2. Kapitel, Vers 65

Deutsche Übersetzung:

Nachdem (der Yogi) die Atemübung wie beschrieben durchgeführt hat, soll er durch das linke Nasenloch den Lebenshauch ausatmen. | (Diese Atemübung) gleicht Dysbalancen mit Neigung zur Unstetheit, zum Aufbrausen, Trägheit aus und entfacht das innere Feuer.

Sanskrit Text:

  • vidhi-vat kumbhakaṁ kṛtvā recayed iḍayānilam |
    vāta-pitta-śleṣma-haraṁ śarīrāgni-vivardhanam ||65||
  • विधिवत् कुम्भकं कृत्वा रेचयेद् इडयानिलम् ।
    वातपित्तश्लेष्महरं शरीराग्निविवर्धनम् ॥६५॥
  • vidhi vat kumbhakam kritva rechayed idayanilam |
    vata pitta shleshma haram shariragni vivardhanam ||65||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • vidhi-vat : vorschriftsgemäß („wie die Vorschrift ist“, Vidhi vat)
  • kumbhakaṁ : (die) Atemverhaltung (Kumbhaka)
  • kṛtvā : nachdem (er) ausgeführt hat (kṛ)
  • recayet : er atme aus (ric)
  • iḍayā : durch Ida (den im linken Nasenloch endenden „Mondkanal“)
  • anilam : (die) Luft („Wind“, Anila)
  • vāta : (übermäßiges) Vata („Wind“)
  • pitta : (und übermäßiges) Pitta („Galle“)
  • śleṣma-haraṁ : (das) beseitigt (Hara, übermäßigen) Schleim (Shleshman bzw. Kapha)
  • śarīra : (im) Körper (Sharira)
  • agni : (des Verdauungs-)Feuers (Agni)
  • vivardhanam : (und führt zur)  Zunahme (Vivardhana)        ||65||

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

Bhastrika Kumbhaka sollte folgendermaßen ausgeführt werden: Drücke das linke Nasenloch mit dem Ringfinger und dem kleinen Finger, und beim rechten Nasenloch atme ein und aus, wie ein Blasebalg. Wer sich müde fühlt, sollte Kumbhaka verrichten, wobei er durch das rechte Nasenloch einatmet und durch das linke Nasenloch ausatmet. Dann sollte er die Nasenlöcher zudrücken und dann beim rechten Nasenloch einatmen und ausatmen wie ein Blasebalg. Er sollte abwechselnd weitermachen, bis er sich müde fühlt. Das ist eine Methode.

Vishnu-devananda

Nachdem er Kumbhaka den Regeln gemäß ausgeführt hat, sollte er durch das linke Nasenloch ausatmen. Das beseitigt die Beschwerden, die vom Übermaß an Wind, Galle und Schleim kommen, und steigert das Verdauungsfeuer im Körper.

Eine andere Art der Ausführung ist, das linke Nasenloch zu schließen und so viel wie möglich mit dem rechten Nasenloch einzuatmen, und dann ganz langsam durch das linke Nasenloch auszuatmen. Das sollte einige Male gemacht werden, und wenn er sich dann müde fühlen sollte, sollte er Kumbhaka durchführen und durch die Ida Nadi ausatmen.

Sukadev

65. Nachdem er Kumbhaka den Regeln gemäß ausgeführt hat,

d.h. mit Mula-, Uddhiyana- und Jalandhara Bhanda

– sollte er durch das linke Nasenloch ausatmen.

Feste ein- und ausatmen. Nach dem letzten Ausatmen rechts einatmen, anhalten, wer nicht mehr halten kann links ausatmen. Man kann dabei beim Anhalten die Finger an der Nase halten oder auch absetzen.

– Das beseitigt die Beschwerden, die vom Übermaß an Wind, Galle und Schleim –Vata, Pita und Kapha

– kommen, und steigert das Verdauungsfeuer

Agni

– im Körper.

Also Bhastrika harmonisiert alle Lebensenergien. Und dadurch, dass die Lebensenergien harmonisiert werden, werden auch die Doshas harmonisiert, und dadurch dass diese harmonisiert werden, kommt auch Gesundheit. Und ich kenne sogar eine Frau, die hat gesagt, sie ist eine fortgeschrittene Form von Krebs, die als unheilbar diagnostiziert wurde, durch intensives Pranayama, insbesondere Bhastrika wieder losgeworden. Sie war schon aufgegeben worden, man hat gesagt, man kann nicht mehr operieren. Chemo und alles andere war schon mal versucht worden, es hat nichts genutzt. Und da hat sie gesagt, anstatt jetzt den Rest ihres Lebens, was noch ein halbes Jahr gewesen sein sollte, anstatt den jetzt nur noch mit Ärzten zu verbringen, macht sie einfach so viel Pranayama wie möglich. Und irgendwie hat sie gemerkt, Bhastrika ist für sie besonders gut. Da hat sie zehn Runden Bhastrika dreimal am Tag gemacht, nach dem Kapalabhati und der Wechselatmung. Und nach einem viertel Jahr war der Krebs gänzlich verschwunden. Und die Dame war sechzig, als sie mir das erzählt hat, mit fünfzig hat sie dieses intensive Pranayama gemacht. Also das Pranayama hat eine Vielzahl von Wirkungen. Also es ist durchaus was, wenn man auch mal größere Schwierigkeiten hat, bevor man sich jetzt mehrere Wochen oder Monate in die Hände von Ärzten begibt, zu überlegen, ob man vielleicht sich nicht mehrere Wochen in die Hände vom reinen Prana begibt durch intensives Pranayama. Es ist auch eine paradoxe Geschichte. Wenn jemand sagt: „Ich mach jetzt ein paar Wochen sechzehn Stunden am Tag Pranayama“, das gilt als extrem. Wenn jemand sagt: „Ich gehe jetzt ins Krankenhaus, lasse mich operieren und muss ein paar Monate nachsorgen,“ das gilt als normal. Oder Chemotherapie. Wobei ich jetzt nicht davon abrate. Also wenn mich jemand hier fragt, ob er Chemotherapie machen sollte, im Normalfall, aus verschiedenen Gründen sage ich dann, er soll die Meinung von verschiedenen Ärzten einholen und dann letztlich auch nach medizinischen Sachen entscheiden. Aber wenn’s nicht so dringend ist – ich kannte jemand mit einer Prostataoperation. Da hab ich ihn gefragt, ob er’s zwo Wochen noch rauszögern kann. Er hat mit dem Arzt gesprochen, ja, zwo Wochen, einen Monat ginge auch noch. Da habe ich ihm gesagt, er solle jeden Tag 108 Mal OM Tryambhakam sagen, und er solle viel Pranayama machen. Bei ihm hab ich gespürt, das wäre jetzt gerade gut für ihn. Der Arzt hat aber gesagt, einen festen Termin machen wir trotzdem aus, noch mal verschieben wir nicht. Und der Termin stand dann also fest. Routinemäßig werden vor der Operation werden die Blutwerte abgenommen. Und der Arzt hat sie zwomal abgenommen und zwomal untersuchen lassen. Und die PSA-Werte, oder wie die heißen, sind zum gänzlich Normalen zurückgegangen, und die nächste Biopsie hat gezeigt, dass alles wieder in Ordnung ist. Also es gibt solche Fälle, aber es nützt nicht immer. Ich kannte auch jemand, der hatte Krebs und hat alles Mögliche probiert, der ist dann trotzdem gestorben.

Frage: Wodurch werden Granthis beseitigt ? Brahma-Granthi,Vishnu-Granthi, Rudhra-Granthi ( Shiva-Granthi) (S. Kap 3, Vers 2)

Gut, bis zu einem gewissen Grad können wir an den Granthis arbeiten durch Pranayama, und dann heißt es, dass gerade Bhastrika-Pranayama die Granthis durchstößt. Das beschreibt er im 67. Vers. Aber man kann jetzt natürlich nicht sagen, dass man alle Grobstofflichkeit durch Bhastrika überwindet und sein Ego auch, das wäre zu einfach. Dann bräuchten wir nur noch von morgens bis abends Bhastrika zu machen, und wenn wir das ausreichend lange gemacht haben, erreichen wir die Selbstverwirklichung. Leider ist dem nicht so. Wir müssen natürlich Brahma-Granthi auch überwinden über Asanas, über Meditation. Alles das arbeitet daran, unser Wesen zu verfeinern. Und wir dürfen dabei auch nicht die Muladhara-Ebene außer Acht lassen. Nämlich sich im täglichen Leben zurechtzufinden und in der Lage zu sein, sein Leben zu leben in Beruf und Familie. Auch das ist eine Grundlage dafür, dass wir Brahma-Granthi dauerhaft durchstoßen und nicht, dass wir dann immer wieder von der physischen Welt zurückgezogen werden, da wir sie vorher vernachlässigt haben. Gut, und Vishnu-Granthi wird natürlich überwunden durch selbstloses Dienen, durch Mantrasingen, durch Hingabe, und so weiter. Und Pranayama spielt auch eine Rolle. Und Rudhra-Granthi, wodurch wird der überwunden? Durch göttliche Gnade und Samadhi.

Das ist auch noch eine Sache, die auch ayurvedisch interessant ist. All diese Übungen, von denen der Swatmarama sagt, dass er das Agni, das Verdauungsfeuer erhöht. Dazu gehörte Paschimottanasana, dazu gehörte Matsyendrasana, Mayurasana und jetzt Bhastrika.

Weiter schreibt er über die Wirkung von Bhastrika:

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