Viveka Chudamani – Vers 375

Deutsche Übersetzung:

375. Begreife, du Weiser, dass Leidenschaftslosigkeit/ Losgelöstheit und Unterscheidungsvermögen (vairagya-bodha) in einem Aspiranten wie die zwei Flügel eines Vogels sind: niemand kann, ohne beide Flügel zu benutzen, nur mit einem von beiden zur Turmspitze des Palasts der Befreiung aufsteigen/emporfliegen.

Sanskrit Text:

vairāgya-bodhau puruṣasya pakṣi-vat
pakṣau vijānīhi vicakṣaṇa tvam |
vimukti-saudhāgra-talādhirohaṇaṃ
tābhyāṃ vinā nānyatareṇa sidhyati || 375 ||

वैराग्यबोधौ पुरुषस्य पक्षिव-
त्पक्षौ विजानीहि विचक्षण त्वम् |
विमुक्तिसौधाग्रतलाधिरोहणं
ताभ्यां विना नान्यतरेण सिध्यति || ३७५ ||

vairagya-bodhau purushasya pakshi-vat
pakshau vijanihi vichakshana tvam |
vimukti-saudhagra-taladhirohanam
tabhyam vina nanyatarena sidhyati || 375 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • vairāgya-bodhau : Leidenschaftslosigkeit (Vairagya) und Erkenntnis (Bodha)
  • puruṣasya : (sind) für einen Menschen (Purusha)
  • pakṣi-vat : wie (Vat) für einen Vogel (Pakshin)
  • pakṣau : zwei Flügel (Paksha)
  • vijānīhi : wisse, erkenne (vi + jñā)
  • vicakṣaṇa : Kluger (Vichakshana)
  • tvam : du (Tvam)
  • vimukti-saudhāgra-talādhirohaṇam : das Erklimmen („Besteigen“, Adhirohana) der obersten (Agra) Ebene (Tala) des Palastes (Saudha) der Befreiung (Vimukti)
  • tābhyām : alle beide (zu benutzen, Tad)
  • vinā : ohne (Vina)
  • na : nicht (Na)
  • anyatareṇa : mit (nur) einem von beiden (Anyatara)
  • sidhyati : gelingt (sidh)     || 375 ||

Kommentar

Das ist ein schönes Beispiel, welches relativ häufig gebraucht wird. Ein Vogel braucht zwei Flügel. In unterschiedlichen Kontexten werden dem Vogel verschiedene Beschreibungen der Flügel gegeben. Hier spricht er von Vairagya und Bodha. Vairagya heißt Losgelöstheit und Bodha heißt Erkenntnis. Beides brauchst du. Bodha, Erkenntnis, bedeutet, dass du dir immer wieder bewusst wirst, dass du Brahman, das Göttliche bist. Sat-Chid-Ananda-Swarupoham ist deine wahre Natur. Die Losgelöstheit soll heißen: Ich bin nicht der Körper, ich bin nicht die Psyche, ich bin nicht mein Temperament oder meine Talente. Das ist die innere Losgelöstheit. Und die zweite Losgelöstheit ist die äußere, die besagt, dass ich nicht abhängig bin von meinem Besitz, äußeren Dingen.
Beides ist nötig, innere und äußere Losgelöstheit. Und dann ist die Erkenntnis von Brahman wichtig. Beides gehört dazu.
Nimm dir heute beides besonders vor! Nimm dir vor dich, dich immer wieder von inneren und äußeren Identifikationen zu lösen. Immer wieder. Mache dir immer wieder bewusst, dass in jedem Wesen tief im Inneren Brahman als Atman, das höchste Selbst, ist.
Sei dir bewusst: Jeder ist in dir. Du bist in jedem. Erfahre das! Spüre das! Lebe aus dieser Bewusstheit!

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