Viveka Chudamani – Vers 322

Deutsche Übersetzung:

322. Für den Weisen gibt es keine größere Gefahr, als Nachlässigkeit / Fahrlässigkeit bzgl. seiner wahren Natur (svasvarupa). Daraus entsteht Täuschung (moha), aus Täuschung entsteht Egoismus (ahandhi), aus Egoismus entsteht Anhaftung (bandha), und aus Anhaftung entsteht Leiden (vyatha).

Sanskrit Text:

na pramādād anartho’nyo jñāninaḥ sva-svarūpataḥ |
tato mohas tato’haṃ-dhīs tato bandhas tato vyathā || 322 ||

न प्रमादादनर्थो ऽन्यो ज्ञानिनः स्वस्वरूपतः |
ततो मोहस्ततो ऽहंधीस्ततो बन्धस्ततो व्यथा || ३२२ ||

na pramadad anartho’nyo jnaninah sva-svarupatah |
tato mohas tato’handhis tato bandhas tato vyatha || 322 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • na : nicht (Na)
  • pramādāt : als die Vernachlässigung (Pramada)
  • anarthaḥ : Unheil (Anartha)
  • anyaḥ : (existiert) ein größeres („anderes“, Anya)
  • jñāninaḥ : für den Weisen (Jnanin)
  • sva-svarūpataḥ : seiner eigenen (Sva) Wesensnatur (Svarupa)
  • tataḥ : daraus (entsteht, Tatas)
  • mohaḥ : Verblendung (Moha)
  • tataḥ : daraus
  • ahaṃ-dhīḥ : die Ich-Identifikation (Ahandhi)
  • tataḥ : daraus
  • bandhaḥ : Bindung, Gefangenschaft (Bandha)
  • tataḥ : daraus
  • vyathā : Leid (Vyatha)     || 322 ||

Kommentar

Shankara will uns hier ermutigen, vorsichtig und achtsam zu sein. Es ist so leicht, dass du deine guten Vorsätze vergisst. So schnell ist es geschehen. Vielleicht warst du vor kurzem sehr idealistisch. Die meisten Aspiranten, zumindest die, die Viveka Chudamani hören, kannten eine Phase, wo ihr Enthusiasmus grenzenlos war. Wo sie bereit waren, alles für die spirituelle Weisheit zu tun. Wo sie bereit waren, ihr ganzes Leben auf die Spiritualität auszurichten. Es war eine so schöne Zeit. Aber irgendwann fängt es an. Es dauert etwas. Es kann auch sein, dass plötzlich dein Energielevel runtergegangen ist. Es kann sein, dass man von einem spirituellen Lehrer enttäuscht worden ist, dass man irgendwie gehofft hatte, dass die tiefe Wonne, die man erfahren hatte, ständig bleiben würde und jetzt ist sie weg. Das kann sehr schnell gehen. Oder man wird leichtsinnig und denkt: „Jetzt brauche ich meine Praktiken nicht mehr – so! Ich weiß ja, dass ich das unsterbliche Selbst bin.“ Und wenn du das denkst, dass du weißt, dass du das unsterbliche Selbst bist, dann kann es ab dem Zeitpunkt Probleme geben.
So sagt Shankara in diesem Vers, dass es keine größere Gefahr als Nachlässigkeit und Fahrlässigkeit gibt. Dann vergisst du das Ganze. Du vergisst, dass deine wahre Natur die Unsterblichkeit ist. Daraus entsteht dann die Täuschung (Moha) und aus dieser Täuschung, Moha, die man auch als Avidya bezeichnen kann, entsteht ein Egoismus. Hier nennt er es Ahandhi, das ist das Gleiche wie Asmita, Verhaftung an Egoismus, Identifikation. Dann merkst du, dass du plötzlich nicht mehr so spirituell bist. Dass du plötzlich nicht mehr so viel Gutes tun willst, all das kann plötzlich geschehen. Wenn du das merkst, dann sei wieder achtsam. Arbeite so, wie es Shankara gesagt hat. Sei achtsam und nicht nachlässig. Das ist sehr wichtig. So viele Menschen haben so schöne Erfahrungen gehabt, so schöne Erfahrungen gemacht und sind dann nachlässig geworden. Vermeide diesen Fehler.

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