3. Kapitel – Einleitung

Einleitung von Swami Vishnu-devananda

A: Das Erwecken der Kundalini

Da sich die meisten Menschen damit zufrieden geben, in den niedrigen Chakren zu leben, sind ihre Erfahrungen in dieser Welt auf die grobstoffliche Ebene beschränkt. So gehen sie z.B. zum Essen aus in teure Restaurants mit Kerzenlicht und lassen sich die Speisen von in feierliches Weiß gekleideten Kellnern auf vornehm angerichteten Silberplatten servieren. Was wird ihnen schon anderes vorgesetzt als immer wieder das gleiche „Hundefutter“? (Sie nennen es Steak.) Sie sitzen mit Gabel und Messer und machen eine Zeremonie daraus, auf bestimmte Art damit zu schneiden bzw. zur Seite zu legen. Nach dem Essen gehen sie entweder schlafen oder vielleicht ein wenig tanzen, um sich für ein späteres sexuelles Abenteuer in Stimmung zu bringen. Am nächsten Morgen stehen sie nur auf, um wieder Geld zu verdienen, das ihnen genügend Macht und einen entsprechenden Status verleiht und es ihnen ermöglicht, diese Art von Leben weiterzuführen. Sie haben keine Zeit zu meditieren oder darüber nachzudenken: „Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich?“ man wird aber erst Mensch, wenn man beginnt sich diese Fragen zu stellen, und das geschieht erst dann, wenn die Kundalini erwacht ist. Bis zu diesem Zeitpunkt wird der Verstand nur eingesetzt, um Essen, Schlafen und sinnliche Vergnügungen zu bekommen.
Das Erwachen der Kundalini bedeutet ein Anheben der Schwingungsebene. Ab dieser Zeit werden sinnliche Erlebnisse zu langweiligen und stumpfsinnigen Erfahrungen. Man ist nicht mehr anhängig davon, zu trinken, zu rauchen oder Glücksspiele zu betreiben. All das verliert seinen Sinn, wenn man erst erkannt hat, dass innere Erfüllung, Frieden und Glück in einem Selbst liegen. Innerer Frieden und Freude wachsen in gleichem Maße mit dieser Erkenntnis. Was normale Menschen als Glück ansehen und empfinden, bereitet einem nichts anderes als Unbehagen. Ist man zu dieser Einsicht gelangt, so bedeutet das, dass die Kundalini erwacht ist.
Mit dem Erwachen der Kundalini verschwindet auch langsam die Angst vor dem Tod. Man erkennt nun, dass es weder Geburt noch Tod gibt, dass Krankheiten von selbst vergehen, da sie ja durch grobstoffliche Schwingungen verursacht wurden, im Glauben, das Glück sei durch die Schwingungen dieser niederen Sinne zu erringen. Diese Dinge werden automatisch bedeutungslos, wenn die Kundalini erwacht ist.
Man darf aber nicht erwarten, dass sich plötzlich eine Schlange an einem heraufwindet und einen trifft. Denkt nicht: „Oh, meine Kundalini hat das 3. Chakra, das 4. Chakra erreicht, jetzt sind es nur wenige Zentimeter mehr bis zum 5.Chakra. Das ist nicht die Art und Weise, wie die Kundalini erweckt wird. In Wahrheit ist es der Zustand der Aura, der sich verändert, wenn sich die Schwingungsfrequenz erhöht.
Die höchste Stufe, Gottesbewusstsein genannt, ist dort, wo Shakti mit Shiva schwingt. Auf der niedrigsten Stufe der Shakti liegen die Erfahrungen, die wir im Zusammenhang mit der groben Materie machen. Wenn unsere Sinne z. B. mit Eiscreme in Berührung kommen, so bedeutet das, dass wir Shakti erleben; aber sie schwingt auf sehr niedriger Ebene. Alle unsere 5 Sinne sind Shakti. Aber sie werden nur in Schwingung versetzt, wenn sie in Kontakt mit Objekten der Materie treten.
Wenn man isst, Musik hört oder etwas sieht, so wird Shakti nur sehr wenig und auf niedriger Stufe angeregt. In unserem Leben haben wir immer wieder solche Erlebnisse. Sie machen uns aber nicht glücklich. Wir wollen diese Erfahrungen auf eine andere Wellenlänge erweitern. Wir sitzen in der Meditation und versuchen:

  1. Die Gedanken zu beruhigen
  2. Den Atem zu regulieren
  3. Die 5 Handlungsorgane (Mund/Sprache, Beine, Arme, Geschlechtsorgane und Anus) und die 5 Sinne der Erkenntnis (Hören, Schmecken, Riechen, Sehen und Tasten) auszuschalten.

Nur über diese 5 Sinne erlangen wir Kenntnis vom Universum, und wir vermögen nur mit Hilfe unserer 5 Handlungsorgane Tätigkeiten auszuführen. Diese 10 Fähigkeiten des Menschen werden in Sanskrit Indriyas genannt.
Um die Kundalini Shakti in eine höhere Schwingungsebene zu bringen, muss man jeglichen Kontakt zu den Objekten der Außenwelt vermeiden. Um die Shakti zu erwecken, muss man die Energie daran hindern, in die 10 Fähigkeiten zu fließen, damit der Geist so ruhig wie möglich wird. Dann reagieren die Sinne nicht mehr auf den Geist. Der Geist darf nicht mehr in sinnliche Bahnen abgleiten. Jeder der Sinne wird sagen: „Komm doch lass mich schmecken, lass mich hören“ und wird versuchen, die Gedanken auf Objekte der Sinnenwelt zu lenken. Aber ist man erst einmal in der Lage, diesen nach außen gerichteten, extrovertierten Neigungen Einhalt zu gebieten, so richtet sich der Geist nach innen.
Ist der Geist erst einmal nach innen gerichtet und ruhiggestellt, dann beginnt die Shakti auf einer anderen Wellenlänge zu schwingen. Sie erwacht zu größerer Kraft auf einer höheren Ebene. Schwingt die Shakti nur auf niedriger Ebene, so beschränken sich unsere Erfahrungen auf die oben erwähnte sinnliche Ebene; sie sind ungeschliffen und grobstofflicher Natur und lassen (immer) eine gewisse Unzufriedenheit in uns zurück.
Man möge sich daran erinnern, wie man für gewöhnlich seinen Urlaub in einem 5-Sterne-Hotel verbracht hat. Am Morgen hat man Kaffee getrunken, geraucht, sein Frühstück mit Schinken und Eiern verzehrt und dann noch eine Handvoll Aspirin und Aufmunterungspillen geschluckt. Danach ist man am Swimmingpool gesessen oder hat Golf gespielt oder ist angeln gegangen. Am Abend hat man sein Steak gegessen und ist dann tanzen gegangen. Alle Sinne waren nur in diese Richtung gelenkt; darüber hinaus hat man nichts gekannt. Aber nun haltet ihr Ausschau nach etwas anderem, weil ihr damit nicht zufrieden seid, auf einer derartig niedrigen Energie-Ebene, gleich einem Tier, zu leben. Ihr wollt vom Tiererlebnis zum Gotteserlebnis kommen.
Die menschliche Erfahrung ist jener der Tiere sehr ähnlich, vielleicht sogar schlechter, weil wir nämlich immer raffinierter dabei werden, den Verstand zur Befriedigung unserer sinnlichen Bedürfnissen einzusetzen: Wir grübeln darüber nach, wie wir den natürlichen Geschmack der Speisen durch Kochen und Würzen verändern und verfeinern können, so dass sie uns noch besser munden mögen, und überlegen, auf welche Art bestimmte Getränke mit den Gerichten zu kombinieren sind, um den Genuss noch weiter zu erhöhen. Auf diese Weise verwenden wir unseren Verstand allein dazu, Kulinarisches vorzubereiten und verbringen Stunden damit, die natürliche Beschaffenheit zu verändern, um ihr einen anderen Geschmack und ein neues Aussehen zu verleihen. Alle unsere Sinne werden aktiviert – und das ist der Grund, warum wir unglücklich und von äußerstem Unbehagen erfüllt sind. Und gerade dieses Unbehagen hat uns zu diesem Wendepunkt gebracht.
Durch Raja Yoga aber halten wir die nach außen gerichteten Sinne an und beruhigen den Geist. Raja Yoga bedeutet: „chitta vritti nirodhah“: die gedanklichen Wellen anhalten. In Hatha Yoga halten wir die Pranawellen an, so dass in der Folge auch die Gedankenwellen anhalten. Man sagt, wenn im Kundalini Yoga die Sinne zusammengebracht werden, kann die Energie nicht mehr nach außen fließen. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich das Denken bereits auf einer höheren Ebene; das Energiefeld verändert sich. Im Grunde sind alle diese Erfahrungen ein und dasselbe, nur der Standpunkt ist ein anderer. Es besteht kein wirklicher Unterschied zwischen Kundalini Yoga, Hatha Yoga, Mantra Yoga, Laya Yoga und Raja Yoga. Jeder Yoga mag unterschiedliches Gewicht auf einzelne Punkte legen, aber grundsätzlich unterscheiden sie sich nicht voneinander. Sie alle sind Teile des Ashtanga Yoga (des achtgliedrigen Yoga): Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi.
Im Mantra Yoga wird die Energie/ Gedankenkontrolle durch die Anwendung mystischer Silben erzielt. Wiederholt man „Om Namo Narayanaya“ immer und immer wieder, so verändert man auch die Schwingungseben seiner Gedanken. Im Kundalini Yoga wird die Energie durch Kontrolle des Prana hinaufgezogen und dadurch die Wellenlänge des Energiefeldes verändert. Im Hatha Yoga wird mittels Pranakontrolle die Kundalini hinaufgestoßen und dabei die Energiestufe ebenfalls verändert. So könnte man letztendlich sagen, dass alle diese Techniken nichts anderes sind als Kundalini Yoga. Die Shakti muss unter Kontrolle gebracht und in einen höheren Schwingungszustand umgewandelt werden.
Macht man Asanas, so führt man nicht einfach nur körperliche Übungen aus, sondern wirkt durch sie auch auf die Psyche ein, da der Pranafluss stimuliert wird. (Ebenso wie in der Akupunktur die verschiedenen Meridiane angeregt werden.) Hat man z.B. Probleme mit der Leber, so stimuliert der Akupunkteur das entsprechende Meridianfeld mit einer Nadel, um dadurch die elektrischen Impulse zu erhöhen und so der Leber zusätzliches Prana zu ihrer Heilung zuzuführen. Yogis hingegen vermögen dasselbe ohne Nadeln, allein nur durch Ausführung der Asanas. Macht einmal ein Kirlian-Photo vor und nach den Asanas, und ihr werdet sehen, dass sich die Energie vollkommen verändert hat durch das Aussenden eines gewaltigen Energiestromes. Jüngste wissenschaftliche Forschungen haben das bewiesen.
Wissenschaftler aus Ost und West haben auch Untersuchungen darüber angestellt. Japanische Forscher haben sogar einen Apparat entwickelt, der tatsächlich im Stande ist, die Energiewellenlänge in den einzelnen Chakren zu messen. Dieser Apparat gleicht einem hochempfindlichen Mikrophon, das die Wellenlänge aufnimmt, die von jedem einzelnen Chakra ausgestrahlt wird, ohne den Körper auch nur zu berühren. Das Signal wird dann durch einen Verstärker in einen Oszillographen geschickt, der die Wellenmuster aufzeichnet und sichtbar macht. Man kann dabei beobachten, dass jedes Chakra ein anderes Wellenmuster aussendet. Meditieren nun sehr fortgeschrittene Yogis, so schwingen ihre Chakren sehr rasch, und die Muster im Oszillographen verändern sich dementsprechend. Bevor diese Forschungen angestellt wurden, hatten wir keinerlei Möglichkeit, die Existenz dieser menschlichen Energiefelder zu beweisen.
Das zeigt, dass sich die Kundalini Shakti nur in einer höheren Dimension offenbart. Der Sinn und Zweck des Pranayama ist, die Schwingungsebene zu erhöhen oder Kundalini Shakti zu erwecken – sie sind ein und dasselbe. Deshalb verwenden wir auch verschiedene Methoden: körperliche, geistige und pranische. Die körperliche Methode besteht darin, den Anusschließmuskel unter der Kontrolle zu bringen, und mit Jalandhara Bandha wirken wir auf den Vagusnerv ein. Sind beide Impulse unter Kontrolle, wird Energie aufgebaut.
Es ist wie beim Elektronenblitz einer Kamera. Schaltet man das Gerät an, so lädt sich langsam der Kondensator mit immer mehr Energie aus der 6 Volt Batterie auf. Drückt man dann auf den Knopf, so entlädt sich das Gerät durch Aussenden eines Elektronenblitzes (der für den Bruchteil einer Sekunde eine Spannung von 10 000 – 20 000 Volt erreicht) und man kann das Foto machen. Dieser Blitz ist äußerst intensiv und gewaltig und man erhält eine ungeheure Lichtmenge. Das gleiche passiert, wenn wir den Atem anhalten und die Energie kontrollieren.
Hält man den Atem an, so beginnen sich die schwachen Batterien aufzuladen, sowohl mit Prana als auch mit Apana. Sind dann eines Tages alle Nadis gereinigt, so beginnt sich unmittelbar und blitzartig die Energie durch die Wirbelsäule auszubreiten. Zu diesem Zeitpunkt sind alle Chakren weit geöffnet. Das ist das Erwecken der Chakren durch das Emporsteigen der Kundalini in die oberen Chakren. Wenn man regelmäßig Bandhas, Mudras, Asanas und Pranayama ausübt und sich mit Mantrasingen und richtiger Diät einer Reinigung unterzieht, so muss die Energie automatisch in die oberen Chakren steigen. Die spirituelle Entwicklung wird in dem Maße voranschreiten, in dem die Energieebene in die höheren Chakren steigt. Das ist mit „Erwecken der Kundalini Shakti“ gemeint.
Das sollte theoretisch verstanden werden. Die Energie ist in dir selbst. Sie muss nur erweckt werden. Vergröbere sie nicht oder bringe sie nicht auf einen niedrigeren Stand. Ziehe die Sinne so gut du kannst zurück und bringe diese Energie durch deine Vorstellungskraft und dein Konzentrationsvermögen in höhere Zentren. Woran immer du denkst, dorthin fließt auch das Prana; das ist ein Gesetz. Umgekehrt wandern die Gedanken immer in die Richtung, in die das Prana sich bewegt. Gedanken und Prana stehen miteinander in Verbindung; das eine kann sich nicht ohne das andere Bewegen.
Darum ermöglichen dir Konzentration, Vorstellungskraft und körperliche Übungen zusammen einen vollständigen und ganzheitlichen Zugang zur Erweckung der Shakti. Darum brauchst du Asanas, Pranayama, Bandhas, Mudras, die richtige Diät und die geeignete Atmosphäre. Eine richtige Atmosphäre wären z. B. wunderschöne Berge, wo die Vegetation eine wahre Fülle von magnetischen Strömen (Prana) aussendet. Alles in der Natur sendet Strahlen aus, die man auffangen und bewahren kann für eine höhere geistige Entwicklung.

B: Prana als Elektrizität

Der physische Körper gleicht einer Maschine. Er wird von zwei Arten von Energie in Gang gehalten: chemische Energie, die aus der Nahrung stammt, und psychische Energie (Prana genannt), die von all den Dingen kommt, die wir aufnehmen: Nahrung, Wasser, Luft und Sonnenlicht. Das sind die Hauptquellen unseres Pranas, und sie finden sich überall in der Natur. Prana existiert auch im luftleeren Raum, unter der Erde und sogar im Wasser. Es ist nicht chemisch, sondern elektrisch seinem Wesen nach. Unser Körper speichert Prana, und der Blutkreislauf wirkt wie ein Transformator, der das Prana vom astralen in den physischen Körper umlenkt.
Yogis glauben nicht an die rein physisch-chemische Natur des Körpers; für sie ist der elektrische Aspekt im Körper wesentlich. Wird die elektrische Verbindung zwischen astralem und physischem Bereich unterbrochen, ist es wie bei einer Maschine, die von der Batterie getrennt wird, sie mag noch so stark sein, sie kann nicht starten. Die Prana-Impulse wandern von der astralen in die physische Sphäre durch eine astrale Nabelschnur am Solarplexus. Wird diese Verbindung unterbrochen, kann kein Prana mehr in den physischen Körper fließen. Kommt das Prana nur in kleinen Dosen, fällt der Körper ins Koma (Bewusstlosigkeit).
Begreift man die elektrische Natur unseres Körpers, so wird einem auch der Sinn und Zweck des Pranayama klar. Ich werde es mit modernen Begriffen zu erklären versuchen, da die althergebrachten Ausdrücke sehr schwer zu begreifen sind.
Man sagt, dass man die Luft in der Sushumna, im Hals-, Magen-, Rücken-, Ohren– und Augenbereich anhalten kann. Aber wie geht das vor sich, wenn die eingeatmete Luft gar nicht in diese Gebiete vordringt? Was ist also damit gemeint?
Es handelt sich nicht um eine physische Blockade; es ist die Umleitung der Energie von einer Quelle zu einer anderen. Im Yoga nennen wir diese Energie „Prana“. Das Problem ist, dass es im Englischen (bzw. Deutschen) keinen entsprechenden Ausdruck gibt, deshalb wird es mit „Luft“ übersetzt. Sogar indische Yogis machen diesen Fehler, weil sie nicht wissen, wie es aus dem Sanskrit zu übersetzen ist.
Ich werde versuchen, diese Gedanken anhand von Begriffen aus der Elektronik zu erläutern. Die meisten von euch sind mit Geräten wie Radio, Kamera, Computer vertraut. Drei grundlegende Bestandteile sind allem gemeinsam. Ähnliche Dinge existieren auch in unserem Körper, obwohl das bitte alles nicht so wörtlich zu nehmen ist. Es soll nur dazu beitragen, zu verstehen, in welcher Weise solche Dinge wie Verschlüsse im Körpermechanismus funktionieren. Macht man Pranayama, so trägt das sehr zum besseren Verständnis bei. Über drei Dinge sollte man Bescheid wissen: über 1. Transformatoren, 2. Kondensatoren und 3. Widerstände.

  1. Transformatoren: in elektronischen Elementen befindet sich immer eine Kraftquelle in Form einer Batterie oder als Haushaltsstrom. Ein kleiner Kassettenrekorder kann mit der 220 Volt Stromspannung, wie sie ins Haus geliefert wird, nicht viel anfangen. Er muss auf eine niedrigere Spannungsstufe herunter transformiert werden, sonst würden die Bestandteile ausbrennen. (Es gibt Transformatoren, die hinauf- oder heruntertransformieren, um die Spannung entweder zu erhöhen oder zu erniedrigen.)
  2. Kondensatoren (auch Mehrfachkondensatoren genannt) sind Elektrizitätsspeicher. Ein Beispiel dafür ist der Elektronenblitz in der Kamera. Die Elektrizität für den Blitz kommt zwar aus einer 6 Volt Batterie, aber mit dieser Spannung könnte nie genügend Licht erzeugt werden, um ein Foto zu schießen. Man braucht einige 1000 Volt, um ein derartig intensives Licht hervorzubringen.
    Die Energie aus dieser kleinen Batterie wird wie in einem Reservoir gespeichert (weder hinauf- noch hinunter transformiert) und gesammelt, bis genügend vorhanden ist, um für einen kurzen Augenblick einen mächtigen Blitz zu erzeugen.
  3. Widerstände: Einen anderen Begriff aus der Elektronik, den wir verstehen sollten, ist der Widerstand. Wir können den Widerstand gegenüber dem Energiefluss entweder vergrößern oder verkleinern. Erhöhte Verunreinigung setzt die Intensität des elektrischen Energieflusses herab. Ein Beispiel hierzu wäre ein gewöhnlicher Gartenschlauch, durch den das Wasser mit einer bestimmten Geschwindigkeit fließt, bis man ihn durch Zusammendrücken verengt. Die Wasserpumpe versucht weiterhin die 60 Liter Wasser pro Minute durch den Schlauch zu zwingen, aber wenn sein Fassungsvermögen durch die Verengung vermindert wird, steigt der Druck und das Wasser schießt mit erhöhter Kraft heraus.

Auch in unserem Körper gibt es so etwas Ähnliches wie einen Kondensator. Das Prana gleicht der Elektrizität, ist aber viel subtiler. Jegliche Art von Elektrizität fließt durch die Drähte, und in unserem Körper fließt sie durch Nadis (oder Meridiane im chinesischen System). Das Problem ist, dass viele Leute nur die sichtbaren Nerven darunter verstehen. Ein Nadi ist zwar das Gegenstück zu einem Nerv im physischen Körper, aber man könnte ihn auch als astralen Nervenkanal bezeichnen, da er nicht im physischen, sondern im Astralkörper existiert.
Es ist natürlich nicht möglich, dieses Thema ausschließlich mit elektronischen Begriffen darzustellen, aber zweifellos besteht eine Ähnlichkeit zwischen dem physischen und dem Astralnervensystem: sie entsprechen einander. Der Unterschied besteht allein darin, dass das eine sichtbar und das andere unsichtbar ist.
In unserem Körper werden alle Impulse, die vom Gehirn ausgehen und durch den Vagusnerv, der Herz und Lunge kontrolliert, hindurchgehen, Prana genannt. Früher glaubte man, dass das Herz einer willkürlichen Kontrolle nicht unterworfen und der Herzschlag nicht durch Konzentration reguliert werden könnte. Aber Yogis können beweisen, dass der Herzschlag entweder durch Konzentrations- oder ähnliche Übungen, wie z. B. Jalandhara Bandha, sehr wohl verlangsamt werden kann. Sie drosseln den Pranafluss. Wir sprechen in diesem Fall nicht von physischen, sondern von psychischen Prana.
Gedanken können sowohl den Atemrhythmus, als auch den Herzschlag verändern. Zwei wichtige Elemente im Körper werden zusammen Herz-Kreislauf-System genannt. Sie sind voneinander abhängig. Braucht der Körper zusätzlichen Sauerstoff, so steigt auch die Herzfrequenz. Um die Lungen zu verstärkter Pumptätigkeit anzuregen, müssen Zwerchfell- und Zwischenrippenmuskulatur stimuliert werden. Das geschieht im Gehirn. In Notsituationen, wenn man z. B. von einem Tiger verfolgt wird und sich am Rande der Erschöpfung befindet, stoßen die Nebennierendrüsen Adrenalin aus, um dem Herzen eine zusätzliche Unterstützung zu geben, so dass es für kurze Zeit noch ein bisschen schneller arbeiten kann. Das entspricht dem Mehrfachkondensator in den elektrischen Geräten, die ich erwähnt habe. Die Natur hat uns diese Fähigkeit verliehen, um gefährlichen Situationen entkommen zu können.
Versuchen wir das Herz-Kreislauf-System zu verstehen, um zu erkennen, wie eng Herzschlag und Atem miteinander zusammenhängen: Es gibt einen Apparat, der Polygraph oder Lügendetektor genannt wird. Ebenso wie das EEG die Gehirnströme testet, so misst der Polygraph die 3 Grundelemente, die hauptsächlich mit dem vegetativen Nervensystem in Verbindung stehen.
Im Allgemeinen liegt das vegetative oder autonome Nervensystem außerhalb unserer Kontrolle, aber Yogis vermögen es dennoch zu kontrollieren. Die drei wesentlichen Aufgaben des Polygraphen sind:

  1. unsere Atemstruktur aufzuzeigen und zu messen, wie oft man in der Sekunde ein- und ausatmet (normalerweise ungefähr 16 Mal pro Minute)
  2. die Pulsfrequenz festzustellen (normalerweise ungefähr 75-80 Pulsschläge pro Minute)
  3. den galvanischen Hautwiderstand zu messen. Unter unseren Schweißdrüsen befinden sich Nervenstränge, die sensorische Impulse weiterleiten.

Der galvanische Hautwiderstand, gemessen anhand von Ausscheidungen der Schweißdrüsen, verändert sich mit der Beschaffenheit unserer Gedanken; deshalb ist dies eines der drei Grundelemente in einem Polygraphen. Prüft man den galvanischen Hautwiderstand, indem man z.B. kleine Elektroden an die Fingerkuppen anlegt, so kann man den herausfließenden Strom so weit verstärken, dass das Muster des galvanischen Hautwiderstandes sichtbar wird. Ebenso geschieht das beim vegetativen Nervensystem.
Stellt man mittels elastischen Materials eine Verbindung zwischen dem Brustkorb und dem Polygraphen her, so kann man die Anzahl und die Art der Atemzüge feststellen – flach, langwellig oder gestört. Bei normaler Atmung nehmen wir ca. 150 ccm Luft auf und geben ungefähr die gleiche Menge wieder langsam ab. Bei tiefen Atemzügen kann man bis zu 200 ccm Luft aufnehmen. Der Impuls ist dann sehr stark. Wird man dabei gestört, so ändert sich auch das Atemschema.
Sind alle diese Elemente an den Polygraphen angeschlossen, so können wir 3 verschiedenartige Wellenbewegungen erkennen: Atemrhythmus, Blutdruck und galvanischen Hautwiderstand. Nach 2 oder 3 Minuten zeigend die Aufzeichnungen normale Werte. Verändert sich plötzlich etwas auf dem Polygraphen, so ist das ein Anzeichen dafür, dass die Person gelogen hat. Eine emotionelle Störung kann eine Veränderung des Atemrhythmus von 16 Mal pro Minute bis zu 25 oder 30 Mal pro Minute bewirken. Der Atem kann schneller oder langsamer werden. In extremen Fällen kommen Atem oder Herz sogar zum Stillstand, wie z.B. bei einem Schock oder schlechten Nachrichten. Aber auch erfreuliche Neuigkeiten, etwas sehr Aufregendes, – (angenommen) man hat 5 Millionen in der Lotterie gewonnen – können Herzschlag anhalten.
In diesen Fällen wird der Mehrfachkondensator überladen. Innerhalb kurzer Zeit ist überall ein Kurzschluss. Die Spannung, die in den Nervensträngen fließt, wird zu mächtig, so dass sie alles kurzschließt. Herz und/oder Lunge hören auf zu arbeiten, und es kommt zum Kollaps. Daraus wird ersichtlich, dass sich unser Körper nicht wesentlich von einem elektronischen Mechanismus unterscheidet.
Der elektronische Impuls in unserem Körper ist das Prana. Das Prana fließt in das Nervensystem, wo es von den Kondensatoren gespeichert und von den Transformatoren umgewandelt wird. Es gibt 5 übergeordnete Arten von Prana: Prana, Apana, Udana, Samana und Vyana, sowie einige untergeordnete Arten. Der Unterschied zwischen übergeordnetem und untergeordnetem Prana liegt in der Spannung. Auch in elektronischen Apparaten brauchen manche Bestandteile eine höhere Spannung, so dass verschiedene Typen von Transformatoren vonnöten sind.
Im Körper nennen wir die Transformatoren Chakren. Verschiedenste Nerven führen zu und durch die Chakren. Sie sind nicht physischer, sondern astraler Natur.
Im physischen Körper werden diese Nervenstränge, die sich beim Rückenmark vereinigen, Plexi oder Geflechte genannt. Sie stellen eine Art Knotenpunkt dar, einer Telephonvermittlung vergleichbar. Diese Plexi entsprechen den Chakren. Dort wird die Energie wie im Kondensator gespeichert, wie beim Transformator umgewandelt und wie durch Widerstände gesteuert. Alle diese Dinge spielen sich im gleichen Gebiet ab.
Bei den meisten Menschen sind die Transformatoren in den höheren Chakren nicht vollständig geöffnet, bei sehr fortgeschrittenen Schülern sind sie vielleicht teilweise offen. Große Verunreinigungen wirken als Widerstände. Die verschiedenen Widerstände werden durch unsere Gedanken (oder auch durch unsere Diät) unwillkürlich beeinflusst. Alles wird vom Denken gelenkt. Entsprechend der Art der Gedanken sind die Verunreinigungen größer oder kleiner, denn alle 3 Apparate in unserem System: Kondensatoren, Transformatoren und Widerstände werden vom Geist gesteuert.
Deshalb gehen die Yogis unmittelbar an den Geist heran, um das Schema zu ändern. Entsprechend der Art des Gedankenmusters erhöht oder verringert sich die Spannung. Wird die Spannung größer, fließt die Energie in ein höheres Chakra. Sinkt die Spannung (bei sehr grobstofflichen und ausschließlich sinnlichen oder sexuellen Gedanken), wandert die Energie nur in die niedrigen Chakren, weil die Spannung nicht ausreicht, um in die höheren Chakren aufzusteigen.
Erinnern wir uns daran, dass weder Gedanken noch Prana im physischen Körper vorkommen. Sie existieren nur im Astralkörper, und entsprechend der Art unserer Gedanken fließt Prana in den physischen Körper über. Sind unsere Gedanken sehr grobstofflich, so werden Prana oder die Elektronen, die in den physischen Körper kommen, noch weiter geschwächt, da zu hohe Widerstände bestehen. Außerdem vermag ein Körpernerv keinen mächtigen Gedanken aufzunehmen, und so kann es bis zu einem gewissen Grad zu einer Stilllegung des Pranas kommen. Ein verunreinigtes Nervensystem ist nicht in der Lage, hohe Spannungen zu übertragen. Manchmal kann ein plötzlicher Schock den Pranafluss sogar vollkommen unterbrechen. Oder der Strom wird derartig verlangsamt, dass man zu einem lebendigen Leichnam wird; man liegt dann im Koma.

C: Bandhas und Mudras

Bandhas sind Verschlüsse, durch deren Anwendung das Prana in gewissen Zentren gehalten werden kann. Mudras sind Siegel, die verschiedene Öffnungen verschließen und bewirken, dass die Energie statt in mehrere, nur in eine Richtung fließt. Zum besseren Verständnis dieser Dinge greifen wir wieder auf die Elektronik zurück. Wir wissen jetzt alles über Widerstände. Weitere Begriffe, die wir näher in Betracht ziehen wollen, sind der Wechselstrom und der Gleichstrom. Die Glühbirnen in unseren Haushalten sind an den Wechselstrom angeschlossen, weil negativer und positiver Pol je nach Rotation des Dynamos abwechseln. Auf der anderen Seite kann man mit Gleichstrom, wie er in einer Batterie zu finden ist, Geräte wie z. B. ein Blitzlicht zum Aufleuchten bringen. Beim Gleichstrom kommt es zu keinem Wechsel des Elektronenflusses, er bewegt sich in gleichmäßigen Strömen. Wenden wir nun Siegel (Mudras) und Verschlüsse (Bandhas) an, so ermöglichen wir den Elektronen, nur in eine Richtung (nicht wechselseitig) zu fließen, und wir stoppen die afferenten und efferenten Ströme (motorische und sensorische Impulse). Auf diese Weise wird das normale Energiekonzept im gesamten Nervensystem verändert. Durch Bandhas, Mudras und Pranayama üben wir Kontrolle auf die sensorischen und motorischen Nerven aus.
Übt man die eben angeführten Praktiken regelmäßig (mit gleichzeitiger Reinigung der Nadis), so wird die Energie wie beim Gleichstrom nur durch einen Kanal, die sogenannte Sushumna, fließen. Das bringt höhere Spannung, weniger Widerstand und mehr Kapazität. Überträgt man all dies auf ein elektronisches Element, wie z. B. den Elektronenblitz, so bedeutet das, dass sich der Kondensator auflädt und Spannung aufbaut, bis er schließlich zu einer intensiven Entladung von hellstem Licht für den Bruchteil einer Sekunde kommt. Bei zu hohen Widerständen allerdings wird alles in die Luft fliegen – der Fluss durch diesen Draht muss ausreichen, um alle Elektronen entsprechend zu versorgen. Wir müssen also Begriffe wie Widerstand, Aufbau der Spannung und letztendlich Entladung im Auge behalten.
Das gleiche passiert auch in einer sexuellen Erfahrung. Die Kondensatoren werden mit Gedanken und Leidenschaften aufgeladen und beim sexuellen Höhepunkt erfolgt dann eine plötzliche Entladung des Pranas. Danach bleibt euch keinerlei Energie mehr. Ihr wisst alle, wie der sexuelle Akt (oder jede andere starke Emotion, wie z. B. Zorn oder Ärger) buchstäblich jegliche Energie aus dem Körper herauszieht. Nach der Entladung dauert es einige Stunden, bis die Kondensatoren wieder aufgeladen sind. Es ist wie beim Elektronenblitz: man kann nicht unmittelbar darauf den Entladungsknopf drücken, um wieder eine derartige Lichtintensität zu erhalten. Man muss warten, bis sich die Ladung wieder aufbaut. Auch nach dem sexuellen Akt ist es notwendig zu warten, bis sich der Körper wieder regeneriert hat. Ein Mensch, der ständig seine Energie vergeudet, wird eines Tages impotent und ausgebrannt wie eine leere Batterie sein. Glück und geistiger Friede sind ihm verwehrt. Ich spreche aber nicht nur von einer rein physischen, sondern auch von einer geistigen Impotenz. Die Gedanken werden träge, man vermag die Gedankenströme nicht mehr entsprechend zu kanalisieren, emotionelle Schwierigkeiten treten auf und münden schließlich in eine Dauerdepression. All das ist die Folge von einer exzessiven Entladung des Pranas.
Westliche Wissenschaftler machen sich ein falsches Bild von diesen Dingen und sind der irrigen Anschauung, dass der sexuelle Akt etwas Natürliches sei. Dem ist nicht so. Man braucht eine ungeheure Energiemenge, um die Mehrfachkondensatoren wieder aufzuladen und innerhalb kürzester Zeit wird diese Energie freigesetzt. Stellen wir uns vor, wir würden nach jedem Aufladen des Kondensators den Blitz an unserer Kamera ununterbrochen entladen, so würde bald die Batterie vollkommen leer und ausgebrannt sein, und wir müssten sie durch eine neue ersetzen. In unserem Körper dagegen können wir die Batterie nicht so ohne weiteres austauschen, wir müssen warten, indem wir uns entweder auf normale Art oder durch Pranayama wieder Energie zuführen. Normale Menschen wissen nicht was Pranayama ist, daher können sie sich nur durch Ruhe, Sonnen- und Nahrungsaufnahme wieder aufladen. Man nimmt zwar etwas Prana mit der Nahrung auf, aber eben nur ganz wenig, gerade so viel, um überleben zu können und um die vegetativen Funktionen des Körpers aufrechterhalten zu können.
Gewöhnliche Leute wissen nichts über höhere Praktiken der Meditation, richtiges Denken und höheres Wollen. Obwohl sie vielleicht Ärzte, Psychiater, Doktoren der Philosophie etc. sind, besitzen sie nicht einmal genügend Willenskraft, um z. B. ihre Rauchgewohnheiten aufzugeben, da ihre psychischen Fähigkeiten sehr begrenzt sind. Sie geben ununterbrochen Energie ab und wissen nicht, wie sie sich wieder aufladen können. Ihr Geist befindet sich in einem sehr labilen Zustand. Hat man das erst einmal verstanden, so begreift man auch den Sinn und Zweck der Bandhas und Mudras.
Durch regelmäßiges Üben von Pranayama zusammen mit Bandhas und Mudras, kann man allmählich den Energiestrom in nur eine Richtung lenken und konzentrieren. Normalerweise schwingt unsere Energie hin und her, wie beim Wechselstrom. Aber indem man die Energie in einem einzigen Strom kanalisiert, werden die Kondensatoren aufgeladen. Jedes Mal, wenn man den Atem anhält, lädt man die Kondensatoren auf. Da jeder Chakra-Transformator pulsiert, steigt die Spannung und wandert immer höher und höher bis in die oberen Chakren. Steigt die Spannung, so verhält sich jedes Chakra wie ein Hochtransformator und hebt das Energieniveau Stufe um Stufe an, bis die Energie schließlich das Sahasrara erreicht. Das nennt man die Vereinigung.
Das ist Theorie, die sich hinter Kundalini Yoga verbirgt. Um es philosophisch auszudrücken: Das Ziel der spirituellen Praxis ist die Befreiung vom irdischen Leben in das göttliche Leben. Mit Kundalini-Begriffen ausgedrückt bedeutet diese Freiheit oder Mumukshutva ein Entkommen aus einem niedrigen in einen höheren Spannungszustand.