Viveka Chudamani – Vers 278

Deutsche Übersetzung:

278. Trägheit (tamas) wird durch Rastlosigkeit (rajas) und Reinheit (sattva) überwunden. Rastlosigkeit (rajas) durch Reinheit, Reinheit durch das reine Bewusstsein (shuddha). Daher sei in der Reinheit fest gegründet und beseitige die Projektionen auf das Selbst!

Sanskrit Text:

tamo dvābhyāṃ rajaḥ sattvāt sattvaṃ śuddhena naśyati |
tasmāt sattvam avaṣṭabhya svādhyāsāpanayaṃ kuru || 278 ||

तमो द्वाभ्यां रजः सत्त्वात्सत्त्वं शुद्धेन नश्यति |
तस्मात्सत्त्वमवष्टभ्य स्वाध्यासापनयं कुरु || २७८ ||

tamo dvabhyam rajah sattvat sattvam shuddhena nashyati |
tasmat sattvam avashtabhya svadhyasapanayam kuru || 278 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • tamaḥ : Trägheit, Finsternis (Tamas)
  • dvābhyām : durch die beiden (anderen, Dvi)
  • rajaḥ : Aktivität, Leidenschaft (Rajas)
  • sattvāt : aufgrund von Güte („Sein“, Sattva)
  • sattvam : Güte
  • śuddhena : durch das Eigenschaftslose („Reine“,  Shuddha)
  • naśyati : verschwindet (naś)
  • tasmāt : daher, deshalb (Tasmat)
  • sattvam : auf die Güte
  • avaṣṭabhya : gestützt (ava + stabh)
  • svādhyāsāpanayam : die Beendigung („Vertreibung“, Apanaya) der falschen Identifikationen („Übertragung“, Adhyasa) des Selbst (Sva)
  • kuru : bewirke (kṛ)     || 278 ||

Kommentar

Tamas wird durch Rajas und durch Reinheit überwunden. Er sagt hier tamaḥ dvābhyām rajaḥ sattvāt, also tamas, Trägheit, Finsternis, Depressivität, wird durch zweierlei überwunden.
Es wird überwunden durch Rajas (Aktivität) oder auch durch Sattva. Wenn du irgendwo Trägheit verspürst, traurig bist oder feststellst, dass dein Geist nicht klar ist, kannst du zweierlei Dinge tun: Gehe ins Rajas hinein, in die Aktivität. Mache zum Beispiel einen flotten Spaziergang, räume dein Zimmer auf, räume das Haus auf, tritt dir in den Hintern und mache etwas. Du kommst durch Aktivität aus Tamas, Unwissenheit, Trägheit heraus.

Du kommst aus dieser auch heraus, indem du dir ein Ziel setzt. Wenn dir die Arbeit zum Beispiel keine Freude macht, alles so langweilig ist, dann kannst du vielleicht mit deinem Chef, deinem Kollegen oder dir selber sprechen, was wäre denn das nächste Ziel? Was würde mir Freude machen? Was wäre das, was ich bräuchte, was mir einen Erfolg geben würde?
Du könntest auch schauen, angenommen du würdest es mit Freude machen wollen, wie würdest du es mit Freude machen?
Angenommen ich würde es mit Energie machen, wie würde ich es machen? Du kannst darüber nachdenken und das wäre Rajas.
Oder du gehst gleich zum Sattva über. Shankara sagt, dass es möglich ist gleich vom Tamas ins Sattva überzugehen. Du kannst zum Beispiel in einen Ashram gehen, verbringst ein Wochenende dort und nimmst an einem Seminar teil. Mache eine 5-tägige Yoga Ferienwoche mit.
Angenommen du bist müde, depressiv, hast eine Sinnkrise oder du bist einfach nur antriebslos. Wenn du ein paar Tage in einer Yogaatmosphäre bist, die sehr sattvig ist, fühlst du dich gleich besser. Du wirst von sattvigem Prana durchdrungen und es geht dir gleich besser.
Oder nimm die Übung der Meditation. Man hat festgestellt, dass manchmal sogar bei klinischer Depression, Meditation hilfreich ist. Statt zu überlegen, warum dich keiner mag, warum etwas nicht geht, etwas ausgerechnet dir passiert, überlege, was du machen kannst, damit etwas mehr Rajas im Sinne von Aktivität in dein Leben kommt. Was könntest du tun, um etwas mehr Sattva zu haben? Sattva ist Reinheit, Prana, Leichtigkeit. Asanas und Pranayama helfen dir dabei.

Als nächstes sagt Shankara, dass Rajas durch Sattva überwunden wird. Wenn du Rajas überwinden willst, dann brauchst du Sattva. Wenn du feststellst, dass du gierig bist, dass du unruhig bist, dass du nervös bist oder du einen Wunsch hast, den du nicht loslassen kannst, dich über etwas ärgerst, dann weißt du, dass dort viel Rajas ist. Wie wirst du Rajas überwinden?
Du wirst Rajas durch Sattva überwinden. Was heißt Sattva? Sattva heißt zum Beispiel Meditation, Kirtansingen, Rezitation von Sanskritversen, wie z.B. Viveka Chudamani. Es heißt auch, dass du Gedanken der Liebe und Güte zu anderen schickst, dass du ein Mantra wiederholst und an Gott denkst. Wenn du feststellst, dass in dir Rajas stark ist, dann denke an Gott und bemühe dich, dich auf Gott einzustimmen, dich sattvig zu ernähren etc.
Dann kannst du dich aber auch an Sattva verhaften. Du könntest sagen, dass in dir gerade so viel Unruhe ist und du jetzt viel Sattviges machst. Ich esse vielleicht einen Tag nur Obst oder mache ein bis zwei Fastentage oder du verzichtest ein paar Tage auf Internetkommunikation – außer vielleicht Viveka Chudamani Podcasts zu hören oder Yoga Vorträgen zu lauschen – aber ich schaue nicht, was meine Facebookfreunde machen. Ich schaue nicht, was Schlimmes in der Welt passiert. Ich werde mich nicht über alles Mögliche aufregen. Ich mache eine Weile nur sattvige Dinge. Wenn du eine Weile nur sattvige Dinge machst, dann spürst du eine Ruhe. Du spürst dich als leicht und hast einen großen Frieden. Aber auch das musst du überwinden. Dann überwinde Sattva durch das Eigenschaftslose, das Reine. Shankara spricht hier von śuddhena.
Sattva verschwindet durch Shuddha. Identifiziere dich noch nicht mal mit der Reinheit oder der Güte und dem schönen Gefühl, das da ist, wenn du sattvig bist. Es ist ein tolles Gefühl sattvig zu sein, aber identifiziere dich noch nicht mal mit diesem Sattva.
Daher sagt Shankara: „avaṣṭabhya“ – sei gestützt auf Sattva, die Güte und das Reine.
Dann folgt svādhyāsāpanayam, die Vertreibung (Apanaya) der Übertragung (Adhyasa) auf das Selbst (Sva). Mache das (kuru).

Sei dir bewusst: Wenn Tamas da ist, überwinde es durch Rajas.
Wenn Rajas da ist, überwinde es durch Sattva.
Du kannst auch Tamas direkt mit Sattva überwinden. Und dann hänge nicht am Sattva. Aber wenn du dich schon gut fühlst, dann gehe in das Selbst, entweder tief im Inneren oder in die Weite.

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