Viveka Chudamani – Vers 340

Deutsche Übersetzung:

340. In der Erkenntnis, dass alles das Selbst ist, liegt der Schlüssel zur Freiheit von Bindung. Es gibt nichts Höheres als zu erkennen, dass alles das Selbst ist (sarvatmata). Wenn man die Welt loslässt und stets im Selbst lebt, erkennt man: „Alles ist das Selbst“ (sarvatmabhava).

Sanskrit Text:

sarvātmatā bandha-vimukti-hetuḥ
sarvātmabhāvān na paro’sti kaś-cit |
dṛśyāgrahe saty upapadyate’sau
sarvātma-bhāvo’sya sadātma-niṣṭhayā || 340 ||

सर्वात्मता बन्धविमुक्तिहेतुः
सर्वात्मभावान्न परो ऽस्ति कश्चित् |
दृश्याग्रहे सत्युपपद्यते ऽसौ
सर्वात्मभावो ऽस्य सदात्मनिष्ठया || ३४० ||

sarvatmata bandha-vimukti-hetuh
sarvatma-bhavan na paro’sti kash-chit |
drishyagrahe saty upapadyate’sau
sarvatma-bhavo’sya sadatma-nishthaya || 340 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • sarvātmatā : (die Erfahrung,) die Seele von allem zu sein (Sarvatmata)
  • bandha-vimukti-hetuḥ : ist die Ursache (Hetu) für die  Befreiung (Vimukti) aus der Gefangenschaft (des Daseinswandels, Bandha)
  • sarvātmabhāvāt : als der Zustand, die Seele von allem zu sein (Sarvatmabhava)
  • na : nicht (Na)
  • paraḥ : höheres (Para)
  • asti : existiert (Asti)
  • kaś-cit : irgend etwas (KaChid)
  • dṛśyāgrahe : Nichtwahrnehmung (Agraha) der sichtbaren Welt (Drishya)
  • sati : bei der („seiend“, Sat)
  • upapadyate : tritt ein (upa + pad)
  • asau : der (Adas)
  • sarvātma-bhāvaḥ : Zustand, die Seele von allem zu sein (Sarvatmabhava)
  • asya : bei einem (Praktizierenden, Idam)
  • sadātma-niṣṭhayā : durch das Hingegebensein (Nishtha) an das wahre (Sat) Selbst (Atman)     || 340 ||

Kommentar

Ist es dir vielleicht vor kurzem so gegangen, dass du in einer Zwickmühle bist? Dass du weißt, was auch immer du tust, wird irgendjemandem wehtun? Was auch immer du tust, wird irgendwo falsch sein?
Vielleicht gibt es irgendetwas in deiner Partnerschaft und egal, was du sagst, es wird zu Problemen führen. Vielleicht hast du Probleme mit deinem Sohn oder deiner Tochter? Egal, was du sagst, es wird nicht einfach sein. Vielleicht bist du auch auf der Arbeit in einer Zwickmühle. Du bist in einem ethischen Dilemma oder weißt nicht, was du tun sollst.
Shankara gibt dir einen Tipp, der dir zu mehr Gelassenheit helfen wird:
In der Erkenntnis, dass alles das Selbst ist, liegt der Schlüssel zur Freiheit von Bindung. Es gibt nichts Höheres als zu erkennen, dass alles das Selbst ist (sarvatmata). Wenn man die Welt loslässt und stets im Selbst lebt, erkennt man: „Alles ist das Selbst“ (sarvatmabhava).
In der Welt selbst gibt es keine dauerhafte Lösung der Probleme. Wenn du in einer Zwickmühle bist, erkenne das an und sage: „Ich lebe in dieser dualistischen Welt, deshalb bin ich in einer Zwickmühle. Diese Zwickmühle ist auch ganz okay. Ich bin das unsterbliche Selbst. Ich bin der Atman. Die Zwickmühle ist nicht weiter von Relevanz. Und egal, ob ich mich jetzt richtig oder falsch entscheide, egal, was dort ist, es ist nicht so wichtig. Hinter allem ist das Selbst. In meinen Kollegen ist das Selbst. In meinem Chef ist das Selbst. In meinen Kindern ist das Selbst. In meinem Partner ist das Selbst. Überall. Alle sind Manifestationen des höchsten Selbst.“
Auf einer relativen Ebene musst du dich entscheiden aber die Zwickmühle ist ja nicht die Schwierigkeit, dass du dich entscheiden musst, sondern dass du dich identifizierst und denkst, wenn du dich falsch verhältst, dass dann so viel Schlimmes passiert. Es passiert nicht so viel Schlimmes. Du bist das unsterbliche Selbst und Ishvara, Gott selbst macht, was zu tun ist. Wenn du zu Gott sagst: „Dein Wille geschehe, nicht mein Wille. Zeige mir dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten“ ist danach ziemlich egal, was kommt. Identifiziere dich nicht, lasse los. Selbst wenn die Kritik nachher ernst ist, wenn nachher Probleme kommen, sei dir bewusst, dass du nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hast und es war im Karma, dass es so oder so ausgeht. Wer sagt denn, dass es ein Zeichen ist, wenn man sich richtig entschieden hat, dass man erfolgreich ist? Nein, ist es nicht. Du hast schon so viel gelernt durch Sachen, die schief gegangen sind. Wäre es gut gewesen, wenn nichts in deinem Leben schief gegangen wäre?
So vieles hast du gemacht, von dem du sagen könntest: Hätte ich es anders gemacht, wäre es erfolgreicher gewesen. Wäre es besser gewesen? Nein. Der Sinn des Lebens ist nicht, erfolgreich zu sein. Der Sinn des Lebens ist, Gottverwirklichung zu erreichen. Und das erreichst du durch schöne und weniger schöne Erfahrungen. Und vor allen Dingen erreichst du es, indem du die Erkenntnis pflegst, dass alles das Selbst ist. Darin liegt der Schlüssel zur Freiheit von Bindung. Es gibt nichts Höheres, als das zu erkennen. Lass die relative Welt dich nicht aus dieser Erkenntnis herausbringen. Erkenne sarvātma-bhāvaḥ. Komme in diesen Zustand, wo du weißt, dass du die Seele von allem bist.

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