Viveka Chudamani – Vers 66

Deutsche Übersetzung:

66. Daher sollten sich die Weisen/Gelehrten (pandita), – um sich von den Fesseln des Kreislaufes von Geburt und Tod zu befreien – selber ernsthaft bemühen, so wie man bei einer Krankheit selber die Medizin einnehmen muss.

Sanskrit Text:

tasmāt sarva-prayatnena bhava-bandha-vimuktaye |
svair eva yatnaḥ kartavyo rogādāv iva paṇḍitaiḥ || 66 ||

तस्मात्सर्वप्रयत्नेन भवबन्धविमुक्तये |
स्वैरेव यत्नः कर्तव्यो रोगादाविव पण्डितैः || ६६ ||

tasmat sarva-prayatnena bhava-bandha-vimuktaye |
svair eva yatnah kartavyo rogadav iva panditaih || 66 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • tasmāt : deshalb, daher (Tasmat)
  • sarva-prayatnena : mit aller (Sarva) Anstrengung (Prayatna)
  • bhava-bandha-vimuktaye : für die Befreiung (Vimukti) aus den Fesseln (Bandha) der (materiellen) Existenz (Bhava)
  • svaiḥ : aus sich selbst (Sva)
  • eva : nur (Eva)
  • yatnaḥ : das Streben („Bestrebung“, Yatna)
  • kartavyaḥ : ist zu richten („ist zu machen“, Kartavya)
  • rogādau : (im Falle) von Krankheiten (Roga) usw. (Adi)
  • iva : wie (Iva)
  • paṇḍitaiḥ : der Weisen („von den Weisen“, Pandita)     || 66 ||

Kommentar

„tasmāt“ – daher, „sarvaprayatnena“ – mit aller Anstrengung, „sarva“ – aller, „prayatna“ – Anstrengung.
Es ist demnach ein Anstrengen, ein Bemühen. Du wirst nicht einfach dadurch die Gottverwirklichung erreichen, indem du ein bisschen Bemühung machst – mit aller Bemühungen.

Und worum geht es sich zu bemühen? – „bhavabandhavimuktaye“, Befreiung – „mukti“, aus „bandha“ – den Fesseln, von „Bhava“ – materieller Existenz.
Und zwar aus sich selbst heraus – d.h. du musst es selbst tun. Dazu braucht es „yatnaḥ“ – das Streben.

Das ist genauso wie im Fall von Krankheiten. Auch dort musst du selbst die Medizin nehmen.
Wenn du krank bist, solltest du auch nicht nur die Verantwortung dem Arzt überlassen. Du musst selbst etwas tun, um gesund zu leben. Übernimm Verantwortung für deine eigene Gesundheit.
Übernimm Verantwortung für deine Befreiung. Nimm dir vor: „Ich will mich bemühen.“ Nimm dir heute vor: „Ich will mich heute bemühen! Ich will herauskommen aus den Fesseln.“ Wenn du bis jetzt jeden Tag einen Vers gehört hast, dann hast du schon einiges hoffentlich gelernt. Und wiederum heute, nimm dir heute wieder vor: „Ich will mich bemühen!“

Sei dir bewusst: „Wo sind Fesseln? Wo sind Verhaftungen? Wo sind Identifikationen? Wo bist du kränkbar? Wo stört es dich, wenn deine Wünsche nicht erfüllt werden? Wo machst du dir Sorgen um deinen Körper, deine Psyche, um dein Eigentum, deine Familie? – Überall Verhaftungen.

Befreie dich davon. Bemühe dich um Befreiung wieder und wieder. Löse dich davon, dass du der Körper bist. Wisse, ich bin nicht der Körper, die Psyche, ich bin das unsterbliche Selbst, das Bewusstsein hinter allem. Ich bin das Bewusstsein hinter meinem Chef, meinen Kollegen, meinen Kindern, dem Steuerbeamten, dem Nachbarn, Hausbesitzer, Mieter usw. Ich bin das Bewusstsein hinter meinen Yogaschülern, anderen Yogalehrern usw. Fühle immer wieder diese Einheit. Denke darüber nach, fühle es. Löse dich von Verhaftungen und meditiere über das höchste Selbst.

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