4. Kapitel, Vers 37

Deutsche Übersetzung:

Der Yogi soll fortwähren und aufmerksam den Geist auf Brahman in seinem Herzen gerichtet halten, das Prana ständig gefesselt halten und seinen unbeweglichen Blick nach außen richten, so als würde er etwas sehen, während er in Wirklichkeit weder unten noch oben etwas wahrnimmt. Wahrlich, das ist Sambhavi Mudra. Das lernt man durch die Gunst eines Gurus. Was auch immer, Sunya oder Asunya wird dann aufmerksam als die Offenbarung des großen Sambhu betrachtet und erkannt.

Sanskrit Text:

  • antar-lakṣya-vilīna-citta-pavano yogī yadā vartate
    dṛṣṭyā niścala-tārayā bahir adhaḥ paśyann apaśyann api |
    mudreyaṃ khalu śāmbhavī bhavati sā labdhā prasādād guroḥ
    śūnyāśūnya-vilakṣaṇaṃ sphurati tat tattvaṃ padaṃ śāmbhavam || 37 ||
  • अन्तर्लक्ष्यविलीनचित्तपवनो योगी यदा वर्तते
    दृष्ट्या निश्चलतारया बहिरधः पश्यन्नपश्यन्नपि |
    मुद्रेयं खलु शाम्भवी भवति सा लब्धा प्रसादाद् गुरोः
    शून्याशून्यविलक्षणं स्फुरति तत्तत्त्वं पदं शाम्भवम् || ३७ ||
  • antar lakshya vilina chitta pavano yogi yada vartate
    drishtya nishchala taraya bahir adhah pashyann apashyann api |
    mudreyam khalu shambhavi bhavati sa labdha prasadad guroh
    shunyashunya vilakshanam sphurati tat tattvam padam shambhavam || 37 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • antar : (im) inneren (Antar)
  • lakṣya* : Meditationsobjekt („Ziel“, Lakshya)
  • vilīna : aufgelöst, absorbiert (Vilina)
  • citta : (mit seinem) Geist (Chitta)
  • pavanaḥ : (und seinem) Lebenshauch, Atem, Prana (“Wind”, Pavana)
  • yogī : (der) Yogi
  • yadā : wenn (Yada)
  • vartate : verweilt (Vartamana)
  • dṛṣṭyā : mit (seinem) Blick (Drishti)
  • niścala : (mit) unbeweglicher (Nishchala)
  • tārayā : Pupille (Tara)
  • bahis : nach außen (Bahis)
  • adhas : unten (Adhas)
  • paśyan : schauend (paś)
  • apaśyan : nicht schauend (apaś)
  • api : obwohl (eigentlich, Api)
  • mudrā : (das) Siegel (Mudra)
  • iyaṃ : dies (Iyam)
  • khalu : wahrlich, bekanntlich (Khalu)
  • śāmbhavī : der Gattin Shambhus
  • bhavati : ist (bhū)
  • sā : (wenn) es (Tad)
  • labdhā : erhalten worden ist (Labdha)
  • prasādāt : durch die Gnade (Prasada)
  • guroḥ : des Lehrers, Meisters (Guru)
  • śūnya : (von der) Leere (Shunya)
  • aśūnya : (und der) Nichtleere (Ashunya)
  • vilakṣaṇaṃ : (welche) verschieden (ist, Vilakshana)
  • sphurati : erscheint, wird offenbar (sphur)
  • tad : jene (Tad)
  • tattvaṃ : Wahrheit, Realität („So-Sein“, Tattva)
  • padaṃ : (der) Ort, Zustand (Pada)
  • śāmbhavam : Shambhus          || 37 ||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt die Beschaffenheit des Mediationsobjektes (Lakshya) näher: In einem der Chakras bzw. „Lotusse“ (Padma), etwa im „Herzlotus“ (AnahataPadma, dem Anahata Chakra), kann man einerseits über einen mit entsprechenden Eigenschaften (Saguna) versehenen gestalthaften (Murti) Aspekt Gottes (Ishvara) meditieren. Oder man meditiert über das Brahman, das der Inhalt der „großen Lehrsätze“ (Mahavakya) wie tat tvam asi („Das bist Du“) usw. ist.

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Brahmananda

Es handelt sich erst wirklich um Shambhavi Mudra, wenn Geist und Atem des Yogi in ein äußeres Objekt absorbiert sind, und wenn seine Augen, die scheinbar äußere Dinge betrachten, unbeweglich sind. Wird dieser Zustand mit Hilfe des Guru erreicht, verwirklicht der Yogi den strahlenden Zustand von Shambhu, der höher ist als Shunyashunya (Leere und doch nicht Leere).

Man sollte sich auf das Anahata Chakra konzentrieren und auf einen persönlichen Gott oder Brahman „Das bist Du“ besinnen, welcher der wahre Sinn der zwei Sätze ist: „Das bist Du“ (Tat Twam Asi) und „Ich bin Brahman“ (Aham Brahmasmi). Es ist jenseits von Leere, da es – absorbiert in das betrachtete Objekt – zur Natur von Sat wird. Es ist auch jenseits von Nicht-Leere, weil sogar dieser Zustand später aufhört.

Vishnu-devananda

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Sukadev

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