Viveka Chudamani – Vers 267

Deutsche Übersetzung:

267. Selbst, wenn man die Wirklichkeit/ Wahrheit versteht, bleibt ein machtvoller, tiefer Resteindruck zurück, dass einer derjenige ist, der etwas tut und der andere, der sich über etwas freut, welches der Grund für Wiedergeburt ist. Diese Sichtweise muss mit großer Anstrengung ausgerottet werden, indem man den Blick nach innen wendet und in einem konstanten Zustand der Verschmelzung mit dem Wahren Selbst lebt. Die Auslöschung der äußeren Identifikation wird von den Weisen Befreiung genannt.

Sanskrit Text:

jñāte vastuny api balavatī vāsanānādir eṣā
kartā bhoktāpy aham iti dṛḍhā yāsya saṃsāra-hetuḥ |
pratyag-dṛṣṭyātmani nivasatā sāpaneyā prayatnān
muktiṃ prāhus tad iha munayo vāsanā-tānavaṃ yat || 267 ||

ज्ञाते वस्तुन्यपि बलवती वासनानादिरेषा
कर्ता भोक्ताप्यहमिति दृढा यास्य संसारहेतुः |
प्रत्यग्दृष्ट्यात्मनि निवसता सापनेया प्रयत्ना-
न्मुक्तिं प्राहुस्तदिह मुनयो वासनातानवं यत् || २६७ ||

jnate vastuny api balavati vasananadir esha
karta bhoktapy aham iti dridha yasya samsara-hetuh |
pratyag-drishtyatmani nivasata sapaneya prayatnan
muktim prahus tad iha munayo vasana-tanavam yat || 267 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • jñāte : wenn erkannt wurde (Jnata)
  • vastuni : die Wirklichkeit (Vastu)
  • api : selbst (Api)
  • balavatī : (ist sehr) stark (Balavant)
  • vāsanā : Vorstellung (Vasana)
  • anādiḥ : anfangslose (Anadi)
  • eṣā : diese (Etad)
  • kartā : der Handelnde (Kartri)
  • bhoktā : der Genießer, der Wahrnehmende (Bhoktri)
  • api : und („auch“, Api)
  • aham : ich (bin, Aham)
  • iti : im Sinne von („so“, Iti)
  • dṛḍhā : (wenn sie) fest (ist, Dridha)
  • yā : die (Yad)
  • asya : dieses (Menschen, Idam)
  • saṃsāra-hetuḥ : (ist) die Ursache (Hetu) für den Daseinswandel (Samsara)
  • pratyag-dṛṣṭyā : mit nach innen gerichtetem (Pratyanch) Blick (Drishti)
  • ātmani : im Selbst (Atman)
  • nivasatā : von einem, der wohnt (ni + vas)
  • sā : diese (Vorstellung, Tad)
  • apaneyā : muss beseitigt werden (Apaneya)
  • prayatnāt : gründlich („eifrig“, Prayatna)
  • muktim : Befreiung, Erlösung (Mukti)
  • prāhuḥ : nennen (pra + ah)
  • tat : das (Tad)
  • iha : hier, in der Welt (Iha)
  • munayaḥ : die Weisen (Muni)
  • vāsanā-tānavam : das Schwächen („Dünnheit“, Tanava) dieser (Vorstellung, Vasana)
  • yat : was (Yad)     || 267 ||

Kommentar

Om Namah Shivaya und herzlich willkommen zu einem Vortrag zum Viveka Chudamani, Kronjuwel der Unterscheidung. Es ist eines der Hauptwerke, welches Shankaracharya, dem großen Vedantin zugeschrieben wird. Wir sind inzwischen schon beim 267. Vers. Das ist ein Teil des Viveka Chudamani Podcast und ein Teil des täglichen Inspirationen Podcast.
Wenn du diese Podcasts täglich hörst, diese Vorträge täglich hörst, dann wirst du richtig tief in den Geist des Vedanta eintauchen. Wenn du sie alle hintereinander hörst an einem Tag, wirst du merken, dass er sich ständig wiederholt. Deshalb sind diese Vorträge am klügsten, wenn du jeden Tag einen hörst. Jeder Vortrag dauert ja auch nur zwischen drei bis sieben Minuten. Lebe dann aus dem Geist des Gehörten. Denke darüber nach. Meditiere darüber. Setze es in die Praxis um. So näherst du dich Moksha, der Unterscheidung.
Vielleicht magst du auch immer am Ende von dem, was du gehört hast, einen kleinen Kommentar schreiben. Auf YouTube, Podster oder Podhost oder im Blog, wo auch immer du diesen Vortrag hörst. Lass andere über deine Gedanken wissen. Es ist auch schön, sich selbst Gedanken zu machen und diese auszudrücken. Übrigens falls du jetzt durch Zufall zu diesem Vortrag gekommen bist, wisse, dass es alle über 500 Verse einzeln kommentiert gibt.
Am einfachsten findest du das, indem du auf wiki.yoga-vidya.de/vc gehst und von dort bekommst du alle Links zu den Vorträgen, Videos, Audios usw. Shankara sagt hier:

„Selbst, wenn man die Wirklichkeit versteht, bleibt ein machtvoller, tiefer Resteindruck zurück, dass einer derjenige ist, der etwas tut, und der andere, der sich über etwas freut, welches der Grund für Wiedergeburt ist“.

Wenn du bis jetzt alle Vorträge angehört hast, dann hast du sicherlich etwas verstanden. Wenn du es täglich gemacht hast, dann bist du jetzt schon auf dem Vedanta-Weg. Du hast einiges über die Wirklichkeit verstanden.

Jñāte (wenn erkannt wurde) vastun (die Wirklichkeit) balavatī (ist immer noch etwas) stark vāsanā, (d.h. die Eindrücke im Unterbewusstsein) anādiḥ (und zwar ein anfangsloser). Anfangslos, du kannst dich nicht erinnern, wann es begonnen hat, wann du dich identifiziert hast.
Shankara geht ja auch von Wiedergeburt aus. Es ist nicht nur in diesem Leben, sondern es begann lange vorher und dann denkt man, dass du der Handelnde (Kartri) und der der Genießer, der Wahrnehmende (Bhoktri) bist. Du denkst, du tust dieses und jenes und dann bist du derjenige, der alles Mögliche genießt und so verstehst du nicht, dass du in Wahrheit nicht der, der tut, bist, sondern immer der Beobachter bist. Es bist auch nicht du, der jetzt so viel genießt. Die Sinne genießen. Du nimmst sie wahr. In diesem Sinne bist du der Genießende, aber der Geschmack ist nicht in dir. Der Klang ist nicht in dir. Geschmack geschieht über die Indriyas im Geist, im Manas. Klang geschieht über die Indriyas, den Hörsinn, und manifestiert sich über das Hirn im Geist und du nimmst den Klang wahr. Gedanken sind nicht in dir. Gedanken sind im Manas oder der Buddhi. Du nimmst sie wahr. Und nicht du tust etwas, sondern die Hände tun etwas oder die Füße tun etwas usw. Lerne, dich nicht zu identifizieren. Es gibt dort verschiedenes. Es gibt erstmal die grobe Identifikation, zu denken, dass dir dieses oder jenes gehört. Wenn du sagst, dass du so und so viel Geld auf dem Konto hast, dann ist das unsinnig. Was ist Geld? Geld ist eine reine Illusion.
Oder wenn du sagst, dass dir das Auto gehört, dann ist das vollkommen unsinnig. Das Auto kann jederzeit kaputtgehen. Du hast keine Kontrolle darüber. Oder wenn du sagst, dass mir dein Haus gehört, dann wäre das ein großer Unsinn. Du hast nicht die Gegenstände gebaut, aus denen das Haus ist. Das Ganze hat etwas mit Geld zu tun. Geld ist eine Illusion. Jederzeit kann dir jemand das Haus wegnehmen. Du kannst plötzlich in eine schwierige finanzielle Situation kommen, wo du das Haus verkaufen musst. Oder du hast einen Unfall und musst danach in ein Heim gehen, weil du nicht mehr selbstständig leben kannst. Das Haus gehört dir nicht und kann dir jederzeit genommen werden.

Gib zuerst die Vorstellung auf, dass dir etwas gehört. Danach gib die Vorstellung auf, dass du der Körper bist. Der Körper ist mal gesünder, mal kränker, aber du bist nicht der Körper. In ein paar Jahrzehnten wird der Körper anders sein als jetzt. Du bleibst aber gleich.
Du bist nicht die Emotionen. Die Emotionen kommen und gehen. Du bist nicht die Gedanken. Die Gedanken kommen und gehen. Das ist etwas, was oft leichter fällt, sich nicht zu identifizieren mit dem, was man an scheinbaren Besitztümern hat. Etwas schwieriger ist es, sich nicht mit dem zu identifizieren was gemeinhin als Ich bezeichnet wird, Körper, Psyche und Temperament, Fähigkeiten und Wünsche usw.
Noch schwieriger zu wissen ist, dass ich nicht der Handelnde bin. Ich bin Akatri, nicht der Handelnde. Der Körper macht, was er zu tun hat. Die Psyche macht, was sie zu tun hat, du hast einen gewissen Einfluss darauf und bist trotzdem nicht der Handelnde. Der Körper handelt, die Psyche handelt und letztlich geschieht der Wille von Ishvara, von Gott selbst. Mache dir Gedanken darüber, wie weit du dich noch mit Besitz identifizierst. Wie weit identifizierst du dich mit Körper und Psyche, Temperament, Neigungen, Wünschen usw.?
Wie weit identifiziere ich mich mit dem Handeln, was du daraus erkennst, dass du dir Gedanken machst, ob du richtig gehandelt hast, Gedanken machst, wie du handeln sollst und wenn du dich damit stark identifizierst, vielleicht noch ein schlechtes Gewissen hast und Sorgen machst, dann ist da vielleicht eine große Identifikation.

Lasse los und sei dir bewusst, dass du das unsterbliche Selbst bist.

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