Viveka Chudamani – Vers 256

Deutsche Übersetzung:

256. Das was von den sechs Arten des Leidens unberührt bleibt, worüber die Yogis in ihrem Herzen/Inneren (hrid) meditieren, was durch die Sinnesorgane nicht erfasst werden kann, das was der Intellekt (buddhi) nicht erkennen kann, was von makelloser Vortrefflichkeit ist – das ist Brahman, die Absolute Wirklichkeit. „Tat tvam asi“ das bist du. Meditiere darüber im Geist!

Sanskrit Text:

ṣaḍbhir ūrmibhir ayogi yogi-hṛd-
bhāvitaṃ na karaṇair vibhāvitam |
buddhyavedyam anavadyam asti yad
brahma tat tvam asi bhāvayātmani || 256 ||

षड्भिरूर्मिभिरयोगि योगिहृ-
द्भावितं न करणैर्विभावितम् |
बुद्ध्यवेद्यमनवद्यमस्ति य-
द्ब्रह्म तत्त्वमसि भावयात्मनि || २५६ ||

shadbhir urmibhir ayogi yogi-hrid-
bhavitam na karanair vibhavitam |
buddhyavedyam anavadyam asti yad
brahma tat tvam asi bhavayatmani || 256 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • ṣaḍbhiḥ : von den sechs (Shash)
  • ūrmibhiḥ : Wellen (des Leids, Urmi)
  • ayogi : unbeeinflusst („getrennt“, Ayogin)
  • yogi-hṛd-bhāvitam : worüber in den Herzen (Hrid) der Yogis meditiert wird (Bhavita)
  • na : nicht (Na)
  • karaṇaiḥ : mit den Sinnesorganen (Karana)
  • vibhāvitam : wahrgenommen wird (Vibhavita)
  • buddhyavedyam : vom Intellekt, Verstand (Buddhi) nicht zu erkennen (Avedya)
  • anavadyam : makellos (Anavadya)
  • asti : ist (Asti)
  • yat : was (Yat)
  • brahma : das Absolute (Brahma)
  • tat : das (Tad)
  • tvam : du (Tvam)
  • asi : bist (Asi)
  • bhāvaya : (darüber) meditiere (bhū)
  • ātmani : im Geist (Atman)     || 256 ||

Kommentar

Wir sind bei den Versen, die den Refrain haben: brahma tat tvam asi bhāvayātmani.
Brahman, das bist du. Meditiere darüber in der Seele.
Was bist du? Du bist das, was von den sechs Arten des Leidens unberührt bleibt. Wenn du leidest, dann sei dir bewusst, dass du nicht das Leiden bist. Es gibt Leiden im Körper, es gibt Leiden in der Psyche. Es gibt Leiden, die dir durch andere Wesen zustoßen usw. Ich will jetzt nicht auf alle sechs eingehen. Aber wenn du zwischendurch Leiden erfährst, dann sage dir Neti-Neti, ich bin nicht dieses Leiden. Ich bin jenseits des Leidens. Körper geht durch Leiden. Er ist mal gesund, mal krank. Die Psyche geht durch vieles hindurch und reagiert auf vieles. Aber du bist nicht das Leiden.
Yogis meditieren darüber in ihrem Herzen. Gehe tief in dein Herz und spüre dort das Bewusstsein. Dieses Höchste ist nicht erfahrbar durch die Sinnesorgane und auch nicht durch den Intellekt. Deshalb ist es egal, wie du oft du darüber nachdenkst, wer du wirklich bist, erfahren kannst du es nicht. Du kannst nicht wirklich herausfinden, wer du wirklich bist. Denn du bist nicht der Intellekt, aber du bist von makelloser Vortrefflichkeit. Wenn du alles weglässt, was du nicht bist, bleibt Makellosigkeit übrig. D.h. auch, dass du kein schlechtes Gewissen haben musst, tief in der Seele bist du vollkommen. Auf einer relativen Ebene magst du dich über dich oder andere ärgern. Auf einer relativen Ebene magst du sagen, dass du dich nicht richtig verhalten hast, dass du so viele Fehler in der Psyche hast, so viele Wünsche hast, soviel Gier, dich nicht immer richtig verhältst, Leid für dich und andere schaffst etc. Aber in der Tiefe des Wesens bist du vollkommen oder wie es Shankara sagt, brahma tat tvam asi bhāvayātmani – das bist du bhavayatmi, meditiere darüber in der Tiefe deiner Seele.

Meditiere darüber, löse dich von allem Leiden, allem Sinnlichen, allem Intellekt. Meditiere tief im Herzen. Gehe jetzt ganz tief ins Herzen hinein und spüre, dass du das unsterbliche Selbst, der Atman bist.

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