-Glückseligkeit.

So ham hamsa paramahamsa
paramatma sat chid ananda swarupoham
soham brahma om

Gurur Brahma Gurur Vishnur
Gurur Devo Maheshvarah /
Guruh Sakshat Param Brahma
Tasmai Shri-gurave Namah

Om Om Om
Asato Ma Sad Gamaya
Tamaso Ma Jyotir Gamaya
Mrityor Manritan Gamaya

Führe uns vom irrtümlichen Verständnis zur Erkenntnis der Wahrheit.
Führe uns von der Dunkelheit leidschaffender Verhaftungen zum reinen Licht freudevoller Unbedingtheit.
Führe uns von der Identifikation mit dem Vergänglichen zur Verwirklichung des Ewigen.

Om Shanti, Om Shanti, Shanti
Om Bolo Sadguru Sivananda Maharajiki
Jaya

Om Bolo Swami Vishnu-devananda Maharajiki
Jaya.

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