Viveka Chudamani – Vers 253

Deutsche Übersetzung:

253. Was man sich auch immer aus Unwissenheit vorstellt, das ist – wenn es richtig erkannt wird – einzig und alleine die Absolute Wirklichkeit, nicht verschieden/getrennt von Ihr. Die bunte Traumwelt entsteht und vergeht mit dem Traum. Erscheint es denn beim Erwachen als sei sie getrennt vom eigenen Verstand?

Sanskrit Text:

yatra bhrāntyā kalpitaṃ tad-viveke
tat tan-mātraṃ naiva tasmād vibhinnam |
svapne naṣṭaṃ svapna-viśvaṃ vicitraṃ
svasmād bhinnaṃ kin nu dṛṣṭaṃ prabodhe || 253 ||

यत्र भ्रान्त्या कल्पितं तद्विवेके
तत्तन्मात्रं नैव तस्माद्विभिन्नम् |
स्वप्ने नष्टं स्वप्नविश्वं विचित्रं
स्वस्माद्भिन्नं किन्नु दृष्टं प्रबोधे || २५३ ||

yatra bhrantya kalpitam tad-viveke
tat tan-matram naiva tasmad vibhinnam |
svapne nashtam svapna-vishvam vichitram
svasmad bhinnam kin nu drishtam prabodhe || 253 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • yatra : worin, in welchem (Bewusstseinszustand, Yatra)
  • bhrāntyā : durch Verwirrung, Täuschung (Bhranti)
  • kalpitam : etwas vorgestellt wird (Kalpita)
  • tad-viveke : bei dessen (Tad) genauerer Untersuchung (Viveka)
  • tat : dieses (Vortgestellte, Tad)
  • tan-mātram : hat jenes (in das oder worauf es projiziert wurde) zur Essenz (Tanmatra)
  • na : nicht (Na)
  • eva : tatsächlich (wahrlich, Eva)
  • tasmāt : von dieser (Grundlage, Tad)
  • vibhinnam : es ist verschieden (Vibhinna)
  • svapne : mit dem Traum (Svapna)
  • naṣṭam : (ist entstanden und) verschwunden (Nashta)
  • svapna-viśvam : Traum-Welt (SvapnaVishva)
  • vicitram : die vielfältige, bunte (Vichitra)
  • svasmāt : von einem selbst (Sva)
  • bhinnam : als etwas Getrenntes (Bhinna)
  • kim : etwa („was“, Kim)
  • nu : denn (Nu)
  • dṛṣṭam : wird sie wahrgenommen („gesehen“, Drishta)
  • prabodhe : nach dem Erwachen (Prabodha)     || 253 ||

Kommentar

Wieder nutzt Shankara die Analogie von Traum und Traumwelt und Traumpersonen. Vermutlich hast du die Nacht geträumt, auch wenn du dich nicht mehr daran erinnerst. Was ist mit der Traumwelt passiert, als du aufgewacht bist?
Sie ist verschwunden. Woraus bestand die Traumwelt? Aus deinem Verstand, aus deinem Bewusstsein. Nichts in deiner Traumwelt war wirklich. Was du jetzt wahrnimmst ist auch nur Traumwelt. Wenn du in Nirvikalpa Samadhi bist, transzendierst du die gesamte Traumwelt. Du erfährst, wer du wirklich bist. Mache dir bewusst, dass du in dieser Traumwelt bist. Du hast vielleicht Aufgaben in dieser Traumwelt. Letztlich ist es der Traum von Brahma, dem Schöpfer oder Ishvara und es scheint so, als ob es die Traumwelt gibt. Du tust etwas im Traum und der Traum hat seinen Sinn und so ähnlich mag auch diese Welt ihren Sinn haben. Du hast Aufgaben, tust Dinge als Teile des Traumes Gottes. Aber identifiziere dich nicht damit.
Löse dich immer wieder und sieh die Welt als ein Schauspiel an. So wie ein Traum auch traumatische Phasen hat, schöne und weniger schöne Phasen hat, so hat auch diese Welt schöne und weniger schöne, dramatische und weniger dramatische Erfahrungen.
Lebe dein Leben gut, aber identifiziere dich nicht. Sei dir bewusst, dass du das unsterbliche Selbst, der Atman bist.

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