1. Kapitel, Vers 21

Deutsche Übersetzung:

An die Innenseite der Knie und Oberschenkel beide Fußsohlen richtig platziert, | mit geradem Körper sitzend, dieses wird Svastikasana genannt.

Sanskrit Text:

  • jānūrvor antare samyak kṛtvā pāda-tale ubhe |
    ṛju-kāyaḥ samāsīnaḥ svastikaṁ tat pracakṣate ||21||
  • जानूर्वोरन्तरे सम्यक्कृत्वा पादतले उभे ।
    ऋजुकायः समासीनः स्वस्तिकं तत्प्रचक्षते ॥२१॥
  • janurvor antare samyak kritva pada tale ubhe |
    riju kayah samasinah svastikam tat prachakshate ||21||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • jānu* : Knie (Janu)
  • ūrvoḥ : (und) Oberschenkel (Uru)
  • antare : zwischen (Antara)
  • samyak : auf die rechte Weise (Samyak)
  • kṛtvā : gebracht („gemacht“) habend (kṛ)
  • pāda-tale : Fußsohlen (PadaTala)
  • ubhe : beide (Ubha)
  • ṛju : (mit) aufrechtem (Riju)
  • kāyaḥ : Körper (Kaya)
  • samāsīnaḥ : sitzend (Samasina)
  • svastikaṁ : Svastika („gekreuzter Sitz, der Glückbringende“)
  • tad : das, diese (Sitzposition, Tad)
  • pracakṣate : nennt man (pra + cakṣ)    ||21||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt, dass mit „Knie“ (Janu) der in der Nähe (Samnihita) des Knies befindliche Teil (Pradesha) des Unterschenkels (Jangha) gemeint ist: jānu-saṃnihito jaṅghā-pradeśaḥ.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

21. Nachdem er kräftig beide Riste zwischen die Oberschenkel und die Waden der Beine gelegt hat, sollte er aufrecht auf einem ebenen Platz sitzen. Das ist Swastikasana.

Das ist einer der meditativen Stellungen. Beugt das rechte Knie und bringt den Fuß heran. Macht dasselbe mit dem linken, wobei ihr es über das rechte Bein bringt. Dann bringt die Zehen des linken Fußes zwischen rechte Wade und Oberschenkel.

Sukadev

21. Nachdem er kräftig beide Riste zwischen die Oberschenkel und die Waden der Beine gelegt hat, sollte er aufrecht auf einem ebenen Platz sitzen. Das ist Swastikasana.

Die Swastika ist ein Symbol, das in unseren Breiten ziemlich missbraucht worden ist. Ihr findet die Swastika in verschiedensten indischen Bildern. Und es steht eigentlich für Wohlwollen. Und deshalb sind gerade Ganesha und Lakshmi die Aspekte, die am meisten mit Swastikas bemalt sind. Auch Saraswati. Hier im Ashram haben wir die meisten Bilder, die wir öffentlich aufhängen und die Swastika hatten, mit Tippex übertüncht, weil die deutsche Geschichte dem Hakenkreuz eine andere Konnotation gegeben hat, und wir da keine Missverständnisse erzeugen wollen. Man liest immer Gegenrichtung, aber es stimmt nicht. Die Sanskrit-Swastikas sind immer im Uhrzeigersinn, die Nazi-Swastikas sind meistens im Uhrzeigersinn. Bei den Nazis gab’s sowohl mit dem Uhrzeigersinn wie gegen den Uhrzeigersinn, es gab sie diagonal und gerade. Die indischen Meister erzählen immer, auch der Swami Vishnu hat das so gesagt, dass die Nazis das umgedreht hätten, aber leider stimmt’s nicht, die sehen genau so aus. Gut, das ist also Swastikasana. Swastikasana ist eine der Meditationshaltungen. Ihr müsst jetzt verstehen, wenn der Swatmarama jetzt einige Asanas aufzählt, das heißt jetzt nicht, dass das die wichtigsten sind. Er hat sie sogar bewusst so aufgezählt, dass man daraus unmöglich eine Asanareihe basteln kann. Ihm kommt’s nur darauf an, so ein paar Asanas zu erwähnen. Und bei ein paar dieser Asanas zu erklären, wie sie wirken und Konzentrationshilfen zu geben.

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1. Kapitel, Vers 22

Deutsche Übersetzung:

Der rechte Knöchel soll an die Seite des linken Gesäßes platziert werden. | Anschließend bei dem rechten [Gesäß] analog dazu der linke [Knöchel]. Das wird Gomukhasana genannt, weil es aussieht wie ein Kuhkopf.

Sanskrit Text:

  • savye dakṣiṇa-gulphaṁ tu pṛṣṭha-pārśve niyojayet |
    dakṣiṇe’pi tathā savyaṁ go-mukhaṁ go-mukhākṛtiḥ ||22||
  • सव्ये दक्षिणगुल्फं तु पृष्ठपार्श्वे नियोजयेत् ।
    दक्षिणेऽपि तथा सव्यं गोमुखं गोमुखाकृतिः ॥२२॥
  • savye dakshina gulpham tu prishtha parshve niyojayet |
    dakshine’pi tatha savyam go mukham go mukhakritih ||22||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • savye : an die linke (Savya)
  • dakṣiṇa : (den) rechten (Dakshina)
  • gulphaṁ : Knöchel (Gulpha)
  • tu : jedoch, wiederum (Tu)
  • pṛṣṭha* : des Gesäßes („Rückens“, Prishtha)
  • pārśve : Seite (Parshva)
  • niyojayet : man lege (ni + yuj)
  • dakṣiṇe : an die rechte (Seite des Gesäßes)
  • api : auch, und (Api)
  • tathā : ebenso (Tatha)
  • savyaṁ : (den) linken (Knöchel)
  • go-mukhaṁ : (diese Sitzposition heißt) Gomukha („Kuhgesicht“)
  • go : (einer) Kuh (Go)
  • mukha : (des) Gesichts (Mukha)
  • ākṛtiḥ : (denn sie hat) die Form (Akriti)     ||22||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt, dass mit „an der Seite des (unteren) Rückens“ (pṛṣṭha-pārśve) der untere (Adhas) Teil (Bhaga) der Hüfte (Kati) gemeint ist: kaṭer adho-bhāge.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

22. Bringt die rechte Fußsohle unter die linke Gesäßhälfte und die linke Sohle unter die rechte Gesäßhälfte. Das wird Gomukhasana genannt und stellt das Gesicht einer Kuh dar.

Es wird auch Muktasana genannt.

Sukadev

22. Bringe die rechte Fußsohle unter die linke Gesäßhälfte und die linke Sohle unter die rechte Gesäßhälfte. Das wird Gomukhasana genannt und stellt das Gesicht einer Kuh dar.

Alles klar? Dann mach das mal, wenn das so klar ist. Also so. Den einen Fuß unter die eine Gesäßhälfte, den anderen Fuß unter die andere. Das geht natürlich nur, wenn die Oberschenkel ausreichend schlank sind. Dann kriegt ihr auch den Fuß wirklich unter die Gesäßhälfte.

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1. Kapitel, Vers 23

Deutsche Übersetzung:

Nun soll ein Fuß fest bei einem Oberschenkel platziert werden. | Bei dem anderen Oberschenkel auf die gleiche Weise [der andere Fuß]. Dieses wird Virasana genannt.

Sanskrit Text:

  • ekaṁ pādaṁ tathaikasmin vinyased ūruṇi sthiram |
    itarasmiṁs tathā coruṁ vīrāsanam itīritam ||23||
  • एकं पादं तथैकस्मिन्विन्यसेदूरुणि स्थिरम् ।
    इतरस्मिंस्तथा चोरुं वीरासनमितीरितम् ॥२३॥
  • ekam padam tathaikasmin vinyased uruni sthiram |
    itarasmins tatha chorum virasanam itiritam ||23||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • ekaṁ : einen (Eka)
  • pādaṁ : Fuß (Pada)
  • tathā : und (Tatha)
  • ekasmin : auf (den) anderen („einen“)
  • vinyaset : man lege (vi + ni + as)
  • ūruṇi : Oberschenkel (Uru)
  • sthiram : fest (Sthira)
  • itarasmin : auf den anderen (Fuß, Itara)
  • tathā : ebenso, desgleichen
  • ca : und (Cha)
  • ūruṁ : (den anderen) Oberschenkel
  • vīrāsanam : Helden-Stellung (Virasana)
  • iti : so (Iti)
  • īritam: wird (diese Sitzposition) genannt (Irita)     ||23||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt es so: Man lege (vinyaset) den rechten (Dakshina) Fuß (Pada) fest (Sthira) auf den linken (Vama) Oberschenkel (Uru) und den rechten Oberschenkel (uruṃ dakṣiṇaṃ) auf den linken Fuß (vāme pāde): dakṣiṇaṃ pādam … vāmoruṇi sthiraṃ vinyaset … vāme pāde ūruṃ dakṣiṇaṃ vinyaset.

Somit liegt der rechte Fuß auf dem linken Oberschenkel und der linke Fuß unter dem rechten Oberschenkel, mit anderen Worten, das rechte Bein liegt im kreuzbeinigen Sitz über dem linken Bein. Im Gegensatz zum halben Lotussitz (ArdhaPadmasana) liegen die Füße hier jedoch in Knienähe auf bzw. unter dem Oberschenkel des jeweils anderen Beines. Diese Sitzhaltung wird  auch Ardhasana („halbe Sitzhaltung“) genannt.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

23. Bringe einen (den rechten) Fuß auf den anderen (linken) Oberschenkel und den anderen (linken) Fuß auf den (rechten) Oberschenkel. Das ist Virasana.

So wird es zur Lotus-Stellung.

Sukadev

23. Bringe einen (den rechten) Fuß auf den anderen (linken) Oberschenkel und den anderen Fuß auf den rechten Oberschenkel. Das ist Virasana.

Mach’s mal. Linken Fuß auf den rechten Oberschenkel, den rechten Fuß auf den linken Oberschenkel. Er nennt das hier Virasana. Meistens wird’s genannt – so nennt er’s auch an ner anderen Stelle – Padmasana, den Lotos.

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1. Kapitel, Vers 24

Deutsche Übersetzung:

Den Anus mit dem Knöchel gegeneinander drücken und dabei Achtsamkeit im ganzen Körper halten. | Die Yoga-Kenner berichten, dies ist Kurmasana.

Sanskrit Text:

  • gudaṁ nirudhya gulphābhyāṁ vyutkrameṇa samāhitaḥ |
    kūrmāsanaṁ bhaved etad iti yoga-vido viduḥ ||24||
  • गुदं निरुध्य गुल्फाभ्यां व्युत्क्रमेण समाहितः ।
    कूर्मासनं भवेदेतदिति योगविदो विदुः ॥२४॥
  • gudam nirudhya gulphabhyam vyutkramena samahitah |
    kurmasanam bhaved etad iti yoga vido viduh ||24||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • gudaṁ : (den) Anus (Guda)
  • nirudhya : in dem man verschließt, drückt (ni + rudh)
  • gulphābhyāṁ : mit beiden Knöcheln (Gulpha)
  • vyutkrameṇa* : „in umgekehrter Ordnung“, auseinander gehend, voneinander wegweisend (Vyutkrama)
  • samāhitaḥ : konzentriert (sitzend, Samahita)
  • kūrmāsanaṁ : (die) Schildkröten-Stellung (Kurmasana)
  • bhavet : soll sein, sei (zu verstehen als, bhū)
  • etad : das, diese (Sitzposition, Etad)
  • iti : so (Iti)
  • yoga-vidaḥ : (die) Yogakundigen
  • viduḥ : kennen, wissen (es, vid)   ||24||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda gibt hier keine nähere Erklärung, wie vyutkrameṇa („auseinander gehend, in umgekehrter Reihenfolge“) zu verstehen ist. Es ist wohl gemeint, dass man sich auf beide Knöchel (Gulpha) setzt, wobei diese nicht zueinander zeigen, sondern beide jeweils nach oben weisen und rechts und links neben dem Anus (Guda) Druck ausüben. Die Stellung ähnelt dann dem Fersensitz (Vajrasana), in Kurmasana liegen die Fersen jedoch zueinander zeigend nahe beisammen, und die Zehen weisen nach außen.

In der Gheranda Samhita (2.32) wird Kurmasana in ganz ähnlichen Worten, jedoch noch etwas ausführlicher beschrieben:

gulphau ca vṛṣaṇasyādho vyutkrameṇa samāhitau |
ṛju-kāya-śiro-grīvaṃ kūrmāsanam itīritam ||2.32||

„Beide Knöchel (Gulpha) unterhalb des Hodensacks (Vrishana), (die Füße) auseinander weisend, (sitze man) konzentriert (Samahita), Körper (Kaya), Kopf (Shiras) und Nacken (Griva) gerade (haltend) – so wird Kurmasana beschrieben.“

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

24. Drücke den Anus kräftig mit gekreuzten Sohlen und sitze sehr sorgfältig. Das ist Kurmasana gemäß den Yogis.

Wir nennen es Siddhasana. Die obigen sind die grundlegenden Sitzhaltungen.

Sukadev

24. Drücke den Anus kräftig mit gekreuzten Sohlen und sitze sehr sorgfältig. Das ist Kurmasana gemäß den Yogis.

Ein anderer Name dafür ist auch Siddhasana. Also die Sohlen gekreuzt, das ist so, und dann den Anus gedrückt. Beziehungsweise eigentlich ist es nicht der Anus, sondern der Kandha-Punkt, zwischen Geschlechtsorganen und Anus. Und dann ist die andere Ferse hier. Das ist übrigens jetzt auch eine energetisch hochwirksame Asana. Da ist jetzt nämlich der eine Fuß unterhalb des MuladharaChakra, und der andere Fuß ist vor dem Swadhistana-Chakra. Und gerade beim Pranayama ist das eine ganz besonders geeignete Stellung. Da muss man natürlich meistens das Gesäß etwas stützen, damit der Druck auf die Ferse nicht zu stark ist. Und wenn man die Ferse an der richtigen Stelle dort hat, dann kann man sogar spüren, wenn man Mula Bandha macht, wie sich dort die Muskeln oberhalb der Ferse zusammenziehen. Und dadurch, dass man die Muskeln zusammenzieht, wird der Druck der Ferse noch mal effektiver auf dieses Chakra. Das könnt ihr gerade mal machen. Die Ferse unter den Kandha-Punkt, also den hinteren Teil der Scheide, und dann anspannen. Und dann könnt ihr die Ferse spüren auf diesem angespannten Punkt.

In dem Zusammenhang will ich euch noch ein paar Subtilitäten von Mula Bandha erklären. Mula Bandha ist der Beckenbodenverschluss. Es gibt vier Arten von Beckenbodenverschluss, analog der drei Muskeln, die es im Beckenboden gibt. Vorderes Mula Bandha, mittleres Mula Bandha und hinteres Mula Bandha. Es gibt verschiedene Ausdrucksweisen. Das vordere Zusammenziehen wird manchmal Vajroli genannt, das mittlere Mula Bandha und das hintere Ashwinimudra. Das ist eine Ausdrucksweise. Ich folge gerne einer anderen Ausdrucksweise. Mula Bandha heißt dann das Anspannen. Ashwinimudra heißt Anspannen und Loslassen, und Vajrolimudra heißt wellenförmig die Muskeln anspannen. Und vorderes Mula Bandha heißt Anspannen der vorderen Muskeln, was eben die Muskeln des Harntraktes sind, und beim Mann auch die Muskeln des Penis. Dann gibt es mittleres Mula Bandha, das sind beim Mann die Muskeln des Perinäums, und bei der Frau sind es die Scheidenmuskeln. Und dann gibt es das hintere Mula Bandha, das ist das Anspannen der Anusschließmuskeln.

Die der Terminologie, der ich folge, ich meine, die ist auch eindeutiger. Aber natürlich, die andere Terminologie geht auch. Die hat Swami Satyananada populär gemacht. Da gibt’s also vorderes, mittleres und hinteres Mula Bandha, wenn man die gleichmäßig hält. Wenn man sie anspannt und loslässt, dann ist es Ashwinimudra. Und wenn man sie wellenförmig zusammenzieht von vorne nach hinten, also erst die vorderen, dann die mittleren und dann die hinteren, dann ist das Vajrolimudra.

Also Mula Bandha ist gleichmäßiges Anspannen. Ashwinimudra heißt anspannen und loslassen, und Vajroli ist wellenförmig der Reihe nach anspannen und loslassen. Könnt ihr grad mal machen. Also erst die vorderen Beckenbodenmuskeln, dann die mittleren, dann die hinteren. Und das erzeugt so etwas wie einen Sog. Das ist das kleine Vajrolimudra. Und dann kann man sogar das große machen, so wie ihr’s heute morgen gemacht habt, und dann zieht es alle Energie zum Sahasrara-Chakra. Und das könnt ihr mit allen Muskeln machen. Ihr könnt nur die vorderen anspannen und ihr könnt die vorderen anspannen und loslassen. Ihr könnt die mittleren entweder gleichmäßig anspannen oder anspannen und loslassen. Ihr könnt die hinteren gleichmäßig anspannen oder anspannen und loslassen. Und ihr könnt alle drei wellenförmig von vorne unten nach hinten oben zusammenziehen. Und man kann alle drei Muskeln gleichmäßig anspannen und alle drei Muskeln anspannen und wieder loslassen. Gut.

Wie kann man jetzt diese Bandhas verbinden mit Atemübungen? Es gibt dort vielfältige Möglichkeiten. Grundsätzlich, wenn ihr die Energie an der Vorderseite des Körpers beeinflussen wollt, dann nehmt ihr vorderes Mula Bandha. Z.B. wenn ihr den kreisförmigen Atem macht, und ihr wollt, dass die Energie vorne hinunterfließt, dann könnt ihr die vorderen Beckenbodenmuskeln anspannen. Wenn ihr wollt, dass die Energie so hinten hochströmt, hinteres Mula Bandha. Und das mittlere Mula Bandha ist insbesondere geeignet für die Aktivierung des MuladharaChakras. Jetzt, wer die Muskeln auseinanderhalten kann, der kann zB. auch beim Einatmen vorderes Mula Bandha, beim Anhalten mittleres Mula Bandha und beim Ausatmen hinteres Mula Bandha halten. Das könnt ihr gerade mal für euch ausprobieren. Einatmen vorderes Mula Bandha, dann einen Moment lang lösen. Dann Anhalten, mittleres Mula Bandha, kurz Lösen, und dann beim Ausatmen hinteres Mula Bandha, kurz lösen. Einatmen vorderes Mula Bandha, dann einen Moment lang lösen. Dann Anhalten, mittleres Mula Bandha, kurz Lösen, und dann beim Ausatmen hinteres Mula Bandha. Klappt’s? Das erfordert natürlich etwas Übung.

Und ihr könnt das z.B. in der Wechselatmung machen. Ihr könnt das z.B. auch bei den Zwischenatmungen beim Kapalabhati, nach dem letzten festen Ausatmen könnt ihr beim Einatmen vorderes Mula Bandha machen. Dann könnt ihr Ausatmen – hinteres Mula Bandha. Einatmen – vorderes Mula Bandha, und Anhalten – mittleres Mula Bandha. Vajrolimudra wäre, wenn ihr anhaltet und jetzt beim Anhalten gleichmäßig von vorne außen nach hinten hoch die Muskeln anspannt. Könnt ihr auch mal machen. Atmet mal vollständig aus. Jetzt atmet ein. Und jetzt spannt die vorderen Muskeln an, – die mittleren, – die hinteren. Noch mal loslassen. Dann wieder die vorderen Muskeln anspannen, – die mittleren, – die hinteren. Loslassen, vordere, mittlere, hintere, loslassen. Das ist Vajrolimudra. Alle drei zusammen lässt man dann los.

Man kann auch weitere Mudras dazu machen. Also nehmen wir mal die Zunge. Die Zunge nach hinten, das ist Khechari. Die Zunge nach oben, das ist Nabho. Und die Zunge so, das ist Jivabandha. D.h. die Zungenwurzel ist nach hinten, aber die Zungenoberseite ist am Gaumen und die Zunge zeigt weiter nach vorne. Was ihr in Jalandhara Bandha meistens macht. Einatmen, Anhalten, Kinn zur Brust, Zungenoberseite am Gaumen, Kehle leicht zusammenziehen. Das ist Jiva Bandha. Das ist jetzt die Terminologie so, wie wir sie hier verwenden. Man findet da in der Literatur noch andere. Es gibt da keine eindeutigen Begriffe. Bandha ist, was tatsächlich ein Verschluss ist. Wenn man Jiva Bandha anwendet, kann man nicht mehr atmen. Damit ist der Atem verschlossen und auch ein paar Nadis sind verschlossen. Man kann auch sagen Jiva Bandha Mudra. Weil’s ja auch ne Mudra ist.

Nabho. Was ist Nabho Mudra? Die Zunge so nach oben, an die Mitte des Gaumens für’s Sahasrara-Chakra. Es gibt noch die Möglichkeit, die Zunge vorne an die Schneidezähne anzulegen. Da, muss ich jetzt zugeben, habe ich den Namen vergessen. Das macht man nicht so oft, aber auch dafür gibt’s nen Sanskritausdruck. Wann macht man Khechari? Z.B. in der Khechari Mudra als Vorübung für die Meditation. Man kann sie machen z.B. bei Suryabedha, wo man die Zunge nach hinten gibt. Und man kann auch da, wo wir hier meistens Jiva Bandha ansagen und man hat das Gefühl, man will eigentlich die Zunge nach hinten rollen, dann kann man auch Khechari Mudra machen. Manchmal geschieht’s so mehr oder weniger von selbst. Khechari Mudra aktiviert sowohl das Vishudda- als auch das Chandra-Chakra. Bei Khechari ist die Zungenunterseite am Gaumen, bei Jiva Mudra ist die Zungenoberseite am Gaumen. Das Chandra-Chakra, Mond-Chakra, ist hauptsächlich über der rechten Augenbraue Aber das mit dem Mondchakra, das ist eine komplexe Geschichte. Es befindet sich nicht nur an einer Stelle. Es ist hier, es ist hier, es ist hier. Und insgesamt ist es so ein ganzes Energiefeld, und man könnte eigentlich besser sagen, wahrscheinlich ist das ein Energiefeld, das ist im ganzen Körper. Aber es gibt bestimmte Reflexpunkte, wo dieses Energiefeld des Mondes am stärksten ansprechbar ist. Und das ist eben über der rechten Augenbraue, so wie ja auch die rechte Gehirnhälfte mehr der Mondenergie entspricht. Also z.B. bei Tam stellt man sich die Mondsichel vor, und stellt sich vor, die Energie fließt hinunter. Und da gibt’s eben diese vier Hauptreflexpunkte: Nasenspitze, rechte Augenbraue, hinten, und dann hinten in der Kehle. Das sind die vier Hauptpunkte, um die Mondenergie zu aktivieren.

Gut. Ihr könnt also bei den nächsten Asana– und Pranayamatechniken, beim Einatmen, Anhalten und Ausatmen, oder auch bei der Meditation ausprobieren, mit diesem Integrieren von verschiedenen Mudras zu üben. Wenn euer Geist konzentriert ist und zur Konzentration fähig ist, dann ist es eigentlich besser, ihr macht’s nicht zu kompliziert, sondern wiederholt das Mantra und konzentriert euch auf die Chakras. Aber dann, wenn euer Geist ansonsten nicht so konzentriert ist, dann kann man noch mal auf diese körperlichen Dinge etwas genauer sich konzentrieren. Über diese körperlichen Dinge kommt dann auch wieder Prana und über das Prana kommt wieder die Konzentration. Ich muss sagen, wir gehen hier sogar noch weiter als der Swami Vishnu normalerweise bei fortgeschrittenen Lehrerausbildungen gegangen ist, obgleich er mir auch mal in persönlichen Gesprächen solche Sachen erzählt hat. Aber er hat so gesagt: “Normaly its best not to get lost in details. Concentrate on the Lord, and that’s most important.“ D.h.: Normalerweise ist es besser, sich nicht in Details zu verlieren. Konzentriert euch auf Gott, das ist am Wichtigsten. Also jetzt für diejenigen, die das Gefühl haben, jetzt wird’s immer komplizierter – macht nichts. Arbeitet mit eurem normalen Mula Bandha und mit eurer Konzentration. Aber es wird einige geben, denen das hilft, noch mal zu einer anderen Energieerfahrung zu kommen. Gut. Eigentlich haben wir ja jetzt nen Schritt in das dritte Kapitel der Hatha Yoga Pradipika gemacht, weil wir auf Siddhasana zu sprechen gekommen sind.

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1. Kapitel, Vers 25

Deutsche Übersetzung:

Nachdem Padmasana eingenommen ist, werden beide Hände zwischen Knie und Oberschenkel | durchgeschoben, auf dem Untergrund verwurzelt [und der Körper] in der Luft balanciert, das ist Kukkutasana .

Sanskrit Text:

  • padmāsanaṁ tu saṁsthāpya jānūrvor antare karau |
    niveśya bhūmau saṁsthāpya vyomasthaṁ kukkuṭāsanam ||25||
  • पद्मासनं तु संस्थाप्य जानूर्वोरन्तरे करौ ।
    निवेश्य भूमौ संस्थाप्य व्योमस्थं कुक्कुटासनम् ॥२५॥
  • padmasanam tu samsthapya janurvor antare karau |
    niveshya bhumau samsthapya vyomastham kukkutasanam ||25||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • padmāsanaṁ : (den) Lotussitz (Padmasana)
  • tu : aber, wiederum (Tu)
  • saṁsthāpya : einnehmend, herstellend (sam + sthā)
  • jānu : Knie (Janu)
  • ūrvoḥ : und Oberschenkel (Uru)
  • antare : zwischen (Antara)
  • karau : beide Hände (Kara)
  • niveśya : steckend (ni + viś)
  • bhūmau : (und dann) auf die Erde (Bhumi)
  • saṁsthāpya : aufstellend, stützend
  • vyoma-sthaṁ : (wenn man sich so nach oben drückt und in der) Luft (Vyoman) befindet (Stha)
  • kukkuṭāsanam : (ist dies die) Hahnenstellung (Kukkutasana)     ||25||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

25. Von der Padmasana-Stellung ausgehend, füge die Hände zwischen die Oberschenkel und die Waden. Setze (die Hände) fest auf den Boden, erhebe dich vom Boden. Das ist Kukkutasana.

Sukadev

25. Von der Padmasana-Stellung ausgehend, füge die Hände zwischen die Oberschenkel und die Waden. Setze die Hände fest auf den Boden, erhebe dich vom Boden. Das ist Kukkutasana.

Kukkutasana ist die Hahnenstellung.

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1. Kapitel, Vers 26

Deutsche Übersetzung:

In Kukkutasana gefaltet, den Nacken mit den Unterarmen fassen, | und verweilen, wie eine auf dem Rücken liegende Schildröte, dieses ist Uttaana-Kurmasana.

Sanskrit Text:

  • kukkuṭāsana-bandha-stho dorbhyāṁ sambadhya kandharām |
    bhavet kūrma-vad uttāna etad uttāna-kūrmakam ||26||
  • कुक्कुटासनबन्धस्थो दोर्भ्यां सम्बद्य कन्धराम् ।
    भवेत्कूर्मवदुत्तान एतदुत्तानकूर्मकम् ॥२६॥
  • kukkutasana bandha stho dorbhyam sambadhya kandharam |
    bhavet kurma vad uttana etad uttana kurmakam ||26||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • kukkuṭāsana : (in Form der) Hahnenstellung (Kukkutasana)
  • bandha-sthaḥ : sich in (der Ausgangs-)Position (Bandha) befindend (Stha)
  • dorbhyāṁ : mit beiden Unterarmen (Dos)
  • sambadhya : umschließend, umfassend (sam + bandh)
  • kandharām : (den) Hals (Kandhara)
  • bhavet : sei man, werde man (bhū)
  • kūrma-vat : wie (eine) Schildkröte (Kurma)
  • uttānaḥ : die ihre Unterseite zeigt bzw. „öffnet“ (Uttana)
  • etad : das, diese (Position heißt, Etad)
  • uttāna-kūrmakam : Uttanakurmaka „die nach oben geöffnete (d.h. auf dem Rücken liegende) Schildkröte“    ||26||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

26. Von der Kukkutasana-Stellung ausgehend, winde deine Arme um den Hals und bleibe erhoben wie eine Schildkröte. Das wird Uttana Kurmasana genannt.

Sukadev

26. Von der Kukkutasana-Stellung ausgehend, winde deine Arme um den Hals und bleibe erhoben wie eine Schildkröte. Das wird Uttana Kurmasana genannt.

D.h. die aufgerichtete Schildkröte. Die nächste Stellung ist einfacher.

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1. Kapitel, Vers 27

Deutsche Übersetzung:

Die großen Zehen mit den Händen hoch zu den Ohren ziehen, | [dabei] die Biegung eines Bogens ausführen, [das] wird Dhanurasana genannt.

Sanskrit Text:

  • pādāṅguṣṭhau tu pāṇibhyāṁ gṛhītvā śravaṇāvadhi |
    dhanur-ākarṣaṇaṁ kuryād dhanur-āsanam ucyate ||27||
  • पादाङ्गुष्ठौ तु पाणिभ्यां गृहीत्वा श्रवणावधि ।
    धनुराकर्षणं कुर्याद्धनुरासनमुच्यते ॥२७॥
  • padangushthau tu panibhyam grihitva shravanavadhi |
    dhanur akarshanam kuryad dhanur asanam uchyate ||27||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • pādāṅguṣṭhau : beide großen Zehen („Fuß-Daumen“, PadaAngushtha)
  • tu : aber, wiederum (Tu)
  • pāṇibhyāṁ : mit beiden Händen (Pani)
  • gṛhītvā : ergreifend, haltend (grah)
  • śravaṇa : Ohr (Shravana)
  • avadhi : bis zum („bis zur Grenze“, Avadhi)
  • dhanus : (der Sehne eines) Bogens (Dhanus)
  • ākarṣaṇaṁ : das Spannen, Heranziehen (Akarshana)
  • kuryāt : man soll machen, ausführen (kṛ)
  • dhanur-āsanam : Bogenstellung (DhanusAsana)
  • ucyate : wird genannt (vac)    ||27||

*Anmerkung: Aus Brahmanandas Kommentar wird deutlich, dass es sich nicht um die klassische, als „Bogen“ bekannte Stellung Dhanurasana handelt. In der hier beschriebenen Stellung sitzt man im gestreckten Sitz, fasst beide großen Zehen jeweils mit einer Hand und hält einen Arm (ekaṃ pāṇiṃ) und das Bein derselben Körperseite weiterhin ausgestreckt (prasāritaṃ kṛtvā). Dann zieht man die andere Hand (itaraṃ pāṇiṃ), indem man den Arm beugt (ākuñcitaṃ kuryāt), samt Fuß bis zum Ohr (karṇa-paryantam), als wolle man einen Bogen (Dhanus) spannen: ekaṃ pāṇiṃ prasāritaṃ kṛtvā … itaraṃ pāṇiṃ karṇa-paryantam ākuñcitaṃ kuryāt. Die hier beschriebene Stellung ist auch als Akarshana Dhanur Asana bekannt.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

27. Während du beide Zehen mit deinen Händen hältst, halte einen Arm ausgestreckt und ziehe den anderen zu deinem Ohr, wie du es mit der Sehne eines Bogens machen würdest. Das wird Dhanurasana genannt.

Sukadev

27. Während du beide Zehen mit den Händen hältst, halte einen Arm ausgestreckt und ziehe den anderen zu deinem Ohr, wie du es mit der Sehne eines Bogens machen würdest. Das wird Dhanurasana genannt.

Es gibt da zwei verschiedene Bogen. Das könnt ihr gerade mal machen. Streckt die Beine aus. Fasst mit beiden Händen an die großen Zehen und hebt jetzt einen Fuß hoch zum Ohr. Nicht vergessen, die andere Hand am Zeh zu lassen. Gut, also das ist eine Bogenvariation.

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1. Kapitel, Vers 28

Deutsche Übersetzung:

Den rechten Fuß an den Ursprung des linken Oberschenkels platzieren; den linken Fuß neben die Außenseite des Knies stellen; | In der Position verharrt (der Yogi) mit (nach links) gedrehtem Körper. Das ist die Position, die von Matsyendra beschrieben wird.

Sanskrit Text:

  • vāmoru-mūlārpita-dakṣa-pādaṁ
    jānor bahir veṣṭita-vāma-pādam |
    pragṛhya tiṣṭhet parivartitāṅgaḥ
    śrī-matsya-nāthoditam āsanaṁ syāt ||28||
  • वामोरुमूलार्पितदक्षपादं
    जानोर्बहिर्वेष्टितवामपादम् ।
    प्रगृह्य तिष्ठेत्परिवर्तिताङ्गः
    श्रीमत्य्सनाथोदितमासनं स्यात् ॥२८॥
  • vamoru mularpita daksha padam
    janor bahir veshtita vama padam |
    pragrihya tishthet parivartitangah
    shri matsya nathoditam asanam syat ||28||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • vāma : (des) linken (Vama)
  • ūru : Oberschenkels (Uru)
  • mūla : (auf den) Ursprung, Ansatz (Mula)
  • arpita : aufgelegt, auflegend (Arpita)
  • dakṣa : (den) rechten (Daksha)
  • pādaṁ : Fuß (Pada)
  • jānoḥ : (an das rechte) Knie (Janu)
  • bahis : außerhalb, von außen (Bahis)
  • veṣṭita : gelegt („gewunden“, Veshtita)
  • vāma : (den) linken
  • pādam : Fuß
  • pragṛhya : (den linken Fuß mit der rechten Hand) ergreifend (pra + grah)
  • tiṣṭhet : (so) verharre man (sthā)
  • parivartita : (mit nach links) gedrehtem (Parivartita)
  • aṅgaḥ : Körper (Anga)
  • śrī : (von dem) erhabenen (Shri)
  • matsya-nātha : Matsyanatha („Herr der Fische“, Matsyendra)
  • uditam : gelehrt worden (Udita)
  • āsanaṁ : (diese) Körperstellung (Asana)
  • syāt :  ist („sei“, as)      ||28||

*Anmerkung: Brahmanandas ausführlicher Kommentar zu diesem Vers ergänzt, dass im Anschluss die Stellung zur anderen Seite (also nach rechts) gedreht ausgeführt werden soll.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

28. Bringe den rechten Fuß an den Ursprung des linken Oberschenkels und den linken Fuß außerhalb des rechten Knies. Halte den rechten Fuß mit der rechten Hand, und dann drehe deinen Kopf vollständig zur Linken. Das ist Matsyendrasana.

Sukadev

28. Bringe den rechten Fuß an den Ursprung des linken Oberschenkels und den linken Fuß außerhalb des rechten Knies. Halte den rechten Fuß mit der linken Hand und den linken Fuß mit der rechten Hand, und dann drehe den deinen Kopf vollständig zur Linken. Das ist Matsyendrasana.

Das ist der Drehsitz. Also ihr bringt rechten Fuß an den Ursprung des linken Oberschenkels und den linken Fuß außerhalb des rechten Knies. Und dann dreht ihr euch so, dass die Hand an den Fuß kommt und dann könnt ihr noch die Hand an den Fuß setzen. Das ist der halbe Drehsitz. Und der volle Drehsitz wäre, wenn man den Fuß hier halten würde und den Fuß hier drauf und sich dann dreht. Klar? Gut. Jetzt wird’s aber noch interessanter. Jetzt schreibt er erstmals was über die Wirkungen.

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1. Kapitel, Vers 29

Deutsche Übersetzung:

Die Haltung von Matsyendra reguliert das Verdauungsfeuer und beseitigt viele schreckliche Krankheiten wie eine Waffe. | Durch diese Praxis wird die Kundalini geweckt, der Mond stabilisiert und sie ist für [alle] Menschen sehr empfehlenswert.

Sanskrit Text:

  • matsyendra-pīṭhaṁ jaṭhara-pradīptiṁ
    pracaṇḍa-rug-maṇḍala-khaṇḍanāstram |
    abhyāsataḥ kuṇḍalinī-prabodhaṁ
    candra-sthiratvaṁ ca dadāti puṁsām ||29||
  • मत्स्येन्द्रपीठं जठरप्रदीप्तिं
    प्रचण्डरुग्मण्डलखण्डनास्त्रम् ।
    अभ्यासतः कुण्डलिनीप्रबोधं
    चन्द्रस्थिरत्वं च ददाति पुंसाम् ॥२९॥
  • matsyendra pitham jathara pradiptim
    prachanda rug mandala khandanastram |
    abhyasatah kundalini prabodham
    chandra sthiratvam cha dadati pumsam ||29||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • matsyendra : (des) Matsyendra
  • pīṭhaṁ : (die) Körperhaltung („Sitz“, Pitha)
  • jaṭhara : (des) Magens, Verdauungsfeuers (Jathara)
  • pradīptiṁ : (das) Aufflammen (Pradipti)
  • pracaṇḍa : (von) überaus heftig(en), grimmig(en), schrecklich(en, Prachanda)
  • ruj : Krankheit(en, Ruj)
  • maṇḍala : (einer ganzen) Schar, Menge (Mandala)
  • khaṇḍana : (zum) Beseitigen („Zerstückeln“, Khandana)
  • astram : (ist eine) Waffe (Astra)
  • abhyāsataḥ : aufgrund (ihrer) Praxis, durch das Üben (Abhyasa)
  • kuṇḍalinī : (der) Kundalini
  • prabodhaṁ : (das) Erwachen (Prabodha)
  • candra* : (des) Mondes (Chandra, des „Tropfens“ Bindu, des Nektars)
  • sthiratvaṁ : (die) Beständigkeit, Bewegungslosigkeit, Festigkeit (Sthiratva)
  • ca : und (Cha)
  • dadāti : (sie) gibt, verleiht, verursacht ()
  • puṁsām : den Menschen  (Pums)      ||29||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt, dass sich der „Mond“ (Chandra) in der Region (Bhaga) oberhalb (Upari) des Gaumens (Talu) befindet (sthitasya) und ständig (Nitya) herabtropft (kṣarataḥ). Die Stellung des Matsyendra bewirkt (dadāti) die Festigkeit (Sthiratva) bzw. das „Nichtsein“ (Abhava) dieses Herabfließens (Ksharana): candrasya tāluna upari-bhāge sthitasya nityaṃ kṣarataḥ sthiratvaṃ kṣaraṇābhāvaṃ ca dadāti.

Dieser Vers wird hinsichtlich seiner Grammatik und Metrik ausführlich im Sanskrit Kurs Lektion 92 behandelt.

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

Es heißt, dass sich der Mond über der Wurzel des Gaumens befindet und immerzu ambrosischen Nektar tropfen lässt, der im Vermischen mit dem Verdauungsfeuer aufgezehrt wird. Aber diese Asana verhindert das. Es wird eine merkwürdige Geschichte von Matsyendra erzählt. Er soll ein Schüler von Adinath oder Shiva gewesen sein. Einst begab sich Shiva zu einer einsamen Insel und, im Glauben sie wäre unbewohnt, lehrte er seiner Frau Parvati die Geheimnisse des Yoga. Ein Fisch, der gerade der Küste nahe war, hörte alles und blieb unbeweglich, mit seinem Geist in Konzentration. Adinath erkannte dies und dachte, dass der Fisch den Yoga erlernt hätte, und voller Erbarmen besprengte er ihn mit Wasser. Augenblicklich wurde er ein Siddha, im Besitz eines göttlichen Körpers, und er wurde Matsyendra genannt.

Vishnu-devananda

29. Matsyendrasana hebt den Appetit, indem sie das Magen-Feuer entfacht, und zerstört schreckliche Beschwerden im Körper. Wenn sie durchgeführt wird, lässt sie Kundalini steigen und macht den Mond fest.

Das ist tief symbolisch und suggestiv. Vergleiche dazu die Geschichte von Matsya Avatara, dem Fisch, an dessen Horn die Hindu-Arche von Vaivasvata während der Flut gebunden war.

Sukadev

29. Matsyendrasana hebt den Appetit, indem sie das Magenfeuer entfacht, und zerstört schreckliche Beschwerden im Körper. Wenn sie durchgeführt wird, lässt sie Kundalini steigen und macht den Mond fest.

Also verschiedene Wirkungen. Und die Folge dieser drei Wirkungen ist auch eine Konzentrationshilfe. So müsst ihr das verstehen, wenn Swatmarama an verschiedenen Stellen über die Wirkungen der Übungen spricht, dass man immer auch weiß, wie man sich konzentriert. Wenn ihr in den Drehsitz kommt, könnt ihr euch zuerst auf den Bauch konzentrieren. Der Bauch ist der Sitz der Sonnenenergie, auch Feuer genannt, Agni, und damit auch Verdauungsfeuer. Und wer von euch schon mal was von Ayurveda gehört, sich schon enger mit Ayurveda beschäftigt hat, der weiß: Dem Verdauungsfeuer, kommt im Ayurveda ein hoher Stellenwert zu. Und wenn Agni zu schwach ist, dann wird nicht richtig verdaut, dann kriegt der Mensch nicht die richtigen Nährstoffe, dann kommen statt dessen Gifte in den Körper und alle möglichen Probleme kommen auf, denn der Körper verwandelt die Nahrung dann nicht in Nährstoffe, sondern Schlacken entstehen. Und so ist wichtig, ein gutes Agni zu haben. Was macht man dafür in Ayurveda, um ein gutes Agni zu entfachen? Ingwer essen, oder kleine Stücke von Zitronen, und heißes Wasser trinken. Ingwerwasser trinken. Das sind vielleicht die im Westen populärsten Weisen, das Verdauungsfeuer zu aktivieren. Und wer Verdauungsbeschwerden hat, oder merkt, dass er in dem Bereich schwach ist, kann das ja mal probieren. So vor jeder Mahlzeit ein paar kleine Ingwerstücke roh zu verzehren und halt nichts Kaltes zu trinken, sondern heißes Wasser zu trinken oder Ingwerwasser.

Im Hatha Yoga gibt’s sehr viele Übungen, die Agni aktivieren. Eine hab ich eben schon genannt: Agni Sara, den Bauch vor und zurück, aktiviert das Verdauungsfeuer, wie auch Matsyendrasana wie auch Paschimottanasana wie auch Mayurasana. Also Vorwärtsbeuge und Pfau gelten auch als ausgezeichnete Übungen, das Verdauungsfeuer zu entfachen. Und ist das Verdauungsfeuer entfacht, verschwinden alle anderen möglichen Beschwerden auch.

Also hier beschreibt er zum Einen das Sonnengeflecht, auch damit verbunden physische Wirkungen: Physische Krankheiten verschwinden. Und so wird mit Matsyendrasana auch Selbstvertrauen, Mut, Willenskraft und auch Ruhen in sich selbst gestärkt. Und so kann man auch dieAsana beginnen, sich darauf zu konzentrieren. Nicht umsonst heißt es ja: Der Tod ist im Darm. Glücklicherweise nicht nur der Tod. Wenn wir das Verdauungsfeuer entfachen, dann ist der Tod nicht mehr da. Auch wenn wir dieses Ruhen in uns selbst, in unserer Mitte, haben, die Chinesen nennen es ja Hara, oder die Japaner, dann haben wir auch ein inneres Gleichgewicht. Und wenn wir dieses innere Gleichgewicht haben, dann verschwinden alle möglichen psychischen oder psychosomatischen Beschwerden. Und das gilt durchaus auch für das tägliche Leben. Da ist es wichtig, sich im Bauch zu zentrieren.

Dann kommt das Zweite, die energetischen Wirkungen. Und das ist, sagt er, dass die Kundalini erweckt wird. Also die einfachen Asanas, wie zB. der Drehsitz, können die Kundalini erwecken. Wenn wir mehrere Dinge machen. Erstens müssen wir schon einen gewissen Grad der Reinheit erlangt haben. Zweitens, müssen wir sie lang genug halten, bis zu zwei Stunden. Wenn ihr so eine Minute haltet, wird da nicht viel passieren. Aber wenn man dort fünf Minuten, zehn Minuten drin ist, das haben sicher schon Einige gespürt, da tut sich in der Wirbelsäule etwas. Wenn man in der Wirbelsäule etwas spürt, heißt das noch lange nicht, dass dann die Kundalini voll erweckt ist. Da braucht ihr weder Angst noch falsche Hoffnungen zu haben. Aber es heißt mindestens, dass die Sushumna sich öffnet, dass Prana durch die Sushumna hochfließt, und das ist ja schon schön genug. Und so kann man sich als nächstes darauf konzentrieren, dass Prana durch die Sushumna hochfließt. Sei es mit Visualisierung, sei es Einatmen zur untersten Wirbelsäule, Ausatmen über die Wirbelsäule hoch, oder man kann sich Lichtkugeln nach oben schwebend vorstellen, oder man kann sich dort eine Bambusröhre vorstellen. Paramahansa Yogananda hat dann gerne vorgeschlagen, dass man sich eine Glasröhre sich vorstellt, innen leuchtend nach oben, oder ein Feuer, das nach oben züngelt. Oder man kann sich die Kundalinischlange vorstellen, die wie ein Drachen ist, die aus dem Mund Feuer speit, das bis ins Sahasrara-Chakra geht. Die letzte ist besonders machtvoll und deshalb auch mit Vorsicht zu genießen. Wenn ihr euch dann wirklich diesen Drachen vorstellt und dann Feuer bis nach oben geht, da kann’s dann wirklich heftig werden.

Und dann das Dritte ist

– Macht den Mond fest –

Das ist die Konzentration hier. Jetzt wisst ihr auch, warum der Mond noch nicht runtergefallen ist. Weil Menschen Ardha Matysendrasana ausführen. So ist das jetzt hier natürlich nicht zu verstehen. Das bezieht sich auf den inneren Mond, wie ihr vermutlich alle wisst. Ihr seht hier den Shiva, der ja die Mondsichel über der rechten Augenbraue hat. Und so hilft die Ardha Matysendrasana zwar zum einen, die Kundalinienergie, welche ja eine feurige Energie ist, zu aktivieren, aber umgekehrt wird auch die kühlende Energie des Mondes aktiviert, und diese strömt dann nach unten und harmonisiert das Energiesystem. Und dieser Mond ist sehr, sehr wichtig. Man kann sich auch darauf konzentrieren, wenn man merkt, dass die Asanas einen zu feurig machen, oder die ganzen Praktiken, dann kann man sich hier auf die rechte Augenbraue konzentrieren, sich die Mondsichel vorstellen, und sich vorstellen, dass dort kühler Nektar runterströmt. Man kann sich sogar auch vorstellen, dass göttliche Gnade herunterströmt. Auch das ist das Gleiche. Man kann sich zum Schluss auch auf das Ajna-Chakra konzentrieren. Es gibt sogar verschiedene Chakras, die miteinander in Verbindung stehen. Zum einen dieses Mondchakra. Dann gibt’s das Ajna-Chakra. Dann gibt’s hier dieses Nasenspitzen-Chakra. Krishna empfiehlt ja sogar, man soll sich auf dieses Chakra konzentrieren. Also auch darauf kann man sich konzentrieren im Drehsitz. Damit würde man typischerweise die Konzentration abschließen. Das ist nicht die einzige Weise, sich zu konzentrieren, aber es ist die, die der Swatmarama empfiehlt. Erst auf den Bauch, dann auf die Wirbelsäule, dann den Punkt zwischen den Augenbrauen oder den Mond oder die Verbindung zum Unendlichen.

Und Mond steht aber nicht nur für die Mondenergie, obgleich ihr eben hier Feuer und Mond habt, oder Sonne und Mond. In Matsyendrasana wird beides aktiviert. Der Mond steht auch für den Geist. Er hat eine vielfältige Symbolik und manchmal sagt man Mond für den Geist. Und so hilft diese Asana auch, den Geist ruhig zu machen. Drehsitz gilt auch als eine der machtvollsten Übungen für Menschen, die Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren für die Meditation. Dann sollte man den Drehsitz länger halten. Das macht den Mond fest. Natürlich, die eigentliche Meditation ist, wenn wir in einer der Grundsitzhaltungen mit geradem Rücken sind. Aber in anderem Sinne kann man in jeder Asana auch meditieren, wenn man eine Stunde den Drehsitz halten will, dann wird man sich irgendwann nur noch hier konzentrieren und sein Mantra wiederholen, oder ganz im Unendlichen sein mit dem Geist. So wie Patanjali ja auch geschrieben hat im Yoga Sutra, zwotes Kapitel: Asana wird gemeistert durch das Loslassen von Spannungen und Konzentration auf das Unendliche. Dies als Zusatzhilfe für all diese Verse zu verstehen.

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1. Kapitel, Vers 30

Deutsche Übersetzung:

Die Beine [sind] gestreckt auf dem Boden wie ein Stock, die Unterarme halten [dabei] die beiden Fußspitzen. | Die Stirn ist auf den Knien platziert In dieser Position verweilt [der Yogi]. [Sie] wird Pashchimatanasana genannt.

Sanskrit Text:

  • prasārya pādau bhuvi daṇḍa-rūpau
    dorbhyāṁ padāgra-dvitayaṁ gṛhītvā |
    jānūpari-nyasta-lalāṭa-deśo
    vased idaṁ paścima-tānam āhuḥ ||30||
  • प्रसार्य पादौ भुवि दण्डरूपौ
    दोर्भ्यां पदाग्रद्वितयं गृहीत्वा ।
    जानूपरिन्यस्तललाटदेशो
    वसेदिदं पश्चिमतानमाहुः ॥३०॥
  • prasarya padau bhuvi danda rupau
    dorbhyam padagra dvitayam grihitva |
    janupari nyasta lalata desho
    vased idam pashchima tanam ahuh ||30||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • prasārya : ausstreckend (pra + sṛ)
  • pādau : beide Beine (Pada)
  • bhuvi : auf der Erde, dem Erdboden (Bhu)
  • daṇḍa : (zweier) Stöcke (Danda)
  • rūpau : (ähnlich der) Form (Rupa)
  • dorbhyāṁ : mit den Händen („Unterarmen“, Dos)
  • pada : (der) Füße (Pada)
  • agra : Spitzen (Agra)
  • dvitayaṁ : die zwei („das Paar der“, Dvitaya)
  • gṛhītvā : ergreifend, haltend (grah)
  • jānu : (die) Knie (Janu)
  • upari : über, auf (Upari)
  • nyasta : ablegend (ni + as)
  • lalāṭa : (der) Stirn (Lalata)
  • deśaḥ : (die) Gegend, (den) Bereich (Desha)
  • vaset : (so) verweile man (vas)
  • idaṁ : das, diese (Stellung, Idam)
  • paścima : (der Körper-)Rückseite („des Westens“, Pashchima)
  • tānam : Dehnung, Ausdehnung (Tana)
  • āhuḥ : nennt man (ah)     ||30||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda ergänzt, dass man mit den gekrümmten (Akunchita) Zeigefingern (Tarjani) der beiden Hände (Dos) den Bereich (Pradesha) der beiden (Yugma) großen Zehen (Angushtha greifen und) kräftig (Bala) heranziehen (Akarshana) soll: dorbhyām ākuñcita-tarjanībhyāṃ … aṅguṣṭha-pradeśa-yugmaṃ balād ākarṣana-purvakaṃ.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

30. Strecke beide Beine aus, und nachdem du die Zehen der Füße mit den Händen ergriffen hast, bringe deine Stirn auf deine Knie. Das ist Paschimothanasana.

Sukadev

30. Strecke beide Beine aus, und nachdem du die Zehen der Füße mit den Händen ergriffen hast, bringe deine Stirn auf die Knie. Das ist Paschimothanasana.

Müsst ihr mal gucken, was da tatsächlich im Sanskrit steht, denn ich sage ja gern, es ist falsch, die Stirn auf die Knie zu bringen, weil das ein Rundkreuz und einen Rundrücken gibt. Normalerweise gibt man den Bauch auf die Oberschenkel, die Brust auf die Knie und das Kinn auf die Schienbeine. Paschimothanasana.

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