Viveka Chudamani – Vers 388

Deutsche Übersetzung:

388. Wo man fälschlicherweise denkt, dass etwas existiert, erkennt man mit der rechten Unterscheidung das Reale selber – das dort nichts anders als dieses ist. Die fälschlicherweise wahrgenommene Schlange verschwindet und das Seil erscheint als die Wahrheit wenn der Fehler beseitigt wird. Genauso erkennt man das wahre Wesen der Welt: das Selbst.

Sanskrit Text:

yatra bhrāntyā kalpitaṃ tad-viveke
tat tan-mātraṃ naiva tasmād vibhinnam |
bhrānter nāśe bhāti dṛṣṭāhi-tattvaṃ
rajjus tad-vad viśvam ātma-sva-rūpam || 388 ||

यत्र भ्रान्त्या कल्पितं तद्विवेके
तत्तन्मात्रं नैव तस्माद्विभिन्नम् |
भ्रान्तेर्नाशे भाति दृष्टाहितत्त्वं
रज्जुस्तद्वद्विश्वम् आत्मस्वरूपम् || ३८८ ||

yatra bhrantya kalpitam tad-viveke
tat tan-matram naiva tasmad vibhinnam |
bhranter nashe bhati drishtahi-tattvam
rajjus tad-vad vishvam atma-sva-rupam || 388 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • yatra : wo (Yatra)
  • bhrāntyā : durch Täuschung, Irrtum (Bhranti)
  • kalpitam : etwas vorgestellt wird (Kalpita)
  • tad-viveke : bei dessen (Tad) Untersuchung (Viveka)
  • tat : (erscheint) dieses (Tad)
  • tan-mātram : (als) nichts als (Matra) das (in Wirklichkeit Zugrundeliegende, Tad)
  • na : nicht (Na)
  • eva : gar (Eva)
  • tasmāt : (als etwas) von diesem (Tasmat)
  • vibhinnam : Verschiedenes (Vibhinna)
  • bhrānteḥ : der Täuschung (Bhranti)
  • nāśe : beim Verschwinden (Nasha)
  • bhāti : erscheint (bhā)
  • dṛṣṭāhi-tattvam : (als) Wirklichkeit (Tattva) der gesehenen (Drishta) Schlange (Ahi)
  • rajjuḥ : das Seil (Rajju)
  • tad-vat : genau so (Tadvat)
  • viśvam : (hat) das Universum (Vishva)
  • ātma-sva-rūpam : das Wesen („eigene Form“, Svarupa) des Selbst (Atman)     || 388 ||

Kommentar

Angenommen du siehst eine Schlange, dann kannst du die Schlange genauer untersuchen. Wenn du die Schlange genauer untersuchst, dann stellst du fest, dass die Schlange ein Seil ist.
Genauso ist es, wenn du im Dunklen spazieren gehst und dann einen bedrohlichen Mann vor dir stehen siehst oder etwas weiter weg. Du gehst weiter und erkennst, dass es ein Pfosten ist.
Oder angenommen du gehst in eine Gegend, wo eine schöne Villa ist und denkst, es wäre schön, wenn du es dir genauer anschaust. Plötzlich siehst du einen großen Hund, der zähnefletschend da ist und die Pfote bedrohlich erhoben hält. Du schaust dir das eine Weile an und erkennst, es ist nur die Statue eines Hundes, nichts Bedrohliches.
So ähnlich ist es, wenn du die Welt genauer untersuchst. Dann erkennst du, dass es keine von dir getrennte Welt gibt. Das, was in dieser Welt wirklich ist, das bist du. Mindestens in Ansatzpunkten gelingt das auch schon den Physikern. Die Physiker sagen es gibt kein Rot, Gelb, Grün oder Blau, sondern die Farben entstehen in deinem Geist. In der Welt gibt es nur Schwingungen. Genauso gibt es in der Welt keine Töne und Melodien. Diese entstehen in deinem Geist.
In der Welt gibt es keine Musik und keine Sprache. Es gibt einfach nur Klänge. Diese Klänge sind wiederum nichts anderes als Schwingungen. Es gibt noch nicht einmal Klänge. Wenn du es genauer untersuchst und schaust, was noch übrig bleibt, dann sind das Elektronen, Neutronen und Protonen. Worum handelt es sich hierbei? Letztlich sind auch das nur Energien. Was sind Energien? Energien sind Wahrscheinlichkeitswolken. Letztlich ist das, was übrig bleibt hinter allem, Bewusstsein. Ob es da jetzt tatsächlich irgendwelche Energiespektren gibt oder nicht, ist nicht so relevant. Jedenfalls ist das, was aus dieser Welt Formen und Farben und Interaktivität usw. macht, das Selbst, das Bewusstsein. Und was Trennungen sichtbar macht ist Bewusstsein. Es gibt keine Trennungen in dieser Welt. Du als Körper kannst gar nicht existieren, ohne die Luft, die du atmest oder die Erde auf der du stehst, ohne die Nahrung oder die Flüssigkeit, die du bekommst usw. Alles ist mit allem verbunden. Was aus diesem Ganzen das kosmische Drama macht, bist du selbst und dieses Selbst, dieses Bewusstsein ist in allem eins. Denke einmal darüber nach!

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