Viveka Chudamani – Vers 310

Deutsche Übersetzung:

310. Überwinde den Feind, das Ego! Gib ihm keine Chance dadurch, dass Du an Sinnesobjekte denkst! Denn das ist die Ursache der Widerbelebung des Ego, wie Wasser einen vertrockneten Zitronenbaum wiederbelebt.

Sanskrit Text:

nigṛhya śatror ahamo’vakāśaḥ
kva-cin na deyo viṣayānucintayā |
sa eva saṃjīvana-hetur asya
prakṣīṇa-jambīra-taror ivāmbu || 310 ||

निगृह्य शत्रोरहमो ऽवकाशः
क्वचिन्न देयो विषयानुचिन्तया |
स एव संजीवनहेतुरस्य
प्रक्षीणजम्बीरतरोरिवाम्बु || ३१० ||

nigrihya shatror ahamo’vakashah
kva-chin na deyo vishayanuchintaya |
sa eva sanjivana-hetur asya
prakshina-jambira-taror ivambu || 310 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • nigṛhya : nachdem man (es) bezwungen hat („bezwungen habend“, ni + grah)
  • śatroḥ : dem Feind (Shatru)
  • ahamaḥ : dem Ego (Aham)
  • avakāśaḥ : Raum, Gelegenheit (Avakasha)
  • kva-cit : zu irgend einer Zeit (Kvachid)
  • na : nicht (Na)
  • deyaḥ : darf gegeben werden (Deya)
  • viṣayānucintayā : durch Gedanken (Anuchinta) an Sinnesobjekte (Vishaya)
  • saḥ : das (Tad)
  • eva : genau (Eva)
  • saṃjīvana-hetuḥ : ist der Grund (Hetu) der Wiederbelebung (Sanjivana)
  • asya : des (Egos, Idam)
  • prakṣīṇa-jambīra-taroḥ : für einen (fast) verdorrten („eingegangenen“, Prakshina) Zitronenbaum (JambiraTaru)
  • iva : wie (Iva)
  • ambu : Wasser (Ambu)     || 310 ||

Kommentar

Wir sind im 310. Vers in diesem Kronjuwel (Chudamani) der Unterscheidung (Viveka) und Shankara geht hier ans Eingemachte.

Er sagt hier: „Überwinde den Feind, das Ego! Gib ihm keine Chance dadurch, dass Du an Sinnesobjekte denkst! Denn das ist die Ursache der Widerbelebung des Ego, wie Wasser einen vertrockneten Zitronenbaum wiederbelebt.“

Vielleicht bist du irgendwann soweit, dein Ego durchlässig zu machen. Vielleicht bist du irgendwann uneigennützig. Vielleicht ist es dir gelungen, nicht mehr verhaftet zu sein. Vielleicht ist es dir gelungen, dich von der Gier zu lösen und vielleicht genießt du schöne Meditationen. Oder du kannst dich an eine Zeit erinnern, in der es so war. Aber dann solltest du auf der Hut sein. Der Geist fängt wieder an zu denken. Er sieht etwas und sobald er etwas sieht, fangen wieder andere Gedanken an. Oder er denkt einfach, dass er eine Weile intensiv meditieren will. Menschen meditieren ein paar Tage intensiv und dann kommt plötzlich ein Gedanke, was sie jetzt unbedingt machen müssen und wenn sie das denken, was sie unbedingt machen müssen, dann geht langsam der Geist aus der Meditation heraus. Dann kommen die Wünsche, das Ego: Das muss ich noch unbedingt machen! Das brauche ich noch unbedingt! Das ist meine Mission!
Dann ist der ganze Frieden wieder dahin. Sei dir bewusst, dass das Ego letztlich dein Feind ist und du aktivierst das Ego, indem du an die Wünsche denkst. Du kannst auch lernen, deinen Feind zu deinem Freund zu machen. Auch das ist Teil des spirituellen Weges, zu lernen, wie du deinen Feind zu deinem Freund machen kannst. Aber nicht, indem du ihm erlaubst, Wünsche zu erzeugen, und erst Recht nicht, indem du dich mit den Wünschen identifizierst. Denke nochmals darüber nach, wie aus Gedanken Wünsche entstehen und wie du aus Wünschen das Ego verstärkst und wie aus dem Ego heraus Angst, Ärger, Unruhe und Niedergeschlagenheit erwachsen. Die einfachste Sache wäre, all das nicht zu erfahren und in der Wonne zu bleiben.

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