Viveka Chudamani – Vers 271

Deutsche Übersetzung:

271. Weil die Menschen nach weltlichen Dingen streben, dogmatisch an den Schriften hängen und dem Körper verhaftet sind, können sie die Wahrheit nicht erkennen.

Sanskrit Text:

loka-vāsanayā jantoḥ śāstra-vāsanayāpi ca |
deha-vāsanayā jñānaṃ yathāvan naiva jāyate || 271 ||

लोकवासनया जन्तोः शास्त्रवासनयापि च |
देहवासनया ज्ञानं यथावन्नैव जायते || २७१ ||

loka-vasanaya jantoh shastra-vasanayapi cha |
deha-vasanaya jnanam yathavan naiva jayate || 271 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • loka-vāsanayā : durch das Verlangen (Vasana, nach der Entsprechung) weltlicher Gepflogenheiten (Loka)
  • jantoḥ : des Menschen (Jantu)
  • śāstra-vāsanayā : durch das Verlangen nach (dem Wissen) der Lehrtexte (Shastra)
  • api : auch (Api)
  • ca : und (Cha)
  • deha-vāsanayā : durch das Verlangen nach (der Befriedigung) des Körpers (Deha)
  • jñānam : Erkenntnis (Jnana)
  • yathāvat : wahre („richtige“, Yathavat)
  • na : nicht (Na)
  • eva : gewiss (Eva)
  • jāyate : entsteht (jan)     || 271 ||

Kommentar

Shankara wiederholt hier immer wieder ähnliche Dinge. Die letzten Verse haben alle einen ähnlichen Inhalt. Deshalb will ich bei den nächsten Versen diese Grundaussagen von Vedanta besonders vor dem Hintergrund von speziellen Problemen auslegen.
Angenommen du hast Kopfweh. Was bedeutet dieser Vers für dich? Zunächst einmal sei nicht an den Körper verhaftet. Angenommen du hast Kopfweh, dann kannst du dir zunächst sagen, dass du nicht der Körper bist. Ob der Kopf schmerzt oder nicht, ist unerheblich. Der Körper ist mein Instrument. Der Kopf ist mein Instrument. Kopfweh kommt, Kopfweh geht. Das ist nicht weiter tragisch. Viel Kopfweh entsteht dadurch, dass man sich Sorgen über das Kopfweh macht. Kopfweh ist eine Anpassungsreaktion des Körpers. Du brauchst dich darum nicht zu sehr zu sorgen. Sei dir bewusst, dass du nicht der Körper bist und das Kopfweh vorbei geht. Natürlich kannst du auch sagen, dass du eine bestimmte Verantwortung für den Körper hast. Deshalb werde ich mich um ihn kümmern. Du könntest auch überlegen, ob der Körper etwas braucht, ob deine Ernährung vielleicht nicht besonders gut war oder du zu wenig meditiert hast. Habe ich die Tiefenentspannung vernachlässigt?
Du kannst schon überlegen, was du tun könntest, damit es dem Kopf wieder besser geht. Du kannst auch überlegen, ob du einfach tief atmen sollst oder dir eine vedantische Affirmation sagst. Du kannst zu dir selbst sprechen und sagen: „An der Oberfläche meines Geistes bemerke ich Kopfweh. Aber ich bin nicht der Kopf und ich bin nicht der Körper. In der Tiefe meines Wesens bin ich jetzt und in jedem Moment SeinWissenGlückseligkeit. In der Tiefe meines Wesens bin ich von nichts berührt und aus der Tiefe meines Wesens kommt die Kraft, dass auch Kopf und Körper sich gut fühlen. Ich freue mich darauf, dass schon bald sich der Körper vollkommen gesund fühlt. Jetzt momentan schmerzt mein Kopf, aber ich weiß, dass ich Sein-Wissen-Glückseligkeit bin und aus der Tiefe meines Selbst kommen Entspannung und Freude, die mein ganzes Wesen durchdringen.“
Das ist ein Beispiel, wie du Vedanta auch praktisch verwenden kannst. Du kannst, wenn du erstmal bewusst bist, dass du nicht der Körper bist, auch auf den Körper besser einwirken. Solange du dich mit dem Körper identifizierst, ist es schwierig etwas zu ändern.
Sei dir bewusst, dass du nicht der Körper bist und dann sei ohne allzu große Sorge. So ähnlich wie wenn ein Blumentopf umgefallen bist und du ihn wieder hinstellen willst, ist es nicht weiter tragisch. So ähnlich ist es, wenn etwas mit deinem Körper passiert, es ist nicht weiter tragisch. Kümmere dich um ihn und alles ist in Ordnung.

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2 Gedanken zu „Viveka Chudamani – Vers 271“

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