Deutsche Übersetzung:
71. Jetzt sage ich dir genau, was du wissen musst: die Unterscheidung zwischen Selbst und Nicht- Selbst (atma–anatma-vivecana). Höre zu und denke im Geist darüber nach!
Sanskrit Text:
yad boddhavyaṃ tavedānīm ātmānātma-vivecanam |
tad ucyate mayā samyak śrutvātmany avadhāraya || 71 ||
यद्बोद्धव्यं तवेदानीमात्मानात्मविवेचनम् |
तदुच्यते मया सम्यक् श्रुत्वात्मन्यवधारय || ७१ ||
yad boddhavyam tavedanim atmanatma-vivechanam |
tad uchyate maya sanyak shrutvatmany avadharaya || 71 ||
Wort-für-Wort-Übersetzung:
- yat : was (Yad)
- boddhavyam : zu erkennen ist (Boddhavya)
- tava : durch dich („dir“, Tvad)
- idānīm : jetzt (Idanim)
- ātmānātma-vivecanam : die Unterscheidungskraft (Viveka) bezüglich Selbst (Atman) und Nichtselbst (Anatman)
- tat : das (Tad)
- ucyate : wird gesagt (vac)
- mayā : von mir (Mad)
- samyak : vollständig, wahrheitsgemäß (Samyak)
- śrutvā : nachdem du es gehört hast („gehört habend“, śru )
- ātmani : in (deinem) Geist (Atman)
- avadhāraya : bedenke (ava + dhṛ) || 71 ||
Kommentar
Nach diesen 70 vorbereitenden Versen kündigt nun der Meister an: Jetzt will ich dich zu etwas ganz essenziellem führen. Zu Viveka, zwischen Selbst und Nicht-Selbst. Atma – Anatma – Viveka.
Es gibt vier wichtige Vivekas, die Shankara erwähnt. Und die auch schon im Yoga Sutra erwähnt werden.
Es gibt die Unterscheidung zwischen Selbst und Nicht-Selbst: Atma – Anatma.
Es gibt die Unterscheidung zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen: Nitya – Anitya – Viveka.
Die Unterscheidung zwischen Warm, Glück und vergänglicher Freude: Ananda – Sukha – Viveka auch manchmal als Sukha – Sukha Viveka bezeichnet.
Und schließlich gibt es, die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen: Sat – Asat – Viveka auch manchmal als Satya Mithya Viveka bezeichnet.
Gut, jetzt will er also über die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst sprechen. Du kannst selbst schon mal darüber nachdenken. Du hast ja vermutlich schon Vedanta gehört, sonst würdest du vermutlich diesem Vortrag jetzt nicht zuhören.
Frage dich: Wer bin ich? Und wer bin ich nicht?
Vielleicht wird das das Thema deiner Meditation sein. Oder auch in Asana und Pranayama. Während du in einer Asana bist, überlege: Wer bin ich? Überlege: Was ist meine wahre Natur? Überlege: Was bin ich nicht?
Das, was du beobachten kannst: Bist du nicht! Der Beobachtende – das bist du!
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2 Gedanken zu „Viveka Chudamani – Vers 71“