Viveka Chudamani – Vers 405

Deutsche Übersetzung:

405. Wenn die Höchste Wirklichkeit (para-tattva) erkannt wird, gibt es kein Universum im Absoluten Brahman, im Ewigen Selbst (sad-atman). Auch in den drei Zeiten (kala-traya) gibt es die im Seil gesehene Schlange nicht, genauso wenig, wie es keinen Wassertropfen (ambu-bindu) gibt in der Luftspiegelung/ Fata Morgana (mriga-trishnika).

Sanskrit Text:

na hy asti viśvaṃ para-tattva-bodhāt
sad-ātmani brahmaṇi nirvikalpe |
kāla-traye nāpy ahir īkṣito guṇe
na hy ambu-bindur mṛga-tṛṣṇikāyām || 405 ||

न ह्यस्ति विश्वं परतत्त्वबोधा-
त्सदात्मनि ब्रह्मणि निर्विकल्पे |
कालत्रये नाप्यहिरीक्षितो गुणे
न ह्यम्बुबिन्दुर्मृगतृष्णिकायाम् || ४०५ ||

na hy asti vishvam para-tattva-bodhat
sad-atmani brahmani nirvikalpe |
kalatraye napy ahir ikshito gune
na hy ambu-bindur mriga-trishnikayam || 405 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • na : nicht (Na)
  • hi : gewiss (Hi)
  • asti : existiert („ist“, Asti)
  • viśvam : das Universum (Vishva)
  • para-tattva-bodhāt : nach der Erkenntnis (Bodha) der höchsten (Para) Wahrheit, Wirklichkeit (Tattva)
  • sad-ātmani : dessen Wesen (Atman) das Wahre („Seiende“, Sat) ist
  • brahmaṇi : Absoluten (Brahma)
  • nirvikalpe : im ununterschiedenen, vorstellungsfreien (Nirvikalpa)
  • kāla-traye : in den drei („Dreiheit“, Traya) Zeiten (Kala)
  • na : nicht
  • api : auch (Api)
  • ahiḥ : eine Schlange (Ahi)
  • īkṣitaḥ : wird gesehen (Ikshita)
  • guṇe : in einem Seil (Guna)
  • na : nicht
  • hi : gewiss
  • ambu-binduḥ : ein Wassertropfen (AmbuBindu)
  • mṛga-tṛṣṇikāyām : in einer Luftspiegelung (Mrigatrishnika)     || 405 ||

Kommentar

Die Welt erscheint jetzt wirklich als eine von Brahman getrennte Welt, als eine von dir getrennte Welt. Aber das ist eine Täuschung, die irgendwann vorbei ist. Und wenn du die höchste Wirklichkeit erfahren hast, erkennst du, dass es nie eine getrennte Welt gab. Es gibt ein altes Beispiel, das du vermutlich schon kennst: die Schlange und das Seil.
Angenommen du hast eine Schlange gesehen und Angst oder vielleicht sogar Todesangst vor ihr. Du hast schließlich jedoch erkannt, dass diese Schlange keine Schlange ist, sondern nur ein Seil. Nachher weißt du es gab nie eine Schlange. Es gab immer nur das Seil. In dem Moment, in dem du die Schlange gesehen hast, erschien sie sehr wirklich. Du hattest Angst vor ihr. Du hättest ja vielleicht aus Todesangst einen Herzanfall bekommen können. Einen Herzanfall für etwas, was es nicht gibt. In dem Moment, wo du erkennst, dass die Schlange keine Schlange, sondern nur ein Seil war, weißt du, dass das Seil niemals zur Schlange geworden ist.
Genauso ist es im höchsten Bewusstseinszustand, wenn du aufwachst aus dieser Welterfahrung. Dann weißt du, dass es nie eine getrennte Welt gab.
Es ist auch wie im Traum. Angenommen du wachst aus dem Traum auf, dann weißt du, es war nur ein Traum.
Genauso ist es auch bei einer Fata Morgana. Wenn du in der Wüste unterwegs bist, dann siehst du vielleicht weiter entfernt eine Oase oder einen See und denkst, dort ist Wasser. Du rennst hin und erkennst, dass nichts da ist. Und wenn du das erkannt hast, dann erkennst du auch, dass da nie eine Oase war. Da war nie ein See. Da war nie Wasser. Es war nur eine Täuschung. So ähnlich ist es auch, wenn du die Gottverwirklichung erfahren hast, wenn du Nirvikalpa Samadhi erreicht hast. Dann weißt du: die Welt hat es nie als separate Welt gegeben. Und selbst wenn du dann in die normale Welterfahrung zurückkehrst weißt du dennoch, dass es nur so scheint, dass die Welt von dir getrennt ist. Denn eigentlich gibt es nur die reine, unendliche Bewusstheit, absolutes Selbst, Brahman. Spüre das! Erfahre das! Sei dir dessen bewusst!

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