Deutsche Übersetzung:
543. Ewig freudvoll in höchster Glückseligkeit durchwandert der Erleuchtete die Welt, mal wie ein Dummkopf /Narr, mal wie ein Weiser, mal mit der Erhabenheit eines Königs, mal umherstreifend wie ein Bettler, mal liebenswürdig, mal reglos wie eine Schlange, mal verehrt, mal verachtet, mal vollkommen unerkannt.
Sanskrit Text:
kva-cin mūḍho vidvān kva-cid api mahārāja-vibhavaḥ
kva-cid bhrāntaḥ saumyaḥ kva-cid aja-garācāra-kalitaḥ |
kva-cit pātrī-bhūtaḥ kva-cid avamataḥ kvāpy aviditaḥ
caraty evaṃ prājñaḥ satata-paramānanda-sukhitaḥ || 543 ||
क्वचिन्मूढो विद्वान्क्वचिदपि महाराजविभवः
क्वचिद्भ्रान्तः सौम्यः क्वचिदजगराचारकलितः |
क्वचित्पात्रीभूतः क्वचिदवमतः क्वाप्यविदितः
चरत्येवं प्राज्ञः सततपरमानन्दसुखितः || ५४३ ||
kva-chin mudho vidvan kva-chid api maharaja-vibhavah
kva-chid bhrantah saumyah kva-chid aja-garachara-kalitah |
kva-chit patri-bhutah kva-chid avamatah kvapy aviditah
charaty evam prajnah satata-paramananda-sukhitah || 543 ||
Wort-für-Wort-Übersetzung:
- kva-cit : manchmal (Kvachid)
- mūḍhaḥ : töricht (Mudha)
- vidvān : weise (Vidvams)
- kva-cit : manchmal
- api : auch (Api)
- mahārāja-vibhavaḥ : mit der Majestät (Vibhava) eines großen Fürsten (Maharaja)
- kva-cit : manchmal
- bhrāntaḥ : verwirrt (Bhranta)
- saumyaḥ : sanft, glücksverheißend (Saumya)
- kva-cit : manchmal
- aja-garācāra-kalitaḥ : die Verhaltensweise (Achara) einer (reglosen) Riesenschlange (Ajagara) annehmend (Kalita)
- kva-cit : manchmal
- pātrī-bhūtaḥ : gewürdigt, geehrt (Patribhuta)
- kva-cit : manchmal
- avamataḥ : geringschätzig behandelt („missachtet“, Avamata)
- kvāpi : manchmal (Kvapi)
- aviditaḥ : unerkannt (Avidita)
- carati : wandert, wandelt (car)
- evam : in dieser Weise, so (Evam)
- prājñaḥ : der Weise (Prajna)
- satata-paramānanda-sukhitaḥ : beglückt (Sukhita) durch ununterbrochene (Satata) höchste Glückseligkeit (Paramananda) || 543 ||
Kommentar
Wie ist ein Gottverwirklichter? Wo ist er? Ist ein Gottverwirklichter höflich oder unhöflich? Lebt er allein oder mit vielen Menschen? Kann ein Gottverwirklichter in dieser Welt überhaupt leben? Wie ist ein Jivanmukta?
Lausche, was Shankara über den Gottverwirklichten schreibt: „Ewig freudvoll in höchster Glückseligkeit durchwandert der Erleuchtete die Welt, mal wie ein Dummkopf /Narr, mal wie ein Weiser, mal mit der Erhabenheit eines Königs, mal umherstreifend wie ein Bettler, mal liebenswürdig, mal reglos wie eine Schlange, mal verehrt, mal verachtet, mal vollkommen unerkannt.“
Für einen Weisen spielt das alles keine Rolle. Einem Weisen geht es nicht darum, eine Maske aufzusetzen. Der Weise folgt seinem Karma und er tut das, was aus seinem inneren Impuls heraus kommt. Er macht sich keine Sorgen um irgendetwas. Ich hatte ja das große Glück mit einem großen Meister gelebt zu haben, Swami Vishnu-devananda. Auf eine gewisse Weise hat er all das hier verwirklicht. Swami Vishnu strahlte eine große Freude aus. Das konnte man merken. In ihm war die große Freude. Manchmal schien er aber auch ziemlich verrückt zu sein. Manchmal schien er verrückte Ideen zu haben und dass er dafür von anderen kritisiert wurde, hat ihm nichts ausgemacht. Es war ihm ziemlich egal, was andere über ihn dachten.
Manchmal haben sich seine verrückten Ideen als wirklich verrückt herausgestellt und sie konnten nicht umgesetzt werden. Es hat ihm nichts ausgemacht. Manchmal kamen aus seinen verrückten Ideen ganz großartige Dinge, die keiner gedacht hätte. Manchmal war er aber auch sehr weise. Er konnte andere verstehen. Er konnte mit großer Weisheit über die Schriften sprechen. Und so konnte man einen sehr großen Respekt vor ihm haben. Er kannte die Schriften. Er kannte sich in der Wissenschaft, in Psychologie, Physik, Biologie aus. Er war auf dem neusten Stand der Wissenschaft. Er kannte die Bhagavad Gita, die Upanishaden, Sanskrit und vieles mehr. So war er wie ein Weiser.
Mal hatte er die Erhabenheit eines Königs. Swami Vishnu konnte auch mit Respektspersonen umgehen. Er war eine Weile der Privatlehrer des künftigen Königs von Spanien. Er zeigte ihm wie der Kopfstand geht. Er war derjenige, der die Beatles auf den Yogaweg gebracht hat. Er hatte mit Muhammed Ali zu tun und manche munkeln sogar, dass er der Yogalehrer von Marilyn Monroe war. Er verhandelte mit politischen Führern in Indien zur Zeit der Hindu-Sikh-Unruhen. Er konnte wie ein König mit großer Ausstrahlung sein. Aber mal umherstreifend wie ein Bettler. Er hat auch mal Phasen gehabt, in denen er von niemandem erkannt werden wollte. Ich kenne zwei Phasen von ihm, in denen er einfach ohne Ankündigung verschwunden war mit dem Flugzeug. Er ist dann als Bettelmönch durch die Gegend gegangen, von niemandem erkannt.
Er konnte sehr liebenswürdig sein. Wenn Swami Vishnu mit jemandem gesprochen hat und liebenswürdig war, dann hat einen das sofort im Herzen berührt. Er konnte aber auch schimpfen wenn er dachte, dass es hilfreich für den Schüler war. Er konnte vollkommen ruhig sein. Stundenlang meditieren oder Dinge geschehen lassen, wenn alles vor einem Kongress organisiert war, dann lag Swami Vishnu in der Hängematte. Alle anderen waren beschäftigt. Aber wenn nötig konnte er auch von morgens bis abends aktiv sein und eine Sache nach der anderen machen.
Er wurde mal verehrt und mal verachtet, weil er so unkonventionell war. Swami Vishnu hat es nichts ausgemacht.
Manche wussten, dass Swami Vishnu der große Guru war, der große Lehrer. Manche haben ihn missachtet und gedacht, dass sich so doch kein Guru verhalten konnte. So konnte ich in Swami Vishnu all das sehen, was Shankara hier über den Gottverwirklichten schreibt.
Noch einmal die Verse:
„Ewig freudvoll in höchster Glückseligkeit durchwandert der Erleuchtete die Welt, mal wie ein Dummkopf /Narr, mal wie ein Weiser, mal mit der Erhabenheit eines Königs, mal umherstreifend wie ein Bettler, mal liebenswürdig, mal reglos wie eine Schlange, mal verehrt, mal verachtet, mal vollkommen unerkannt.“
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