Viveka Chudamani – Vers 281

Deutsche Übersetzung:

281. Durch das Studium der Schriften (shruti), durch Nachdenken (yukti) und durch eigene Erfahrung (svanubhuti) erkenne, dass dein wahres Selbst das Selbst von allem (sarvatmya) ist. Beseitige die irgendwann aus Trugbildern entstandenen Projektionen auf das Selbst!

Sanskrit Text:

śrutyā yuktyā svānubhūtyā jñātvā sārvātmyam ātmanaḥ |
kva-cid ābhāsataḥ prāpta-svādhyāsāpanayaṃ kuru || 281 ||

श्रुत्या युक्त्या स्वानुभूत्या ज्ञात्वा सार्वात्म्यमात्मनः |
क्वचिदाभासतः प्राप्तस्वाध्यासापनयं कुरु || २८१ ||

shrutya yuktya svanubhutya jnatva sarvatmyam atmanah |
kva-chid abhasatah prapta-svadhyasapanayam kuru || 281 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • śrutyā : durch die heilige Überlieferung (Shruti)
  • yuktyā : durch Argumente, analytisches Denken (Yukti)
  • svānubhūtyā : durch eigene (Sva) Erfahrung (Anubhuti)
  • jñātvā : nachdem du erkannt hast („erkannt habend“, jñā)
  • sārvātmyam : das Allseelesein (Sarvatmya)
  • ātmanaḥ : des Selbst (Atman)
  • kva-cit : bisweilen (Kvachid)
  • ābhāsataḥ : dem Anschein nach (Abhasa)
  • prāpta-svādhyāsāpanayam : die Beendigung („Vertreibung“, Apanaya) der falschen Identifikationen („Übertragung“, Adhyasa) des Selbst (Sva), die erlangt wird („erlangt wurde“, Prapta)
  • kuru : bewirke (kṛ)     || 281 ||

Kommentar

Ich möchte in diesen Versen Vedanta auf Alltagssituationen anwenden. So ähnlich, wie ich es auch beim letzten Vers gemacht habe.
Nimm mal an, du hättest dich für eine Stelle beworben. Du hattest ein Vorstellungsgespräch und jemand anderes, den du kennst hatte auch ein Vorstellungsgespräch für die gleiche Stelle. Vielleicht ist es jemand, den du kennst und von dem du denkst, du wärst viel besser geeignet für die Stelle als derjenige.
Es ist kein Mensch, der dein Freund ist, aber du kennst ihn oder sie und dann entscheidet sich die Firma oder die Personalabteilung für den anderen Menschen. Du bist wütend, ungerecht und meinst, der kenne vielleicht jemanden, der ihm dazu verholfen hat. Du schimpfst oder bist traurig usw.
Halte einen Moment inne. Du bist nicht nur das Selbst in diesem Körper. Du bist auch das Selbst im Körper des anderen. Freue dich für ihn oder sie. Sei dir bewusst, dass du das Selbst in allem bist, sarvatmyam. Du bist im Selbst von allen. Daher, wenn ein anderer Körper diesem Körper vorgezogen wird, und der andere die Stelle bekommt, die du gerne hättest, freue dich darüber. Freue dich für den anderen. Du könntest auch sagen, dass dadurch die Freude umso größer wird, denn du weißt zumindest intellektuell, dass du das unsterbliche Selbst bist. Du weißt, du bist im Anderen. Indem der Andere die Stelle bekommt, kann er sich freuen, denn vielleicht ist er oder sie sich der Sache nicht bewusst. Und du kannst dich freuen, indem du die Freude des anderen spürst und du kannst dich auch freuen, indem du weißt, dass du das Selbst in allen Wesen bist.

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