Viveka Chudamani – Vers 83

Deutsche Übersetzung:

83. Der physische Körper ist von seiner Natur her ein Werkzeug des Absoluten / Höchsten. Wer ihn nicht ununterbrochen dazu benutzt, sich selber von den Fesseln der anfanglosen Unwissenheit zu befreien, sondern sich nur um dessen Befriedigung bemüht, zerstört sich selber.

Sanskrit Text:

anukṣaṇaṃ yat parihṛtya kṛtyaṃ
anādyavidyā-kṛta-bandha-mokṣaṇam |
dehaḥ parārtho’yam amuṣya poṣaṇe yaḥ
sajjate sa svam anena hanti || 83 ||

अनुक्षणं यत्परिहृत्य कृत्यं
अनाद्यविद्याकृतबन्धमोक्षणम् |
देहः परार्थो ऽयममुष्य पोषणे
यः सज्जते स स्वमनेन हन्ति || ८३ ||

anukshanam yat parihritya krityam
anadyavidya-krita-bandha-mokshanam |
dehah parartho’yam amushya poshane
yah sajjate sa svam anena hanti || 83 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • anukṣaṇam : kontinuierlich („in einem fort“, Anukshanam)
  • yat : das was (Yad)
  • parihṛtya : unterlässt („unterlassen habend“, pari + hṛ)
  • kṛtyam : anzustreben ist („zu tun ist“, Kritya)
  • anādyavidyā-kṛta-bandha-mokṣaṇam : die Befreiung (Mokshana) von den Banden (Bandha), die die anfangslose (Anadi) Unwissenheit (Avidya) geschaffen hat (Krita)
  • dehaḥ : Körper (Deha)
  • parārthaḥ : (dient) einem höheren Zweck (Parartha)
  • ayam : dieser (Ayam)
  • amuṣya : an dessen (Adas)
  • poṣaṇe : Unterhaltung („Ernährung“, Poshana)
  • yaḥ : wer (Yad)
  • sajjate : sich hingibt („anhängt“, sañj)
  • saḥ : der (Tad)
  • svam : sich selbst (Sva)
  • anena : damit (Idam)
  • hanti : zerstört („erschlägt“, han)     || 83 ||

Kommentar

Hier spricht Shankara über den Körper. Was ist der Körper? Der Körper dient einem höheren Zweck. Du hast diesen Körper nicht einfach so, du hast den Körper für einen höheren Zweck. Du solltest dich natürlich auch um seine Unterhaltung kümmern. Und dann gilt es kontinuierlich die Befreiung von den Banden anzustreben und zu erreichen. Und überwinde die ursprüngliche Unwissenheit.
Der Körper ist etwas Wertvolles. Solang der Körper gesund ist oder dir wenigstens die Möglichkeit gibt, über spirituelle Sachen nachzudenken, zu reflektieren, zu meditieren, dann nutze ihn.
Du hast den Körper aus verschiedenen Gründen. Natürlich erwähnt Shankara besonders, dass du den Körper hast, um Gottverwirklichung zu erreichen. Dahinter steckt natürlich auch der Gedanke an Reinkarnation. Das heißt nach dem Tod gehst du in die Astralwelt, mit der Geburt nimmst du einen neuen Körper an. Du gehst in einen Körper, um dich der Verwirklichung zu nähern.
Es heißt, dass nach dem Tod in der Astralwelt du letztlich, je nachdem ob du tugendhaft oder lasterhaft warst, entweder schön genießen kannst, das nennt sich dann Himmel, oder irgendwo leidest, das nennt sich dann Hölle. Bis du wieder geboren wirst. Und im Normalfall kannst du nach dem Tod dich nicht befreien. Es gibt zwar auch den Ausdruck von Videha Mukti, Befreiung ohne den Körper, aber, so sagen die Schriften, das ist die Ausnahme. Normalerweise brauchst du einen Körper.
Und mit diesem Körper solltest du dich der Befreiung nähern.

Du hast also diesen Körper, um spirituell zu wachsen. Aber du hast den Körper auch, um deine Aufgaben zu erfüllen. Du hast Dharmas, also Aufgaben, Verantwortung, denen musst du gerecht werden Und um diesen Dharmas zu folgen, gilt es auch, dass du deine Kräfte und Fähigkeiten entfaltest. Es gilt auch, dass du bewusst Erfahrungen machst. Und es gilt auch, dass du auf allen Ebenen lernst. All das hilft, dass du auf dem spirituellen Weg voran kommst.

Du hast nicht den Körper, nur um schöne Sachen zu genießen. Du hast nicht den Körper, um nur erfolgreich zu sein.

Es heißt so schön: Diese Ebene ist Karmabrumi. Das heißt die Ebene, wo du Aufgaben hast und wo du letztlich Lernlektionen bekommst. Karma hat ja viele Bedeutungen. Es gilt zu handeln, du hast Aufgaben und du bekommst Lernlektionen in Gestalt vom Schicksal. Und das kann schöner oder unschöner sein, angenehmer oder unangenehmer, jedenfalls bist du hier, um etwas zu tun.

Dann gibt es Karmabrumi, Karmabrumi ist die Ebene des Vergnügens und Genießens. Das ist die Zeit nach dem Tod, zwischen zwei Leben. Man könnte auch sagen, Karmabrumi könnte auch der Traum sein. Wenn du ein harmonisches Leben führst, wirst du auch im Traum schöne Träume haben. Auch wenn äußerlich das Leben schwierig ist, wenn du innerlich Zufriedenheit hast, wird auch der Traum angenehm sein. In jedem Fall wird das Leben zwischen zwei physischen Inkarnationen ein schönes sein. Daher also: Nutze diesen Körper als Instrument, nutze ihn zum Guten. Verhafte dich nicht, sei nicht versklavt.
Wenn du ein schönes Fahrrad hast, dann nutze es für Besorgungen oder auch für körperliche Übungen oder auch um von hier nach dort zu fahren. Aber identifiziere dich nicht mit dem Fahrrad.

Wenn du eine gute Yoga-Kleidung hast, dann nutze die Yoga-Kleidung, um schöne Yoga-Übungen zu machen. Aber sei nicht verhaftet daran. Wenn du eine schöne Wohnung hast oder ein schönes Zimmer, dann freue dich daran, mache dort deine Yoga-Übungen, führe ein gesundes Leben.
Aber sei nicht verhaftet daran.

Oder auch wenn du eine Wohnung hast, die nicht so schön ist, weil du dir vielleicht keine andere leisten kannst oder weil es keine andere gibt, die du bekommen kannst. Das ist auch okay. Nutze auch die weniger schöne Wohnung, nutze auch ein klappriges Auto oder ein Fahrrad, das nicht richtig funktioniert, du kannst dir nichts anderes leisten. Das ist auch okay. Sei nicht verhaftet und ärgere dich nicht.

Vielleicht hast du einen gut funktionierenden gesunden Körper. Freue dich daran und nutze ihn für uneigennütziges Dienen, lerne die Lernlektionen, praktiziere spirituell.
Vielleicht hast du einen Körper, dessen Karma jetzt gerade Schmerzen, Krankheit, Behinderung ist. Du kannst jetzt den Körper nicht austauschen, nicht ändern.
Nutze auch diesen Körper zum Besten! Er bringt dir die Erfahrung, die du brauchst zum Wachsen.

Und habe die feste Überzeugung, alles, was geschieht, ist dazu da, damit du wachsen kannst.

Und du hast den Körper, den du jetzt brauchst, um die Erfahrung zu machen, die du brauchst. Daher sei zufrieden mit deinem Körper, kümmere dich um deinen Körper und nutze den Körper als gutes Instrument.

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2 Gedanken zu „Viveka Chudamani – Vers 83“

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