Viveka Chudamani – Vers 290

Deutsche Übersetzung:

290. Verschiebe /verlagere die Ich- Vorstellung / Identifikation vom Körper auf das Höchste Bewusstsein (chidatman), das wahre Selbst, dessen Wesen Existenz/Sein (sad) und Glückseligkeit/ Wonne (ananada) ist. Wende dich vom feinstofflichen Körper (linga) ab, verweile in dem Wahren Selbst.

Sanskrit Text:

cid-ātmani sadānande dehārūḍhām ahaṃ-dhiyam |
niveśya liṅgam utsṛjya kevalo bhava sarvadā || 290 ||

चिदात्मनि सदानन्दे देहारूढामहंधियम् |
निवेश्य लिङ्गमुत्सृज्य केवलो भव सर्वदा || २९० ||

chid-atmani sadanande deharudham ahan-dhiyam |
niveshya lingam utsrijya kevalo bhava sarvada || 290 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • cid-ātmani : auf das Selbst, das reines Bewusstsein ist (Chidatman)
  • sadānande : (und) beständige Wonne (Sadananda)
  • dehārūḍhām : die auf dem Körper (Deha) beruht („reitet“, Arudha)
  • ahaṃ-dhiyam : die Ich-Identifikation (Ahandhi)
  • niveśya : indem du ausgerichtet hast (ni + viś)
  • liṅgam : den feinstofflichen Körper (Linga)
  • utsṛjya : aufgebend („aufgegeben habend“, ut + sṛj)
  • kevalaḥ : (vollkommen) allein, unabhängig (Kevala)
  • bhava : sei (bhū)
  • sarvadā : stets, immer (Sarvada)     || 290 ||

Kommentar

Passiert es dir manchmal, dass du deinen eigenen Körper nicht magst? Dass du denkst, du bist zu dick, zu dünn, zu groß, zu klein, mit zu vielen Falten, zu wenig Haaren, zu kurzer Nase, zu dicker Nase, hast von etwas Unerwünschtem zu viel und von etwas Gewünschtem zu wenig?

Shankara antwortet dir wie folgt:

cid-ātmani sadānande dehārūḍhām ahaṃ-dhiyam |
niveśya liṅgam utsṛjya kevalo bhava sarvadā || 290 ||

Verschiebe die Ich- Vorstellung / Identifikation vom Körper auf das Höchste Bewusstsein (chidatman), das wahre Selbst, dessen Wesen Existenz/Sein (sad) und Glückseligkeit (ananda) ist. Wende dich vom feinstofflichen Körper ab, verweile in dem Wahren Selbst.

Wie gehst du am besten damit um, wenn du denkst, dein Körper ist zu dick, zu dünn, zu klein, zu groß, zu hell, zu dunkel, die Nase zu dick, zu kurz, zu wenig Haare, Gesicht zu faltig, Haut zu fett, unrein oder zu trocken?
Die Antwort ist ganz einfach: Identifiziere dich nicht damit! Du bist das unsterbliche Selbst. Du bist Atman. Sein und Glückseligkeit, wie Shankara sagt. Sat und Ananda bist du in Wirklichkeit. Es nützt nichts zu überlegen, wie du deinen Körper dünner machen kannst. Es nützt nichts zu überlegen, wie du besser deine Haut pflegen kannst. Soll ich meine Haare färben oder einen neuen Haarschnitt machen lassen? Du magst deine Rolle spielen und das ist in Ordnung. Wenn du eine Situation hast, in der es klüger ist, ein bisschen jünger zu erscheinen und du über 50 oder 60 Jahre alt bist mit grauen Haaren, dann färbe sie. Und wenn du trockene Haut hast, dann gib eine Fettcreme drauf. Wenn du sehr fettige Haut hast, noch jung bist, dann wasche sie ab oder mache was auch immer. Tue, was zu tun ist, aber wisse, dass du nicht der Körper bist. Du musst auf der körperlichen Ebene nicht nach Vollkommenheit streben. Vedantins würden sagen, dass die Vorstellung, dass der Körper nicht ausreichend schön aussieht, heißt, dass du über den Körper etwas projizierst was der Körper nicht ist. Schönheit ist letztlich im Selbst.
Die Freude erfährst du im Selbst und nicht im Körper. Wenn der Körper nicht schön genug ist, dann freue dich darüber. Sage Neti-Neti, nicht Dies, nicht Dies. Du kannst dankbar sein, dass der Körper so viel kann und so großartig ist. Aber was der Körper nicht so Schönes hat oder wo er nicht so gut ist, das spielt keine allzu große Rolle. Sage dir: „Sat-Chit-Ananda-Swarupoham, meine wahre Natur ist Sein-Wissen-Glückseligkeit.“ Körperlich geschieht, was geschehen soll. Der Körper atmet, das Herz schlägt, der Körper produziert Appetit. Bis zu einem gewissen Grad kannst du den Atem beeinflussen. Bis zu einem gewissen Grad kannst du Einfluss nehmen auf deinen Blutdruck, z.B. dadurch, dass du meditierst, Asanas übst, Pranayama übst, Tiefenentspannung machst. Die Haut sieht besser aus, wenn du dich gesund ernährst. Es ist besser, sich gesund zu ernähren, was dann auch ein gutes Körpergewicht gibt. Aber überbewerte es nicht. Du hast den Körper nur teilweise unter Kontrolle. Ob du jetzt eher untergewichtig oder übergewichtig bist, ist bis zu einem gewissen Grad Prädisposition. Auch Appetit ist Prädisposition oder auf die Kindheitserfahrungen zurückzuführen. Bis zu einem gewissen Grad kannst du Einfluss nehmen. So wie du auf ein Fahrrad Einfluss nehmen kannst oder auf deine Rollschuhe oder Schuhe. Du kannst etwas tun, aber nicht alles tun. Der Körper ist dein Fahrzeug. Du bist das unsterbliche Selbst und das unsterbliche Selbst ist, wie der Name schon sagt, unsterblich. Der Körper ist der Veränderung unterworfen. Das Selbst ist perfekt. Der Körper ist es nicht. Das Selbst ist die Quelle der Glückseligkeit. Der Körper ist es nicht. Mache dir das bewusst. Kümmere dich um den Körper im Rahmen des Möglichen und lasse los. Identifiziere dich nicht.

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