Viveka Chudamani – Vers 210

Deutsche Übersetzung:

210. Wenn man durch Nachdenken über die shrutis (veden) – die zeitlose Offenbarungen sind – alle fünf Körperhüllen verwirft, dann bleibt unter Ausschluss dieser Hüllen am Ende der ewige Zeuge (sakshin) als Absolutes Wissen (bodha-rupa) .

Sanskrit Text:

pañcānām api kośānāṃ niṣedhe yuktitaḥ śruteḥ |
tan-niṣedhāvadhiḥ sākṣī bodha-rūpo’vaśiṣyate || 210 ||

पञ्चानामपि कोशानां निषेधे युक्तितः श्रुतेः |
तन्निषेधावधिः साक्षी बोधरूपो ऽवशिष्यते || २१० ||

panchanam api koshanam nishedhe yuktitah shruteh |
tan-nishedhavadhih sakshi bodha-rupo’vashishyate || 210 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • pañcānām : (dieser) fünf (Pancha)
  • api : all (Api)
  • kośānām : Hüllen (Kosha)
  • niṣedhe : nach dem Ausschluss („Verneinung“, Nishedha)
  • yuktitaḥ : vermittels der Methode („Betrachtung“, Yukti)
  • śruteḥ : der offenbarten Schriften (Shruti)
  • tan-niṣedhāvadhiḥ : der Endpunkt („Grenzpunkt“, Avadhi) des Ausschlusses (Nishedha) all dieser (Hüllen, Tad)
  • sākṣī : der Zeuge (Sakshin)
  • bodha-rūpaḥ : dessen Wesen („Form“, Rupa) Erkenntnis (ist, Bodha)
  • avaśiṣyate : bleibt übrig (ava + śiṣ)     || 210 ||

Kommentar

Wie kommt man zum höchsten Wissen? Eine Weise ist durch Nachdenken über die Veden, die Shrutis, die offenbarten Schriften. Und was macht man mit den offenbarten Schriften? Man betrachtet sie (yukti). Wozu führt das? Es führt zur Verneinung (Nisedha) der fünf Hüllen (pancanam Koshas) und damit kommt man zum Endpunkt (avadhih) und zwar aller Hüllen (tat) und spürt, dass man der reine Zeuge (Saksi) ist. Was ist der Zeuge oder das Bewusstsein? Bodha-rupah, die Form der reinen Erkenntnis. Avasisyate, das ist das, was übrig bleibt.
Wie kommst du also zu deinem wahren Selbst? Indem du die fünf Koshas ausschließt. Das ist die Lehre der Upanishaden, die Shankara hier als Shruti bezeichnet. Die Lehren der Upanishaden sind, dass du nicht der Körper bist, dass du nicht die Energie bist, nicht die Emotion, nicht der Intellekt und auch nicht die kleineren und größeren Freuden bist. Und du bist erst recht nicht die Abwesenheit davon. In diesem Sinne ist das eine Dauerarbeit. Immer wieder sei dir bewusst, dass du nicht der Körper bist. Wann immer du körperliche Erfahrungen machst, sei dir bewusst, der Körper macht Erfahrungen und du machst durch den Körper Erfahrungen. So ähnlich wie du durch die Brille siehst oder durch ein Hörgerät hörst oder mit einem Smartphone oder einem I-Phone kommunizierst, bist du nicht das Smartphone, nicht das I-Phone, nicht das Auge, nicht das Gehör, nicht das Hörgerät. Du bist auch nicht der Körper. So ähnlich bist du auch nicht die Energiehülle. Prana ist mehr, Prana ist weniger. Beobachte immer wieder, wie du dich damit identifizierst. Manas, die Emotionen kommen, die Emotionen gehen. Sei dir bewusst, dass Emotionen vielleicht evolutionsbiologisch hilfreich sind. Sie sind Informationen mit Energiehandlungsempfehlungen, Wünsche, Handlungsempfehlungen mit Energie.

Dann hast du einen Intellekt, ein Analyseinstrument. Aber du bist auch nicht der Intellekt und Anandamaya Kosha bist du auch nicht. Sage dir immer wieder Neti-Neti und dann frage dich auch: Wer bin ich?
Nicht umsonst gibt es auch die Sakshi-BhavaMeditation, wo du immer wieder beobachtest. Es gibt so viele Formen von Sakshi Bhav. Es gibt die Benennungsmeditation. Es gibt Sakshi Bhav als Bodyscan, als Atmungsbeobachtung und noch einige andere. Du beobachtest, machst dir bewusst, dass du beobachtest. Dann machst du dir bewusst, dass du nicht das Beobachtbare bist und dann sei dir bewusst, dass du der Beobachter bist. Auch in diesem Sinne kannst du nach den fünf Koshas gehen. Du kannst sagen, dass das eine körperliche Erfahrung ist, Anandamaya Kosha. Du kannst sagen, dass das eine energetische Erfahrung ist, Pranamaya Kosha. Du kannst sagen, dass da eine emotionale Erfahrung ist, Manomaya Kosha. Hier ist mein Intellekt aktiv, Vijnanamaya Kosha. Hier ist eine Widerspiegelung in der Freudehülle, Wonnehülle, Anandamaya Kosha. Liebe, Freude, all das ist in der Anandamaya Kosha.
Wer bin ich, der all das beobachtet? Beobachte alles und löse dich davon. Oder nutze einen intellektuellen Analyseprozess und sage dir immer wieder, warum du etwas nicht sein kannst. Und achte da nicht nur auf die fünf Koshas, sondern auch auf das, was mit ihnen verbunden ist. Du sagst nicht nur, dass das dein Körper ist, sondern sprichst auch von deinem Haus, deinem Garten, deinem Smartphone, deinem Computer, deinem Auto, deinem Fahrrad, deiner Kleidung, deinem Erinnerungsstück, deinem Buch, deiner Bibel, mein Yogalehrerhandbuch, deinem Glauben usw. Meine Familie, mein Mann, meine Kinder usw. All das sind Illusionen. Löse die Illusionen auf. Das schrittweise Auflösen von Identifikationen ist ein wichtiger Schritt im Vedanta und Jnana Yoga. Übe das heute und morgen.

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