Viveka Chudamani – Vers 372

Deutsche Übersetzung:

372. Der Weise erreicht vollkommenen Stillstand und es wird gesehen, wie er in der ewigen Erfahrung von (Da)Sein und Wonne versunken ist, wenn der Geist vollständig von allem gelöst/getrennt ist.

Sanskrit Text:

tan-nivṛttyā muneḥ samyak sarvoparamaṇaṃ sukham |
saṃdṛśyate sadānanda-rasānubhava-viplavaḥ || 372 ||

तन्निवृत्त्या मुनेः सम्यक्सर्वोपरमणं सुखम् |
संदृश्यते सदानन्दरसानुभवविप्लवः || ३७२ ||

tan-nivrittya muneh samyak sarvoparamanam sukham |
sandrishyate sadananda-rasanubhava-viplavah || 372 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • tan-nivṛttyā : durch das Beenden („Aufhören“, Nivritti) dieser (Verbindung, Tad)
  • muneḥ : dem Weisen (Muni)
  • samyak : in vollkommer Weise (Samyak)
  • sarvoparamaṇam : (wird) das zur Ruhe Kommen (Uparamana) aller (geistigen Aktivitäten zuteil, Sarva)
  • sukham : mühelos („leicht“, Sukha)
  • saṃdṛśyate : zugleich erscheint („wird gesehen“, sam + dṛś)
  • sadānanda-rasānubhava-viplavaḥ : die Fülle („Überflutung“, Viplava) der Erfahrung (Anubhuti) des Geschmacks (Rasa) beständiger Wonne (Sadananda)     || 372 ||

Kommentar

Löse deinen Geist von der Identifikation! Bringe deinen Geist zur Stille! Und wenn dein Geist zur Stille gekommen ist, dann löse dich von deinem Geist. Dann erfährst du das unsterbliche Selbst.
Letztlich ist der Geist zum einen wie ein Kristall, d.h. der Geist reflektiert die Welt auf eine Weise, dass du anschließend die Spiegelung der Welt im Geist wahrnimmst. Du nimmst nicht die Welt wahr, sondern du nimmst die Spiegelung der Welt im Geist wahr. Der Geist spiegelt nicht einfach die Welt wie ein Kristall, sondern der Geist fügt eine Menge hinzu. Wenn du schlecht gelaunt bist und du siehst einen Menschen mit neutralem Gesichtsausdruck, dann denkst du, der mag mich nicht. Wenn du gut gelaunt bist und einen Menschen mit neutralem Gesichtsausdruck siehst, denkst du: „Oh, der hat ein Leiden. Ich will etwas tun, um ihn aufzuheitern.“
In diesem Sinne nimmst du die Welt wahr. Aber der Geist ist wiederum so, dass er nicht alles spiegelt. Der Geist kann auch aus sich selbst heraus eigene Geisteswellen und eigene Bilder schaffen. Er kann reflektieren, was von außen kommt, du nimmst es wahr. Du kannst aber auch dafür sorgen, dass der Geist sich auch vorübergehend mal von der äußeren Welt löst. Du kannst deinem Geist auch sagen, dass er sich von der inneren Welt lösen soll. Du kannst deinen Geist auch zur Ruhe bringen. Das ist mindestens das Anliegen des Raja Yoga.
Wenn der Geist zur Ruhe gebracht ist, dann kommst du zu deinem wahren Wesen. So sagt es ja auch Patanjali im Yoga Sutra. Yogas chitta vrittih nirodha – Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist. Tadah Swarupe vasthanam – dann ruht der Sehende in seiner wahren Natur.
Das heißt: Erfahre dich selbst als Wonne Brahmans! Zwei Schritte sind dafür nötig, die Shankaracharya hier empfiehlt: Löse deinen Geist in der Meditation von der Außenwelt! Bringe deinen Geist zur Ruhe! Löse dich von deinem Geist und erfahre deine wahre Natur! Und vielleicht magst du über das Konzept des Geistes nachdenken, nämlich, dass du nicht der Geist bist, dass du von der Welt weißt über den Geist und dass der Geist selbst sowohl die Welt reflektiert als auch ein Eigenleben hat, um selbst etwas zu erzeugen.

Denke darüber nach und lerne, dich von den Gedanken des Geistes zu lösen!

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