Viveka Chudamani – Vers 277

Deutsche Übersetzung:

277. Ein Yogi, der fortwährend im innersten Selbst verweilt, wird ganz still. Dann verschwinden alle Eindrücke und Wünsche (vasana). Daher übe gewissenhaft und löse die Projektionen auf das Selbst auf!

Sanskrit Text:

svātmany eva sadā sthitvā mano naśyati yoginaḥ |
vāsanānāṃ kṣayaś cātaḥ svādhyāsāpanayaṃ kuru || 277 ||

स्वात्मन्येव सदा स्थित्वा मनो नश्यति योगिनः |
वासनानां क्षयश्चातः स्वाध्यासापनयं कुरु || २७७ ||

svatmany eva sada sthitva mano nashyati yoginah |
vasananam kshayash chatah svadhyasapanayam kuru || 277 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • svātmani : im eigenen Selbst (Svatman)
  • eva : nur, allein (Eva)
  • sadā : stets (Sada)
  • sthitvā : indem er verweilt („verweilt habend“, sthā)
  • manaḥ : der Geist (Manas)
  • naśyati : verschwindet (naś)
  • yoginaḥ : des Praktizierenden (Yogin)
  • vāsanānām : der Wünsche (Vasana)
  • kṣayaḥ : (erfolgt) das Verschwinden (Kshaya)
  • ca : und (Cha)
  • ataḥ : aufgrund dessen (Atas)
  • svādhyāsāpanayam : die Beendigung („Vertreibung“, Apanaya) der falschen Identifikationen („Übertragung“, Adhyasa) des Selbst (Sva)
  • kuru : bewirke (kṛ)     || 277 ||

Kommentar

Ist es dir im Zug schon so gegangen, dass du erfahren hast, Lautsprecherdurchsage: „Wegen einer technischen Störung hat der Zug leider eine Stunde Verspätung. Die Anschlüsse können nicht garantiert werden.“ Wirst du dann nervös, unruhig, schimpfst du? Unterhältst du dich mit anderen Passagieren, wie schlimm die deutsche Bundesbahn ist. Das sind Möglichkeiten damit umzugehen.

Aber Shankara gibt uns im 277. Vers eine andere Möglichkeit damit umzugehen.

Er schreibt: „Ein Yogi, der fortwährend im innersten Selbst verweilt, wird ganz still. Dann verschwinden alle Eindrücke und Wünsche (vasana). Daher übe gewissenhaft und löse die Projektionen auf das Selbst auf!“

Sanskrit Text:
svātmany eva sadā sthitvā mano naśyati yoginaḥ |
vāsanānāṃ kṣayaś cātaḥ svādhyāsāpanayaṃ kuru || 277 ||

Wenn du im Selbst verweilst, wirst du ganz still. Und dann verschwinden alle Eindrücke und Wünsche. Alle Samskaras, alle Vasanas, alle Wünsche verschwinden. Und so gilt es, alle Eindrücke und Wünsche zu überwinden und so erfährst du deine wahre Natur. Wenn du also das große Glück hast, in einem Zug zu sein, indem du erfährst, dass es eine Verspätung geben wird, dann nimm das als Appell von Shankara. Gehe nach innen, verweile im Inneren und erfahre dort dein wahres Selbst.
Wenn du das nächste Mal in einem Zug, einer U-Bahn oder S-Bahn bist, die Verspätung hat und du nichts anderes tun kannst, als warten, dann sage: „Aha, einen Moment im Selbst verweilen.“ Lass den Körper ruhig werden, verweile einen Moment in der Stille, halte die Gedanken ruhig, vergiss die Gefühle, Gedanken, Emotionen, Ängste, die Emotionalität. Lächle darüber, nimm es liebevoll zur Kenntnis, lasse los und gehe dann tief ins Selbst. Spüre Sat-Chid-Ananda in dir oder dehne deine Bewusstheit weit aus. Spüre dich überall.

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