Viveka Chudamani – Vers 302

Deutsche Übersetzung:

302. Das Ich-Gefühl (ahankara) umschlingt den Schatz der Absoluten Glückseligkeit (brahmanandanidhi) wie eine mächtige schreckliche Schlange mit ihren drei furchterregenden Köpfen, den drei Grundeigenschaften der Natur (guna) und bewahrt ihn für sich selbst/ zum eigenen Nutzen. Der Weise spaltet die drei Köpfe und tötet die Schlange mit dem großen leuchtenden Schwert der Erkenntnis in Übereinstimmung mit den Lehren der Schriften (shruti). Dann erst kann er diesen glückverheißenden Schatz genießen.

Sanskrit Text:

brahmānanda-nidhir mahā-balavatāhaṅkāra-ghorāhinā
saṃveṣṭyātmani rakṣyate guṇa-mayaiś caṇḍais tribhir mastakaiḥ |
vijñānākhya-mahāsinā śrutimatā vicchidya śīrṣa-trayaṃ
nirmūlyāhim imaṃ nidhiṃ sukha-karaṃ dhīro’nubhoktuṃ kṣamaḥ || 302 ||

ब्रह्मानन्दनिधिर्महाबलवताहङ्कारघोराहिना
संवेष्ट्यात्मनि रक्ष्यते गुणमयैश्चण्डैस्त्रिभिर्मस्तकैः |
विज्ञानाख्यमहासिना श्रुतिमता विच्छिद्य शीर्षत्रयं
निर्मूल्याहिमिमं निधिं सुखकरं धीरो ऽनुभोक्तुंक्षमः || ३०२ ||

brahmananda-nidhir maha-balavatahankara-ghorahina
samveshtyatmani rakshyate guna-mayaish chandais tribhir mastakaih |
vijnanakhya-mahasina shrutimata vichchhidya shirsha-trayam
nirmulyahim imam nidhim sukha-karam dhiro’nubhoktum kshamah || 302 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • brahmānanda-nidhiḥ : der Schatz (Nidhi) der Glückseligkeit des Absoluten (Brahmananda)
  • mahā-balavatā : von dem äußerst (Maha) mächtigen (Balavat)
  • ahaṅkāra-ghorāhinā : furchtbaren (Ghora) Drachen (Ahi) des Egos (Ahankara)
  • saṃveṣṭya : umschlungen (sam + veṣṭ)
  • ātmani : in einem selbst (Atman)
  • rakṣyate : wird bewacht (Rakshita)
  • guṇa-mayaiḥ : bestehend (Maya) aus den (drei) Qualitäten (Guna)
  • caṇḍaiḥ : grausigen (Chanda)
  • tribhiḥ : mit drei (Tri)
  • mastakaiḥ : Köpfen (Mastaka)
  • vijñānākhya-mahāsinā : gewaltigen (Maha) Schwert (Asi) namens (Akhya) Erkenntnis (Vijnana)
  • śrutimatā : mit dem glorreichen („auf der heiligen Überlieferung basierenden“, Shrutimant)
  • vicchidya : indem man abgeschlagen hat („abgetrennt habend“, chid)
  • śīrṣa-trayam : (seine) drei („Dreiheit“, Traya) Köpfe (Shirsha)
  • nirmūlya : (und somit) vernichtet hat („ausgerottet habend“, Nirmulay)
  • ahim : Drachen (Ahi)
  • imam : diesen (Ayam)
  • nidhim : Schatz (Nidhi)
  • sukha-karam : Freude spendenden (Sukhakara)
  • dhīraḥ : der Weise (Dhira)
  • anubhoktum : zu genießen (anu + bhuj)
  • kṣamaḥ : ist fähig (Kshama)     || 302 ||

Kommentar

Du bist das unsterbliche Selbst. Du bist der Atman. Und was ist dieser Atman? Sat-Chid-Ananda. Ananda ist Freude. Shankara nennt es brahmananda, die Freude des Selbst. Brahma, das Selbst, das Absolute ist deine wahre Natur und dein Schatz, nach dem du strebst. Es ist immer wieder wichtig zu verstehen, dass du danach suchst. Du suchst nach diesem Schatz des Selbst. Du willst herausfinden, wer du bist. Letztlich ist jede Art der Freude, nach der du suchst, eine Widerspiegelung dieser unendlichen Freude in dir.
Woher kommt es, dass du diese Freude nicht erfährst?
Shankara sagt hier, dass Ahamkara der Grund dafür ist, das Ich-Gefühl. Das Ich-Gefühl hat drei Köpfe, wie eine Schlange.
In Indien werden Schlangen oft als Beispiel verwendet. Hier ist die Schlange das Bedrohliche, das, was dich in Angst und Schrecken versetzt. Sie hat drei Köpfe, drei Gunas: Sattva, Rajas und Tamas. Alle drei sind in dir. Ich nehme an, du kennst sie?

Tamas ist Trägheit, Dunkelheit, Depressivität, Faulheit. Rajas ist Unruhe und Sattva ist die Reinheit. Und wie kannst du die drei überwinden? Du überwindest sie, indem du diese drei zunächst einmal spaltest. Das kann man unterschiedlich interpretieren. Man kann sagen, dass man jeden einzelnen Kopf spaltet, man könnte aber auch sagen, dass man sie sich erst einmal bewusst macht.
Anstatt zu sagen: „Oh ich bin so traurig. Ich habe überhaupt keine Energie.“ Also Ahamkara, die Identifikation walten zu lassen, könntest du sagen, dass in deinem Chitta Tamas ist. Nicht ich bin traurig, ich bin müde, ich bin antriebslos, sondern in meinem Chitta ist Tamas. Oder in meinem Manas (Denken und Fühlen) ist Tamas.

So kannst du das sagen oder anstatt zu sagen, dass du sehr aufgeregt bist, kannst du sagen: „In meinem Manas, meinem Denken und Fühlen ist gerade Rajas.“

Oder anstatt zu sagen: „Ich fühle mich so leicht, ich hatte so tolle Erfahrungen“ sagst du: „Mein Manas ist gerade sehr sattvig.“ Indem du daran arbeitest, dich nicht mit deinen Gedanken und Gefühlen zu identifizieren, kannst du zu den nächsten Schritten kommen.

Shankara sagt dann, dass das Schwert der Unterscheidung kommt. Du schneidest durch. Du sagst, dass du nicht Rajas, Sattva oder Tamas bist. Ich bin nicht der Gemütszustand der durch Sattva, Rajas und Tamas geht. Ich bin das unsterbliche Selbst. Daher bin ich Sat-Chid-Ananda-Swarupoham.

In diesem Sinne spalte zunächst Rajas, Sattva und Tamas und zum Zweiten spalte das Ich vom Gemütszustand und dann erkenne, wer du wirklich bist. Dann erfährst du Sat-Chid-Ananda, deine wahre Natur.

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