Viveka Chudamani – Vers 64

Deutsche Übersetzung:

64. Man kann nicht dadurch König werden, dass man sagt: „Ich bin der König“, ohne die Feinde bekämpft, das Land vollständig erobert und die Herrschaft übernommen zu haben.

Sanskrit Text:

akṛtvā śatru-saṃhāram agatvākhila-bhū-śriyam |
rājāham iti śabdān no rājā bhavitum arhati || 64 ||

अकृत्वा शत्रुसंहारमगत्वाखिलभूश्रियम् |
राजाहमिति शब्दान्नो राजा भवितुमर्हति || ६४ ||

akritva shatru-samharam agatvakhila-bhu-shriyam |
rajaham iti shabdan no raja bhavitum arhati || 64 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • akṛtvā : ohne bewirkt zu haben („nicht gemacht habend“, a+ kṛ)
  • śatru-saṃhāram : die Vernichtung (Samhara) seiner Feinde (Shatru)
  • agatvā : ohne in Besitz genommen zu haben („begangen habend“, gam)
  • akhila-bhū-śriyam : den Reichtum (Shri) des gesamten (Akhila) Reiches („der Erde“, Bhu)
  • rājā : der König (Rajan)
  • aham : ich (bin, Aham)
  • iti : so (Iti)
  • śabdāt : aufgrund der Aussage („des Wortes“, Shabda)
  • no : nicht (No)
  • rājā : ein König
  • bhavitum : zu sein (bhū)
  • arhati : verdient (arh)     || 64 ||

Kommentar

Dies ist eine Analogie, die wir heute vielleicht nicht so gerne hören. Wir sind glücklicherweise in einer Zeit, in der wir es nicht für gut halten, dass jemand einen Umsturz bewirkt. Aber wir können das Beispiel aus der historischen Zeit durchaus nehmen. Oder auch in der Moderne: Es reicht nicht aus, wenn du sagst: „Ich bin der Bundeskanzler!“. Wenn du Bundeskanzler oder Bundeskanzlerin werden willst, musst du in eine Partei eintreten, Parteiarbeit machen, dich engagieren, in einem Stadtparlament, im Stadtrat, Kreistag, Landtag, Bundestag bewerben – oder auf kürzerem Weg als Staatssekretär, Minister, Ministerin und vielleicht als BundeskanzlerIn. Es reicht nicht aus zu sagen: „Ich bin der Bundeskanzler!“. Du musst etwas dafür tun.

Genauso reicht es nicht aus zu sagen: „Aham Brahmasmi!“ – „Ich bin Brahman!“. Es reicht auch nicht aus zusagen: Sat Chid Ananda Svarupoham!“. Du musst etwas tun. Letztlich musst du deinen Geist zu einem gewissen Grad beherrschen, lernen, dich nicht von Emotionen leiten, nicht von deinen Gedanken treiben zu lassen, aufhören ein Reizreaktionsgetriebenes etwas zu sein.
Es gilt dich zu engagieren, selbst deinen niederen Geist zu transformieren, dass du Herrscher wirst über deinen eigenen Geist. Wenn du Herrscher über deinen Geist bist, gilt es mit Intensität zu fragen: „Wer bin ich?“.
Entwickle Vairagya – nicht Anhaften, Sharma – geistige Ruhe. Nutze wirklich VivekaUnterscheidungskraft, mumukshutva – intensive Sehnsucht nach Befreiung.

Überlege, wovon lässt du dich beherrschen und wie könntest du aufhören, dich veeinflussen zu lassen, von der Meinung anderer, von dem, was andere über dich denken und sprechen, wie kannst du dich davon befreien, dich davon lösen. Denke darüber nach.

Wie kannst du dich lösen von Höhen und Tiefen des Geistes, nur weil deine Stimmungen sich ändern?
Höre auf ein Sklave zu sein. Werde zum Raja, zum König und dann sage mit großer Stärke: „Aham brahmasmi!“.
Du kannst auch jetzt schon gleich etwas spüren, „Aham brahmsmi!“ – „Ich bin Brahman!“. Fühle das. Gehe gelassen mit allem Möglichen um. Das ist auch letztlich wie eine Art Engelskreislauf. Du gehst freundlich mit dir selbst, beherrschst deinen Geist, erkennst mehr „Ahambrahmasmi!“, weißt mehr daüber, wer du wirklich bist, dann kannst du gelassener umgehen mit deinen Emotionen, Gefühlen, Gedanken, Wünschen und so weiter. Du kannst sie leichter beherrschen und gehst gelassener mit deinen Emotionen, Gefühlen, Gedanken und mit den Wechselfällen des Lebens um. Dann kannst du klarer spüren: „Aham brahmasmi!“. So bedingt das eine das andere und führt zusammen zur Erleuchtung.

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4 Gedanken zu „Viveka Chudamani – Vers 64“

    1. Danke, dass du dich freudig irritiert fühlst. Ich fühle mich eher unfreudig irritiert. Da hat eine Transkripteurin etwas nicht so richtig gehört… Ich habe das jetzt geändert – weil das doch nicht die Sprache ist, die ich normalerweise verwende 🙂

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