2. Kapitel, Vers 50

Deutsche Übersetzung:

Dieses vorzügliche Suryabheda soll immer wieder geübt werden. Es reinigt den Schädel, zerstört die Neigung zur Unstetigkeit und beseitigt die Plage von Parasiten.

Sanskrit Text:

  • kapāla-śodhanaṁ vāta-doṣa-ghnaṁ kṛmi-doṣa-hṛt |
    punaḥ punar idaṁ kāryaṁ sūrya-bhedanam uttamam ||50||
  • कपालशोधनं वातदोषघ्नं कृमिदोषहृत् ।
    पुनः पुनरिदं कार्यं सूर्यभेदनमुत्तमम् ॥५०॥
  • kapala shodhanam vata dosha ghnam krimi dosha hrit |
    punah punar idam karyam surya bhedanam uttamam ||50||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • kapāla : (des) Schädels (Kapala)
  • śodhanaṁ : (dieses) Reiniguns(smittel, Shodhana)
  • vāta : (von) Vata („Wind“)
  • doṣa-ghnaṁ : (welches) Störungen (Dosha) vertreibt (Ghna)
  • kṛmi : (die durch) Würmer (Krimi hervorgerufen werden)
  • doṣa-hṛt : (und auch solche) Störungen (Dosha) vertreibt (hṛ)
  • punaḥ punar : wieder (und) wieder, immer wieder (Punar)
  • idaṁ : dieses (Idam)
  • kāryaṁ : soll durchgeführt werden, ist zu praktizieren (Karya)
  • sūrya-bhedanam : Sūrya-bhedana (Surya Bheda, “Durchstoßen des Sonnen-Kanals”, SuryaBhedana)
  • uttamam : vorzügliche (Uttama)       ||50||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Diese Suryabheda Kumbhaka sollte immer wieder verrichtet werden, da sie das Hirn reinigt, die Eingeweidewürmer und die Beschwerden aus dem Überschuss von Wind zerstört.

Das nächste [02-51] ist Ujjayi:

Sukadev

50. Diese Suryabedha Kumbhaka sollte immer wieder verrichtet werden, da sie das Hirn reinigt, die Eingeweidewürmer und die Beschwerden aus dem Überschuss von Wind (Vata) zerstört.

Also wenn jetzt jemand von seinem Ayurvedaarzt gehört hat, er hat Vata-Störungen, dann sollte er Suryabedha üben. Das hilft, diese Störung des Vata-Elementes zu mindern oder zu überwinden.

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2. Kapitel, Vers 51

Deutsche Übersetzung:

Und nun Ujjayi: Der Mund wird verschlossen. Langsam wird der Lebenshauch durch beide Nasenlöcher hineingesogen, | so dass er wahrlich von der Kehle bis nach unten zum Herzen mit einem lauten Geräusch in Kontakt kommt.

Sanskrit Text:

  • atha ujjāyī-
    mukhaṁ saṁyamya nāḍībhyām ākṛṣya pavanaṁ śanaiḥ |
    yathā lagati kaṇṭhāt tu hṛdayāvadhi sa-svanam ||51||
  • अथ उज्जायी
    मुखं संयम्य नाडीभ्यामाकृष्य पवनं शनैः ।
    यथा लगति कण्ठात्तु हृदयावधि सस्वनम् ॥५१॥
  • atha ujjayi
    mukham samyamya nadibhyam akrishya pavanam shanaih |
    yatha lagati kanthat tu hridayavadhi sa svanam ||51||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • ujjāyī : Ujjayi
  • mukhaṁ : (den) Mund (Mukha)
  • saṁyamya : geschlossen habend (Samyama)
  • nāḍībhyām : durch beide Nasenlöcher („Energie-Kanäle“, Nadi)
  • ākṛṣya : einziehend (ā + kṛṣ)
  • pavanaṁ : (den) Atem („Wind“, Pavana)
  • śanaiḥ : langsam, allmählich (Shanais)
  • yathā : so dass (Yatha)
  • lagati : (der Atem) fühlbar ist („berührt, sich anschmiegt“, lag)
  • kaṇṭhāt : von der Kehle (Kantha abwärts)
  • tu : aber (Tu)
  • hṛdaya : (zum) Herzen (Hridaya)
  • avadhi : bis („bis zur Grenze“, Avadhi)
  • sa-svanam : geräuschvoll („mit Geräusch“, Sasvana; Fortsetzung folgt in Vers 52)      ||51||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Während du den Mund schließt, ziehe den Atem durch die Nasenlöcher mit Geräusch hoch, bis der Atem den Raum von der Kehle bis zum Herzen erfüllt.

Sukadev

51. Während du den Mund schließt, ziehe den Atem durch die Nasenlöcher mit Geräusch hoch, bis der Atem den Raum von der Kehle bis zum Herzen erfüllt.

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2. Kapitel, Vers 52

Deutsche Übersetzung:

Wie zuvor (beschrieben) soll (der Yogi) den Atem anhalten. Dann soll er durch das linke Nasenloch ausatmen. | Dieses zerstört eine Neigung zur Trägheit in der Kehle und aktiviert das Körper-Feuer.

Sanskrit Text:

  • pūrva-vat kumbhayet prāṇaṁ recayed iḍayā tathā |
    śleṣma-doṣa-haraṁ kaṇṭhe dehānala-vivardhanam ||52||
  • पूर्ववत्कुम्भयेत्प्राणं रेचयेदिडया तथा ।
    श्लेष्मदोषहरं कण्ठे देहानलविवर्धनम् ॥५२॥
  • purva vat kumbhayet pranam rechayed idaya tatha |
    shleshma dosha haram kanthe dehanala vivardhanam ||52||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • pūrva-vat* : wie zuvor (in Vers 49 beschrieben, Purvavat)
  • kumbhayet : er halte (den Atem) an (kumbh)
  • prāṇaṁ : (den Lebens-)Atem Prana
  • recayet : er entlasse (“entleere”, ric)
  • iḍayā : durch Ida (den im linken Nasenloch endenden „Mondkanal“)
  • tathā : und (Tatha)
  • śleṣma : (hervorgerufen durch) Schleim (Shleshman bzw. Kapha)
  • doṣa-haraṁ : (das) beseitigt Störungen (Doshahara)
  • kaṇṭhe : in der Kehle (Kantha)
  • deha : (im) Körper (Deha)
  • anala : (das Verdauungs-)Feuer (Anala)
  • vivardhanam : (und) vermehrt (Vivardhana)        ||52||

*Anmerkung: „Wie zuvor“ (pūrva-vat) verweist hier auf die Ausführung von Kumbhaka, wie sie im ersten Halbvers von Vers 49 beschrieben wird.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Führe Kumbhaka wie zuvor aus und atme durch Ida aus.

Das ist durch das linke Nasenloch. Das beseitigt den Schleim aus der Kehle und steigert die Verdauungskraft des Körpers.

Sukadev

52. Führe Kumbhaka wie zuvor aus und atme durch Ida aus.

Also das linke Nasenloch.

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2. Kapitel, Vers 53

Deutsche Übersetzung:

Die Atemübung, die als Ujjayi bekannt ist zertört Disbalancen in Verbindung mit den Energiekanälen, dem Wasserhaushalt und den körperlichen Grundeigenschaften. | (Ujjayi) kann sicherlich in Bewegung und in Ruhe praktiziert werden.

Sanskrit Text:

  • nāḍī-jalodarā-dhātu-gata-doṣa-vināśanam |
    gacchatā tiṣṭhatā kāryam ujjāyy-ākhyaṁ tu kumbhakam ||53||
  • नाडीजलोदराधातुगतदोषविनाशनम् ।
    गच्छता तिष्ठता कार्यमुज्जाय्याख्यं तु कुम्भकम् ॥५३॥
  • nadi jalodara dhatu gata dosha vinashanam |
    gachchhata tishthata karyam ujjayy akhyam tu kumbhakam ||53||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • nāḍī : (in den) Energie-Kanälen, Gefäßen, Adern (Nadi)
  • jala-udara : Wassersucht („Wasser-Bauch“, Jalodara)
  • ā-dhātu : bis hin zu (den) Körpergeweben (Dhatu)
  • gata : (die) sich befinden (Gata)
  • doṣa : Störungen (Dosha)
  • vināśanam : (es) beseitigt, vertreibt (Vinashana)
  • gacchatā* : gehend (gam)
  • tiṣṭhatā* : (oder auch) stehend (sthā)
  • kāryam : soll ausgeführt werden, ist zu praktizieren (Karya)
  • ujjāyī : Ujjayi
  • ākhyaṁ : (welche) genannt wird (Akhya)
  • tu : aber (Tu)
  • kumbhakam : (diese) Atemverhaltung  (Kumbhaka)         ||53||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda ergänzt, dass Ujjayi im Gehen bzw. Stehen ohne (Rahita) Bandhas praktiziert werden soll (Kartavya): gacchatā tiṣṭhatā tu bandha-rahitaḥ kartavyaḥ.

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Brahmananda

Die sieben Dhatus sind: Haut, Fleisch, Blut, Knochen, Mark, Fett und Samen.

Vishnu-devananda

Das wird Ujjayi genannt, und es sollte gehend oder sitzend praktiziert werden. Es beseitigt alle Beschwerden von den Nadis und den Dhatus, wie auch die Wassersucht.

Sukadev

53. Das wird Ujjayi genannt, und es sollte gehend oder sitzend praktiziert werden.

Ujjayi kann man auch sonst machen. Ujjayi kann man üben im Gehen, im Sitzen, bei den Asanas, überall diesen hörbaren Kehllaut. Und das kann man auch kombinieren mit Mula Bandha. Und man kann sogar Ujjayi als gehendes Pranayama ausführen. Einatmen, anhalten und links ausatmen. Das kann man natürlich mit dem Nasenloch machen, mit dem Daumen, aber man kanns auch so machen [macht’s vor]. Ich kannte sogar jemand, der sagte, er kann das auch ganz willkürlich machen, allein durch die Stellung der Zunge, ob das ganz durchs linke oder durchs rechte Nasenloch reingeht. Man kann’s also üben.

– Es beseitigt alle Beschwerden von den Nadis und den Dhatus, wie auch die Wassersucht.

Und es ist auch etwas, das einen Übermaß an Kapha und damit auch an Schleim reduziert. Die sieben Dhatus sind dann Haut, Fleisch, Blut, Knochen, Mark, Fett und Geschlechtsflüssigkeiten. Das gilt hier als die sieben Hauptbestandteile des physischen Körpers, und Ujjay reinigt all diese. Eine einfache Version ist einatmen mit diesem tonlosen Kehlgeräusch, dann die Luft anhalten ohne Bandhas und links ausatmen. Ujjay Khumbakha in einer einfachen Form könnt ihr auch Menschen raten, denen der Aryuveda Arzt gesagt er, hat eine Kapha-Störung, was er denn jetzt machen kann. Dann kann man eben diese Übung empfehlen. Und wenn ihr selbst wisst, ihr habt eine Kapha-Störung – man kann diese Übung auch im Stehen oder im Gehen praktizieren. Also man kann ein paar Schritte einatmen, ein paar Schritte Luft anhalten und dann ein paar Schritte links ausatmen. Man kann Pranayamas auch autofahrend machen, sogar Wechselatmung. Natürlich denjenigen, die auf Pranayama besonders stark anspringen, die, wenn sie eine Runde Kapalabhati gemacht haben, sofort ihr Körperbewusstsein verlieren, denen rate ich dringend vom Kapalabhati am Steuer ab. Aber die Mehrheit der Menschen kann durchaus Kapalabhati autofahrend machen. Früher es gab mal eine Zeit, wo ich einmal die Woche nach Frankfurt gefahren bin, da habe ich dann dienstags und mittwochs jeweils eine Yogalehrerausbildung unterrichtet, und da hab ich immer mein Pranayama gemacht im Auto. Ich bin dann voller Energie angekommen. Gut, wenn ich jetzt reise, nehme ich dann meistens irgendjemand mit, und dann mach ich doch kein Kapalabhati und Wechselatmung in der Zeit.

Jetzt die nächste Übung ist von der Wirkung her noch mal besonders interessant.

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2. Kapitel, Vers 54

Deutsche Übersetzung:

Nun Sitkari: Sitkari soll auf diese Weise ausgeführt werden: Im Mund, durch den die Luft eingeatmet wird (und ausgeatmet) ausschließlich durch die Nase. | Durch diese Praxis wird (ein Yogi) ein zweiter Gott der Liebe.

Sanskrit Text:

  • atha sītkārī-
    sīt-kāṁ kuryāt tathā vaktre ghrāṇenaiva vijṛmbhikām |
    evam abhyāsa-yogena kāma-devo dvitīyakaḥ ||54||
  • अथ सीत्कारी
    सीत्कां कुर्यात्तथा वक्त्रे घ्राणेनैव विजृम्भिकाम् ।
    एवमभ्यासयोगेन कामदेवो द्वितीयकः ॥५४॥
  • atha sitkari
    sitkam kuryat tatha vaktre ghranenaiva vijrimbhikam |
    evam abhyasa yogena kama devo dvitiyakah ||54||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • sīt-kārī : Sitkari
  • sīt-kāṁ : (den Laut) „sīt“ (Sitka)
  • kuryāt : man mache (kṛ)
  • tathā : und, so (Tatha)
  • vaktre : (beim Einatmen) in den Mund (Vaktra)
  • ghrāṇena : durch die Nase (Ghrana)
  • eva : nur, allein, ausschließlich (Eva)
  • vijṛmbhikām : (die) Ausatmung (Vijrimbhika)
  • evam : so, auf diese Weise (Evam)
  • abhyāsa : (der) Übung, Wiederholung (Abhyasa)
  • yogena : durch die Anwendung, das Mittel, die Methode (Yoga)
  • kāma-devaḥ : Liebesgott (Kamadeva)
  • dvitīyakaḥ : (man wird ein) zweiter (Dvitiyaka)          ||54||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda ergänzt, dass in diesem Vers die Atemverhaltung (Kumbhaka) mitzuverstehen ist (avagantavya), obwohl sie nicht ausdrücklich genannt wird (anukto’pi), insofern Sitkari zu den (Ausführungsformen von) Kumbhaka gehört (kumbhaka-tvāt): kumbhakas tv anukto’pi sīt-kāryāḥ kumbhaka-tvād evāvagantavyaḥ, vgl. auch die Anmerkung zu Vers 52.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Indem man die Zunge zwischen die Lippen setzt und den Atem mit einem zischenden Ton in den Mund zieht, so sollte die Puraka gemacht werden, und dann Rechaka nur mit den beiden Nasenlöchern (und nicht mit dem Mund). Das wird Sitkari genannt. Durch das Wiederholen dieser Übung wird man zu einem zweiten Gott der Schönheit.

Sitkari unterscheidet sich von Brahmari, das einen Ton wie eine Hummel (sehr hart) hat. Ujjayi ist sehr sanft, sehr dünn. Ujjayi ist ein großes Pranayama, während Brahmari, Sitali und Sitkari kleinere Pranayamas sind. Ein kleineres Pranayama ist eines, das nicht sehr wichtig ist, aber für besondere Bedingungen gebraucht wird. Zum Beispiel: Sitali und Sitkari können an heißen Tagen verwendet werden, um den Körper abzukühlen. Sie können auch verwendet werden, wenn das Blut unrein ist, oder wenn ihr den Kehlkopf anregen wollt; letzteres ist der Hauptzweck von Sitali und Sitkari. Unter heißen und trockenen Verhältnissen, wenn ihr kein Wasser bekommen könnt, kann Sitali als eine Art Kühlung durchgeführt werden, weil es die kühle, feuchte Luft zu dem psychischen Zentrum bringt, das diesen Durst erzeugt.

Sukadev

54. Indem man die Zunge zwischen die Lippen setzt und den Atem mit einem zischenden Ton in den Mund zieht, so sollte Puraka gemacht werden, und dann Rechaka nur mit den beiden Nasenlöchern (und nicht mit dem Mund). Das wird Sitkari genannt. Durch das Wiederholen dieser Übung wird man zu einem zweiten Gott der Schönheit.

Und zwischendurch kann man auch einen Moment die Luft anhalten. Das wird wie genannt? Sitkari. Es kommt noch dicker.

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2. Kapitel, Vers 55

Deutsche Übersetzung:

(Solch ein Yogi) wird von den weiblichen Yogis verehrt, er ist der Urheber von Manifestation und Auflösung. | (Für ihn) gibt es keinen Hunger, noch Durst, noch Schlaf, nicht einmal Nachlässigkeit.

Sanskrit Text:

  • yoginī-cakra-sammānyaḥ sṛṣṭi-saṁhāra-kārakaḥ |
    na kṣudhā na tṛṣā nidrā naivālasyaṁ prajāyate ||55||
  • योगिनी चक्रसंमान्यः सृष्टिसंहारकारकः ।
    न क्षुधा न तृषा निद्रा नैवालस्यं प्रजायते ॥५५॥
  • yogini chakra sammanyah srishti samhara karakah |
    na kshudha na trisha nidra naivalasyam prajayate ||55||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • yoginī : (der) Yoginis (mächtige, zauberkundige weibliche Yogis)
  • cakra : (im) Kreise (Chakra)
  • sammānyaḥ : (er) steht in Ehren (Sammana)
  • sṛṣṭi : (von) Schöpfung, Aussendung (Srishti)
  • saṁhāra : (und) Auflösung, Zerstörung, Zurückziehung (des Geschaffenen, Samhara)
  • kārakaḥ : (er ist der) Vollführer, Erschaffer (Karaka)
  • na : nicht, weder (Na)
  • kṣudhā : Hunger (Kshudha)
  • na : nicht, noch
  • tṛṣā : Durst (Trisha)
  • nidrā : Schlaf, Schläfrigkeit (Nidra)
  • na : nicht, noch
  • eva : gewiss (Eva)
  • ālasyaṁ : Trägheit, Schlaffheit, Energiemangel (Alasya)
  • prajāyate : entsteht (ihm, pra + jan)          ||55||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Unter der Vielheit von Frauen wird er zum Gegenstand der Bewunderung;

Er (der Autor) teilt hier Bonbons aus, damit die Leute praktizieren. Die wirkliche Bedeutung davon ist: wenn ein Überfluss von Prana von euch ausgeht wird jeder von eurer Persönlichkeit angezogen. Natürlich, wenn es Honig gibt, werden Honigbienen kommen. Hier liegt die Anziehung nicht am Körper, sondern am Prana. Wenn es kein Prana gibt, seid ihr wie eine altbackene Pizza. Wenn ihr Mengen von Prana habt wie eine schöne, frische Rose, werden die Leute angezogen. Dann, wenn ihr älter werdet, infolge exzessiven Geschlechtsverkehrs, Menstruationen, Magenproblemen, Stillen etc. geht viel Prana verloren, und dann möchte euch niemand berühren. Aber wenn ihr Pranayama praktiziert, dann gibt es kein Altern und daher werden die Leute die ganze Zeit von euch angezogen sein.

(fortgesetzt) er kann tun und lassen was er will und fühlt weder Hunger noch Durst noch Schmerz.

Das bedeutet, dass er Essen nehmen wird, wenn es welches gibt. Doch wenn er zu seiner gewohnten Zeit kein Essen bekommen kann, kann er einfach ein paar tiefe Atemzüge machen und den Hungerreiz beenden. Er ist nicht der Sklave jeder einzelnen Gewohnheit.

Sukadev

55. Unter der Vielheit von Frauen wird er zum Gegenstand der Bewunderung; er kann tun und lassen, was er will und fühlt weder Hunger noch Durst.

Wir kommen jetzt zu einigen Teilen der Hatha Yoga Pradipika. Im dritten Kapitel wird es noch etwas massiver, was dann nicht mehr so ganz dem indischen guten Ton entspricht. Die Hatha Yoga Pradipika hat durchaus zwischendurch so ein paar Dinge drin, um Menschen ein bisschen abzustoßen oder aus ihrem normalen, spießbürgerlichen Denken herauszubringen, und hat natürlich auch Dinge, um Menschen ein bisschen zu inspirieren oder zu reizen.

Gut, also, aber was Sitkari bewirkt – es ist eine verjüngende Übung. Es ist eine Übung, die die Mondenergie aktiviert, und eine Übung die auch den Regenerationsprozess fördert. Wenn ihr z.B. irgendwelche Entzündungen habt, ist Sikari sehr gut, wenn ihr Fieber habt, ist Sitkari sehr gut. Überhaupt, bei allen möglichen Krankheiten, die da sind, insbesondere wenn sie irgendwie nervös, unruhig oder mit Hitze verbunden sind oder auch mit Schmerzen verbunden sind. Sitkari wirkt auch schmerzreduzierend, kann man also eine Schmerztherapie einsetzen, bei all den ist Sitkari gut. Sithali ist weniger angeraten, wenn man Übermaß anVata hat oder auch ein Übermaß an Kapha. Ist also mehr zu empfehlen bei allem, was irgendwie mit Pita verbunden ist. Aber man kann das auch nicht hundert Prozent sagen. Sithali wirkt allgemein regenerierend und harmonisierend und eben auch verjüngend, da die Mondenergie die regenerierende Energie im Körper ist. Sithali ist auch so was wie die Notbremse, wenn ihr mal intensiv praktiziert, die Energie in euch sehr stark wirkt, und ihr kommt nicht von selbst runter. Wenn ihr dann in einne Stunde zur Arbeit gehen müsst, dann könnt ihr mit Sithali dafür sorgen, dass die Energie sich wieder harmonisiert und abkühlt.

Also, der 55. Vers ging los: Unter der Vielheit von Frauen wird er zum Gegenstand der Bewunderung. Das wird auch umgekehrt von Frauen für Männer sein. Swami Vishnu, der ja selbst ein Mönch war, sagt noch, dass der Autor ja Bonbons austeilt, damit die Leute praktizieren. Die wirkliche Bedeutung davon ist, wenn ein Überfluss von Prana von Euch ausgeht, wird jeder von eurer Persönlichkeit angezogen. Natürlich, wenn es Honig gibt, werden die Honigbienen kommen. Hier liegt die Anziehung nicht am Körper, sondern am Prana. Wenn es kein Prana gibt, dann seid ihr wie eine altbackene Pizza.

Swami Vishnu hat seine Pizza mit Eiscreme gehabt, wahrscheinlich die international beliebten Gerichte, Pizza und Eiscreme war immer die Versuchung der Yogis. Wenn man also viel Prana hat, dann ist man wie die frische Pizza, die duftet und Menschen anzieht, und wenn man wenig Prana hat, dann ist man wie die altbackene Pizza. Wenn ihr Menge von Prana habt, jetzt gibt er vielleicht ein netteres Beispiel, wie eine schöne frische Rose werden die Menschen angezogen. Wenn man dagegen nur sein Gesicht lackiert und da ist kein Prana dahinter, dann ist man wie eine Plastikrose. Mag äußerlich noch so aussehen, aber gut der Lack mag dran sein, aber wehe, der Lack ist dann ab, dann wird’s schwierig. Und wenn man viel Prana hat, gut dann kann man immer noch künstlerisch, gestalterisch an seinem Gesicht wirken. Das ist noch gar nicht so lang her, bis ich verstanden habe, warum Frauen überhaupt ihr Gesicht immer so, habe ich gesagt, so verunstalten. Natürlich sieht’s doch eigentlich am besten aus, und hat er das irgendjemand erklärt, dass das Kreativität und künstlerisches Gestalten sei, und seitdem kann ich das wertschätzen. Ich habe allerdings eine Frau geheiratet, die sich fast nie irgendwas ins Gesicht schmiert. Gut, aber das wichtigste ist, dass Prana die Lebensenergie, die man dort ausstrahlt, das ist das was, was die Menschen dann anzieht.

– Er kann tun und lassen was er will und fühlt weder Hunger noch Durst noch Schmerz.

Das ist also die nächste Wirkung von Sithali wie auch Sitkari. Das heißt, man reduziert also Hunger und Durst. Kann man vielleicht machen, wenn jemand abnehmen will und unbedingt eine Schlankheitskur machen will. Es wäre übrigens klüger, das grundsätzlich nicht zu machen, sondern regelmäßig zu praktizieren und eine gesunde Ernährungsform zu finden. Wer das wollte, könnte das dann auch mit Sithali verbinden. Das reduziert eine Menge an Hunger, und mir hat auch jemand mal bestätigt, der Bergsteiger ist und große Bergtouren macht, auch ein Fan von Pranayama, der hat gesagt, seitdem er Sithali praktiziert auf seinen Bergtouren, braucht er nur die Hälfte seines Proviantes mitzunehmen. Und das, das wäre schon sehr wichtig. Die Hälfte von Wasser und die Hälfte von Essen, und er würde nicht Durst leiden, durstig werden, würde auch nicht dehydrieren. Irgendwas wird das mit dem Metabolismus des Körpers machen. Natürlich vielleicht wichtiger als diese Wirkung in unseren Breiten ist aber die schmerzreduzierende Wirkung. Das kann man sogar anwenden, wenn man Kreuzschmerzen hat, Knieschmerzen, Zahnschmerzen und so weiter, Migräne, vor allem, Sithali, Sitkari könnt ihr weitergeben hier. Auch die anderen Übungen in gemäßigter Form, nur nicht in der fortgeschritten Form. Manche Leute können nicht so die Zunge rollen, er beschreibt’s auch gleich noch (s. Kapitel 2, Vers 58), aber die Wirkung von Sithali und Sitkari ist sehr ähnlich. Es heißt, dass zwanzig Prozent der Menschen nicht Zungenroller sind, dass ist eine genetisch angeborene Eigenschaft. Anhand dieser Eigenschaft sind die Gesetze der Genetik entdeckt worden. Aber man kann’s lernen, tatsächlich, es scheint sogar trainierbar zu sein. Ja, also die Genetiker gehen davon aus, dass man’s nicht lernen kann. So ist die klassische Pranayama. Übt sie ab zehn Runden, ab zehn Runden, was gar nicht so lange dauert. Man atmet ja nur ein, eventuell kann man kurz die Luft anhalten, aber das Anhalten ist ja nicht mal so notwendig, und atmet dann wieder aus.

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2. Kapitel, Vers 56

Deutsche Übersetzung:

Das Reine des Köpers wird frei von allen Verunreinigungen. | Durch diese Technik wird der Yogi wahrlich wie ein Gott der Himmel auf dem Erdkreis.

Sanskrit Text:

  • bhavet sattvaṁ ca dehasya sarvopadrava-varjitaḥ |
    anena vidhinā satyaṁ yogīndro bhūmi-maṇḍale ||56||
  • भवेत्सत्त्वं च देहस्य सर्वोपद्रववर्जितः ।
    अनेन विधिना सत्यं योगीन्द्रो भूमिमण्डले ॥५६॥
  • bhavet sattvam cha dehasya sarvopadrava varjitah |
    anena vidhina satyam yogindro bhumi mandale ||56||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • bhavet : (es) entsteht (bhū)
  • sattvaṁ : Festigkeit, Stärke (Sattva)
  • ca : und (Cha)
  • dehasya : des Körpers (Deha)
  • sarva : allen (Sarva)
  • upadrava : Übeln, Gebrechen, Widrigkeiten (Upadrava)
  • varjitaḥ : (er wird) frei von (Varjita)
  • anena : mit dieser (Ayam)
  • vidhinā : Methode (Vidhi)
  • satyaṁ : (er wird) wahrlich (Satya)
  • yogi : (unter den) Yogins
  • indraḥ : (ein) Fürst (Indra)
  • bhūmi-maṇḍale : auf dem Erdenkreis (BhumiMandala)        ||56||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Durch diese Praktik gewinnt er Stärke des Körpers und wird Herr der Yogis, wobei er frei bleibt von jeder Art von Schädigung.

Sukadev

56. Durch diese Praktik gewinnt er Stärke des Körpers und wird Herr der Yogis, wobei er frei bleibt von jeder Art von Schädigung.

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2. Kapitel, Vers 57

Deutsche Übersetzung:

Nun Shitali: Den Lebenshauch über die Zunge hineingesaugt, wird der Atem wie zuvor (beschrieben) angehalten. | (Nun) soll der Weise sanft durch beide Nasenlöcher den Lebenshauch (wieder) ausatmen.

Sanskrit Text:

  • atha śītalī-
    jihvayā vāyum ākṛṣya pūrva-vat kumbha-sādhanam |
    śanakair ghrāṇa-randhrābhyāṁ recayet pavanaṁ su-dhīḥ ||57||
  • अथ शीतली
    जिह्वया वायुमाकृष्य पूर्ववत्कुम्भसाधनम् ।
    शनकैर्घ्राणरन्ध्राभ्यां रेचयेत्पवनं सुधीः ॥५७॥
  • atha shitali
    jihvaya vayum akrishya purva vat kumbha sadhanam |
    shanakair ghrana randhrabhyam rechayet pavanam sudhih ||57||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • śītalī : Shitali
  • jihvayā : über die Zunge (Jihva)
  • vāyum : (den) Atem („Wind“, Vayu)
  • ākṛṣya : einziehend (ā + kṛṣ)
  • pūrva-vat : wie zuvor (in Vers 49 beschrieben, Purvavat)
  • kumbha : (der) Atemverhaltung (Kumbha)
  • sādhanam : (dann folgt die) Praxis (Sadhana)
  • śanakais : langsam, allmählich (Shanakais)
  • ghrāṇa : (der) Nase (Ghrana)
  • randhrābhyāṁ : durch die beiden Löcher (Randhra)
  • recayet : entlasse (“entleere”, ric)
  • pavanaṁ : (den) Atem („Wind“, Pavana)
  • su-dhīḥ : (der) verständige (Yogi, Sudhi)          ||57||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Während er die Zunge von den Lippen ein kleines Stück vorschiebt, sollte er das Prana einatmen, und nachdem er Kumbhaka durchgeführt hat, sollte er durch die Nasenlöcher ausatmen.

Sukadev

57. Während er die Zunge von den Lippen ein kleines Stück vorschiebt, sollte er das Prana einatmen, und nachdem er Kumbhaka durchgeführt hat, sollte er durch die Nasenlöcher ausatmen.

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2. Kapitel, Vers 58

Deutsche Übersetzung:

Ohne Zweifel geht die Atemübung, die Shitali genannt wird Vergiftungen, | Vergrößerung der Drüsen, wie Milz und so weiter, Krankheiten, Fieber, Neigung zur aufbrausender Natur, Hunger und Durst an.

Sanskrit Text:

  • gulma-plīhādikān rogān jvaraṁ pittaṁ kṣudhāṁ tṛṣām |
    viṣāṇi śītalī nāma kumbhikeyaṁ nihanti hi ||58||
  • गुल्मप्लीहादिकान्रोगान् ज्वरं पित्तं क्षुधां तृषाम् ।
    विषाणि शीतली नाम कुम्भिकेयं निहन्ति हि ॥५८॥
  • gulma plihadikan rogan jvaram pittam kshudham trisham |
    vishani shitali nama kumbhikeyam nihanti hi ||58||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • gulma : (wie) krankhafte Anschwellung im Unterleib, Unterleibsgeschwulst (Gulma)
  • plīhan : Milz(vergrößerung, Plihan)
  • ādikān : und andere, usw., („zum Anfang habend“, Adika)
  • rogān : Krankheiten (Roga)
  • jvaraṁ : Fieber (Jvara)
  • pittaṁ : (ein Übermaß an) Pitta („Galle“)
  • kṣudhāṁ : Hunger (Kshudha)
  • tṛṣām : Durst (Trisha)
  • viṣāṇi : Gifte (Visha)
  • śītalī : Shitali
  • nāma : namens (Nama)
  • kumbhikā : Atemverhaltung (Kumbhika)
  • iyaṁ : diese (Iyam)
  • nihanti : vernichtet („schlägt nieder“, ni + han)
  • hi : gewiss (Hi)        ||58||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Dieses Kumbhaka, Sitali genannt, zerstört Beschwerden des Unterleibes und der Milz und andere Beschwerden, wie auch Fieber, Gallenschwierigkeiten, Hunger, Durst und die üblen Folgen von Giften wie Schlangengift etc.

Sukadev

58. Dieses Kumbhaka, Sithali genannt, zerstört Beschwerden des Unterleibes und der Milz und andere Beschwerden, wie auch Fieber, Gallenschwierigkeiten, Hunger, Durst und die üblen Folgen von Giften wie Schlangengift etc.

Vom ayurvedischen Standpunkt aus ist Sithali eine Übung, um ein Übermaß an Pita zu überwinden. Pita ist Hitze und Ungeduld und was mit Galle zu tun hat. Und wenn hier Gallenschwierigkeiten steht dann heißt das Pita-Schwierigkeiten, Pita steht für Galle. Also was er hier nennt für die, für die andere Übung, gilt für beide Sithali und Sitkari sind beide letztlich austauschbar. Gut, also ich hab immer gelernt bei Swami Vishnu, das Sithali so gemacht wird: Die Zunge wird röhrenförmig längs gerollt und aus dem Mund geschoben, die Luft wird von vorne einsaugt. Sitkari geht so: Die Zungenspitze wird nach oben hin zurückgerrollt, so dass eine querliegende Röhre entsteht, die Luft wird seitlich eingezogen. So steht’s auch in anderen Yogabüchern. Allerdings muss ich auch dazu sagen, die Terminologie ist beim Hatha-Yoga nicht eindeutig. Swatmarama nennt ja auch Padmasana an der einen Stelle so, an der anderen Stelle anders, und es wäre auch nicht ausgeschlossen, dass es dort in der Hatha-Yoga- Tradition verschiedene Weisen, gibt das zu nennen. Für unsere Zwecke spielt’s auch nicht die ganz große Rolle, weil sie ja beide ähnlich wirken.

Von einem feinstofflichen Aspekt her aktiviert Sithali die Mondenergie. Und die Mondenergie ist diese Energie, welche den Körper regeneriert und wieder harmonisiert, welche die Körperzellen wieder regeneriert, und auf diese Mondenergiewirkung sind die anderen Wirkungen zurückzuführen, eben diese verjüngende und man wird zum Jüngling und Gott der Schönheit und so weiter. Das ist die Wirkung von Sithali und Sitkari und dient auch zur Reduzierung eines übertriebenen Appetits, wie auch wenn die erweckte Energie zu feurig ist.

Gut, so seht ihr die Wirkungen von Pranayama auf verschiedensten Ebenen. Sie wirken für die Doshas, und über diese Harmonisierung der Körperenergien auf die Gesundheit. Es gibt noch andere Wirkungsmechanismen, wie die Pranayamas auf die Gesundheit wirken. Pranayama wirkt auch direkt auf das Prana, die Lebensenergie, und hilft, unsere Sushumna zu erwecken, so dass das Prana durch die Sushumna fließen kann und schließlich auch die Kundalini. Damit entsteht eine Klarheit des Geistes, Unmani Avastha, der Zustand jenseits des Geistes, Samadhi.

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2. Kapitel, Vers 59

Deutsche Übersetzung:

Nun Bhastrika: Nachdem die beiden Fußsohlen auf passende Weise auf der Mitte der Oberschenkel platziert sind, | ist der Lotussitz eingenommen. Dieser zerstört alle Sünden.

Sanskrit Text:

  • atha bhastrikā-
    ūrvor upari saṁsthāpya śubhe pāda-tale ubhe |
    padmāsanaṁ bhaved etat sarva-pāpa-praṇāśanam ||59||
  • अथ भस्त्रिका
    ऊर्वोरुपरि संस्थाप्य शुभे पादतले उभे ।
    पद्मासनं भवेदेतत् सर्वपापप्रणाशनम् ॥५९॥
  • atha bhastrika
    urvor upari samsthapya shubhe pada tale ubhe |
    padmasanam bhaved etat sarva papa pranashanam ||59||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • bhastrikā : Bhastrika („Blasebalg“)
  • ūrvor : (die gegenüberliegenden) Oberschenkel (Uru)
  • upari : auf (Upari)
  • saṁsthāpya : man lege („gelegt  habend“, sam + sthā)
  • śubhe : sauberen, reinen („schönen“, Shubha)
  • pāda : (der) Füße (Pada)
  • tale : (nach oben gekehrten) Sohlen (Tala)
  • ubhe : die beiden (Ubha)
  • padmāsanaṁ : (der) Lotussitz (Padmasana)
  • bhavet : ist („soll sein“, bhū)
  • etad : dies (Etad)
  • sarva : allen (Sarva)
  • pāpa : Übels (Papa)
  • praṇāśanam : (er bewirkt das) Vernichten (Pranashana)          ||59||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Nun wird Bhastrika beschrieben: Bringe die Füße auf die gegenüberliegenden Schenkel. Das wird Padmasana genannt und es zerstreut alle Beschwerden.

Sukadev

59. Nun wird Bhastrika beschrieben: Bringe die Füße auf die gegenüberliegenden Schenkel. Das wird Padmasana, Lotussitz, genannt und es zerstreut alle Beschwerden.

Der volle Padmasana geht so, wenn die Ferse tatsächlich seitlich an den Bauch drückt. es geht auch ohne sich zu verbeugen. Das ist der volle Padmasana. Und ihr kennt Ida und Pingala, links und rechts neben der Wirbelsäule. Ich hatte auch mal Zeiten, wo ich weniger Bauch hatte, da konnte ich meine Ferse genauso in den Bauch reingeben, und hier vorne links und rechts eben zwei Nadis, die Ida und Pingala entsprechen, wenn da die Ferse tatsächlich herankommt, dann harmonisiert das diese beiden Nadis, wenn diese beiden Nadis harmonisiert sind, sind auch Ida und Pingala harmonisiert und damit auch die Doshas.

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2. Kapitel, Vers 60

Deutsche Übersetzung:

Nachdem er ordentlich den Lotussitz gefaltet hat, den Nacken und Bauch aufgerichtet, | soll der Weise, den Mund geschlossen, kraftvoll den Lebenshauch durch die Nase ausatmen.

Sanskrit Text:

  • samyak padmāsanaṁ baddhvā sama-grīvodaraḥ su-dhīḥ |
    mukhaṁ saṁyamya yatnena prāṇaṁ ghrāṇena recayet ||60||
  • सम्यक् पद्मासनं बद्ध्वा समग्रीवोदरः सुधीः ।
    मुखं संयम्य यत्नेन प्राणं घ्राणेन रेचयेत् ॥६०॥
  • samyak padmasanam baddhva sama grivodarah sudhih |
    mukham sanyamya yatnena pranam ghranena rechayet ||60||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • samyak : auf die rechte Weise (Samyak)
  • padmāsanaṁ : (den) Lotussitz (Padmasana)
  • baddhvā : einnehmend („gebunden habend“, bandh)
  • sama : gerade (ist, Sama)
  • grīvā : (dessen) Hals (Griva)
  • udaraḥ : (und) Bauch (Udara)
  • su-dhīḥ : (der) verständige (Yogi, Sudhi)
  • mukhaṁ : (den) Mund (Mukha)
  • saṁyamya : verschließend (Samyama)
  • yatnena : eifrig, kraftvoll („mit Anstrengung“, Yatna)
  • prāṇaṁ : (den) Atem, (die) Atemluft (Prana)
  • ghrāṇena : durch die Nase (Ghrana)
  • recayet : entlasse (“entleere” ric, Fortsetzung folgt in Vers 61)     ||60||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Während er diese Stellung einnimmt, sollte er den Mund schließen und durch die Nasenlöcher ausatmen bis er Druck auf dem Herzen, der Kehle und dem Gehirn fühlt.

Sukadev

60. Während er diese Stellung einnimmt, sollte er den Mund schließen und durch die Nasenlöcher ausatmen, bis er Druck auf dem Herzen, der Kehle und dem Gehirn fühlt.

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2. Kapitel, Vers 61

Deutsche Übersetzung:

Auf diese Weise wird ein sehr lauter Ton im Herz, in der Kehle und im Herzen verspürt. | (Der Yogi) soll dann auch schnell den Lebenshauch einatmen nach unten zum Lotus im Herzen.

Sanskrit Text:

  • yathā lagati hṛt-kaṇṭhe kapālāvadhi sa-svanam |
    vegena pūrayec cāpi hṛt-padmāvadhi mārutam ||61||
  • यथा लगति हृत्कण्ठे कपालावधि सस्वनम् ।
    वेगेन पूरयेच्चापि हृत्पद्मावधि मारुतम् ॥६१॥
  • yatha lagati hrit kanthe kapalavadhi sa svanam |
    vegena purayech chapi hrit padmavadhi marutam ||61||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • yathā : (Fortsetzung von Vers 60:) sodass (in der Ausatmung, Yatha)
  • lagati : (der Atem) fühlbar ist (“berührt, sich anschmiegt”, lag)
  • hṛd : (im) Herzen (Hrid)
  • kaṇṭhe : (und) in der Kehle (Kantha)
  • kapāla : (zum) Schädel (Kapala)
  • avadhi : bis hin („bis zur Grenze“, Avadhi)
  • sa-svanam : geräuschvoll (“mit Geräusch”, Sasvana)
  • vegena : heftig, schnell, energisch (Vega)
  • pūrayet : er atme ein (pṝ)
  • ca : und (Cha)
  • api : auch (wieder, Api)
  • hṛt-padma : (in den) Herz-Lotus (Hritpadma)
  • avadhi : bis
  • mārutam : (die) Luft („Wind“, Maruta)           ||61||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Dann sollte er den Atem, mit einem zischenden Laut einziehen, bis er gegen das Herz schlägt und dabei die ganze Zeit seinen Körper und seinen Kopf aufgerichtet halten.

Sukadev

61. Dann sollte er den Atem mit einem zischenden Laut einziehen, bis er gegen das Herz schlägt und dabei die ganze Zeit seinen Körper und seinen Kopf aufgerichtet halten.

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2. Kapitel, Vers 62

Deutsche Übersetzung:

Wieder soll (der Yogi) genauso ausatmen und einatmen, wieder und wieder. | Genauso wie der Blasebalg des Hufschmiedes schnell gepumpt wird.

Sanskrit Text:

  • punar virecayet tad-vat pūrayec ca punaḥ punaḥ |
    yathaiva loha-kāreṇa bhastrā vegena cālyate ||62||
  • पुनर्विरेचयेत्तद्वत् पूरयेच्च पुनः पुनः ।
    यथैव लोहकारेण भस्त्रा वेगेन चाल्यते ॥६२॥
  • punar virechayet tad vat purayech cha punah punah |
    yathaiva loha karena bhastra vegena chalyate ||62||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • punar : wieder (Punar)
  • virecayet : man atme aus (vi + ric)
  • tad-vat : so, auf diese Weise (Tadvat)
  • pūrayet : man atme ein (pṝ)
  • ca : und (Cha)
  • punaḥ punar : wieder (und) wieder, immer wieder (Punar)
  • yathā : so wie (Yatha)
  • eva : genau (Eva)
  • loha-kāreṇa : vom Schmied („Eisen-Macher“, Lohakara)
  • bhastrā : (der) Blasebalg (Bhastra)
  • vegena : heftig, schnell, energisch (Vega)
  • cālyate : bewegt wird (cal)       ||62||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Wieder sollte er den Atem einziehen und ihn ausatmen wie zuvor angewiesen. Mache weiter, immer wieder, so schnell wie der Schmied seinen Blasebalg bearbeitet.

Das ist Bhastrika, was Blasebalg bedeutet. Ihr macht weiter wie ein Schmied, der seinen Blasebalg bearbeitet, bis das Prana zu allen Chakras geht. Nur wenn die Nadis zuvor durch die Wechselatmung gereinigt sind, wird Bhastrika Nutzen bringen.

Suryabheda und Ujjayi erhitzen, weil sie das rechte Nasenloch benutzen; Sitkari und Sitali sind kalt. Praktiziert daher an heißen Tagen Sitali und Sitkari statt Bhastrika. Für das Praktizieren von Suryabheda und Ujjayi müsst ihr an einem kühlen Ort sein. Bhastrika verwendet beide Nasenlöcher gleichermaßen, und so wird die Energie auf beiden Seiten der Sushumna ausgeglichen. An sehr heißen Tagen sollt ihr das Praktizieren von Bhastrika mittags ausfallen lassen; für Bhastrika müsst ihr an einem kühlen Ort sein.

Sukadev

62. Wieder sollte er den Atem einziehen und ihn ausatmen wie zuvor angewiesen. Mache weiter, immer wieder, so schnell wie der Schmied seinen Blasebalg bearbeitet.

Also Bhastrika soll schon machtvoll und heftig sein, aber man sollte den Körper nicht zu sehr bewegen. Manchmal sieht man [macht’s vor] oder man sieht [macht’s vor]. Es ist noch nicht mal falsch, will ich dazu sagen. Manchmal hilft es Menschen, noch heftiger zu atmen, also das hier habe ich jetzt noch nicht gesehen [macht vor]. Man kann auch in Ohnmacht fallen, zumindestens kurz, so ein paar Mal. Wenn’s einen stört, kann man so ein paar Kissen aufbauen, dann fällt man nicht ganz so tief. Aber man kann’s auch weglassen, wenn man das nicht machen will. Gut, also wie gesagt, das ist noch nicht mal so ganz falsch. Manchen hilft es, etwas heftiger zu atmen. Ich weiß, beim Swami Vishnu gab’s so ein paar ältere Mitarbeiter, die dann beobachtet haben, wie gerade die jungen, enthusiastischen Brahmacharyis so richtig heftig Bhastrika gemacht haben. Die Älteren haben dann dem Swami Vishnu gesagt, er solle sich das mal angucken. Da hat er gesagt: “Its fine, they should do it, they should do it intensely.” Die sollten es intensiv machen. Aber trotzdem, wenn man kann, bleibt man ruhig mit dem Körper, und bewegt sich nicht so viel, außer Bauch und Brust gehen kräftig hoch und runter. Was ich jetzt oft beobachtet habe, dass unserePranayama-Yogis hier im Ashram, sich auch bei Bhastrika heftig bewegen. Wahrscheinlich, weil sie’s irgendwie hilfreich finden. [macht vor]. Und manchen [macht’s vor]. Wenn’s hilft, ist es o.k., aber im Normalfall bleibt man ruhig. Obgleich man dazu sagen muss, beim vollen Bhastrika bleibt man nirgendwo ruhig. Volles Bhastrika erschüttert den ganzen Körper.

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2. Kapitel, Vers 63

Deutsche Übersetzung:

Genau so soll der Lebenshauch im eigenen Körper mit Achtsamkeit bewegt werden. | Wenn Müdigkeit sich im Körper einstellt, dann soll (der Yogi) durch das rechte Nasenloch einatmen.

Sanskrit Text:

  • tathaiva sva-śarīra-sthaṁ cālayet pavanaṁ dhiyā |
    yadā śramo bhaved dehe tadā sūryeṇa pūrayet ||63||
  • तथैव स्वशरीरस्थं चालयेत्पवनं धिया ।
    यदा श्रमो भवेद्देहे तदा सूर्येण पूरयेत् ॥६३॥
  • tathaiva sva sharira stham chalayet pavanam dhiya |
    yada shramo bhaved dehe tada suryena purayet ||63||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • tathā : so, auf diese Weise (Tatha)
  • eva : genau (Eva)
  • sva-śarīra-sthaṁ : (die im) eigenen (Sva) Körper (Sharira) befindliche (Stha)
  • cālayet : er bewege (cal)
  • pavanaṁ : Atemluft, Prana („Wind“, Pavana)
  • dhiyā : mit seinem Geist, seiner Vorstellung (Dhi)
  • yadā : wenn (Yada)
  • śramaḥ : Ermüdung, Erschöpfung (Shrama)
  • bhavet : sein sollte (bhū)
  • dehe : im Körper (Deha)
  • tadā : dann (Tada)
  • sūryeṇa : durch das rechte Nasenloch („die Sonne“, Surya)
  • pūrayet : er atme ein (pṝ, Fortsetzung folgt in Vers 64)      ||63||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Er soll dann das Prana ständig (durch Rechaka und Puraka) in seinem Körper in Bewegung halten. Wenn er müde wird, sollte er beim rechten Nasenloch ausatmen.

Sukadev

63. Er soll dann das Prana ständig (durch Rechaka und Puraka, aus- und einatmen) in seinem Körper in Bewegung halten. Wenn er müde wird, sollte er –

hier schreibt er

– beim rechten Nasenloch ausatmen.

Das ist jetzt auch ein Druckfehler, rechts ist einatmen. Der Swami Vishnu hat definitiv gelehrt: links ausatmen. Das erhöht noch mal die Wirkung, wenn man rechts einatmet vor dem Anhalten. Man soll dann einatmen, denn für Bhastrika hält man die Luft an mit gefüllten Lungen. Dort wird die erhitzende Wirkung stärker, und wenn man links ausatmet, wird die kühlende Wirkung schwächer, und insgesamt wird Bhastrika erhitzend sein.

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2. Kapitel, Vers 64

Deutsche Übersetzung:

Auf diese Weise wird der Bauch mit Luft gefüllt. | Dann soll (der Yogi) schnell die Nase fest zuhalten ohne Mittel und Zeigefinger.

Sanskrit Text:

  • yathodaraṁ bhavet pūrṇam anilena tathā laghu |
    dhārayen nāsikāṁ madhyā-tarjanībhyāṁ vinā dṛḍham ||64||
  • यथोदरं भवेत्पूर्णमनिलेन तथा लघु ।
    धारयेन्नासिकां मध्यातर्जनीभ्यां विना दृढम् ॥६४॥
  • yathodaram bhavet purnam anilena tatha laghu |
    dharayen nasikam madhya tarjanibhyam vina dridham ||64||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • yathā : (Fortsetzung von Vers 63:) sodass (Yatha)
  • udaraṁ : (der) Bauch (Udara)
  • bhavet : sei (bhū)
  • pūrṇam : gefüllt (Purna)
  • anilena : mit Luft („Wind“, Anila)
  • tathā : so, auf diese Weise (atme man durch das rechte Nasenloch ein, Tatha)
  • laghu : rasch (Laghu)
  • dhārayet : man verschließe („halte“ dann, dhṛ)
  • nāsikāṁ : (die) Nase (Nasika)
  • madhyā : (von) Mittelfinger (Madhya)
  • tarjanībhyāṁ : (und) Zeigefinger (Tarjani)
  • vinā : ohne (Verwendung, Vina)
  • dṛḍham : fest (Dridha)       ||64||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Nachdem der Atem rasch den Bauch füllt, sollte er seine Nase mit dem Daumen, dem Ringfinger und kleinen Finger schließen.

Sukadev

64. Nachdem der Atem rasch den Bauch füllt, sollte er seine Nase mit dem Daumen, dem Ringfinger und kleinen Finger schließen.

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2. Kapitel, Vers 65

Deutsche Übersetzung:

Nachdem (der Yogi) die Atemübung wie beschrieben durchgeführt hat, soll er durch das linke Nasenloch den Lebenshauch ausatmen. | (Diese Atemübung) gleicht Dysbalancen mit Neigung zur Unstetheit, zum Aufbrausen, Trägheit aus und entfacht das innere Feuer.

Sanskrit Text:

  • vidhi-vat kumbhakaṁ kṛtvā recayed iḍayānilam |
    vāta-pitta-śleṣma-haraṁ śarīrāgni-vivardhanam ||65||
  • विधिवत्कुम्भकं कृत्वा रेचयेदिडयानिलम् ।
    वातपित्तश्लेष्महरं शरीराग्निविवर्धनम् ॥६५॥
  • vidhi vat kumbhakam kritva rechayed idayanilam |
    vata pitta shleshma haram shariragni vivardhanam ||65||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • vidhi-vat : vorschriftsgemäß („wie die Vorschrift ist“, Vidhivat)
  • kumbhakaṁ : (die) Atemverhaltung (Kumbhaka)
  • kṛtvā : nachdem (er) ausgeführt hat (kṛ)
  • recayet : er atme aus (ric)
  • iḍayā : durch Ida (den im linken Nasenloch endenden „Mondkanal“)
  • anilam : (die) Luft („Wind“, Anila)
  • vāta : (übermäßiges) Vata („Wind“)
  • pitta : (und übermäßiges) Pitta („Galle“)
  • śleṣma-haraṁ : (das) beseitigt (Hara, übermäßigen) Schleim (Shleshman bzw. Kapha)
  • śarīra : (im) Körper (Sharira)
  • agni : (des Verdauungs-)Feuers (Agni)
  • vivardhanam : (und führt zur) Zunahme (Vivardhana)        ||65||

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Brahmananda

Bhastrika Kumbhaka sollte folgendermaßen ausgeführt werden: Drücke das linke Nasenloch mit dem Ringfinger und dem kleinen Finger, und beim rechten Nasenloch atme ein und aus, wie ein Blasebalg. Wer sich müde fühlt, sollte Kumbhaka verrichten, wobei er durch das rechte Nasenloch einatmet und durch das linke Nasenloch ausatmet. Dann sollte er die Nasenlöcher zudrücken und dann beim rechten Nasenloch einatmen und ausatmen wie ein Blasebalg. Er sollte abwechselnd weitermachen, bis er sich müde fühlt. Das ist eine Methode.

Vishnu-devananda

Nachdem er Kumbhaka den Regeln gemäß ausgeführt hat, sollte er durch das linke Nasenloch ausatmen. Das beseitigt die Beschwerden, die vom Übermaß an Wind, Galle und Schleim kommen, und steigert das Verdauungsfeuer im Körper.

Eine andere Art der Ausführung ist, das linke Nasenloch zu schließen und so viel wie möglich mit dem rechten Nasenloch einzuatmen, und dann ganz langsam durch das linke Nasenloch auszuatmen. Das sollte einige Male gemacht werden, und wenn er sich dann müde fühlen sollte, sollte er Kumbhaka durchführen und durch die Ida Nadi ausatmen.

Sukadev

65. Nachdem er Kumbhaka den Regeln gemäß ausgeführt hat,

d.h. mit Mula-, Uddhiyana- und Jalandhara Bhanda

– sollte er durch das linke Nasenloch ausatmen.

Feste ein- und ausatmen. Nach dem letzten Ausatmen rechts einatmen, anhalten, wer nicht mehr halten kann links ausatmen. Man kann dabei beim Anhalten die Finger an der Nase halten oder auch absetzen.

– Das beseitigt die Beschwerden, die vom Übermaß an Wind, Galle und Schleim –Vata, Pita und Kapha

– kommen, und steigert das Verdauungsfeuer

Agni

– im Körper.

Also Bhastrika harmonisiert alle Lebensenergien. Und dadurch, dass die Lebensenergien harmonisiert werden, werden auch die Doshas harmonisiert, und dadurch dass diese harmonisiert werden, kommt auch Gesundheit. Und ich kenne sogar eine Frau, die hat gesagt, sie ist eine fortgeschrittene Form von Krebs, die als unheilbar diagnostiziert wurde, durch intensives Pranayama, insbesondere Bhastrika wieder losgeworden. Sie war schon aufgegeben worden, man hat gesagt, man kann nicht mehr operieren. Chemo und alles andere war schon mal versucht worden, es hat nichts genutzt. Und da hat sie gesagt, anstatt jetzt den Rest ihres Lebens, was noch ein halbes Jahr gewesen sein sollte, anstatt den jetzt nur noch mit Ärzten zu verbringen, macht sie einfach so viel Pranayama wie möglich. Und irgendwie hat sie gemerkt, Bhastrika ist für sie besonders gut. Da hat sie zehn Runden Bhastrika dreimal am Tag gemacht, nach dem Kapalabhati und der Wechselatmung. Und nach einem viertel Jahr war der Krebs gänzlich verschwunden. Und die Dame war sechzig, als sie mir das erzählt hat, mit fünfzig hat sie dieses intensive Pranayama gemacht. Also das Pranayama hat eine Vielzahl von Wirkungen. Also es ist durchaus was, wenn man auch mal größere Schwierigkeiten hat, bevor man sich jetzt mehrere Wochen oder Monate in die Hände von Ärzten begibt, zu überlegen, ob man vielleicht sich nicht mehrere Wochen in die Hände vom reinen Prana begibt durch intensives Pranayama. Es ist auch eine paradoxe Geschichte. Wenn jemand sagt: „Ich mach jetzt ein paar Wochen sechzehn Stunden am Tag Pranayama“, das gilt als extrem. Wenn jemand sagt: „Ich gehe jetzt ins Krankenhaus, lasse mich operieren und muss ein paar Monate nachsorgen,“ das gilt als normal. Oder Chemotherapie. Wobei ich jetzt nicht davon abrate. Also wenn mich jemand hier fragt, ob er Chemotherapie machen sollte, im Normalfall, aus verschiedenen Gründen sage ich dann, er soll die Meinung von verschiedenen Ärzten einholen und dann letztlich auch nach medizinischen Sachen entscheiden. Aber wenn’s nicht so dringend ist – ich kannte jemand mit einer Prostataoperation. Da hab ich ihn gefragt, ob er’s zwo Wochen noch rauszögern kann. Er hat mit dem Arzt gesprochen, ja, zwo Wochen, einen Monat ginge auch noch. Da habe ich ihm gesagt, er solle jeden Tag 108 Mal OM Tryambhakam sagen, und er solle viel Pranayama machen. Bei ihm hab ich gespürt, das wäre jetzt gerade gut für ihn. Der Arzt hat aber gesagt, einen festen Termin machen wir trotzdem aus, noch mal verschieben wir nicht. Und der Termin stand dann also fest. Routinemäßig werden vor der Operation werden die Blutwerte abgenommen. Und der Arzt hat sie zwomal abgenommen und zwomal untersuchen lassen. Und die PSA-Werte, oder wie die heißen, sind zum gänzlich Normalen zurückgegangen, und die nächste Biopsie hat gezeigt, dass alles wieder in Ordnung ist. Also es gibt solche Fälle, aber es nützt nicht immer. Ich kannte auch jemand, der hatte Krebs und hat alles Mögliche probiert, der ist dann trotzdem gestorben.

Frage: Wodurch werden Granthis beseitigt ? Brahma-Granthi,Vishnu-Granthi, Rudhra-Granthi ( Shiva-Granthi) (S. Kap 3, Vers 2)

Gut, bis zu einem gewissen Grad können wir an den Granthis arbeiten durch Pranayama, und dann heißt es, dass gerade Bhastrika-Pranayama die Granthis durchstößt. Das beschreibt er im 67. Vers. Aber man kann jetzt natürlich nicht sagen, dass man alle Grobstofflichkeit durch Bhastrika überwindet und sein Ego auch, das wäre zu einfach. Dann bräuchten wir nur noch von morgens bis abends Bhastrika zu machen, und wenn wir das ausreichend lange gemacht haben, erreichen wir die Selbstverwirklichung. Leider ist dem nicht so. Wir müssen natürlich Brahma-Granthi auch überwinden über Asanas, über Meditation. Alles das arbeitet daran, unser Wesen zu verfeinern. Und wir dürfen dabei auch nicht die Muladhara-Ebene außer Acht lassen. Nämlich sich im täglichen Leben zurechtzufinden und in der Lage zu sein, sein Leben zu leben in Beruf und Familie. Auch das ist eine Grundlage dafür, dass wir Brahma-Granthi dauerhaft durchstoßen und nicht, dass wir dann immer wieder von der physischen Welt zurückgezogen werden, da wir sie vorher vernachlässigt haben. Gut, und Vishnu-Granthi wird natürlich überwunden durch selbstloses Dienen, durch Mantrasingen, durch Hingabe, und so weiter. Und Pranayama spielt auch eine Rolle. Und Rudhra-Granthi, wodurch wird der überwunden? Durch göttliche Gnade und Samadhi.

Das ist auch noch eine Sache, die auch ayurvedisch interessant ist. All diese Übungen, von denen der Swatmarama sagt, dass er das Agni, das Verdauungsfeuer erhöht. Dazu gehörte Paschimottanasana, dazu gehörte Matsyendrasana, Mayurasana und jetzt Bhastrika.

Weiter schreibt er über die Wirkung von Bhastrika:

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2. Kapitel, Vers 66

Deutsche Übersetzung:

Diese Atmung erweckt schnell die Kundalini, ist angenehm und lohnend. | Sie baut die Widerstände aus Schlacken und anderem, die am Eingang von Brahma-Nadi stehen ab.

Sanskrit Text:

  • kuṇḍalī-bodhakaṁ kṣipraṁ pavanaṁ sukhadaṁ hitam |
    brahma-nāḍī-mukhe saṁstha-kaphādy-argala-nāśanam ||66||
  • कुण्डली बोधकं क्षिप्रं पवनं सुखदं हितम् ।
    ब्रह्मनाडीमुखे संस्थकफाद्यर्गलनाशनम् ॥६६॥
  • kundali bodhakam kshipram pavanam sukhadam hitam |
    brahma nadi mukhe samstha kaphady argala nashanam ||66||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • kuṇḍalī : (die) Schlangenkraft („die Geringelte“, Kundali bzw. Kundalini)
  • bodhakaṁ : (diese Praxis) erweckt (Bodhaka)
  • kṣipraṁ : schnell (Kshipra)
  • pavanaṁ : reinigt (Pavana)
  • sukha-daṁ : verleiht ein Glücksgefühl (Sukhada)
  • hitam* : (ist) wohltuend, gesund (für alle drei Doshas, Hita)
  • brahma-nāḍī : (vom) Brahmanadi (genannten Energiekanal, Sushumna)
  • mukhe : am Eingang („Mund“, Mukha)
  • saṁstha : die sich befinden (Samstha)
  • kapha : (wie) Kapha („Schleim“)
  • ādi : usw. (Adi)
  • argala : Hindernisse (Argala)
  • nāśanam : beseitigt (Nashana)     ||66||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt, dass Bhastrika für alle (Sarva Menschen bzw. Konstitutionstypen) gut (Hita) ist, weil sie (ein Übermaß) aller drei (Tri) Doshas beseitigt bzw. „raubt“ (Hara -tvāt): tri-doṣa-haratvāt sarveṣāṃ hitaṃ.

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Brahmananda

Suryabheda und Ujjayi sind beide kühl. Bhastrika bewahrt gleiche Temperatur. Suryabheda wiederum zerstört den Überschuss an Wind. Ujjayi zerstört Schleim, Sitkari und Sitali zerstören die Galle. Bhastrika (zerstört) alle drei.

Vishnu-devananda

Das bringt Kundalini schnell hoch. Es reinigt die Nadis beträchtlich, es ist angenehm und ist die allernützlichste von allen Kumbhakas. Es beseitigt den Schleim, der am Mund der Sushumna ist.

Sukadev

66. Das bringt Kundalini schnell hoch. Es reinigt die Nadis beträchtlich, es ist angenehm und ist die allernützlichste von allen Kumbhakas. Es beseitigt den Schleim, der am Mund der Sushumna ist.

Gut, hier sagt Brahmananda in dem Kommentar: Ujjayi überwindet Kapha. Sithali und Sitkari überwinden Vata. Bhastrika überwindet alle drei.

Dann kann dies Prana in die Sushumna gehen. Bhastrika ist eine sehr machtvolleÜbung, und man kann sie noch weiter ausbauen. In einer Phase hat der Swami Vishnu mir geraten, zwanzig Runden Bhastrika dreimal am Tag zu machen. Das hat er aber erst gemacht, nachdem er mich erstmal zwei Monate lang vierzig Runden Wechselatmung dreimal am Tag hat machen lassen. Und dann hat er das Bhastrika erhöht. Dann kann das eine sehr machtvolle Weise sein. Es gibt auch noch Bhastrika wechselseitig [macht’s vor]. Es gibt Bhastrika beidseitig. Es gibt Bhastrika langsam, schnell und sehr schnell. Und es gibt Bhastrika mit Bauch– oder mit vollem Atem. Ich kann also z.B. Bhastrika sehr schnell und wechselseitig [macht’s vor]. Das bringt Kundalini schnell hoch. Man muss natürlich mutig sein, wenn man das in Angriff nehmen will. Als ich so intensiv, als ich das erste Mal intensiv geübt habe, da hatte ich eigentlich die größten Erfahrungen. Immer wenn ich Bhastrika geübt hatte, hat mein Körper angefangen zu hüpfen auf dem Boden, und ich habe mich, ohne dass ich’s gemerkt hab, ich hab’s nur dann gemerkt, wenn ich die Augen aufgemacht habe – ich habe ich dann mich in einer anderen Ecke des Raumes befunden. Und mir wurde auch bedeutet, dass ich kein Bhastrika machen darf, wenn nebendran eine Tiefenentspannung läuft. Weil, das war halt ein altes Haus, und das wurde erschüttert, wenn ich Bhastrika gemacht hab. Aber wichtiger als die äußeren Erfahrungen sind dann auch die inneren Erfahrungen.

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2. Kapitel, Vers 67

Deutsche Übersetzung:

Diese Atemübung, die Bhastrika genannt wird, soll wahrlich umsomehr durchgefüht werden, | (da) sie die drei Hindernisse der aufsteigenden Kundalini, die im physischen Körper existieren, völlig durchstößt.

Sanskrit Text:

  • samyag-gātra-samudbhūta-granthi-traya-vibhedakam |
    viśeṣeṇaiva kartavyaṁ bhastrākhyaṁ kumbhakaṁ tv idam ||67||
  • सम्यग्गात्रसमुद्भूतग्रन्थित्रयविभेदकम् ।
    विशेषेणैव कर्तव्यं भस्त्राख्यं कुम्भकं त्विदम् ॥६७॥
  • samyag gatra samudbhuta granthi traya vibhedakam |
    visheshenaiva kartavyam bhastrakhyam kumbhakam tv idam ||67||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • samyak* : fest, in einer Linie liegend (Samyak)
  • gātra** : (im) Körper (Gatra)
  • samudbhūta : (die) entstanden sind (Bhuta)
  • granthi*** : Knoten (Granthi)
  • traya*** : (der) drei („Dreiheit“, Traya)
  • vibhedakam : (es bewirkt das) Aufbrechen, Durchbohren (Vibhedaka)
  • viśeṣeṇa : besonders (Vishesha)
  • eva : gewiss, ganz (Eva)
  • kartavyaṁ : ist (daher) zu praktizieren (Kartavya)
  • bhastrā : Blasebalg (Bhastra bzw. Bhastrika)
  • ākhyaṁ : namens („mit Namen“, Akhya)
  • kumbhakaṁ : Atemverhaltung (Kumbhaka)
  • tu : aber (Tu)
  • idam : diese (Idam)      ||67||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt Samyak als dṛḍhī-bhūtāṃ „fest geworden, verfestigt“. Es wäre auch möglich „in einer Linie liegend“ zu verstehen.

**Anmerkung: Brahmananda ergänzt, dass „im Körper“ (Gatra) sich hier auf die in der Körpermitte (GatraMadhya) befindliche Sushumna bezieht: gātre gātra-madhye suṣumnāyām.

*** Brahmananda zählt die „drei Knoten“ (Granthi-Traya) auf, sie erscheinen in Form (Rupaka) von Brahma Granthi, Vishnu Granthi und Rudra Granthi: granthi-trayaṃ bahma-granthi-viṣṇu-granthi-rudra-granthi-rūpakaṃ.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Dieses Bhastrika Kumbhaka sollte besonders praktiziert werden, weil es den Atem befähigt, alle drei Granthis oder Knoten, die in der Sushumna verankert sind, zu durchbrechen.

Ihr könnt nicht alle Granthis auf einmal brechen. Da gibt es zuerst das Brahma Granthi des Muladhara Chakras. Wenn Prana und Apana sich vereinigen und die Kundalini erwacht, ist es dieses Granthi, das gebrochen wird. Wenn dann die Jahre vorbeigehen, geht das Prana hinauf zum Manipura Chakra, wo das zweite Granthi, das Vishnu Granthi existiert. Das Brechen von diesem Granthi ist sehr schwierig, daher kann man mehrere Lebenszeiten benötigen, um es zu brechen. Das letzte Granthi ist das Rudra Granthi am Ajna Chakra; wenn es gebrochen ist, geht das Prana zum Sahasrara Chakra. Nur Bhastrika Pranayama bricht diese drei Granthis, nachdem die Reinigung eingetreten ist.

Sukadev

67. Dieses Bhastrika sollte besonders praktiziert werden, weil es den Atem befähigt, alle drei Granthis oder Knoten, die in der Sushumna verankert sind, zu durchbrechen.

Das ist also Bhastrika-Pranayama. Aber ich wills noch mal erwähnen: Bhastrika sollte man nur machen, wenn man vorher zwanzig Minuten Wechselatmung gemacht hat. Man sollte nicht Bhastrika sofort machen. Es gibt jetzt eine Ausnahme für diejenigen, die seit mindestens einem halben Jahr täglich Asanas und Pranayama machen, drei Runden Kapalabhati, zwanzig Minuten Wechselatmung machen, die auch meditieren jeden Tag mindestens zwanzig, dreißig Minuten. Wenn ihr dann fühlt, ihr wollt mal Ujjyai, Suryabedha, Bhastrika machen, dann könnt ihr auch schon nach zehn Minuten Wechselatmung in die fortgeschrittenen Pranayamas gehen. Die meisten werden aber feststellen, dass sie doch lieber die zwanzig Minuten Wechselatmung machen. Also ich mache jetzt Pranayama seit einundzwanzig Jahren und eigentlich gibt es so gut wie keinen Tag, wo ich nicht mindestens zwanzig Minuten Wechselatmung mache. Also Wechselatmung ist als einzelnes Pranayama möglich und nach Kapalabhati das wirkungsvollste der Kumbhakas. Aber wenn’s mal ne Phase gibt, wo ihr merkt, ihr wollt jetzt früher Ujjyai, Suryabedha, Bhastrika machen, und ihr habt schon mindestens ein halbes Jahr diese Sachen gemacht, dann könnt ihr auch dieser inneren Intuition nachgeben.

Es gilt auch allgemein: Wenn ihr zu einer Phase kommt in eurer Praxis, wenn ihr diese Grundreinigung hinter euch habt, dann spürt ihr plötzlich, dass irgendwie sich Mudras formen oder Pranayamas sich entwickeln, dann könnt ihr dem auch folgen. Z.B. beimKapalabhati sollte man beim Anhalten nicht Jalandhara Bandha machen. Wenn ihr aber schon regelmäßig geübt habt, und ihr merkt dann, es muss irgendwie sein, es soll so sein, dann könnt ihr auch Jalandhara Bandha machen beim Atemanhalten nach Kapalabhati. Wenn ihr im Rahmen der Wechselatmung spürt, statt dass jetzt eure Zunge so nach oben geht, die Zunge will nach hinten gehen, dann könnt ihr das auch geschehen lassen. Oder die Augen gehen nach oben, oder ihr wollt von Anfang an die Konzentration hier oben haben, anstatt diese kreisförmige Sache, dann kann man das auch geschehen lassen. So wie bei Vielem, gerade in den indischen Künsten, am Anfang muss man das Handwerkszeug lernen, und das ganz systematisch, und irgendwann übernimmt die eigene Intuition. Wenn die Intuition übernimmt, dann lässt man das zu, und wenn sie nichts besonderes mehr sagt, kehrt man zurück zu seinen Grundregeln.

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2. Kapitel, Vers 68

Deutsche Übersetzung:

Nun Bhramari: Die Einatmung (erfolgt) schnell, mit einem brummenden Ton, wie der männlichen Biene, die Ausatmung sehr langsam mit dem Ton der weiblichen Biene. | Durch genau diese Praxis entsteht ein kleines Spiel der Wonne im Geist, vom Herrn der Yogis (gesandt).

Sanskrit Text:

  • atha bhrāmarī-
    vegād ghoṣaṁ pūrakaṁ bhṛṅga-nādaṁ
    bhṛṅgī-nādaṁ recakaṁ manda-mandam |
    yogīndrāṇām evam abhyāsa-yogāc
    citte jātā kā-cid ānanda-līlā ||68||
  • अथ भ्रामरी
    वेगाद्घोषं पूरकं भृङ्गनादं
    भृङ्गीनादं रेचकं मन्दमन्दम् ।
    योगीन्द्राणामेवमभ्यासयोगाच्
    चित्ते जाता काचिदानन्दलीला ॥६८॥
  • atha bhramari
    vegad ghosham purakam bhringa nadam
    bhringi nadam rechakam manda mandam |
    yogindranam evam abhyasa yogach
    chitte jata ka chid ananda lila ||68||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • bhrāmarī : Bhramari („Bienenton, Bienensummen“)
  • vegāt : schnell (Vega)
  • ghoṣaṁ : (und) geräuschvoll (Ghosha)
  • pūrakaṁ : (man vollführe die) Einatmung (Puraka)
  • bhṛṅga : (einer) männlichen schwarzen Biene (Bhringa)
  • nādaṁ : (verbunden mit dem) Klang (Nada)
  • bhṛṅgī : (einer) weiblichen schwarzen Biene (Bhringi)
  • nādaṁ : (verbunden mit dem) Klang
  • recakaṁ : (man vollführe nach der Atemverhaltung die) Ausatmung (Rechaka)
  • manda-mandam : ganz langsam (Manda)
  • yogi : (der) Yogins
  • indrāṇām : der besten („Fürsten“, Indra)
  • evam : so, auf diese Weise (Eva)
  • abhyāsa : (dieser) Übung, (der) Wiederholung (Abhyasa)
  • yogāt : durch die Methode (Yoga)
  • citte : im Geiste (Chitta)
  • jātā : entsteht („ist entstanden“, Jata)
  • kā-cid : ein unbeschreibliches („gewisses“, Ka Chid)
  • ānanda : (von) Glückseligkeit (Ananda)
  • līlā : Spiel (Lila)    ||68||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Fülle dich schnell mit Luft an, wobei du den Ton einer männlichen Biene machst, und atme wieder aus, wobei du den Ton einer summenden weiblichen Biene machst. (Praktiziere Kumbhaka. Dadurch, dass sie dies regelmäßig praktizieren, fühlen die großen Yogis eine unbeschreibliche Freude in ihrem Herzen.

Sukadev

68. Fülle dich schnell mit Luft an, wobei du den Ton einer männlichen Biene machst, und atme wieder aus, wobei du den Ton einer summenden weiblichen Biene machst (Praktiziere Kumbhaka).

Ihr kennt die Brahmari-Übung [macht’s vor]. Das ist anscheinend der Klang einer männlichen Biene, und das [macht’s vor] ist der Klang einer weiblichen Biene. Also bei Brahmari kann man nach dem Einatmen und nach dem Ausatmen jeweils die Luft anhalten.

– Dadurch, dass sie dies regelmäßig praktizieren, fühlen die großen Yogis eine unbeschreibliche Freude in ihrem Herzen.

Es führt also dazu, dass die verschiedenen Chakras aktiviert werden. Wenn man das auch mit verschiedenen Tonhöhen macht, wird man feststellen, dass eine bestimmte Tonhöhe auf ein bestimmtes Chakra wirkt. Da kann man auch bewusst mit experimentieren und kann so feststellen, dass die verschiedenen Energiezentren und Energiekanäle aktiv werden, und insgesamt schafft das ein Gefühl von Wonne. Und auch Ruhe.

Also Brahmari, wenn man es länger ausführt, das führt zu einem schönen Wonnegefühl. Man kann auch Brahmari verbinden mit Jalandhara Bandha, und man kann es auch verbinden mit Uddhiyana Bandha, und Anhalten nach dem Ein- wie auch dem Ausatmen. Er beschreibt jetzt im neunundsechzigsten Vers Murcha:

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2. Kapitel, Vers 69

Deutsche Übersetzung:

Nun Murchha: Am Ende der Einatmung, Jalandhara-Bandha maximal fest gesetzt, | soll (der Yogi) sehr langsam ausatmen. Dieses, bekannt als Murchha, garantiert mentale Ohnmacht und Wohlgefühl.

Sanskrit Text:

  • atha mūrcchā-
    pūrakānte gāḍhataraṁ baddhvā jālandharaṁ śanaiḥ |
    recayen mūrcchanākhyeyaṁ mano-mūrcchā sukha-pradā ||69||
  • अथ मूर्च्छा
    पूरकान्ते गाढतरं बद्ध्वा जालन्धरं शनैः ।
    रेचयेन्मूर्च्छनाख्येयं मनोमूर्च्छा सुखप्रदा ॥६९॥
  • atha murchchha
    purakante gadhataram baddhva jalandharam shanaih |
    rechayen murchchhanakhyeyam mano murchchha sukha prada ||69||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • mūrcchā : Murchha („Ohnmacht, Gerinnen“)
  • pūraka : (der) Einatmung (Puraka)
  • ante : am Ende (Anta)
  • gāḍhataraṁ : ganz fest (Gadha-tara)
  • baddhvā : setzend („bindend“, bandh)
  • jālandharaṁ : Jalandhara (Bandha)
  • śanaiḥ : langsam, allmählich (Shanais)
  • recayet : man atme aus (ric)
  • mūrcchanā : Murchhana
  • ākhyā : (hat den) Namen (Akhya)
  • iyaṁ : dieses (Kumbhaka, Iyam)
  • manas : (des nach außen gerichteten) Geistes (Manas)
  • mūrcchā : (es führt zur) Ohnmacht („Gerinnen, Erstarren“, Murchha)
  • sukha-pradā : (und) verleiht (Prada) Glück, Freude (Sukha)        ||69||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Am Ende von Puraka führe Jalandhara Bandha durch und atme den Atem langsam aus. Das ist Murcha Kumbhaka. Es bringt den Geist in einen Zustand der Ruhe und schenkt Wonne.

Sukadev

69. Am Ende von Puraka führe Jalandhara Bandha durch und atme den Atem langsam aus. Das ist Murcha Kumbhaka. Es bringt den Geist in einen Zustand der Ruhe und schenkt Wonne.

Auch von Murcha gibt’s verschiedenste Variationen, die wir jetzt nicht behandeln werden. Murcha – hier beschreibt er einmal eine ganz einfache Variation: Einatmen, anhalten mit Bandhas und ausatmen. Das ist die einfache Version von Murcha.

Das ist jetzt eine Übung, die man nur zum Lernen der Bandhas mal üben kann. Es ist jetzt eine Übung, die man im allgemeinen nicht besonders üben braucht. Es sei denn, ihr spürt, dass ihr das auch mal machen wollt. Es gibt manchmal Leute, die sagen: „Ein Nasenloch ist verstopft. Was mache ich jetzt bei der Wechselatmung?“ Gut, dann werden sie halt Murcha üben. Man wird die Hand unten lassen, einatmen, anhalten, ausatmen, so wie es halt geht. Und auch das bringt den Geist in einen Zustand der Ruhe und schenkt Wonne. Also es gibt noch eine andere Yogaschrift, in der heißt es: Man atmet ein, hält die Luft an, bis man in Ohnmacht fällt, und atmet dann langsam aus. Gut, glücklicherweise ist es nicht wirklich möglich. Ich habe schon Einiges ausprobiert mit Pranayama, aber ich bin nie in Ohnmacht gefallen dadurch, dass ich versucht habe, den Atem endlos anzuhalten. Es ist auch so, das Sanskritwort, was dafür steht, hat zwei Bedeutungen. Zum Einen heißt es Ohnmacht, und zum Zweiten heißt es Verzückung oder Überbewusstsein. Also es bezieht sich nicht auf die Ohnmacht, sondern man hält die Luft sehr lange an, und wenn man dabei den Geist konzentriert hält, dann kommt der Geist auf eine andere Ebene, und dann atmet man langsam aus. Aber es ist auch im Sanskrit doppeldeutig, und, wie gesagt, die Schriften sind nicht so geschrieben, dass man allein die Bedeutung erkennen dürfte. Man muss erst etwas lernen.

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