Viveka Chudamani – Vers 420

Deutsche Übersetzung:

420. Erkenntnis ist die Frucht von Leidenschaftslosigkeit/ Losgelöstheit (vairagya), Gedankenstille ist die Frucht von Erkenntnis. Der Friede, der in der Glückseligkeit des Selbst erfahren wird, ist die Frucht von Gedankenstille.

Sanskrit Text:

vairāgyasya phalaṃ bodho bodhasyoparatiḥ phalam |
svānandānubhavāc chāntir eṣaivoparateḥ phalam || 420 ||

वैराग्यस्य फलं बोधो बोधस्योपरतिः फलम् |
स्वानन्दानुभवाच्छान्तिरेषैवोपरतेः फलम् || ४२० ||

vairagyasya phalam bodho bodhasyoparatih phalam |
svanandanubhavach chhantir eshaivoparateh phalam || 420 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • vairāgyasya : der Leidenschaftslosigkeit, Nichtanhaftung (Vairagya)
  • phalam : die Frucht, der Lohn (Phala)
  • bodhaḥ : (ist) Erkenntnis („Erwachen“, Bodha)
  • bodhasya : der Erkenntnis (Bodha)
  • uparatiḥ : (ist) der Rückzug der Sinne („Anhalten“, Uparati)
  • phalam : die Frucht, der Lohn
  • svānandānubhavāt : infolge der Erfahrung (Anubhava) der Glückseligkeit (Ananda) des Selbst (Sva)
  • śāntiḥ : innere Friede (Shanti)
  • eṣaḥ : der (Etad)
  • eva : (ist) gewiss (Eva)
  • uparateḥ : des Anhaltens, Innehaltens (Uparati)
  • phalam : die Frucht, der Lohn     || 420 ||

Kommentar

Warum sollen wir uns auf dem spirituellen Weg so bemühen? Shankara antwortet, weil wir so das Glück erfahren. Und wie erfahren wir das Glück? Zunächst einmal gilt es sich loszulösen.
Patanjali spricht im Yoga Sutra von Abhyasa und Vairagya. Das führt zu Samadhi. So bekommst du die Vrittis, die Gedankenwellen zur Ruhe. Und wie bekommst du die Gedankenwellen zur Ruhe? Durch Abhyasa, durch beständige Praxis, und durch Vairagya, Loslösung.
Auf der einen Seite übe Asanas, übe Pranayama, Meditation usw. Das ist die Übung für die Gedankenstille.
Auf der anderen Seite löse dich. Löse dich von Identifikationen! Sei dir bewusst, dass du weder der Körper noch die Psyche bist. Löse dich von der Vorstellung, dass du dieses oder jenes brauchst, um glücklich zu sein. Du brauchst dieses oder jenes nicht, um glücklich zu sein. Mein Glück hängt nicht von Lob oder Kritik ab. Als Yogalehrer sollte mein Glück nicht davon abhängen, wie viele Teilnehmer in meinen Kurs gehen oder nicht gehen. Immer wieder übe Vairagya! Immer wieder übe Losgelöstheit! Übe immer wieder Abhyasa, spirituelle Praxis! Das führt zur Gedankenstille. Die Frucht von Vairagya und Abhyasa ist Erkenntnis und Gedankenstille. Aus der Gedankenstille kommt die höchste Stille. So bemühe dich um die Gedankenstille durch Vairagya und Abhyasa. Nimm dir jetzt wieder vor, regelmäßig auf dem spirituellen Weg zu üben. Übe täglich! Übe zwischendurch! Erkenne immer wieder, wo deine Verhaftungen und Identifikationen sind. Übe Vairagya! Löse dich davon! Dann wird der Geist still und in der Stille des Geistes kommt die Erkenntnis des Selbst. Dort ist die Freude. Wenn du einmal diese Freude erfahren hast, dann geht es mit Vairagya ganz leicht.

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