Viveka Chudamani – Vers 440

Deutsche Übersetzung:

440. Wer durch direktes Wissen/ höchste Erkenntnis (prajna) niemals einen Unterschied zwischen dem Selbst und dem Absoluten und zwischen dem Absolutem und dem Universum sieht, gilt als zu Lebzeiten befreit.

Sanskrit Text:

na pratyag-brahmaṇor bhedaṃ kadāpi brahma-sargayoḥ |
prajñayā yo vijānāti sa jīvan-mukta-lakṣaṇaḥ || 440 ||

न प्रत्यग्ब्रह्मणोर्भेदं कदापि ब्रह्मसर्गयोः |
प्रज्ञया यो विजानाति स जीवन्मुक्तलक्षणः || ४४० ||

na pratyag-brahmanor bhedam kadapi brahma-sargayoh |
prajnaya yo vijanati sa jivan-mukta-lakshanah || 440 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • na : nicht (Na)
  • pratyag-brahmaṇoḥ : zwischen der Individualseele (Pratyanch) und dem Absoluten (Brahman)
  • bhedam : einen Unterschied (Bheda)
  • kadāpi : irgendwann (Kadapi)
  • brahma-sargayoḥ : (und) zwischen dem Absoluten (Brahman) und dem Universum („Schöpfung“, Sarga)
  • prajñayā : durch (höchste) Erkenntnis, Einsicht (Prajna)
  • yaḥ : wer (Yad)
  • vijānāti : wahrnimmt, erkennt (vi + jñā)
  • saḥ : der (Tad)
  • jīvan-mukta-lakṣaṇaḥ : (hat) die Kennzeichen (Lakshana) eines zu Lebzeiten Erlösten (Jivanmukta)     || 440 ||

Kommentar

jīvan-mukta-lakṣaṇaḥ das ist das Kennzeichen (Lakshana) eines Erlösten (Jivanmukta). Derjenige, der (sah) vijanati (wahrnimmt und erkennt) – und zwar wodurch? – durch prajnaya, durch die höchste Erkenntnis. Was nimmt er wahr? Nicht irgendeinen Unterschied (na bhedam), keinen Unterschied zwischen Pratyanch (hier der die Individualseele) und dem Absoluten (Brahman) und auch keinen Unterschied zwischen Brahman, dem Absoluten und Sarga, der Schöpfung.
Kein Unterschied: Tief im Inneren bist du und überall sonst bist du auch. Aham Brahma Asmi – Ich bin Brahman, so lautet eine der großen Mahavakyas. Oder auch Tat Tvam Asi – Das bist du. Ayam Atma Brahman – Dieses Selbst ist Brahman. Das sagt uns Shankara hier. Und auch die ganze Welt ist eine Manifestation von Brahman. Es gibt nur Brahman und nichts anderes. Sei dir dessen bewusst. Lebe aus diesem Bewusstsein heraus und so näherst du dich dem Ideal der Gottverwirklichung. Wie geht das? Immer wieder gehe in der Meditation in die Tiefe des Selbst, da ist Sat-Chid-Ananda. Immer wieder dehne deine Bewusstheit in alle Richtungen aus, so erfährst du Brahman. Und halte immer wieder einen Moment inne und egal, was du wahrnimmst, wenn du es in der Tiefe wahrnimmst, ist dort Brahman. Wenn du mit einem Menschen zusammen bist und wirklich von Herz zu Herz in die Tiefe des anderen gehst, dort spürst du das Göttliche aufleuchten. Wenn du eine Menschenmenge siehst und ganz tief in die Menschenmenge hineingehst, erfährst du dort Brahman.
Wenn du auf einem Dach oder einem Obergeschoß bist, in die Weite schaust und die Weite wirken lässt, dort ist Brahman erfahrbar.
In diesem Sinne erfahre Brahman hinter allem und sei dir bewusst, dass es nur Brahman gibt.

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