4. Kapitel, Vers 1

Deutsche Übersetzung:

Gruß (namah) an Shiva (shiva), an den Lehrer (guru), dessen Essenz (atma) Klang (nada), Ort (bindu) und Wahrnehmung (kala) ist. | Wer ihm darin (tatra) völlig hingegeben ist (parayana) der wandelt (yati) immer (nityam) rein (niranjana) in seinen Fußabdrücken (padam).

Sanskrit Text:

  • namaḥ śivāya gurave nāda-bindu-kalātmane |
    nirañjana-padaṁ yāti nityaṁ tatra parāyaṇaḥ ||1||
  • नमः शिवाय गुरवे नादबिन्दुकलात्मने ।
    निरञ्जनपदं याति नित्यं तत्र परायणः ॥१॥
  • namah shivaya gurave nada bindu kalatmane |
    niranjana padam yati nityam tatra parayanah ||1||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • namas : Verehrung, Verbeugung (sei, Namas)
  • śivāya : Shiva
  • gurave : dem Lehrer, Meister (Guru)
  • nāda : Klang (Nada)
  • bindu : Bindu („Punkt, Tropfen“)
  • kalā* : (und) Kala („Mondsechzehntel“ ist)
  • ātmane : (dessen) Wesen (Atman)
  • nirañjana : (den) makellosen (Niranjana)
  • padaṁ : Ort, Zustand (Pada)
  • yāti : (der) erreicht („geht“, )
  • nityaṁ : täglich („stets“, Nitya)
  • tatra : dort (bei der Praxis von Nada usw. ist, Tatra)
  • para-ayaṇaḥ : (wessen) höchstes Ziel (Parayana)      ||1||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt, dass Kala „ein Teil (Ekadesha) des Klanges (Nada) ist“: kalā nādaika-deśaḥ.

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Brahmananda

Dieses Kapitel ist völlig dem Raja Yoga gewidmet. Nada ist ein mystischer Klang, ähnlich dem langgezogenen Klang einer Glocke. Repräsentiert wird es durch den Halbkreis in OM. Bindu ist der „M“-Klang des Anusvara in Pranava. Kala ist eine Besonderheit von Nada.

Vishnu-devananda

Gegrüßt sei Shiva, der Guru

Wir grüßen immer den Guru. Der ursprüngliche Guru jeden Yogas ist Shiva

welcher eine Erscheinungsform von Nada Bindu und Kala ist.

Nada bedeutet Klang oder Wellenenergie. Bindu ist der Punkt. Hier steht der Punkt für das Zentrum oder den Kern. Kala ist die transzendentale Schwingung. Sie endet in einem zeitlosen, raumlosen und non-dualistischen Zustand. Nada und Bindu sind Shiva und Shakti. Bindu ist mit dem Kern in einem Atom vergelichbar. Nada sind die Elektronen, die um den Kern herumschwirren. Die Energie ist Kala. Werden Nada und Bindu in ihrer Wellenlänge geändert, entsteht Energie: eine reine Schwingung. Shiva hat alles zusammengefasst: Nada (die Klangenergie), Bindu (die statische Energie) und Kala (die transzendentale Energie).

Derjenige, des sich diesem für immer hingibt, erreicht den vollkommenen Zustand (frei von Maya).

Sukadev

Ich fange jetzt mit dem vierten Kapitel an. Die Themen des vierten Kapitels sind: Pratyahara, Dharana, Dhyana, Samadhi, also Meditation und Überbewusstsein. Und es fängt schon sehr erhaben an.

1. Gegrüßt sei Siva, der Guru, welcher eine Erscheinungsform von Nada Bindu und Kala ist.

Shiva , Gott, Gott selbst, ist letztlich der höchste Guru. Shiva, ein Name für Gott. Wörtlich heißt es: Der Liebevolle. Shiva ist aber der Zerstörer, der Transformator. Daran kann man öfters dran denken, wenn Dinge von uns weggenommen werden: Wer macht das, das Wegnehmen? Der Liebevolle. Also das Bewusstsein zu haben: Wenn einem was weggenommen wird, geschieht das aus Liebe. Gott hilft uns auf diese Weise zu wachsen.

– Derjenige, der sich diesem für immer hingibt, erreicht den vollkommenen Zustand (frei von Maya).

Derjenige, der sich Gott vollkommen hingibt, erreicht den vollkommenen Zustand, frei von Maya. Vollkommen – auf dieser physischen, auf dieser relativen Welt, gibt es letztlich nichts wirklich Vollkommenes. Aber es gibt etwas Vollkommenes jenseits der physischen Welt, und das ist das Bewusstsein, das reine Selbst. Und das ist erfahrbar. Das ist keine Theorie. Das ist tatsächlich erfahrbar. Es ist nicht wirklich mitteilbar, aber es ist erfahrbar. Und die Techniken um dort hin zu kommen, sind wiederum mitteilbar, und dann muss man sie praktizieren. Und so sagt er im vierten Kapitel, im zweiten Vers:

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