4. Kapitel, Vers 6

Deutsche Übersetzung:

Wenn der Atem (prana) völlig verschwindet und der Geist sich vollständig auflöst, | dann wird die (daraus resultierende) Einheit Versenkung (samadhi) genannt.

Sanskrit Text:

  • yadā saṅkṣīyate prāṇo mānasaṁ ca pralīyate |
    tadā sama-rasatvaṁ ca samādhir abhidhīyate ||6||
  • यदा सङ्क्षीयते प्राणो मानसं च प्रलीयते ।
    तदा समरसत्वं च समाधिरभिधीयते ॥६॥
  • yada sankshiyate prano manasam cha praliyate |
    tada sama rasatvam cha samadhir abhidhiyate ||6||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • yadā : wenn (Yada)
  • saṅkṣīyate : (in der Atemverhaltung) völlig verschwindet (sam + kṣi)
  • prāṇaḥ : (der Lebens-)Atem (Prana)
  • mānasam : (der) Geist (das „Geistige“, Manasa)
  • ca : und, auch (Cha)
  • pralīyate : sich auflöst (pra + li)
  • tadā : dann (Tada)
  • sama-rasa-tvam* : (die daraus resultierende) Einheit („Geschmacks-Gleichheit“, Samarasatva)
  • ca : und, aber
  • samādhiḥ** : Samadhi („Verbindung, Versenkung“)
  • abhidhīyate : wird genannt (abhi + dhā)       ||6||

*Anmerkung: Der Ausdruck SamaRasa-tva („Geschmacks-Gleichheit“) zielt noch einmal auf den in Vers 5 gegebenen Vergleich ab: Salz löst sich im Wasser auf, daher hat beides, Salz und Wasser, den gleichen (Sama) salzigen Geschmack (Rasa). Der Kommentator Brahmananda erklärt, dass der völlig auf das Selbst (Atman) konzentrierte (Sthita) Geist (Manas) mit diesem identisch wird bzw. ein und (Eka) dieselbe Form (Akara) wie das Selbst annimmt (EkaAkara-tva): sama-rasa-tvam ekākāra-tvaṃ manasaś cātmani sthitasya.

** Anmerkung: Brahmananda fügt hinzu, dass der in diesen beiden Versen (Shloka 5 und 6) beschriebene (Ukta) Einheitszustand des Geistes dem Samprajnata Samadhi entspricht, der in Patanjalis Yogasutra definiert wird: uktābhyāṃ dvābhyāṃ ślokābhyāṃ samprajñātaḥ samādhir uktaḥ.

Dieser Vers wird hinsichtlich seiner Grammatik und Metrik ausführlich im Sanskrit Kurs Lektion 100 behandelt.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Wenn Prana und Geist (Manas) ausgelöscht sind (absorbiert), nennt man den harmonischen Zustand, der daraus hervorgeht, Samadhi.

Werden das Prana, welches die Ein- und Ausatmung bewirkt, und das Apana, welches zu den Geschlechtsorganen gelangt und Gedanken verursacht, gestoppt, ist der verbleibende Zustand das Selbst „Ich bin“. Auch dies wird Samadhi genannt.

Sukadev

6. Wenn Prana und Geist (Manas) ausgelöscht sind (absorbiert),

Manas, wieder das Denkprinzip

– nennt man den harmonischen Zustand, der daraus hervorgeht, Samadhi.

Sobald wir unsere Gedanken zur Ruhe gebracht haben, ist das, was übrig bleibt, unser wahres Wesen, Samadhi. Und wie bringen wir unsere Gedanken zur Ruhe? Durch Pranayama. Er sagt: „Das ganze Konzept des Hatha Yoga ist ja, dass wir über Übungen wir das Prana, die feinstoffliche Lebensenergie zur Ruhe und zur Harmonie. Über die feinstoffliche Lebensenergie bringen wir unseren Geist zur Harmonie. Und wenn wir unseren Geist zur Ruhe gebracht haben, kommt das zum Vorschein, was wir wirklich sind. Und das ist Samadhi, Atman, unseres wahres Selbst. Dieser Zustand nennt sich dann Samadhi.

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