Viveka Chudamani – Vers 403

Deutsche Übersetzung:

403. Wie können da in der Höchsten Wirklichkeit, die non-dual (advitiya) und absolut (nirvishesha) ist, wo sich die Ursache der Unwissenheit (bhranti-karana), wie die Finsternis (tamas) im Licht (tejas) auflöst, Verschiedenheit / Getrenntheit (bhida) geben?

Sanskrit Text:

tejasīva tamo yatra pralīnaṃ bhrānti-kāraṇam |
advitīye pare tattve nirviśeṣe bhidā kutaḥ || 403 ||

तेजसीव तमो यत्र प्रलीनं भ्रान्तिकारणम् |
अद्वितीये परे तत्त्वे निर्विशेषे भिदा कुतः || ४०३ ||

tejasiva tamo yatra pralinam bhranti-karanam |
advitiye pare tattve nirvisheshe bhida kutah || 403 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • tejasi : im Licht (Tejas)
  • iva : wie (Iva)
  • tamaḥ : die Dunkelheit, Unwissenheit (Tamas)
  • yatra : in dem („wo“, Yatra)
  • pralīnam : sich auflöst („aufgelöst worden ist“, Pralina)
  • bhrānti-kāraṇam : die Ursache (Karana) der Verwirrung, Täuschung (Bhranti)
  • advitīye : ohne ein Zweites (Advitiya)
  • pare : in der höchsten (Para)
  • tattve : Wahrheit, Realität (Tattva)
  • nirviśeṣe : dem Absoluten („Ununterschiedenen“, Nirvishesha)
  • bhidā : eine Unterscheidung, Differenzierung (Bhida)
  • kutaḥ : woher (käme da, Kutas)     || 403 ||

Kommentar

In der höchsten göttlichen Wirklichkeit gibt es keine Verschiedenheit. Die Verschiedenheit löst sich in dem Moment auf, wo du sie verwirklichst. Was musst du tun, um Finsternis zu vertreiben? Du musst nicht schauen, wie du Finsternis aus einem Raum hinausbekommst, du musst nur Licht in den Raum hineingeben.
Was musst du tun, um die Unwissenheit zu vertreiben? Du musst nicht die Unwissenheit vertreiben, du musst Wissen erzeugen.
Und wie kannst du die Vorstellung, dass es ein Universum gibt überwinden? Du kannst sie überwinden, indem du Brahman erfährst.
Wie kannst du aus der Traumwelt herauskommen? Du kannst aus der Traumwelt herauskommen, indem du aufwachst.
Wie kannst du die Vorstellung, dass es eine von dir getrennte Wirklichkeit gibt, überwinden? Die Vorstellung von einer getrennten Welt kann überwunden werden, indem du zu Brahman wirst, indem du in tiefem Samadhi die Einheit erfährst.
In diesem Sinne praktiziere deine Yoga Übungen. Praktiziere sie mit der Einstellung, dass du die Einheit erfahren willst. Indem du bewusst mit der Sehnsucht praktizierst, die Einheit zu erfahren, erfährst du sie irgendwann.
Überwinde die Dunkelheit durch das Licht. Mache dir bewusst, alle Yoga Praktiken dienen der Einheit. Die ganze Ethik ist auf Einheit ausgerichtet. Warum solltest du andere nicht verletzen? Du solltest andere nicht verletzen, weil du auch der andere bist.
Warum solltest du wahrhaftig sein? Du bist der andere, warum solltest du ihn betrügen?
Warum solltest du Asteya (Nicht-Stehlen) üben? Du bist der andere, warum solltest du ihm etwas wegnehmen?
Warum solltest du Brahmacharya (sexuelles Fehlverhalten) üben? Wenn du der andere bist, warum willst du dem anderen Leid zufügen, indem du dich falsch verhältst.
Warum solltest du Aparigraha (Unbestechlichkeit) üben? Wenn du der andere bist, dann ist es doch logisch, dass du ihn nicht zu bestechen brauchst, um zu bekommen, was du willst.
Aus der Einheit heraus kommt die yogische Ethik. Und die yogische Ethik ist darauf ausgerichtet, dass du die Einheit erfährst.

In diesem Sinne mache dir für heute besondere Gedanken um die yogische Ethik. Die yogische Ethik kommt aus der Einstellung der Einheit und will zur Einheit hinführen.

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