3. Kapitel, Vers 49

Deutsche Übersetzung:

Mit dem Feuer, das bei dem Durchdringen der Zunge entsteht, wird wahrlich der Fluss vom Mond erzeugt. | Dieser ist die Essenz des Nektars der Unsterblichkeit.

Sanskrit Text:

  • jihvā-praveśa-sambhūta-vahninotpāditaḥ khalu |
    candrāt sravati yaḥ sāraḥ sā syād amara-vāruṇī ||49||
  • जिह्वाप्रवेशसम्भूतवह्निनोत्पादितः खलु ।
    चन्द्रात् स्रवति यः सारः सा स्याद् अमरवारुणी ॥४९॥
  • jihva pravesha sambhuta vahninotpaditah khalu |
    chandrat sravati yah sarah sa syad amara varuni ||49||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • jihvā : (der) Zunge (in die Gaumenöffnung, Jihva)
  • praveśa : (durch das) Einführen (“Hineintreten”, Pravesha)
  • sambhūta : (die) entstanden ist (Bhuta)
  • vahninā : durch die Hitze („Feuer“, Vahni)
  • utpāditaḥ : hervorgebracht (Utpadita)
  • khalu : nun, gewiss (Khalu)
  • candrāt* : vom „Mond“ (Chandra)
  • sravati : fließt (sṛ)
  • yaḥ : welcher, der (Yad)
  • sāraḥ : (der) Nektar (Sara)
  • sā : das (Tad)
  • syāt : ist (wird bezeichnet als, as)
  • amara-vāruṇī : (der) Götter-Branntwein ( AmaraVaruni)        ||49||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda gibt die Stelle des „Mondes“ (Chandra bzw. Soma) an als „zwischen (Antar) den Augenbrauen (Bhru) auf der linken (Vama) Seite (Bhaga) befindlich (stha)“: candrāt bhruvor antar vāma-bhāga-sthāt somāt.

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Brahmananda

49. Tritt die Zunge in die Öffnung im Gaumen ein, so entwickelt sich enorme Hitze im Körper. Das bewirkt, dass der Nektar vom Mond zu fließen beginnt. Man nennt das Amaravaruni.

Varuni“ bedeutet Wein. In den beiden oberen Versen wird ein ausgezeichnetes Beispiel dafür gegeben, auf welche Art und Weise hinduistische Verfasser okkulter Schriften die wahre Bedeutung ihrer Aussagen hinter offensichtlich absurden Symbolen verbergen, und zwar aus folgenden Grund: Sie waren nämlich der Meinung, dass gerade das Absurde dieser Symbole und der Widersprüchlichkeit in Bezug auf das behandelte Thema den Leser dazu zwingen würde, hinter die Dinge zu schauen und tiefer in die Materie einzudringen, um eine Erklärung für diese scheinbaren Ungereimtheiten zu finden. Die falsche Auffassung dieser Methode hat jedoch sehr häufig zu einer Reihe von völlig absurden Auslegungen und Interpretationen echter okkulter Symbole geführt und zahlreiche negative Praktiken, die tierische Neigungen und Leidenschaften in den Vordergrund stellen und fördern, hervorgebracht. Andere Beispiele dafür sich die Beziehungen zwischen Krishna und Radha und den 16000 Gopis oder Kuhhirtinnen; die fünf Pandava Brüder, die eine Frau (Draupadi) heirateten; die Geschichten von Rishis, die sich Ehefrauen nehmen und die ganze mystische Terminologie der Tantras.

Vishnu-devananda

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Sukadev

49. Tritt die Zunge in die Öffnung im Gaumen ein, so entwickelt sich enorme Hitze im Körper. Das bewirkt, dass der Nektar vom Mond zu fließen beginnt. Man nennt das Amaravaruni.

Und das heißt: Trinken des Weines. Also was dort im Tantra als Weintrinken bezeichnet wird, heißt Nektar strömt hinunter oder göttliche Gnadenenergie strömt hinunter. Und genauso, wenn dort über das Umarmen einer Frau steht, dann heißt das, dass Shakti und Shiva sich vereinigen.

Audio

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Video

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